M eine Freundin wird niemals glauben, dass ich auf eine Mission mit einem feuerspeienden Drachen gehen durfte«, begann Zac, als sie den Tempel betraten. »Ich kann es kaum erwarten, ihr davon zu erzählen.«
»Er ist nicht wie die anderen«, warnte Sophia.
Zu ihrer Überraschung nickte Wilder. »Er ist besser als die anderen, mein Drache ausgenommen. Lunis ist viel unterhaltsamer, aber sag das Simi nicht, sonst hat sie mich am Arsch.«
Dieses Eingeständnis brachte Sophia zum Lächeln. Es bedeutete ihr viel, dass Wilder Lunis für etwas Besonderes hielt und zwar nicht in der Form, dass er Kleber aß, wie manche Kinder.
Wie Sophia erwartet hatte, bestand der Tempel nur aus Feuerstellen und alten Runen. Er war etwas glanzlos mit dem langen Gang aus dünnen Trennwänden und Bonsai-Bäumen auf Sockeln. Der Ort war jedoch in tadellosem Zustand, als wäre er gerade erst gereinigt worden.
Sophia hielt in dem langen Flur inne und wandte sich an Wilder. »Was hältst du hiervon?«
»Ich habe das schon einmal gesehen«, begann er zögernd. »Das ist ein Korridor, durch den wir gehen, bis wir am Ende ankommen. Sehr verwirrend, wenn auch überschaubar.«
Sophia verdrehte die Augen. »Im Ernst, du bist genauso eine Nervensäge wie mein Drache.«
Er funkelte sie mit den Augen an. »Du würdest es nicht anders haben wollen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nun, ich schätze, du hast recht.«
Der Korridor endete an einem schmalen Durchgang, der in einen Garten mit japanischen Ahornbäumen und einem Koiteich mündete. Die ganze Szene wirkte recht idyllisch. So sehr, dass es Sophia sofort auffiel.
Sie hob eine Hand, bevor Wilder hinaus auf den Weg trat. Um über den Teich zu gelangen, musste man über Trittsteine springen.
»Was?«, fragte er.
Sie deutete auf die Steine, die den Teich überquerten und auf der anderen Seite an einem Altar endeten. »Hast du die Markierungen auf den Steinen bemerkt?«
Er verengte seine Augen und starrte auf das erste Exemplar. Dort war ein einzelner roter Punkt. Auf dem nächsten Stein befanden sich zwei rote Punkte. So ging es weiter, mit einem bis drei Punkten auf jedem Stein.
»Was glaubst du, was das soll?«, wollte Wilder wissen.
»Spricht jemand Japanisch?« Zac deutete auf ein Schild an einer Wand daneben.
Sophia nicht, aber dank ihrer Rolle als Reiterin der Drachenelite konnte sie, falls nötig, viele Sprachen sprechen und auch lesen. Sie konzentrierte sich auf die Schriftzeichen.
»Da steht: Tippe ein-, zwei- oder dreimal, um auf die andere Seite zu gelangen, aber mehr oder weniger endet im Verderben. «
»Wow, die beschönigen gar nichts«, scherzte Wilder.
Sophia nickte und überlegte, was das bedeuten könnte. Zac begann, rhythmisch mit den Füßen zu wippen und eine Melodie zu summen.
»Was machst du denn da?«, fragte sie.
»Wenn man sich die Symbole ansieht, ergibt das eine Art Tanz«, erklärte Zac und tippte dann eine Zahl an. »Beim Stepptanz werden die Schritte in Gruppen von Einsen, Zweien und …«
»Oh, um der Liebe der Engel willen!« Sophia drehte sich zu Wilder um. »Man hat mir erzählt, ich sollte Zac für einen Stepptanz herbringen. Kann mein Leben noch bizarrer werden?«
»Ich bin sicher, dass es sich um einen Irrtum handelt«, protestierte Zac. »Ich kann auf keinen Fall über diesen Teich steppen. Ich meine, das ist ein weiter Weg und laut deinem Schild heißt es, wenn ich Mist baue, ende ich im Untergang. Ich habe noch nicht einmal einen Oscar bekommen.«
Sophia wollte das Leben des Stars nicht riskieren. Das war niemals der Sinn der Sache. Sie zog ihr Schwert und beschloss zu experimentieren. Sie streckte das Schwert aus und berührte den ersten Stein, der mit einem einzelnen roten Punkt markiert war. Er glühte golden auf und schickte einen Lichtstrahl in die Luft.
»Cool«, rief Zac aus.
Sophia streckte den Arm weiter aus und klopfte zweimal auf den nächsten Stein mit den zwei roten Kreisen. Auch er leuchtete golden auf. Dann musste sie sich wirklich sehr strecken und traf den dritten Stein, ebenfalls bemalt mit zwei roten Klecksen, aber diesmal nur einmal.
Eine Feuerwand schoss in die Höhe und auf die drei zu. Wilder zog sie zurück und rettete ihre Augenbrauen vor den sengenden Flammen.
Glücklicherweise verschwand die Flammenwand nach ein paar Sekunden, aber der Gedanke an eine falsche Bewegung hing schwer in der Luft.
»Ich will nicht sterben!«, schrie Zac, seine Augen waren vor Angst geweitet.