Im Netz

Förster konnte sich nicht losreißen. Monika und er hatten sich zwei Stühle vor den Bürocontainer gestellt, tranken Bier und blickten über den Platz.

Monika griff nach seiner Hand und sagte: »Das wird dir fehlen, was?«

»Ich kann ja als Zuschauer herkommen.«

Unter dem Dach vor dem Vereinsheim saß Fränge zusammen mit der Uli und Alex. Alle anderen waren gegangen. Alex erzählte irgendwas, und seine Eltern hörten zu. Auch wieder so ein Triptychon, dachte Förster, aber nicht des Friedens, sondern der Unsicherheit. Fränge und die Uli saßen auf entgegengesetzten Enden einer Bierbank, Alex ihnen gegenüber, genau in der Mitte. Die Uli hatte einen Fuß auf der Bank abgestellt und ihr Kinn auf das Knie gestützt. Fränge lehnte sich gegen die Wand.

»Ich frage mich, wie es bei denen jetzt weitergeht«, sagte Förster.

Monika nahm einen Schluck Bier. »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.«

Förster nickte. »Aber manchmal ist nach dem Spiel einfach nach dem Spiel.«

Sie schwiegen ein paar Sekunden, dann sagte Monika: »Was ist eigentlich das Gegenteil von Abseits?«

Förster sah Monika an, ihre Lockenpracht, ihre dunklen Augen, ihre schmale Nase, die hohen Wangenknochen.

»Wenn ich anfange, darüber nachzudenken«, sagte Förster, »finde ich wieder kein Ende. Manchmal muss man die Dinge einfach mal nehmen, wie sie sind.«

Monika schmunzelte. »Das sind ja ganz neue Töne.«

Förster ließ seinen Blick schweifen, über das Vereinsheim, den Zaun vor der Kleingartenanlage, die Tartanbahn mit den Trainerbänken und dann über den Platz, diesen wetterfesten Traum aus grünem Kunststoff mit geschredderten Autoreifen. Hinter dem Fangzaun auf der anderen Seite sah er die Weitsprunggrube und linker Hand die Pappeln, die schon zum Gelände der Gesamtschule gehörten. An dem anderen Fangzaun hingen noch immer die Bottiche, mit denen irgendjemand eine Torwand simuliert hatte. Niemand schoss mehr darauf, es war still auf dem Platz der Spielvereinigung, und als sein Blick wieder beim Vereinsheim ankam, sah er neben dem Eingang das Netz mit den Bällen. Er war davon ausgegangen, dass Brocki die wegbringen würde, aber das hatte der wohl vergessen.

Förster zeigte darauf und sagte: »Die Bälle. Die muss ich noch …«

Monika nickte, und Förster stand auf und ging zum Vereinsheim hinüber. Die Familie Dahlbusch lachte über etwas, das Alex gesagt hatte. Fränge sah die Uli an, aber die Uli sah weg.

Förster zählte die Bälle durch. Das waren nur neun, einer fehlte, und er erinnerte sich daran, dass die Jungs vorhin noch mal gekickt hatten, der Ball musste noch irgendwo liegen. Er schulterte das Netz und machte sich auf den Weg. Er ging über den ganzen Platz, meinte das Gummi der geschredderten Autoreifen zu riechen, das sich nach dem Regen in der Sonne sehr schnell aufgeheizt hatte. Er fand den

Förster zog die Sohle seines Noppenschuhs über den Ball, schob die Fußspitze darunter, kickte ihn hoch, fing ihn mit der Hand auf und verstaute ihn im Netz.