Kapitel 58

E in Olivenhain mit Blick auf das Meer war nicht das, was Sophia erwartet hatte, als sie und Lunis zusammen mit den anderen Drachenreitern zu dem von Trin Currante mitgeteilten Ort flogen. Von ihrem Aussichtspunkt hoch oben in der Luft konnte sie sehen, dass der Olivenhain der Treffpunkt war. Von dort aus sollten sie zur Saverus Corporation reiten.

Sophia warf einen Blick auf Hiker Wallace, der neben ihr auf Bell saß. Der rote Drache bildete einen schönen Kontrast zu Lunis und die beiden flogen nahtlos zusammen. Hinter ihnen ließen sich Wilder, Evan und Mahkah vom Wind treiben.

Sophia entdeckte die Cyborgs und deutete auf sie, um sicherzustellen, dass Hiker sie sah. Ihm ging es nicht besser als in seinem Büro, aber er bemühte sich, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Sie konnte sehen, dass er nicht ganz bei der Sache war und hoffte, dass seine Ablenkung die Mission nicht gefährdete. Was auch immer er am Speicherpunkt gesehen hatte, hatte die Dinge für ihn exponentiell verschlimmert.

Aber manchmal war es eben so , dachte Sophia. Manchmal mussten die Dinge erst schlimmer werden, bevor sie besser werden konnten.

Lunis und Bell tauchten im selben Moment ab und landeten auf einer offenen Fläche am Rande einer Klippe mit Blick auf den Pazifischen Ozean. Sie befanden sich knapp außerhalb von Los Angeles, in der Nähe des geheimen Hauptquartiers von Saverus, das dank Trin Currante nicht mehr so geheim war.

Es fühlte sich befremdlich an, die Drachen vor einer kleinen Armee von Cyborgs zu landen, da die Erinnerung an den Kampf gegen sie noch so frisch war. Doch sie waren nicht mehr der Feind. Sie und die Drachenelite hatten sich zusammengetan, um einen gemeinsamen Feind zu besiegen.

Sophia konnte an der Anspannung in Hikers Schultern erkennen, dass es ihm schwerfiel, den Cyborgs zu vertrauen, so kurz nach dem Kampf gegen sie auf dem Hochland in Gullington. Sophia vertraute jedoch Trin Currante. Die Anführerin der Cyborgs hatte hinter den Kulissen daran gearbeitet, in Gullington einzudringen und Dracheneier zu stehlen, aber ihre Gründe waren nachvollziehbar. Im Gegensatz zu Mika Lenna war sie kein böses Wesen mit gierigen Absichten. Sie versuchte, sich selbst zu heilen und ungeschehen zu machen, was ihr gegen ihren Willen aufgezwungen wurde. Sophia konnte das nicht bestreiten.

Als die fünf Drachen gelandet waren, glitt Sophia von Lunis herunter und gesellte sich zu Hiker. Sie war zwar die Anführerin auf dieser Mission, aber er war immer noch der Anführer der Drachenelite und das war seine Show. Sophia war auch der Meinung, dass er die Zügel in die Hand nehmen musste, um sich selbst zu beweisen, dass er es trotz seiner Vergangenheit und seines offensichtlichen Bedauerns konnte.

Hiker trat vor, um Trin Currante zwischen den Reitern und den Cyborgs zu treffen.

Sie nickte ihm zur Begrüßung respektvoll zu, bevor ihr Blick zu Sophia dahinter huschte. »Ich habe den Aufenthaltsort von Mika Lenna und Saverus herausgefunden«, erklärte sie, als ihre Aufmerksamkeit wieder auf Hiker fiel.

»Und der wäre?«, fragte er mit Autorität in der Stimme.

Sie zeigte nach Norden in Richtung Stadt. »Gleich hinter dem Kamm, in etwa drei Kilometern Entfernung. Es ist ein gewöhnliches Lagerhaus, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es zweifelsohne das neue Hauptquartier ist.«

Hiker nickte. »Gute Arbeit. Wir müssen da rein und die Forschungsergebnisse sichern.«

Die Cyborg-Augen von Trin Currante wanderten umher, bevor sie sich wieder auf den Wikinger konzentrierten. »Ich hatte gehofft, dass die Drachenreiter die Führung übernehmen würden. Vielleicht heimlich reinschleichen. Das können wir aus offensichtlichen Gründen nicht.« Sie blickte zurück zu ihren Männern, die selbst trotz ihrer magischen Verkleidungen schwerlich als etwas anderes als Cyborgs durchgehen konnten.

»Natürlich«, stimmte Hiker zu und blickte zu seinen Reitern. »Sophia, Evan und Wilder, ihr drei werdet das Hauptquartier undercover infiltrieren. Ihr könnt euch als Wissenschaftler oder so etwas ausgeben. Das entscheidet ihr, wenn ihr vor Ort seid.«

Die drei nickten.

»Mahkah und ich werden bei den Cyborgs bleiben«, fuhr Hiker fort. »Wir warten auf euer Signal, dass ihr die Forschungsergebnisse von Saverus gesichert habt. Sobald das erledigt ist, werden wir den Ort stürmen und Mika Lenna und seine Lemminge hochnehmen.« Er blickte Trin Currante mit Überzeugung in den Augen an. »Das endet heute Nacht. Bald wird es keinen Mika Lenna mehr geben.«

Das Lächeln auf ihrem Gesicht erstrahlte von lang erwarteter Vorfreude. »Wenn es für dich in Ordnung ist, wenn es soweit ist, würde ich gerne diejenige sein, die diesen Mann fertig macht.«