Anhang I
Ein Katalog der Fünftzeiten, die vor und nach der Gründung des Äquatorialen Sansi-Verbunds aufgezeichnet wurden, angefangen von der jüngsten bis zur frühesten.
Die Erstickende Zeit: 2714 bis 2719 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Vulkanausbruch. Position: die Antarktischen in der Nähe von Deveteris. Durch den Ausbruch des Akok wurde eine Fläche mit einem Radius von fünfhundert Meilen mit feinen Aschewolken bedeckt, die sich in Lungen und Schleimhäuten festsetzten. Fünf Jahre ohne Sonnenlicht, allerdings war die nördliche Hemisphäre nicht so stark betroffen (nur zwei Jahre).
Die Säurezeit : 2322 bis 2329 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Erdbeben der Stufe plus zehn. Position: unbekannt; weit entfernter Ozean. Eine plötzliche Plattenverschiebung erzeugte eine Vulkankette, die im Verlauf eines wichtigen Starkwindbands lagen. Das Starkwindband wurde sauer, strömte gegen die Westküste und schließlich über den größten Teil der Stille hinweg. Die meisten Küsten-Gems gingen in dem anfänglichen Tsunami unter; die Übrigen scheiterten oder waren gezwungen, umzusiedeln, als ihre Flotten und Hafenanlagen verrosteten und kein Fischfang mehr möglich war. Die atmosphärische Bedeckung durch Wolken währte sieben Jahre lang; die pH-Werte an der Küste blieben noch etliche weitere Jahre unvertretbar.
Die Kochende Zeit: 1842 bis 1845 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Heißfleck-Explosion unter einem großen See. Position: Südmittbreiten, Tekkaris-See-Quartent. Die Eruption beförderte Millionen Kubikmeter Dampf und Schwebstoffteilchen in die Luft, die auf der Südhälfte des Kontinents drei Jahre lang für sauren Regen und atmosphärische Bedeckung sorgten. Die Nordhälfte litt unter keinerlei negativen Auswirkungen, daher herrscht unter Archäomesten Uneinigkeit darüber, ob es sich hierbei überhaupt um eine »echte« Fünftzeit handelt.
Die Atemlose Zeit: 1689 bis 1798 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Bergbau-Unfall. Position: Nordmittbreiten, Sath-Quartent. Eine vollständig von Menschen verursachte Fünftzeit, die ausgelöst wurde, als Bergarbeiter am Rande des nordöstlichen Kohlereviers der Nordmittbreiten unterirdische Brände auslösten. Eine verhältnismäßig glimpfliche Fünftzeit mit gelegentlichem Sonnenschein und ohne Ascheregen oder Versäuerung außer in der Region; einige wenige Gems erklärten die Notzeitgesetze. In der Stadt Heldine starben etwa vierzehn Millionen Menschen in der anfänglichen Erdgas-Eruption und dem sich rapide ausbreitenden brennenden Krater, ehe Imperiale Orogenen die Brandränder erfolgreich erstickten und versiegelten, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die verbleibende Masse konnte nur isoliert werden und brannte einhundertzwanzig Jahre weiter. Der durch die vorherrschenden Winde verbreitete Rauch verursachte in der Region einige Jahrzehnte lang Atemprobleme und gelegentlich massenhafte Todesfälle durch Ersticken. Ein Nebeneffekt des Verlustes der Kohlereviere der Nordmittbreiten war ein katastrophaler Anstieg der Heizkosten und die breitere Umstellung auf geothermisches und hydroelektrisches Heizen, die zur Etablierung der Genieur-Lizenz führte.
Die Zeit der Zähne: 1553 bis 1566 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: ein Seebeben, das eine Supervulkan-Explosion auslöste. Position: Arktische Spalten. Ein Nachbeben des Seebebens ließ einen zuvor unbekannten Heißfleck in der Nähe des Nordpols durchbrechen. Dies erzeugte eine supervulkanische Explosion; Zeugen berichten, dass sie bis zu den Antarktischen das Geräusch der Explosion gehört hätten. Asche wurde in die obere Atmosphäre geschleudert und verbreitete sich rasch rund um den Globus, wobei die Arktischen und Antarktischen am schwersten betroffen waren. Der Schaden, den diese Fünftzeit anrichtete, wurde durch die armselige Vorbereitung vieler Gems verstärkt, da etwa neunhundert Jahre seit der letzten Fünftzeit vergangen waren – demzufolge war damals die Ansicht weit verbreitet, dass die Fünftzeiten nur eine Legende waren. Berichte über Kannibalismus erstreckten sich vom Norden bis zu den Äquatorialen. Am Ende dieser Fünftzeit wurde in Yumenes das Fulcrum gegründet, mit Satelliten in den Arktischen und den Antarktischen.
Die Pilzzeit: 602 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Vulkanausbruch. Position: die östlichen Äquatorialen. Eine Reihe von Ausbrüchen während der Regenzeit erhöhte die Luftfeuchtigkeit und verdunkelte sechs Monate lang auf etwa einem Fünftel des Kontinents die Sonne. Obwohl dies eine vergleichsweise milde Fünftzeit war, bot der Zeitpunkt perfekte Bedingungen für ein ungehemmtes Pilzwachstum, das sich von den Äquatorialen in die nördlichen und südlichen Mittbreiten ausbreitete und Miroq, das damals vorherrschende und mittlerweile ausgestorbene Getreide, vernichtete. Die sich daran anschließende Hungersnot dauerte vier Jahre (zwei wegen der Pilzfäule an sich, zwei weitere, bis sich die Landwirtschaft und die Nahrungsmittel-Verteilungssysteme wieder erholt hatten). Nahezu alle betroffenen Gems waren in der Lage, auf ihre eigenen Vorräte zurückzugreifen, was die Wirksamkeit der Imperialen Reformen und der Notfallpläne für Fünftzeiten bewies. Das Imperium erwies sich als großzügig und gab eingelagertes Saatgut an jene Regionen weiter, die von Miroq abhängig gewesen waren. Anschließend traten viele Gems der Mittbreiten und der Küstenregionen freiwillig dem Imperium bei und verdoppelten so seine Größe, was das Goldene Zeitalter einläutete.
Die Zeit des Wahnsinns: Jahr 3 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung bis Jahr 7 Imperialer Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Vulkanausbruch. Position: Kiash-Fallen. Der Ausbruch von etlichen Schloten eines uralten Supervulkans (desselben, der für die Zwillingszeit etwa 10 000 Jahre zuvor verantwortlich gewesen war) beförderte große Mengen des dunklen Minerals Augit in die Luft. Die daraus resultierenden zehn Jahre Dunkelheit waren nicht nur auf die für Fünftzeiten übliche Weise zerstörerisch, sondern führten auch zu einem ungewöhnlich hohen Auftreten von Geisteskrankheiten. In dieser Fünftzeit wurde der Äquatoriale Sansi-Verbund (gemeinhin das Sansi-Imperium genannt) geboren, als Kriegsherrin Verishe von Yumenes etliche kränkelnde Gems eroberte, indem sie psychologische Kriegsführungstechniken einsetzte. (Siehe Die Kunst des Wahnsinns, verschiedene Autoren, Verlag der Sechsten Universität.) An dem Tag, an dem erstmals das Sonnenlicht zurückkehrte, erklärte Verishe sich selbst zur Imperatrix.
[Anmerkung des Herausgebers: Ein großer Teil der Informationen über die Fünftzeiten vor der Gründung von Sansia ist widersprüchlich oder ungesichert. Über die folgenden Fünftzeiten einigte man sich im Jahr 2532 bei der Archäomestrischen Konferenz der Siebten Universität.]
Die Wanderzeit: Etwa 800 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Verlagerung des magnetischen Nordpols. Position: nicht nachweisbar. Diese Fünftzeit führte zum Aussterben verschiedener wichtiger und durch Handel weitverbreiteter Kulturpflanzen der damaligen Zeit und einer zwanzig Jahre dauernden Hungersnot, da viele der für die Bestäubung notwendigen Tierarten durch die Verlagerung des wahren Nordens verwirrt waren.
Die Zeit der Wechselnden Winde: Etwa 1900 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: unbekannt. Position: nicht nachweisbar. Aus unbekannten Gründen verlagerte sich die Richtung der vorherrschenden Winde viele Jahre lang, ehe sie sich wieder normalisierte. Es herrscht Einigkeit darüber, dass dies trotz des Fehlens einer atmosphärischen Bedeckung durch Wolken eine Fünftzeit war, weil nur ein erhebliches seismisches Ereignis (vermutlich weit entfernt im Ozean) sie hervorgerufen haben konnte.
Die Schwermetallzeit: Etwa 4200 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Vulkanausbruch. Position: in den Südmittbreiten, unweit der östlichen Küstenregionen. Ein Vulkanausbruch (vermutlich des Yrga) verursachte eine zehn Jahre andauernde atmosphärische Bedeckung durch Wolken, die durch eine weitverbreitete Quecksilber-Kontamination der östlichen Hälfte der Stille noch verschärft wurde.
Die Zeit der Gelben Meere: Etwa 9200 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: unbekannt. Ort: die östlichen und westlichen Küstenregionen sowie weit im Süden gelegene Küstenregionen wie die Antarktischen. Diese Fünftzeit ist nur durch schriftliche Berichte bekannt, die in Ruinen in den Äquatorialen gefunden wurden. Aus unbekannten Gründen vergiftete eine weitverbreitete Bakterienblüte beinahe alles Meeresleben und verursachte jahrzehntelange Hungersnöte an der Küste.
Die Zwillingszeit: Etwa 9800 vor Beginn der Imperialen Zeitrechnung. Unmittelbare Ursache: Vulkanausbruch. Ort: Südmittbreiten. Gemäß Liedern und mündlichen Überlieferungen aus dieser Zeit verursachte der Ausbruch eines Vulkanschlots eine drei Jahre währende Bedeckung des Himmels durch Wolken. Als diese sich zu klären begann, folgte ein zweiter Ausbruch eines anderen Schlots, der die Himmelsbedeckung durch Wolken um dreißig weitere Jahre verlängerte.