J j-126 . Das war das Büro von Victoria Clearbeam, wie aus ihrem Sicherheitsausweis hervorging
Leider befand sich das Büro nicht in der Nähe des Haupteingangs und sie mussten einen weiten Weg durch das Saverus-Hauptquartier zurücklegen, um dorthin zu gelangen, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass sie erwischt wurden.
Sophia konnte den Gedanken nicht ertragen, ihr Ziel nicht zu erreichen, bevor sie überhaupt gestartet waren, also verdrängte sie diese Unsicherheit aus ihrem Kopf.
»Sieh mal an, wer uns fast ans Messer geliefert hätte mit seiner ›Kopf-runter-und-Mund-halten-Methode‹«, stichelte Evan und schlich neben sie. »Du musst lernen, dich bei diesen Missionen natürlich zu geben.«
»Netter amerikanischer Akzent«, murmelte Sophia und schaute durch die Glasfenster in die verschiedenen Labore, an denen sie vorbeikamen. Sie bereute es sofort, als sie die Versuchswesen in den Käfigen sah – und Dinge, die sie wohl nicht mehr loswerden würde.
»Immer noch besser als der australische Akzent, den du versucht hast, hinzukriegen«, bemerkte Evan.
»Ich frage mich, ob ein Schlag in dein Gebiss deinen amerikanischen Akzent verbessern wird«, gab Sophia vor, darüber nachzudenken.
Er schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte. Kein guter Grund, Prinzessin Pink.«
»Seht ihr das?«, fragte Wilder ernst.
Sophia wusste, dass er sich auf die Dinge bezog, die sie im Vorbeigehen in den Labors beobachten konnten. Sie nickte. »Ja. Wir werden uns später damit befassen. Zuerst müssen wir in mein Büro.«
Zu Sophias Erleichterung lagen die J-Büros direkt vor ihnen. Ein großer Mann in einem silbernen Anzug trat vor ihnen aus einem Labor. Er war so distinguiert, wie Sophia es selten gesehen hatte. Gutaussehend, ohne Zweifel und sicherlich mit einer gehörigen Portion Macht ausgestattet.
»John, was machst du hier unten?«, fragte der Mann und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
Die drei blieben stehen und starrten den Mann an. Keiner sagte ein Wort.
John war der Wissenschaftler, den Wilder verkörperte. Sie hoffte inständig, dass er sich daran erinnerte.
Evan hustete und sah Wilder mit großen Augen an.
»Oh, richtig«, erwiderte Wilder abrupt. »Ich wollte mich kurz mit den beiden unterhalten.«
Der Mann marschierte weiter, seine Schlangenlederschuhe klapperten laut auf dem gefliesten Boden. »Vergesst nicht, dass ihr mich immer mit ›Sir‹ oder ›Meister‹ anzusprechen habt. Daran muss ich doch nicht noch einmal schmerzhaft erinnern, oder?« Der Mann drehte den Kopf zur Seite, ein sonderbarer Ausdruck in seinen dunklen Augen, der Sophia bis ins Mark erschreckte.
Ohne es genau zu wissen, spürte sie tief in ihrem Inneren, dass dieser Mann Mika Lenna war. Noch nie zuvor hatte sie gefühlt, dass eine Person so viel Boshaftigkeit ausstrahlte. Seine finstere Natur war nicht so einfach von der Hand zu weisen. Dieser Mann war einfach von Grund auf böse.
»Ja, Sir«, bestätigte Wilder und benutzte wieder seinen amerikanischen Akzent.
»Du arbeitest nicht am Vampirprojekt wie diese beiden«, fuhr Mika Lenna fort und deutete nach vorne. »Du bist unten bei den Tierversuchen und wirst dort bleiben, bis du bewiesen hast, dass du für fortgeschrittenere Projekte geeignet bist.«
»Ja, Sir«, wiederholte Wilder und nickte. Ohne zu zögern machte er auf dem Absatz kehrt und zog ab in Richtung der Labore mit den Tieren, an denen sie vorbeigekommen waren. Sophia hatte unglaubliches Mitleid mit ihm, denn sie wollte nicht aus der Nähe sehen, was sich in diesen Räumen befand.
»Was euch beide angeht«, sagte Mika Lenna und konzentrierte sich auf Sophia und Evan. »Ich möchte ein Update über das Vampirprojekt.«
Sophia sagte nichts, weil sie dachte, er wollte noch etwas ergänzen. Etwas wie: ›In einer Stunde‹ oder ›in einer Woche‹. Als er das nicht tat, schluckte sie schwer und nickte.
»Sofort, Sir?«, erkundigte sie sich.
»Ja, selbstverständlich sofort! Glaubst du, ich beschäftige dich, um herumzusitzen und Pause zu machen?«
Sophia schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Sir. Ich muss nur meine Notizen holen.«
»Nun gut«, lenkte er skeptisch ein. »Ich erwarte dich in drei Minuten in meinem Büro.«