N ew York City fühlte sich Tausende von Kilometern entfernt an, als Sophia die neue Realität verinnerlichte. Sie war auf einer Bohnenranke hoch über die Stadt geklettert und fand sich in einer Höhle im Himmel wieder. Was sich außerhalb der Höhle befand, war sogar noch merkwürdiger.
»Was machst du denn?«, rief Hiker, dessen Gesicht so rot war, dass es aussah, als würde es durch den entstandenen Druck gleich platzen. »Hilf mir!«
Sophia eilte hinüber, dankbar, nach dem langen Aufstieg festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie ergriff seine Hände und zerrte, um den Wikinger durch die Öffnung zu bekommen.
Seine Hände waren groß in ihren und sie waren glitschig vom Regen. Sophia zog ihre Hände aus seinen und wischte sie an ihrer Hose ab. Er tat dasselbe und als sich ihre Hände wieder trafen, hatten sie einen viel festeren Griff.
Sophia grub ihre Stiefel ein und warf ihr komplettes Gewicht schwungvoll nach hinten, wobei sie so stark zog, dass sie glaubte, sich die Schultern auszukugeln. Schließlich ließ sie los und Hiker stürzte quasi durch das Loch, stieß mit ihr zusammen und warf sie zu Boden. Er sprang auf die Beine und sah sich mit großen Augen um.
Als er feststellte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, blickte er auf sie hinunter, als würde er sich fragen, warum sie sich im Dreck suhlte, während er aufpasste.
Schließlich reichte er ihr die Hand und bot ihr an, ihr aufzuhelfen. Sophia nahm sie nun zum dritten Mal und wurde fast von den Füßen geholt, als er sie zum Stehen hochriss.
»Was hältst du davon?«, raunte Hiker leise.
»Das ist eine Höhle«, bemerkte sie.
Er nickte und zeigte auf die Stelle, durch die das Sonnenlicht strömte. »Sieht so aus, als ob dort unser Weg nach draußen ist.«
Sie legte den Kopf schief und war skeptisch, was sie außerhalb der seltsamen Höhle im Himmel finden würden. Sophia wollte glauben, dass sie jetzt nichts mehr überraschen konnte, aber sie wusste, dass das nicht stimmte. Es gab immer etwas, das fantastischer war als das letzte.
»Sollen wir?«, fragte sie den Anführer der Drachenelite.
»Ja«, antwortete er und ging vorneweg. Er stapfte mit vorsichtigen Schritten vorwärts.
Die Höhle war nichts Besonderes, steinerne Wände, verstreute Wasserpfützen und kühle, frische Luft, die hindurchpfiff. Das Sonnenlicht blendete fast, als sie sich der Öffnung näherten.
Sophia vermutete, dass sie nun wahrscheinlich näher an der Sonne waren und das Licht so blendend war, weil sie sich so lange im Dunkeln befanden.
Hiker war der erste, der aus der Höhle hinausschaute und ihm entfuhr ein Schrei.
»Nun, ich habe nie …«, begann er, schüttelte den Kopf und griff sich an den Bart.
Sophia schlüpfte um ihn herum und fand die Idee gut, ihn als Schild zu benutzen, falls ein Monster auf sie wartete. Es gab keines. Was sich vor ihnen ausbreitete, war ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte. Genau wie sie gedacht hatte, konnten die Dinge noch merkwürdiger werden und sie konnte von dem, was sie als Nächstes entdeckte, überrascht werden.