MEG

OKTOBER

Vier Wochen vor der Wahl

Rons Kaution ist umgehend auf das Treuhandkonto überwiesen worden, und der Rest – vier Millionen aus dem Canyon-Drive-Verkauf und drei Millionen, die Ron aus seiner Wahlkampagne abgezweigt hat – wird in fünf Tagen eingehen, wenn ich bereits auf dem Weg über die Grenze sein werde.

Aber bis dahin steht mir noch ein Treffen mit Ron und seinem Landschaftsgärtner Rico auf dem Gelände der Mandeville-Immobilie bevor. Ich habe versucht, es ihm auszureden. In vier Wochen ist die Wahl. Konzentrieren Sie sich lieber darauf zu gewinnen. Jeder Besuch auf der Ranch ist ein Risiko, und die Maklerin wäre wahrscheinlich ziemlich überrascht, wenn sie uns dort antreffen würde.

Ich habe Ron ein Gutachten vorgelegt, das vor einem Jahr von einer damit beauftragten Firma erstellt und dann von mir mit den passenden Daten und notwendigen Details versehen wurde – Sanitärgeräte, die ersetzt werden müssen, neue Dachrinnen an einem der Nebengebäude. Die größeren Mängel, die den vorherigen Interessenten dazu veranlasst haben, wieder auszusteigen – das kaputte Dach, ein veraltetes Heiz- und Lüftungssystem, den Schimmelbefall –, habe ich unterschlagen. Für Ron ist die Immobilie in einem guten Zustand.

Heute steht seine Idee, den Abhang hinter dem Haus neu zu terrassieren, auf dem Plan. Ron ist aufgefallen, dass dort eventuell die Gefahr eines Erdrutsches besteht. Darum wollte er, dass sein Experte einen Blick darauf wirft. Wir parken unsere Wagen in einem Schuppen auf dem Hof und gehen um das Haus herum nach hinten.

Es ist ruhig. Der Verkehr auf dem Sunset Boulevard ist hier nicht mehr zu hören, nur noch der Wind, der durch die Bäume und den Canyon streicht. Über uns dreht ein Falke langsam seine Runden, und ich stelle mir vor, wie es wäre, hier zu leben – friedlich und zurückgezogen, wie in einer anderen Zeit.

Ron ist aufgeregt. Wahrscheinlich sieht er sich schon als Reagan des 21. Jahrhunderts, inklusive des karierten Hemds und Cowboyhuts, die er am Wochenende tragen wird. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es ihm den Boden unter den Füßen wegziehen wird, wenn er erfährt, dass nichts von dem, was er glaubt, je real war.

Ich habe diese Immobilie nach sorgfältigen Recherchen hinter Kats Rücken ausgewählt. Mir einen Monat lang Häuser angesehen und immer wieder ausgeschlossen, weil sie entweder zu nahe an der Stadt lagen oder womöglich Käufer finden würden, die bereit waren zu renovieren. Bis ich dann auf das für meine Zwecke nahezu perfekte Mandeville-Anwesen gestoßen bin. Es ist einfach ideal, denn die zuständige Maklerin kümmert sich nicht darum, und seine zahlreichen Mängel sind nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Während Ron und Rico über Gartenbau und eine Bepflanzung mit einheimischen Gewächsen diskutieren, bemerke ich ein Auto, das auf das Grundstück fährt und direkt neben meinem parkt. Das Geräusch zuschlagender Türen erregt auch Rons Aufmerksamkeit. »Erwarten Sie jemanden?«

Seit Monaten ist niemand mehr hier gewesen. Ich habe viele Stunden damit verbracht, mit einer plausiblen Erklärung für meine Anwesenheit im Auto auf der Auffahrt zu sitzen. Ich habe nur schnell angehalten, um zu telefonieren. Nicht ein einziges Mal ist jemand aufgetaucht. Weder die Besitzer noch ein Verwalter, noch die Maklerin. Nicht einmal ein Fahrzeug, das wenden wollte.

Und ausgerechnet heute, vierzehn Tage vor meiner Deadline – die ich mir schon in Pennsylvania gesetzt habe, als ich noch davon träumte, Ron nicht nur um sein Geld, sondern auch um seinen Wahlsieg zu bringen –, will sich jemand diese Ranch ansehen, von der ich dachte, die Welt hätte sie vergessen.

Meine Gedanken rasen, während ich nach einer Möglichkeit suche, diese Leute, wer auch immer sie sind, wieder loszuwerden und Ron ihre Anwesenheit zu erklären. Interessierte Käufer, falls er doch noch aussteigt? Leute, die falsch abgebogen sind? Mein Verstand jagt von einer Idee zur nächsten und verwirft sie dann wieder.

»Wahrscheinlich ist es Sheila«, sage ich schließlich. »Eine Kollegin. Sie ist mit Käufern in der Gegend und wollte mir ein paar Schlüssel vorbeibringen. Ich bin gleich wieder da.«

Ron nickt und wendet sich wieder Rico zu. Schnell laufe ich zu den Neuankömmlingen in der Hoffnung, sie noch abfangen zu können.

Als ich um die Ecke biege, erkenne ich eine Frau, der ich schon bei diversen Hausbesichtigungen begegnet bin. Sie versucht gerade, den Schlüsseltresor zu öffnen, während ihre Kunden danebenstehen und warten. »Hallo«, rufe ich. »Kann ich Ihnen helfen?«

Sie hebt den Blick. »Keine Sorge, wir wollen uns nur schnell umsehen. Wir werden Ihnen nicht in die Quere kommen.«

»Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?«, bitte ich sie.

Wir gehen ein paar Schritte zur Seite. »Hören Sie, mein Kunde ist wirklich sehr speziell, was seine Privatsphäre angeht.« Ich bemühe mich, angespannt und leicht verängstigt zu wirken. »Ich habe ihm versprochen, dass wir alleine hier wären, solange er sich mit seinem Gartenbauer den Abhang hinter dem Haus ansieht.«

Die Maklerin scheint Verständnis zu haben. In Los Angeles ist die Bitte um Wahrung der Privatsphäre in bestimmten Kreisen keine Seltenheit, und Makler sind es gewohnt, ihr nachzukommen.

»Wir sind fast fertig«, erkläre ich ihr. »Vielleicht kann ich Sie alle zum Lunch einladen, und Sie kommen heute Nachmittag noch einmal wieder?«

Sie sieht zu ihren Kunden, die auf der Veranda miteinander flüstern. »Wir haben noch zwei andere Objekte hier in der Gegend, die wir besichtigen wollen«, sagt sie. »Die könnten wir uns zuerst ansehen und dann in einer Stunde wiederkommen. Würde Ihnen das reichen?«

Am liebsten würde ich sie umarmen, so erleichtert bin ich. »Danke«, stoße ich hervor. »Sie haben etwas gut bei mir. Und das Mittagessen geht wirklich auf mich.« Ich nehme zweihundert Dollar aus meiner Geldbörse und halte sie ihr hin.

Ohne eine Sekunde zu zögern, schnappt sie sich die Scheine und geht zurück zu ihren Kunden, um ihnen die Situation zu erklären. Zu dritt gehen sie wieder zum Wagen. »Vielen Dank für Ihr Verständnis«, rufe ich ihnen hinterher.

Als sie die Auffahrt hinunter und nach rechts zurück Richtung Highway fahren, lasse ich mich gegen die Hauswand sinken und atme tief durch. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie sich geweigert hätte zu gehen. Wenn ihre Kunden einen engeren Terminplan gehabt hätten. Oder wir ein wenig später gekommen wären und die drei auf einem Rundgang durch die Ranch angetroffen hätten, von der Ron glaubt, dass sie ihm bereits gehört.

Ich stoße mich von der Wand ab und gehe zurück zu den beiden Männern. »Ist alles geklärt?«, frage ich. Ich will hier so schnell wie möglich fertig werden und verschwinden.

Ron schüttelt den Kopf. »Noch nicht ganz. Ich möchte Rico noch den Bach zeigen, den ich am Ostufer gerne etwas verbreitern würde.«

Widerwillig folge ich ihnen, meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Während ich sie beobachte, verstreicht die Zeit, und ich frage mich, ob wir es tatsächlich in einer Stunde schaffen werden und ich noch einmal ungeschoren davonkomme. Aber fünfundvierzig Minuten später sitzen wir wieder tatsächlich in unseren Autos. Wirklich entspannen kann ich aber erst, als wir das Grundstück verlassen und zurück in die Stadt fahren.