Mark MacNeil war, wie mit Myers vereinbart, in Anchorage in eine Maschine der US Army gestiegen, in der er während des Fluges bei seinen Hunden bleiben konnte. Nach einem Zwischenstopp auf der Travis Air Force Base, wo der Colonel zu ihm gestoßen war, hatte die Douglas C-47 sie in Richtung Süden transportiert. Aufgrund der dröhnenden Flugzeugmotoren war es im Frachtraum für Mensch wie Hund nahezu unmöglich, in Ruhe zu schlafen. Daher hatte MacNeil die meiste Zeit damit verbracht, seine durch die Reise und die fremde Umgebung nervösen Tiere zu beruhigen.
Nach mehreren Zwischenstopps auf Flughäfen in Südamerika, bei denen die Propellermaschine neu aufgetankt und gewartet wurde, setzte sie der Pilot schließlich souverän an ihrem Bestimmungsort ab. Eine reguläre Landebahn gab es hier nicht, doch das antarktische Ross-Schelfeis bot genug freie und ebene Flächen, um ein Flugzeug aufzusetzen und wieder zu starten.
Die geduckten Gebäude in Little America, wie der Name der hiesigen Station lautete, waren vor gut einem Jahrzehnt im Rahmen der Navy-Operation Deep Freeze errichtet worden. Den Lagerhäusern, dem Wissenschaftsbereich und der Mannschaftsunterkunft mit den engen Schlafräumen und ihrer schlichten und funktionalen Einrichtung war das Kantinengebäude angegliedert. Lediglich bei Letzterem hatte man sich Mühe gegeben, eine behagliche Inneneinrichtung zu installieren.
Offiziell galt die Station als aufgegeben. In Wirklichkeit war dieser geheime, südlichste Posten der amerikanischen Streitkräfte jedoch sehr aktiv.
***
Mark MacNeil drückte unwillkürlich das Kreuz durch und die Brust heraus, als die Frau den Eingangsbereich der Kantine betrat. Der Raum war so gestaltet, dass man problemlos hätte glauben können, sich in einem Hotel der gehobenen Mittelklasse zu befinden. Aus einer Jukebox ertönte leise »In the Chapel in the Moonlight«. MacNeil zog die ursprüngliche Version von Shep Fields den neueren Interpretationen vor. Von wem die Fassung stammte, die gerade gespielt wurde, wusste er nicht.
An der Bar standen einige Männer, die Scotch on the Rocks oder Bier tranken.
Amanda Blair war die einzige Frau, die er an diesem Ort bislang gesehen hatte. Zielsicher steuerte sie auf den freien Sitz gleich neben seinem zu.
»Na, genießen Sie auch noch die Ruhe, bevor es losgeht?«, fragte sie und strich sich eine kastanienbraune Locke aus der Stirn. Mark schätzte sie auf Anfang dreißig, und sie war hübsch. Vor allem ihre natürliche und sympathische Ausstrahlung faszinierte ihn von der ersten Sekunde an.
»Wie meinen Sie? Heißt das, Sie … Sie …«, stotterte er unbeholfen und verfluchte die Tatsache, dass er die letzten Monate fast vollständig allein in der Gesellschaft seiner Hundefreunde verbracht hatte, mit denen er im Gegensatz zu Menschen nie Smalltalk betreiben musste.
»Natürlich nehme ich an der Expedition teil. Was dachten Sie denn?« Sie lachte.
»Ich habe vermutet, äh … Sie könnten vielleicht … eine … äh … Journalistin sein?« Er riss sich zusammen und fragte mit fester Stimme: »Was möchten Sie trinken?«
»Oh, Sie würden mir etwas holen? Sie sind wohl ein Gentleman der alten Schule?«
»Aha, Sie glauben also, ich sehe aus wie ein Hinterwäldler ohne Manieren?« MacNeil biss sich auf die Zunge. Er hatte sie nicht so hart angehen wollen. Mein Gott, was war denn mit ihm los?
»Nein, keineswegs«, antwortete sie ohne eine Spur von Beleidigtsein in der Stimme. »So habe ich es wirklich nicht gemeint.« Sie nahm Platz und legte ein Notizbuch vor sich hin. Mit einem Gummiband war ein Stift daran befestigt.
Gegen seinen Willen musste er grinsen. »Also, was darf es sein?«
»In Anbetracht dessen, was in den nächsten Tagen auf uns zukommt, sollte ich vielleicht an Kalorien zu mir nehmen, was ich kriegen kann. Wenn Sie mir wohl eine heiße Schokolade bringen möchten …?«
»Mit Vergnügen.« MacNeil stand auf und begab sich zur Bar. Als er zurückkehrte und das dampfende Getränk vor der Frau abstellte, fiel ihm ein, dass er sich nicht einmal vorgestellt hatte.
»Sorry, ich habe mein Benehmen wohl völlig außer Acht gelassen. Mein Name ist Mark MacNeil.« Er reichte ihr die Hand. »Ich bin für die Schlittenhunde verantwortlich.«
»Ah, sehr interessant, Mister MacNeil«, entgegnete sie. »Mein Name lautet Amanda Blair. Ich bin als Wissenschaftlerin im Team.«
»Welches Fachgebiet?«
»Humanmedizin und Biologie«, antwortete Blair und rührte nachdenklich in ihrem Kakao. »Ich habe meine Doktorarbeit über die Auswirkungen großer Kälte auf den menschlichen Organismus geschrieben. Allerdings hätte ich mir nie träumen lassen, dass mir das einmal die Teilnahme an einer Expedition in die Antarktis einbringen würde.«
»Was hatten Sie sich denn stattdessen vorgestellt?«, zeigte sich MacNeil wenig fantasievoll, welchem praktischen Zweck ihre Forschungsergebnisse sonst hätten dienen können.
»Nun, meine Arbeit hat mir die Tore zu weiteren Forschungen im Bereich der Hypothermie geöffnet. Die sogenannte therapeutische Hypothermie wird bereits in klinischen Feldstudien angewandt und hilft etwa, Blutungen bei operativen Eingriffen an Herz oder Gehirn zu verringern. Allerdings wissen wir immer noch zu wenig darüber, um in die breite praktische Anwendung zu gehen. Ich habe überlegt, ob es wohl zu verantworten ist, dass ich meine Studien unterbreche, allerdings wollte ich die einmalige Chance, an dieser Expedition teilzunehmen, nicht verpassen. Wie sieht es mit Ihnen aus? Wie hat Myers Sie rumgekriegt?«
»Ja … äh … also … er …«, druckste MacNeil herum. Er wünschte sich, er hätte sich auf diese Frage, mit der er unweigerlich konfrontiert werden musste, rechtzeitig eine Antwort zurechtlegt.
Jetzt hat sie mich auf dem falschen Fuß erwischt, dachte er.
»Nun ja, ich brauche das Geld. Außerdem reizt mich das Abenteuer.« Er kam sich unglaublich dumm vor. Aber Amanda Blair schien seine Geschichte keineswegs merkwürdig zu finden.
»Das habe ich mir fast schon gedacht, als ich sie gerade beim Hereinkommen zum ersten Mal gesehen habe. Wissen Sie, die meisten Männer von heute meiden das Abenteuer wie der Teufel das Weihwasser. Es ist mir immer ein Vergnügen, einer Ausnahme von dieser Regel zu begegnen.«
Sie strahlte über das ganze Gesicht.
»Hey«, flüsterte sie ihm mit vorgebeugtem Oberkörper zu, umfasste seinen Oberarm und raunte verschwörerisch: »Da kommt ja Myers letzte Neuerwerbung … der Wunderknabe aus Los Angeles!« Amanda Blair nickte in Richtung des kleingewachsenen, dicklichen Mannes, der gerade den Raum betrat. Mit linkischen Bewegungen steuerte er die Getränkeausgabe an. Dabei blickten die wässrigen, hellblauen Augen hinter seiner viel zu großen Brille in eine imaginäre Ferne, als befände er sich geistig an einem ganz anderen Ort, als im Ritz-Carlton Hotel, wie die Station im westlichen Schelfeis von den hier jeweils für ein Vierteljahr stationierten Soldaten und Wissenschaftlern spaßeshalber bezeichnet wurde.
MacNeil hatte sich wiederholt gewundert, warum man nicht einfach eine Mannschaft aus ihren Reihen rekrutiert hatte. Seine Überlegungen nährten den Verdacht, dass Myers ihnen wichtige Informationen über ihren Auftrag vorenthielt.
»Kommen Sie, Olsen, leisten Sie uns Gesellschaft«, lud Blair den Wissenschaftler ein, der sie erst jetzt zu bemerken schien. Er setzte sich wie mechanisch in Gang und trottete auf ihren Tisch zu.
MacNeil hatte den Glaziologen tags zuvor kennengelernt, als dieser als letzter Missionsteilnehmer in der Station angekommen war. Olsen hatte nicht an der offiziellen Begrüßung durch deren Leiter, Major Walker, teilgenommen, sondern war gleich in seine Unterkunft gegangen. Bisher hatte er mit ihm nur oberflächliche Höflichkeiten ausgetauscht, aber der Mann mit der Halbglatze machte auf MacNeil einen umgänglichen Eindruck. Er wirkte freundlich, wenn auch etwas unbeholfen und zerstreut.
Während der Wissenschaftler sein Tablett abstellte, betrat Myers die Kantine und ließ seinen Blick forschend durch den Raum schweifen.
MacNeil hoffte, der Colonel sei auf der Suche nach jemand anderem, doch er kam auf direktem Weg zu MacNeil, Amanda und Olsen.
»Guten Tag, ich hoffe, ich störe nicht?«, begrüßte Myers das Trio.
MacNeil, der sich lieber ungestört mit den beiden Forschern unterhalten hätte, war kurz davor, ihm zu sagen, dass tatsächlich genau dies der Fall sei, aber Amanda kam ihm mit der Antwort zuvor.
»Überhaupt nicht, Colonel Myers, wir betreiben gerade nur etwas Konversation. Mark hat mir erzählt, wie er Sie kennengelernt hat.«
»So, hat er das? Na, dann kennen Sie ja die Umstände, die ihn motivieren, uns Gesellschaft zu leisten …« Myers ließ offen, was er damit meinte.
Nein, kennt sie nicht, Arschloch, dachte MacNeil, verkniff sich jedoch eine bissige Bemerkung.
***
Für den Nachmittag hatte Myers eine Besprechung anberaumt, um den an der Operation teilnehmenden Zivilisten das weitere Vorgehen zu erläutern.
»Wir brechen morgen früh bei Sonnenaufgang auf. Nutzen Sie die Nacht, um genügend Schlaf zu tanken. So gemütlich wie hier werden Sie’s eine ganze Weile lang nicht mehr haben. Das Kettenfahrzeug der Station wird uns das erste Wegstück transportieren, bis etwa … hier.« Myers tippte mit dem Zeigestab auf einen Ausschnitt der Karte, die er vor sich entfaltet hatte. »Dort wird unsere Begleitung umkehren, während wir weiter nach Süden vorstoßen.«
»Was ich nicht verstehe …«, meldete sich MacNeil zu Wort, »… warum lassen wir uns nicht gleich näher an die Einschlagstelle heranfliegen?«
Myers nickte. »Ich habe damit gerechnet, dass diese Frage früher oder später aufkommen würde. Natürlich könnten wir damit jede Menge Zeit sparen. Allerdings ist dieses Gebiet weitgehend unerforscht. Luftbilder unserer Aufklärungsflugzeuge zeigen eine Geländestruktur, die keine sichere Landung erlaubt. Im Rahmen der Operation High Jump haben wir genau an dieser Stelle zwei unserer C-53 verloren.«
»Scheiße! Olsen, was soll das?« MacNeil fuhr wie von der Tarantel gestochen auf. Der Wissenschaftler zu seiner Linken hatte die Kaffeetasse fallen lassen. Ihr Inhalt hatte sich über den Tisch verteilt und war auf die Hose des Hundeführers gespritzt.
MacNeil versuchte, das Unglück mithilfe von Papierservietten einzudämmen, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Major Walker den Raum betrat.
Olsen entschuldigte sich wortreich und erweckte den Eindruck eines gescholtenen Schuljungen. Anstatt jedoch bei der Beseitigung der Schweinerei, die er verursacht hatte, zu helfen, verließ er fluchtartig den Raum.
MacNeil seufzte. »Na, dann werde ich mich mal umziehen gehen. Bei der Gelegenheit schaue ich gleich nach den Hunden.«
Als er aus der Schleuse ins Freie trat, traf ihn die klirrende Kälte wie eine Faust. Rasch schloss er die gefütterte Jacke, die er von der Army erhalten hatte. Die Mission war mit modernster Ausrüstung ausgestattet, in die die neusten Erkenntnisse der Weltraumforschung eingeflossen waren, aber er wünschte sich schon jetzt die dicke Felljacke zurück, die ihn in den letzten zwei Jahren auf seinen Wanderungen durch die Wälder Alaskas stets zuverlässig gewärmt hatte.
MacNeil überlegte kurz, ob wohl jemals Menschen bis auf den Mond fliegen würden, der einen wesentlich feindlicheren Lebensraum darstellte als die Südpolregion? Er streifte die Handschuhe über und stapfte zu dem Lagerhaus, in dem seit ihrer Ankunft die Malamuten in einem behelfsmäßigen Zwinger einquartiert waren.
Er betrat das von außen mit Raureif bedeckte Gebäude und sah, dass die Hunde nicht allein waren. Einer der beiden GIs, die Myers für die Expedition ausgewählt hatte, kniete vor der Tür des Zwingers. Er schien mit den Hunden geredet zu haben, verstummte aber schlagartig, als er MacNeil bemerkte. Jetzt richtete er sich auf. Der drahtige Kerl, der eine typisch soldatische Gewissenhaftigkeit ausstrahlte, hieß Schuster oder Schubert, wenn sich MacNeil richtig erinnerte. Der Colonel hatte berichtet, der Mann sei ein versierter Musher, wie Schlittenhundeführer auch genannt wurden, der sein Handwerk bei der 10th Air Rescue Squadron erlernt hatte. Er sollte den zweiten Schlitten lenken, der Olsen, Blair und die wissenschaftliche Ausrüstung transportierte. Der Mann deutete einen militärischen Gruß an.
»Ich wollte mich mit den Hunden schon mal anfreunden, bevor’s morgen ernst wird«, sagte er entschuldigend.
»Schon gut, Private, ich wollte Sie nicht kontrollieren«, beschwichtigte MacNeil, der sofort erkannte, dass mit dem Rudel alles in Ordnung war. Nur Kenai hatte sich in die entlegenste Ecke zurückgezogen und beäugte jede Bewegung des GIs kritisch.
»Ein herrliches Tier«, stellte dieser bewundernd fest. »Schätze, der wiegt gut und gern fünfzig Kilo. Ich habe in meinem ganzen Leben nie einen so imposanten Schlittenhund gesehen.«
»Na ja, beim Militär wird hauptsächlich mit Sibirischen Huskies und manchmal mit Samojeden gearbeitet. Mein Rudel besteht aus Malamuten, und die werden im Vergleich doppelt so groß und kräftig. Das Handling der Tiere ist jedoch dasselbe.«
»Der Umgang mit dem großen Rüden ist bestimmt besonders spannend.«
»Das stimmt, aber bei dem können Sie sich Ihre Mühe sparen. Kenai ist das Leittier meines Gespanns. Sie werden sich mit Wanda und Wilma an der Spitze ihres Schlittens zufriedengeben müssen.«
»Kein Problem, Sir.«
»Ich bin sicher, Sie werden ihre ausgeprägte Freude am Laufen und ihre Begeisterungsfähigkeit zu schätzen wissen. Sie sind unkompliziert, pfeilschnell und beherrschen die gängigen Kommandos. Sie sind übrigens Wurfgeschwister.«
»Klingt gut.«
»Und lassen Sie mich eines vorwegschicken: Ihre Aufgabe beschränkt sich auf das Lenken des Schlittens. Die Pflege der Hunde, das Füttern und das An- und Ablegen der Geschirre und Seile übernehme ich persönlich. Schreiben Sie sich vor allem eines hinter die Ohren: Die Hunde werden weder für ein vermeintliches noch ein tatsächliches Fehlverhalten bestraft. Niemand schlägt sie, egal ob mit der Hand oder der Peitsche. Solche archaischen Methoden dulde ich nicht. Kapiert?«
»Ja, Sir.«
»Bestens.« MacNeil klopfte dem Soldaten aufmunternd auf die Schulter. Dann wandte er sich von ihm ab und verließ das Lagerhaus.
***
Als MacNeil am nächsten Morgen aufwachte und sein Blick durch das vereiste Bullauge der Schlafkabine ins Freie wanderte, bedauerte er die verschlungenen Schicksalspfade, die ihn zur Teilnahme an diesem Unternehmen gegen seinen Willen gezwungen hatten. Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als seinen Hals heil aus der Schlinge zu ziehen.
Das von seiner Koje aus gut sichtbare Thermometer der Wetterstation zeigte eine Temperatur von minus siebzehn Grad Celsius an, und das Anemometer wirbelte in einer Hektik, die auf eisige Windböen schließen ließ.
Nachdem er sich gewaschen hatte, kleidete er sich sorgfältig an, eine Lage über die andere, sodass jede Körperpartie mehrfach überdeckt war.
Er traf Myers draußen bei den Schlitten. Der Colonel unterhielt sich mit dem Leiter der Station. Die beiden schienen über eine Sache grundsätzlich verschiedener Meinung zu sein. Es klang nicht direkt nach einem Streit, aber jeder vertrat seine Position mit Nachdruck.
»… mag richtig sein, Walker, nur verlieren wir auf dieser Route einen kompletten Tag«, hörte er Myers sagen. »Ich fürchte, das können wir uns nicht leisten.«
MacNeil fragte sich, warum der Colonel es so eilig hatte. Befürchtet er, dass das Objekt, dessen Absturz über der westlichen Antarktis beobachtet worden war, durch Neuschnee so tief begraben werden könnte, dass ihre Suche aussichtslos sein würde?
»Ich weiß nicht, ob Sie wirklich Zeit sparen, wenn Sie die südliche Route nehmen, Meyers. Schauen Sie … dieser Höhenzug liegt wie ein Riegel in Ihrem Weg. Wenn Sie wieder umkehren oder ihn weiträumig umgehen müssten, kostet Sie das viel mehr Zeit!«
Myers schüttelte entschieden den Kopf. »Sie gehen von Ihrem Schneemobil aus, aber unsere Hundeschlitten …« Er bemerkte MacNeil und winkte ihn näher heran. »Ah, da sind Sie ja. Ich habe gerade von Ihnen gesprochen. Alles klar bei Ihnen?«
»Denke schon«, gab MacNeil einsilbig zurück. »Gibt es ein Problem?«
»Nein, nein, nur eine kleine Unentschiedenheit bezüglich der Route …« Myers hielt inne, als Amanda Blair und Professor Olsen aus der Mannschaftsunterkunft traten. MacNeil fiel auf, dass Amanda sogar in der unförmigen Schneekleidung eine gute Figur machte.
»Guten Morgen!«, grüßte die Biologin schon von Weitem.
Olsen hingegen schwieg behaarlich. Er nestelte an den Schnürsenkeln der Ohrenklappen seiner Mütze herum, die sich ineinander verheddert hatten. Als er den Knoten endlich gelöst hatte, zog er die Kopfbedeckung tief ins Gesicht. Die Augengläser vom Vortag hatte er gegen eine Sonnenbrille eingetauscht und er wirkte in seiner Vermummung wie ein Außerirdischer. Er hielt sich ein gutes Stück von Myers und Walker fern, drehte ihnen den Rücken zu und musterte interessiert eine Gruppe vorbei watschelnder Kaiserpinguine, die gerade ihre im Landesinneren geschlüpften Jungen zu ihren Jagdgründen im Meer geleiteten.
Walkers Männer waren damit beschäftigt, das Schneemobil für die Erkundungsfahrt vorzubereiten und zu beladen. Im Vergleich zu den Hundegespannen würde es vermutlich relativ unbeweglich sein.
Walker hatte den missbilligenden Blick des Mushers registriert. »Ich weiß, Sie halten viel von Ihren Hunden, MacNeil. Glauben Sie mir, die Zukunft gehört den technischen Lösungen.«
MacNeil zuckte nur die Schultern, was unter der dicken Kleidung vermutlich niemand bemerkte.