17

Winter traf Erik Lentner zum ersten Mal und war überrascht, wie jung er aussah. Als hätte ihn die Untersuchungshaft verjüngt. Ein junger Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte. Das unschuldige, das junge Leben. Winter sah, wie unschuldig er wirkte, sah seine Verwirrung. Aber auch seine Ruhe. Winter war seltsam unbehaglich zumute, als wäre er auf dem besten Weg, einen Fehler zu begehen.

»Sie haben Gloria also schon als Kind gekannt?«, fragte er.

Lentner zuckte förmlich zusammen. Seine Ruhe war dahin.

»Warum fragen Sie das?«

»Haben Sie einander gekannt?«

»Ja … aber …«

»Wann haben Sie sich kennengelernt?«

»Das … ich weiß es nicht mehr … das ist an die zehn Jahre her oder so. Vielleicht ein bisschen weniger.«

»Wo haben Sie sich kennengelernt?«

»Was spielt das für eine Rolle?«

»Beantworten Sie nur meine Frage.«

»In Spanien, Marbella. Das liegt an der Costa del Sol.«

Winter nickte.

»Kennen Sie Marbella?«

»Ja.«

»Woher?«

»Meine Mutter besitzt dort ein Haus«, antwortete Winter. Jetzt beantwortete er Fragen. Aber das war okay. »Etwas außerhalb der Stadt, oberhalb von Puerto Banús, in Nueva Andalucia.«

»Ich weiß, wo das ist. Das reinste schwedische Ghetto.«

Wieder nickte Winter.

»Entlang der Küste ist es aber kaum anders«, fügte Lentner hinzu.

»Ihre Eltern haben ziemlich früh ein Haus in Spanien gekauft«, sagte Winter. »Und Glorias Eltern auch.«

»Wir hatten eine Wohnung in der Stadt«, berichtete Lentner mit leiser Stimme. Dabei sah er Winter nicht an. Er schien Bilder auf einer inneren Leinwand zu sehen, die nur er sehen konnte. Er hatte sich wieder beruhigt. Er sagte »hatten«, als wäre all das Vergangenheit. Aber die Eltern besaßen die Wohnung immer noch. »Mitten in Marbella.« Er blickte auf. »Mitten in der Stadt.«

»Wo?«

»Mitten in der Stadt, wie gesagt.«

Er verstand nicht, warum Winter nachhakte. Winter wusste selbst nicht genau, warum. Aber er hatte das Gefühl, dass es etwas von Bedeutung war. Es war mehr als Neugier. Er war nicht neugierig. Neugier war eine Eigenschaft, die nicht hierhergehörte, sie konnte in die Irre führen.

»In welcher Straße?«

»Eine kleine Sackgasse, Calle Aduar. Etwas oberhalb der Altstadt.«

»Ach ja, die kenne ich«, sagte Winter. »Am Eingang der Straße liegt ein kleiner Plaza. Puente de Ronda.«

»Sie kennen die Stadt«, sagte Lentner.

»Wir haben das letzte Winterhalbjahr dort verbracht und nicht weit entfernt von der Aduar gewohnt. Oben in San Francisco.«

Lentner nickte, als würde das alles erklären. Er schien nicht neugierig zu sein. Er fragte nicht, was sie dort gemacht hatten. Wer dort gelebt hatte, seine Familie oder das ganze Fahndungsdezernat. Er fragte nicht, warum sie dort gewesen waren. Winter erzählte nicht, dass seine Frau Ärztin war. Er wusste, dass Lentner eine Fachausbildung in Orthopädie am Östra Krankenhaus absolvierte. Winter beobachtete seine Finger, die sich fest ineinanderschlangen, wieder lösten, wieder verknoteten. Die Finger schienen alle zu funktionieren.

»Aber Glorias Eltern sind aus der Stadt weggezogen«, sagte Lentner.

»Besaßen sie auch eine Wohnung?«

»Ja, anfangs.« Lentner sah Winter wieder an. Er wirkte noch immer ruhig. Es tat ihm gut, von der Costa del Sol zu sprechen, von seiner früheren Welt. Sie war hell, auf andere Weise hell als das blaue Licht der Welt außerhalb des Vernehmungsraumes. »Aber später sind sie weggezogen. Sie haben sich ein Haus außerhalb der Stadt gekauft.«

»Wo?«

»Das ist inzwischen auch verkauft. Sie sind für immer nach Schweden zurückgezogen.«

»Wo lag das Haus?«

»Ja, wie heißt die Gegend … Los irgendwas. Los … Molineros. Genau, Los Molineros. In der Nähe vom Hospital Costa del Sol. Wissen Sie, wo das ist?«

»Ja, in dem Krankenhaus ist mein Vater gestorben.«

Lentner nickte, als wäre auch das eine Information, die er erwartet hatte.

»Aber sie haben das Haus verkauft«, wiederholte Lentner. Er schaute auf von seinen inneren Bildern von südlichen Küsten, seinem früheren Leben. »Ich will zurück nach Marbella. Wenn alles vorbei ist, hau ich sofort ab. Am liebsten möchte ich Weihnachten schon weg sein.«

Winter schwieg. Lentners Blick war klar, müde zwar, aber klar. Es war wie bei Kriegsgefangenen; wenn sie entsprechend wenig zu essen bekamen und keinen Alkohol, wurde ihr Blick müde, aber klar.

»Wann ist es vorbei?«, fuhr Lentner fort. »Wie lange können Sie mich hier noch festhalten?«

»Solange es nötig ist«, antwortete Winter.

»Sie wollen, dass ich gestehe, aber das ist doch krank«, sagte Lentner. »Wie viele Male soll ich noch wiederholen, dass ich nichts getan habe? Ich habe nichts getan! Ich habe es Ihren Kollegen gesagt, und jetzt sage ich es Ihnen. Und wenn Sie mir nicht glauben, lassen Sie mich wenigstens in Frieden!«

»Ich versuche, Ihnen zu helfen«, sagte Winter.

»Wie zum Teufel wollen Sie mir helfen?«

»Ich versuche herauszufinden, was in jener Nacht passiert ist.«

»Glauben Sie etwa, ich hätte es nicht versucht? Was meinen Sie wohl, worüber ich Tag und Nacht nachdenke? Hier, in diesem verdammten Gefängnis? Die Scheiße ist bloß, dass ich … nichts herausfinden kann, solange ich hier bin! Ich kann zum Beispiel nicht in unsere Wohnung zurückkehren. Wenn ich hinein könnte, würde ich viell…« Er brach ab.

»Könnten Sie vielleicht was?«, fragte Winter.

»Nichts. Es ist sinnlos …«

»Was ist sinnlos, Herr Lentner?«

Winter bekam keine Antwort.

»Was könnten Sie tun, wenn Sie zurück in die Wohnung dürften?«, fragte Winter.

»Ich … ich möchte auch wissen, was passiert ist … oder wie es passieren konnte. Was … Herrgott.«

»Was ist, Herr Lentner?«

Lentner antwortete nicht. Sein Gesicht hatte sich plötzlich verändert. Winter sah das Entsetzen darin. Lentners innere Bilder hatten sich verändert. In ihnen gab es kein Licht mehr, keinen Strand, keine weißen Berge, keine Strandlokale, keine Palmen, keinen Horizont, kein Meer.

»Möchten Sie hingehen?«, fragte Winter.

»Wie bitte?«

»Möchten Sie es? Wir können in Ihre Wohnung gehen.«

»Jetzt verstehe ich Sie nicht.«

»Wir können zusammen hingehen.«

»Ist das denn möglich? Darf man einen Verdächtigen am Tatort herumführen?«

»Ich denke da anders«, sagte Winter.

»Und wie denken Sie?«

»Dass wir hingehen sollten und versuchen, etwas zu sehen.«

»Was sehen?«

»Was glauben Sie? Was könnten wir sehen?«

»Versuchen Sie, mich reinzulegen? Sie wollen mir was unterschieben!«

Winter antwortete nicht.

»Sie wollen wohl, dass ich mich verplappere, wie? Sie glauben, mir rutscht was raus! Darauf legen Sie es doch an, oder? All dies Gequatsche über Marbella. Und dass wir in die Wohn… dahin gehen sollen. Es ist ja krank. Was zum Teufel bezwecken Sie damit?«

»Möchten Sie nicht zurück?«

»Aber warum?«

»Ich möchte, dass Sie mir zeigen, was passiert ist.«

»Das weiß ich eben nicht! Ich bin aufgewacht und sie … Gloria war tot! Das habe ich doch die ganze Zeit gesagt.«

»Dann muss eine andere Person in Ihrer Wohnung gewesen sein.«

»Genau das sag ich doch!«

»Warum haben Sie die Tür offen gelassen?«

»Wie bitte?«

»Als die Polizeistreife kam, stand die Wohnungstür offen.«

»Ich habe keine Tür offen gelassen!«

»Sie haben gesagt, Sie hätten die Tür geöffnet.«

»Das habe ich niemals gesagt! Wer behauptet das? Aus welchem Grund glauben Sie, dass ich …«

»Halt, stopp«, unterbrach Winter ihn. »Haben Sie die Notrufnummer gewählt?«

»Wie bitte?«

»Haben Sie bei der Polizei angerufen?«

»Natürlich habe ich das. Als ich wach wurde und mir klarwurde, dass Gloria …« Er verstummte. Winter konnte sein Gesicht nicht sehen.

»Sind Sie in den Flur gegangen und haben die Tür geöffnet – damit die Polizisten bei ihrer Ankunft hereinkonnten?«

»Nein!«

»Sie haben die Tür nicht aufgeschlossen?«

»Nein! Warum sollte ich das tun? Das ist doch verrückt. Nein, nein. Die Tür war abgeschlossen.«

»Als die Polizisten kamen, war sie offen«, sagte Winter. »Sie brauchten ihre Spezialwerkzeuge nicht einzusetzen. Die Wohnungstür war angelehnt.«

Lentner schaute Winter an. Sein Blick war klar, aber die Angst darin war nicht zu übersehen.

»Ich habe sie nicht geöffnet«, sagte er.

In Torsten Öbergs Augen war ein besonderer Ausdruck, als Winter ihn in seinem Büro aufsuchte. Davor ging es zu wie in einem Labor. Es war ein Labor. Ein Labor zum Besten der Menschheit.

»Gartenhandschuhe«, sagte Öberg, bevor Winter sein Hinterteil bequem auf einem Stuhl platziert hatte.

»Wie bitte?«

»Sieht aus, als hätte jemand mit Handschuhen an den Büchern und den Bildern gefingert«, sagte Öberg. »Und an den Weinflaschen auch.«

»Das ist ja ein Ding.«

»Kann man wohl sagen.«

»Handschuhe«, sagte Winter.

»In der Tat. Es ist ja wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass die beiden Paare den ganzen Tag mit Handschuhen herumliefen, oder was meinst du?«

»Gab es auch Spuren von den Paaren?«

»Ja, an den Büchern. Aber nicht an den Bildern. Nicht an den Flaschen. Daran haben wir nur diese besonderen Spuren gefunden.«

»Warum nennst du sie besonders?«

»Ich hab doch gesagt, Gartenhandschuhe, vermute ich jedenfalls. Damit meine ich diese Sorte mit speziellen Noppen dran, oder wie man das nennt. Du weißt, was ich meine.«

Winter nickte. Er hatte selbst solche Handschuhe benutzt, als er sein Grundstück am Meer von Seegras und Tang befreit hatte.

»Wir haben eine neue Methode ausprobiert, mit der wir der Sache vielleicht näher kommen«, sagte Öberg. »Letztes Mal schien es nichts zu geben, wonach man suchen könnte. Die letzten Male.«

Winter nickte wieder.

»Vielleicht finden wir irgendetwas an diesen Noppen«, sagte Öberg. »Oder auf den Kissen, dem Bettzeug. Das Kriminaltechnische Labor darf jetzt nach DNA suchen.«

»Wird auch Zeit«, sagte Winter.

Öberg antwortete nicht. Er beobachtete einen kleinen Vogel, der sich auf dem Fenstersims niedergelassen hatte. Die Sonne blinkte in dem gelbblauen Gefieder. Es war ein schwedischer Vogel.

»Also in beiden Wohnungen die gleiche Vorgehensweise?«, fragte Winter.

»Genau gleich. Spuren von denselben Handschuhen.«

»Noch mehr?«

»Reicht das nicht?«

Winter antwortete nicht.

»Was sagst du, Erik?«

»Ich sage, dass wir noch mal von vorn anfangen müssen.«

Winter versammelte die kleine Gruppe in seinem Büro. Das geschah nicht oft. Aber er hatte beschlossen, den sogenannten Konferenzraum am Ende des Korridors nie mehr zu benutzen. Der Raum war zu groß und rein gefühlsmäßig zu kalt. Und im Augenblick war es zu hell, trotz der Jalousien.

»Ich hab mit den beiden Polizisten gesprochen«, sagte Halders. »Johnny und Alexander. Sie können nicht beschwören, gehört zu haben, dass die Männer gesagt haben, die Tür sei offen.«

»Seltsam«, sagte Ringmar.

»Inwiefern seltsam?«, fragte Halders.

»Wie sie überhaupt darauf gekommen sind.«

»In so einer Situation glaubt man Sachen zu hören, die man gar nicht hört«, sagte Aneta Djanali. »Das nennt man Stress.«

»Sie hätten kaltblütiger sein müssen«, sagte Halders. »Die Frau, diese Hoffner, war kaltblütig.«

»Sie kann einen Job bei uns kriegen«, sagte Aneta Djanali.

»Was meinst du dazu, Erik?« Halders sah Winter an. »Wollen wir ihr einen Job anbieten?«

»Später«, sagte Winter.

»Sie kann mich ersetzen«, sagte Halders.

»Dummes Geschwätz«, sagte Ringmar. »Du wirst uns nie verlassen.«

»Ach, und woher weißt du das, Bertil?«

»Können wir weitermachen?«, fragte Winter. Er stand auf und ging zu dem Stativ mit den großen Papierblättern, das er in sein Büro hatte bringen lassen. Während er sprach, begann er zu schreiben.

»Multipliziert das, was ich sage, mit zwei. Wir spielen mal durch, was alles in den beiden Wohnungen auf die gleiche Weise passiert ist. Okay? Also – die Polizisten kommen nach dem Notruf am Tatort an. Die Wohnungstür ist offen. Es ist früh am Morgen. Sie gehen hinein. Im Schlafzimmer liegt eine leblose Frau im Bett. Ihr Lebensgefährte befindet sich ebenfalls im Zimmer. Er leugnet, das Verbrechen begangen zu haben. Und bei den Morden, von denen wir hier sprechen, handelt es sich um Tod durch Ersticken. Wir können nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es so war, aber mangels besserer Beweise gehen wir davon aus. Wir sind fast sicher. Bei den Obduktionen wurden keine anderen sichtbaren physischen Ursachen für den plötzlichen Tod der Frauen gefunden.« Er drehte sich zu der Gruppe um. »Wir nehmen an, dass es ein jäher Tod war.«

»Sie sind erstickt worden«, sagte Aneta Djanali. »Im Schlaf. Das bedeutet, dass sie sich nicht gewehrt haben. Warum nicht? Weil sie zu tief schliefen. Und warum schliefen sie so tief?«

»Sie hatten kein Schlafmittel genommen«, sagte Winter. »Die Nachricht ist gerade von der Gerichtschemie eingegangen. Keine Spuren von Schlafmitteln oder anderen Drogen.«

»Was haben sie dann genommen?«

»Oder was ist ihnen in irgendeiner Form verabreicht worden?«, sagte Halders.

»Und von wem?«, sagte Ringmar.

»Wir haben ja schon mal über Chloroform gesprochen«, sagte Winter.

»Wie soll man da rankommen?«, fragte Halders.

»Möglich ist es«, sagte Ringmar. »Besonders als Arzt. Lentner ist Arzt.«

»Dann gehen wir also weiterhin davon aus, dass er es getan hat?«, sagte Aneta Djanali.

»Die Möglichkeit besteht nach wie vor.«

»Aber wenn wir davon ausgehen, dass er es nicht getan hat, wird die Sache komplizierter«, fuhr Aneta Djanali fort. »Das bedeutet nämlich, dass abends jemand irgendwie in die Wohnungen gelangt sein muss, die Opfer betäubt und sie umgebracht hat.«

»Alle betäubt hat«, ergänzte Ringmar, »auch die Männer.«

»Wie zum Teufel hätte das zugehen sollen?«, sagte Halders.

»Das ist die Frage des Tages«, sagte Winter.

»Jemand, den sie kannten?«

»Klingt wahrscheinlich.«

»Einer, der irgendeinen Stoff in die Wohnung geschmuggelt hat, mit dem er sie betäubt hat. Das Zeug muss relativ schnell gewirkt haben. Irgendetwas, das wir nicht nachweisen können. Aber sie müssen es ja getrunken oder zu sich genommen haben.«

»Öbergs Leute haben alle Gläser und das gesamte Geschirr in den Wohnungen untersucht«, sagte Winter.

»Er hat es wieder mitgenommen.« Halders sah sich um. »Das hätte ich jedenfalls getan.«

»Warum nicht einfach stehen lassen?«, fragte Ringmar.

»Er wollte nicht, dass wir es zu schnell entdecken«, sagte Winter.

»Warum nicht?«

»Das weiß ich noch nicht. Aber eins weiß ich: Er wollte, dass wir es wissen.«

»Wie meinst du das?«

»Der Mörder wollte, dass wir es irgendwann erfahren.«

»Die Weinflaschen«, sagte Ringmar.

»Er hat gefeiert«, sagte Winter.

»Er hat doch nichts getrunken«, sagte Halders. »Er hat die Flaschen geöffnet, aber nichts eingeschenkt.«

»Es war ein symbolischer Akt«, sagte Aneta Djanali.

»Vielleicht ist er trockener Alkoholiker«, sagte Halders.

»Haben wir es hier mit einem Serienmörder zu tun?«, sagte Aneta Djanali. »Einem angehenden Serienmörder?«

»Was meinst du mit angehend?«, fragte Ringmar.

»Ist die Definition eines Serienmörders nicht die, dass er mindestens drei Personen umgebracht haben muss?«

»Um was geht es hier sonst?«, sagte Halders. »Irgendein Monster?«

»Noch kommen die Männer als Täter in Betracht«, sagte Aneta Djanali. »Bis jetzt arbeiten wir nur mit Theorien.«

»Mehr haben wir nicht«, sagte Halders.

»Spanische Weine.« Ringmar sah Winter an. »Warum waren es zwei spanische Marken?«

»Noch eine gute Frage«, sagte Halders.

»Hängen sie mit der Costa del Sol zusammen?«, fragte Ringmar.

»Hoffentlich nicht«, sagte Winter.

»Du kannst die Südküste doch nicht ewig für dich allein beanspruchen«, sagte Halders.

»Was für einen Grund hätte er eigentlich zum Feiern gehabt?«, fragte Aneta Djanali.

»Ordentlich ausgeführte Arbeit«, sagte Halders.

»Er hatte seine Wahl getroffen«, sagte Winter.

»Was meinst du damit?«

»Er hatte zwei bewusstlose Menschen vor sich in dem Zimmer. Er hätte sie beide töten können und wählte einen von beiden. In beiden Fällen die Frauen. Die Männer ließ er leben. Er wusste, dass wir zunächst sie für die Täter halten würden. Aber allmählich würden wir es herausbekommen. Auch das wusste er.«

»Trotzdem hätte er die Männer ebenfalls umbringen können«, sagte Ringmar. »Wir hätten es ja doch früher oder später erfahren. Es war wohl kaum ein Akt der Barmherzigkeit, die Männer am Leben zu lassen.«

»Was war es dann?«, sagte Aneta Djanali.

»Macht«, sagte Winter, »es war eine Machtdemonstration.«

»Ein pedantischer Machtmensch«, sagte Ringmar.

»Scheiße, womit haben wir es hier eigentlich zu tun?«, sagte Halders. »Das ist alles so verdammt unheimlich, merkwürdig. Wenn er wirklich hinterher in der Wohnung rumgegangen ist und für Ordnung gesorgt hat.«

»So was ist zwanghaft«, sagte Aneta Djanali.

»Oder eine Art Botschaft«, sagte Ringmar.

»Nicht wenn es zwanghaft ist«, sagte Winter. »Dann muss es einfach getan werden.«

»Warum hat er nicht die ganze Wohnung aufgeräumt?«

»Er hatte keine Zeit.«

»Er hat sich mit dem Kleinen zufriedengegeben«, sagte Halders. »Auch das ist symbolisch.«

»Warum ausgerechnet diese beiden Paare?«, sagte Aneta Djanali.