S obald sie konnte, wollte Sophia das mysteriöse Paket untersuchen. Sie brauchte keinen weiteren Auftrag, aber jemand brauchte ihre Hilfe und sie würde alles tun, um herauszufinden, was derjenige benötigte und warum.
Doch er würde warten müssen. Im Moment hatte sie einen Termin in der Elektronikwerkstatt.
Als sie eintrat, stand Trin Currante neben Alicia, der Magitech-Wissenschaftlerin.
Sie hatte einen zögerlichen Ausdruck auf ihrem hauptsächlich mechanischen Gesicht, als sie Sophia erkannte.
»Hast du es dabei?«, fragte Trin und musterte sie, als würde sie Drachenblut in der Hand halten.
Sophia schenkte ihr ein höfliches Lächeln. »Hallo. Danke, dass du zu uns gekommen bist.«
Trins Mundwinkel zuckten zur Seite. »Tut mir leid, meine sozialen Fähigkeiten sind etwas eingeschränkt, nachdem meine menschlichen Teile entfernt und durch Magitech ersetzt wurden.«
»Völlig verständlich«, meinte Alicia mit beruhigender Stimme und holte einen Satz Werkzeuge aus einer Ledertasche.
»Ja«, bestätigte Sophia und zog zwei Phiolen aus ihrem Umhang. »Ich habe das Drachenblut sowohl von einem guten als auch von einem bösen Drachen, obwohl es mich fast einen Finger gekostet hätte, es von letzterem zu bekommen.« Sie hielt ihre Hand nach oben, die noch immer an der Stelle verbunden war, an der Blackie sie gebissen hatte. Sie hatte sich gleich danach auf den Weg gemacht, sodass die Burg die Heilung nicht übernehmen konnte.
»Das sollte genügen.« Alicia nahm die Fläschchen mit dem Drachenblut. »Ich denke, dass nur ein Tropfen für die Herstellung der einzelnen Gegenmittel nötig sein wird.«
»Wird es funktionieren?«, drängte Trin.
»Das kann ich noch nicht versprechen«, antwortete Alicia zögernd. Sie hielt ein Gerät hoch, das einem Stethoskop ähnelte. »Ist es in Ordnung, wenn ich dich untersuche?«
Trins elektronisches Auge leuchtete einen Moment lang hell auf, bevor sie nickte und sich mit der Idee abzufinden schien.
»Es wird nicht wehtun, das verspreche ich«, tröstete Alicia.
Trin verzog den Mund. »Man hat mir die Hälfte meines Körpers weggeschnitten und durch Magitech ersetzt. Ich denke, ich kann es verkraften, wenn man mich ein bisschen anstupst und piekst.«
Die Wissenschaftlerin lächelte süßlich. »Natürlich könntest du das. Ich möchte herausfinden, was mit dir gemacht wurde. Ich werde wahrscheinlich weitere Tests durchführen müssen, aber ich weiß noch nicht, welche das sein werden.«
»Wenn wir dadurch einem Gegenmittel näherkommen, kannst du tun, was immer du tun musst«, versprach Trin angespannt.
Sophia konnte sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen, was diese Magierin durchgemacht hatte. Entführt und in einen Cyborg verwandelt zu werden. Das alles ohne ihr Einverständnis. Sie wusste nicht viel über Mika Lenna, aber er war ein schrecklicher Mensch und sie würde nicht eher ruhen, bis er aufgehalten wurde.
Alicia machte sich an die Arbeit, Trin zu begutachten. Die Cyborg-Piratin blieb stocksteif, ohne zu blinzeln.
»Sehr interessant«, bemerkte Alicia, nachdem sie Trins Herz oder was auch immer sie in sich trug, abgehört hatte. »Leider bin ich mir ziemlich sicher, dass ich bei der Herstellung des Gegenmittels eingeschränkt sein werde, bis ich die Forschungsergebnisse darüber gesehen habe, wie du gemacht … ähm modifiziert wurdest.«
Trin schluckte. »Ich arbeite daran, den neuen Standort der Saverus Corporation ausfindig zu machen. Ich habe ein paar Spuren, die ich verfolgen muss.«
Sophia nickte, dankbar für diese gute Nachricht. »Okay, was benötigst du von mir?«
»Im Moment nichts«, antwortete Trin. »Wenn ich diesen üblen Typen und sein Hauptquartier ausfindig mache, musst du bereit sein. Diesmal wird er nicht davonkommen und er wird ganz sicher nicht die Forschungsergebnisse löschen, die wir brauchen.«
»Das heißt, wir müssen schnell sein und ihn hart treffen, bevor er weiß, was vorgeht«, gab Sophia zuversichtlich von sich.
Bei Trin blitzte ein diffuses Lächeln auf. »Letztes Mal war ich allein und hatte keine Ahnung, wie er entkommen konnte. Diesmal, mit der Hilfe der Drachenelite, bin ich mir sicher, dass er nicht entkommen wird.«