Kapitel 69

T rin Currante, ganz in Schwarz und Blau gekleidet, wirkte viel menschlicher, als Sophia sie je gesehen hatte. Sie war immer noch eine Cyborg und würde es noch eine Weile bleiben. Die Haut in ihrem Gesicht war an mehreren Stellen aufgerissen, lange Wunden, aus denen Blut sickerte. Ihr Haar war versengt und ihre Metallteile waren zerbeult und teilweise abgesplittert. Sie sah … hoffnungsvoll aus.

Als Sophia vor dem Saverus-Hauptquartier stand, beobachtete sie, wie Alicia auf ihrem Tablet die Dateien über das Cyborg-Projekt durchging, die sie gefunden hatten. Sie schwieg lange Zeit und dachte nach.

»Das wird nicht einfach«, meinte Alicia sachlich.

Sophia schürzte ihre Lippen. »Es ist doch machbar, oder?«

Alicia warf ihr einen unsicheren Blick zu. »Ich werde tun, was ich kann. Ich denke, ich kann die Cyborgs wieder annähernd zu dem machen, was sie einmal waren.«

»Annähernd?« Sophia war kurz davor, einen Anfall zu bekommen.

Zu ihrer Überraschung war es Trin, die ihr eine Hand auf die Schulter legte. »Das reicht für den Moment. Ihr habt getan, was ihr konntet. Das habt ihr alle.« Sie schaute zu den Mitgliedern des Hauses der Vierzehn, die die Wissenschaftler in Gewahrsam nahmen. Die Cyborgs wurden von den Drachenreitern unterstützt. Alle hatten sich zusammengetan, um einen Mann zu besiegen, den die Welt bereits für besiegt gehalten hatte. Doch dieses Mal war alles anders. Dafür hatte Trin gesorgt.

»Ich verspreche«, begann die Magitech-Expertin, »dass ich dich ins Labor rufe, sobald ich ein Heilmittel oder was auch immer es sein mag, gefunden habe.«

Trin nickte. »Ich werde die Erste sein, die es nimmt. Nicht, weil ich es will, sondern weil ich die erste war, die überlebt hat. Wenn es nicht funktioniert, will ich, dass es an mir scheitert.«

Sophia blinzelte, weil die Emotionen in ihr hochkochten. »Es wird funktionieren.«

Alicias Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie keine falschen Hoffnungen wecken sollte. »Wir werden uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen«, ergänzte Sophia.

Trin nickte. »Es ist schon besser geworden. Meine Männer sind befreit von dem Dämon, der sie erschaffen hat. Er kann andere nicht mehr verletzen.«

Sophia schaute sich um, als die Krieger aus dem Haus der Vierzehn die Magier, die von Mika Lenna gekidnappt wurden und an denen Experimente durchgeführt werden sollten, zu ihren Familien zurückführten. Der Ruf des Hauses der Vierzehn war heute Abend wieder hergestellt worden. Wertvolle Magier waren gerettet. Tiere wurden aus ihrem Elend befreit und viele Übeltäter hinter Gitter gebracht. Es war keine Heilung. Die lag noch in weiter Ferne, aber es war ein Anfang und für Sophia war das gut genug.

Sie streckte Trin ihre Hand entgegen und lächelte. »Danke, dass du dich mit mir zusammengetan hast, um das hier zu tun. Ich freue mich auf zukünftige Gelegenheiten, bei denen wir unsere Fähigkeiten für die Gerechtigkeit einsetzen können.«

Trins Gesicht bemühte sich um ein Lächeln, obwohl es zu diesem Zeitpunkt mehr Narben als alles andere aufwies. Schließlich formte es etwas, das von Glück geprägt war. »Danke, Sophia Beaufont, dass du mir geholfen hast, meinen Glauben an die Menschheit wiederherzustellen. Es hat lange auf sich warten lassen und mir ist jetzt klar, dass ich das die ganze Zeit wollte, mehr als meine Rache und mehr als ein Heilmittel. Es zeigt mir, dass, egal wie viel von mir eine Maschine ist, ich im Kern ein Mensch bin.«