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Die Gestalt in der Wanne setzte sich auf. Verborgen in Wolken aus Dampf.
Christopher stand da wie angewurzelt. Er schaute sich um. Genau wie er den Raum in Erinnerung hatte. Der beschlagene Spiegel. Der Geruch nach Noxzema. Das Hemd seines Vaters auf dem Waschbecken. Nach Tabak duftend.
»Weißt du, wo du bist?«, fragte die Stimme.
Christopher brachte kein Wort hervor. Er schüttelte den Kopf.
»Möchtest du es gern erfahren?«
Christopher nickte.
»Gut, aber es ist ein Geheimnis. Ich könnte Scherereien kriegen. Also komm her. Ich flüstere es dir ins Ohr.«
Christopher regte sich nicht.
»Keine Angst, mein Junge. Ich würde dir nie was tun. Komm her.«
Die Gestalt klopfte auf den Badewannenrand. Vom Handgelenk lief Blut in einem kleinen Rinnsal über das Porzellan. Christopher wäre am liebsten weggerannt, doch seine Füße entschieden sich anders. Er setzte sich in Bewegung. Durch den Dampf. Durch die Wolken.
»So ist es gut, mein Junge. Komm zu deinem Daddy. Gleich wirst du alles verstehen.«
Christopher machte einen Babyschritt. Einen zweiten. Einen dritten. Die Gestalt streckte den Arm nach ihm aus. Die Hand war warm und glatt. Sie hatte Tabakflecken zwischen den Fingern.
»So ist es recht, Christopher. Komm, umarm mich.«
Christopher spürte eine Hand auf der Schulter. Die Gestalt umhüllte ihn wie eine Decke.
»Wo bin ich, Daddy?« Christopher war so nah, dass er den Tabakatem riechen konnte.
»Du bist nicht auf der Straße.«
Die Dampfwolken über der Wanne verzogen sich, und eine lächelnde Gestalt kam zum Vorschein.
Die zischende Lady.