Kapitel 27

D ie Umweltregeln hatten sich offenbar geändert , stellte Sophia fest und sah sich in dem Wald um, in dem sie und Hiker standen. Elstern waren in Schottland weit verbreitet, aber es gab kaum einen Grund, warum sie in Nordamerika vorkommen sollten. Die einzige Erklärung war, dass die Dinge nicht wie erwartet funktionierten, was bedeutete, dass sie das Regelbuch über Bord werfen musste. Sie spielten ein Spiel, das von der unkonventionellen und nie vorhersehbaren Mutter Natur diktiert wurde.

»Na bitte«, meinte Hiker, dessen Zornesausbruch durch den Diebstahl der Goldmünze durch die Elster verpuffte. »Lass uns diese Bohnenranke abschneiden und dann sind wir fertig.«

Jetzt war Sophia an der Reihe, einen Wutanfall zu bekommen. »Nein!«, schrie sie. »Diese goldene Münze ist der Speicherpunkt von Vater Zeit. Wenn irgendetwas schief geht, dann wird die ganze Welt auf diesen Punkt zurückgesetzt. Es ist der Moment, kurz bevor alles zum Teufel ging. Er hat sie mir anvertraut. Ich habe sie dir geliehen, weil ich dachte, du könntest damit dein Leben in Ordnung bringen! Mir ist klar, dass man einen wütenden Wikinger nicht in Ordnung bringen kann, aber ich will mir nicht den Arsch aufreißen lassen, nur weil ich versucht habe, dir zu helfen.«

Hiker sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sophia, pass auf …«

»Nein!«, widersprach sie. »Ich habe keine Angst vor dir. Alle anderen haben Angst. Denkst du, ich hätte mehr Angst vor dir als vor dem Wesen, das die Zeit kontrolliert?«

»G-g-gut«, stotterte der Wikinger, »nein. Er macht sogar mir Angst.«

»Eben.« Sophia sah zur Bohnenranke hinauf, atmete tief durch und begann diese zu erklimmen. »Ob es dir nun gefällt oder nicht, Sir, wir werden tun, was Mama Jamba beabsichtigt hat. Wir werden auf diese Bohnenranke klettern und herausfinden, was sich oben an ihrer Spitze befindet. Ich werde diese verdammte Goldmünze zurückholen und du wirst dein Möglichstes tun, deine Energieprobleme zu lösen.«

»Oder was?«, forderte Hiker und verschränkte die Arme.

Sophia hatte gerade begonnen, sich auf den Blättern und Ranken der riesigen Bohnenpflanze zurechtzufinden, bevor sie wieder herunterkam und zu dem stämmigen Mann hinüberging, der sich so stur wie ein Kleinkind verhielt. »Oder ich gehe zurück nach Gullington und sage Mama Jamba, dass du die Hilfe, die sie angeboten hat, nicht annehmen willst. Dann statte ich Papa Creola einen Besuch ab und teile ihm mit, dass du derjenige bist, dem sein Token gestohlen wurde.«

Er reckte seine Nase in die Luft, unbeeindruckt von ihren Drohungen. »Sie wissen es wahrscheinlich schon. Es war dein Token, den du sicher aufbewahren solltest. Das geht mich nichts an.«

»Dann werde ich Gullington verlassen, denn so sehr ich auch ein Mitglied der Drachenelite sein möchte, ich weigere mich, für einen Feigling zu arbeiten!« Sie versuchte, stark zu bleiben, obwohl die Angst in ihrer Brust vibrierte.

»Wie kannst du es wagen«, zischte er durch zusammengebissene Zähne, seine blauen Augen waren rot umrandet.

»Ja, ich wage es«, erwiderte sie. »Wenn du dich dem, was da oben ist, nicht stellen kannst, wie sollte ich dann darauf vertrauen, dass du uns hilfst, uns dem zu stellen, was uns draußen in der Welt herausfordert? Du kletterst mit mir auf die Bohnenranke oder ich verlasse die Drachenelite. Ich glaube, die anderen, Wilder, Evan und Mahkah, nun ja, meine Abwesenheit könnte sie dazu bringen, ihre eigenen Gründe für den Aufenthalt in Gullington zu hinterfragen.«

Sophia wartete nicht auf die Antwort von Hiker Wallace. Stattdessen machte sie sich wieder auf den Weg zur Bohnenranke und kletterte los.

Sie wusste nicht, ob das, was sie behauptet hatte, der Wahrheit entsprach, aber sie wusste, dass es keine leere Drohung war. Was hatte es für einen Sinn, etwas unter der falschen Führung zu tun? Nein, wenn sie die Welt retten wollten, brauchte die Drachenelite die richtige Person am Steuer, sonst würden sie immer scheitern und das wollte sie nicht mitmachen.

Sophia war etwa zweieinhalb Meter oben, als die Bohnenranke unter ihr bebte. Sie hörte einen Seufzer und sah nach unten. Hiker schaute sie an, während er zu klettern begann.

Ihr Gesichtsausdruck blieb steinern, obwohl ihr Herz einen Sprung machte. Natürlich war die Gefahr, das zu verlieren, was er mehr als alles andere liebte – die Drachenelite – das Einzige, was Hiker Wallace dazu brachte, sich dem zu stellen, was er nicht wollte.

Tief in ihrem Inneren vermutete Sophia, dass der Mann unter ihr etwas anderes mehr liebte als seine Drachenreiter und ihre Mission. Er musste sich nur daran erinnern, was das war.