S ich eine diebische Elster zum Feind zu machen, hatte Sophia an diesem Tag nicht auf dem Plan, aber das zeigte nur, dass ihre Abenteuer eher sie mitnahmen als umgekehrt.
Sie landete mit einem dumpfen Schlag auf den vielen Schätzen – nicht gerade die weichste Unterlage. Jack hingegen schwebte anmutig herunter und seine Vogelfüße verursachten ein leises Klirren, als er landete.
Das einzig Gute für Sophia war, dass er offensichtlich nicht wusste, wo die Goldmünze lag. Das konnte sie daran erkennen, wie er seinen Kopf suchend hin und her bewegte. Die schlechte Nachricht lautete, dass der blöde Vogel darauf aus war, sie vor ihr zu finden. Mit seinem Schnabel begann er, Halsketten und Ohrringe auf dem Stapel anzuheben, um die Münze zu entdecken.
»Oh nein, das tust du nicht.« Sophia hechtete nach dem Vogel. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte, wenn sie ihn erwischte, aber es schien ihr die beste Vorgehensweise zu sein, Jack daran zu hindern, den Token vor ihr zu erreichen.
Er krächzte und flüchtete, bevor sie dort landete, wo er gestanden hatte. Sie zerdrückte den Blechbehälter, in dem sich die Münze ursprünglich befunden hatte.
Auf Händen und Knien begann sie, den funkelnden Haufen auf dem Boden zu durchwühlen. Das könnte lange dauern, da die Münze im Vergleich zu vielen anderen Gegenständen recht klein war. Es lag alles durcheinander und übereinander. Es war nicht abzusehen, wo sich der goldene Token zu diesem Zeitpunkt befand.
Jack hatte etwas gelernt. Um nicht von der Drachenreiterin erschlagen zu werden, hatte er sich auf den Baum zurückgezogen. Ein kurzer Blick verriet Sophia, dass er immer noch fleißig nach der Münze suchte.
»Sie gehört mir, du kleines, diebisches Spatzenhirn«, warnte Sophia. »Im Ernst, bei all diesen Schätzen gibst du dir so viel Mühe, mir die Münze vorzuenthalten. Das ist schlicht unhöflich.«
Der Vogel krächzte aus Protest.
Sophia lachte darüber. »Mein Trost ist, dass du das ganze Zeug wieder in den Baum hängen musst und das wird ewig dauern. Aber gern geschehen.«
Die Elster, die offensichtlich jedes Wort verstand, stürzte sich von oben herunter und griff mit den Krallen nach Sophias Haar. Sie warf ihre Hände nach oben und schlug wild um sich, um den Vogel zu verscheuchen.
Er flatterte zurück in den Baum und beobachtete weiter von oben.
Sophia wandte sich wieder der Suche zu, doch dann fiel ihr ein, dass die Gegenstände nicht mehr in dem Baum hingen, was bedeutete, dass sie nun herbeigerufen werden konnten. Mit einem triumphierenden Glitzern in den Augen streckte sie ihre Hand aus und murmelte eine Beschwörungsformel, die den goldenen Token zu ihr ziehen sollte. Bevor sie diese beenden konnte, zwitscherte Jack laut und tauchte herunter Richtung Schatz.
Zuerst dachte Sophia, er wollte ihr wieder an den Kopf, aber dann flog er eine Kurve und steuerte auf etwas auf der anderen Seite des Baumstamms zu.
In diesem Moment sah sie den Token. Auf einer silbernen Gabel lag die Goldmünze und zwinkerte ihr im Sonnenlicht zu.
So schnell sie konnte, vollendete Sophia die Beschwörung und die Münze erhob sich von der Gabel und flog durch die Luft. Die Elster begriff einen Moment zu spät, was geschah.
Jack drehte sich nur langsam um und sah, wie die Münze in Sophias Handfläche landete.
Siegessicher schloss sie ihre Finger um die kalte Münze, dann ließ sie mit der anderen Hand Hunderte von Schmuckstücken in die Luft schweben. Der Vogel, der in ihre Richtung geflogen war, erkannte nicht, was passierte.
Mit Furcht in seinen schwarzen Augen schoss er geradewegs durch die Äste des Baumes, während die vielen glänzenden Gegenstände hinter ihm herflogen. Sie alle standen unter dem Zauber, den Sophia ausgelöst hatte. Sie beobachtete nicht mehr, wie der diebische Vogel von den Gegenständen gejagt wurde, die er anderen gestohlen hatte. Stattdessen verließ sie fluchtartig den Baum. Die Stunde war fast vorüber und sie musste zurück zu der Höhle, in der sie Hiker treffen sollte.