R ettungsboote«, meinte Evan eilig. »Wir brauchen Rettungsboote.«
Sophias Herz raste.
»Wir brauchen einen Ausweg, um uns zu retten«, schnauzte Evan sie an. »Sag Trin Bescheid. Sag ihr, sie soll den Ort stürmen.«
»Nein«, widersprach Sophia. »Sobald sie das tut, werden sie die Daten sperren und wir verlieren unsere Chance. Du wirst ihn hinhalten müssen. Ich brauche nur noch ein paar Minuten.«
Evans Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Hast du diesen Mann gesehen? Der würde sogar Frankenstein Angst einjagen und der soll ja schon furchtbar gewesen sein. Ich habe den Roman von Mary Shelley gelesen, da wir ja damals in der Burg eingesperrt waren und ich so viel Langeweile hatte, dass ich sogar ein Buch …«
»Im Ernst, Evan«, unterbrach Sophia. »Wir haben jetzt keine Zeit dafür! Geh da raus und denk dir einen Grund aus, warum ich mehr Zeit brauche.«
Zögernd öffnete er die Tür, wobei er anscheinend fast in Mika Lenna hineinlief, seinem Ausruf nach zu urteilen. »Hey, Sir. Victoria wird sich gleich zu uns gesellen.«
»Warum?«, fragte Mika Lenna schlicht, seine Stimme strotzte vor Feindseligkeit.
»Eine Frauengeschichte«, hörte Sophia Evan erklären. »Sie wissen schon, hormonell bedingt. Sie braucht etwas Zeit, um sich zu sammeln. Frauen eben, habe ich recht?«
Sophia rollte mit den Augen. Nur Evan konnte einen hochdramatischen Moment, in dem es um Leben und Tod ging, ins Lächerliche ziehen.
Sie scrollte langsamer durch die Dateien, als ihr lieb war, ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Auf dem Computer von Victoria Clearbeam waren so viele davon.
Sophia öffnete immer wieder Fenster und suchte nach den Dateien, die sie brauchte.
»Genug der Ausreden«, rief Mika Lenna von der anderen Seite der Tür.
Sophia zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. Das war ein Mann, der eine riesige, goldene Harfe brauchte.
Ihr Blick wanderte zu einem Ordner. »Projekt Cyborg.«
»Bingo«, flüsterte sie und startete die Kopierfunktion. Gleichzeitig zückte sie ihr Handy und tippte eine kurze Nachricht an Trin Currante. Sophia wartete, bis die Dateien vollständig kopiert waren, bevor sie den Stick aus dem Computer zog und die Nachricht an Trin schickte.
Sekunden später stürmte Mika Lenna in das Büro und stürzte sich mit zusammengekniffenen Augen auf sie. »Ich will Antworten, und zwar sofort!«