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»Das hätte ich nie von dir gedacht.« Wenn Lukas’ Mutter das sagte, dann musste die Kacke schon richtig am Dampfen sein. »Wir hätten immer gedacht, du wärst vernünftig. Aber was machst du? Brichst mit deinen Freunden bei deiner Englischlehrerin ein und verwüstet vollkommen ihre Wohnung. Was um Himmels Willen wolltet ihr da? Und was hast du mit deinem Bein angestellt?«

Lukas wollte seinen Mund öffnen, doch sein Vater redete schon weiter.

»Ich weiß, dass das Leben als Schüler nicht einfach ist. Besonders heutzutage in unserer Leistungsgesellschaft. Aber du bist doch gut in Englisch. Ich verstehe das nicht.«

Lukas stieß einen resignierten Seufzer aus. Er konnte seinen Eltern wohl schlecht die Wahrheit sagen. Eine schlechte Lüge brachte ihn auch nicht weiter, wenn er an Eezbeez zurückdachte. Vermutlich hatte Mikrowelle es im Hintergrund schon so hingedreht, dass alles auf Lukas und seine Freunde zurückfiel.

»Du kannst froh sein, dass Frau Palan bis jetzt noch keine Anzeige gestellt hat.«

Lukas wusste nicht, ob das so ein Grund zur Beruhigung war. Frau Palan hätte ihnen sicher helfen und ihre ganze Story bestätigen können. Jetzt lag sie auf der Intensivstation des Griedloher Krankenhauses.

Er selbst hatte auch ein paar Stunden im Krankenhaus verbracht. Sein Bein war untersucht und verbunden worden. Die Ärztin hatte einige peinliche Fragen gestellt, als sie die Glassplitter aus seiner Fußsohle gezogen hatte. Verdammt, das hatte viel mehr geschmerzt als der Tritt in die Scherben. Auch seine Freunde waren untersucht worden. Gott sei Dank war niemand ernsthaft verletzt.

»Und dein Handy hast du auch kaputtgemacht. Denk ja nicht, dass wir dir ein Neues kaufen.«

Lukas fühlte sich, als säße er in einer randvollen, eiskalten Badewanne und jemand würde immer und immer wieder mit einem Fass eiskalten Wasser nachkippen.

»Eigentlich wollten wir es dir ja ersetzen. Aber da du ja so verantwortungslos bist, wirst du das alte Handy von Linda bekommen, und sie wird ein Neues bekommen.« Lukas war sich sicher, dass hinter der Esszimmertür Linda Luftsprünge machte. »Außerdem bekommst du Hausarrest.«

Innerlich seufzte Lukas. Dass so etwas kam, war so vorherzusehen wie die Pausenaufsicht von Herrn Donau.

»Und damit du dich besser auf die Schule konzentrieren kannst, wirst du aus der Schulzeitung austreten.«

Bam.

Gerade war ein ganzer Eisberg in seine Badewanne gekracht.

»Was? Ich kann nicht aus der Schulzeitung austreten. Ich bin doch stellvertretender Chefredakteur!«

Seine Mutter sah ihn streng an. »Du bist in letzter Zeit ständig mit Dingen dieser Schulzeitung beschäftigt, sodass du deine Schulsachen vernachlässigst. Ich bin sicher, dass deine Aufgaben auch jemand anderes machen kann.«

Lukas holte Luft, damit der Eisberg ihn nicht völlig erschlug.

»A-aber … die Schulzeitung ist doch auch wichtig für meine normalen Schulsachen. Für Deutsch zum Beispiel … » Er erinnerte sich, dass er dieses Gespräch schon einmal geführt hatte, als Linda unbedingt Eis essen und er nach Paul Wenderstein suchen wollte, und ahnte düster, dass sich seine Eltern von diesem Argument nicht überzeugen ließen.

»Ja, in Deutsch hast du ja auch eine Zwei, da brauchst du wirklich keine Förderung mehr. Du solltest dich viel mehr auf die naturwissenschaftlichen Fächer wie Mathe konzentrieren. Vor allem, nachdem du diese Fünf herausbekommen hast. Habt ihr seitdem schon wieder etwas geschrieben?«

»Aber … Nein, ich … Herr Stretmanni ist doch …«

»Denkst du etwa, ich hätte mit so einem Unsinn einen Ausbildungsplatz gefunden? Mathematik ist eines der wichtigsten Fächer, auf das die Personaler schauen. Als ich in der neunten Klasse war, hatte ich meinen Ausbildungsvertrag schon längst in der Tasche.«

Lukas wollte nicht erwähnen, dass er dank Straßenwalze und Mikrowelle seinen Abschluss komplett vergessen könnte. Wenn er Glück hätte …

»Ist ja gut.« Schuldig senkte er seinen Kopf. Was hätte er denn sonst machen sollen? Mikrowelle das Feld überlassen? Zumindest war Frau Palan nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung gefangen und an Schläuche gefesselt.

Er leistete keinen Widerstand und verzog sich nach der Ansprache in sein Zimmer. Das konnte er nicht glauben. Warum hatten ihm seine Eltern ausgerechnet die Schulzeitung verboten? Das war doch voll ungerecht. Er wollte Redakteur werden – oder zumindest irgendwas mit Medien machen. Und da war doch die Teilnahme an der Schulzeitung wichtiger als irgendwelche Mathenoten. Mathe! Pah! Wer brauchte das schon!

 

Am nächsten Tag wollte Lukas die schlechte Nachricht Herrn Schreiner möglichst schonend beibringen. Doch als er auf dem Weg zum Klassenzimmer war, kam ihm schon Rebecka entgegengelaufen.

»Was zum Teufel habt ihr mit Frau Palan angestellt?«

Nicht auch noch sie!

»Das geht dich nichts an«, stieß er heraus, bevor er sich etwas Besseres überlegen konnte.

Im selben Moment wünschte er sich, er hätte schon mal sein Testament geschrieben. Rebecka holte tief Luft.

Und der Schlund der Hölle öffnete sich.

»Was soll das heißen, das geht mich nichts an? Natürlich geht es mich was an. Unsere ganze Klasse geht das was an. Was ist mit ihr? Was habt ihr mit ihr gemacht, dass sie gleich ins Krankenhaus musste und wir jetzt bis Ende des Jahres Vertretung haben?«

Lukas wollte nicht wissen, woher sie das schon wieder wusste.

»Und das kurz vor dem Abschlussjahr!«

Jetzt klang sie schon wie seine Eltern.

Lukas seufzte. »Ist ja nicht so, dass es hier an der Schule nicht noch andere Englischlehrer gibt.«

»Und das ist für euch ein Grund, bei Frau Palan einzubrechen und wer weiß was für Sachen anzustellen?«

»Du kennst doch gar nicht die Hintergründe, also sei einfach ruhig.« Lukas drehte sich von Rebecka weg und machte sich auf zum Pausenverkauf, nur um nach wenigen Metern Herrn Schreiner in die Arme zu laufen.

»Lukas, ich habe dich schon ewig gesucht!«

»Ja … also … ich …«

Mist, da wäre ihm Rebecka doch lieber gewesen.

Herr Schreiner versperrte ihm jeden Fluchtweg. »Dein Vater hat mich heute Morgen angerufen. Was soll das heißen, dass du nicht mehr bei der Schulzeitung mitmachen willst?« Er sah ihn ernst an. »Das geht doch nicht. Nicht so kurz vor der neuen Ausgabe. Und ich dachte, du wolltest Chefredakteur werden?«

Lukas sah zu Boden. Er fühlte sich, als würde jemand hinter ihm stehen und ihm die Luft abdrücken. In dem Fall konnte er es sich bildlich vorstellen: Straßenwalze mit seinen langen, grünen Klauen. Wie er hinter ihm stand, seine Hände um seinen Hals schloss und dabei seine Krallen in seine Halsschlagader rammte. Mikrowelle stand händereibend daneben.

»Tja, es ist nicht so, dass ich austreten will. Es ist nur so … ich muss. Wegen der Sache mit Frau Palan.«

Herr Schreiner öffnete den Mund. Auf seinem Gesicht konnte Lukas sehen, wie sich eine Reihe von Emotionen abspielten. Seine Augenbrauen gingen hoch, wie wenn er ihm gleich eine Standpauke erteilen würde. Die Augen wurden erst vor Schock groß und zogen sich dann zusammen, bis sie so klein wurden, dass er sie schloss und kurz auf den Boden schaute. Er drehte seine Tasche in den Händen und räusperte sich kurz, immer noch zu Boden blickend, und sah dann wieder hoch zu Lukas. Seine Augen wanderten hin und her, während er auf seiner Lippe kaute.

Das machte Lukas fast noch mehr Angst wie die Standpauke seiner Eltern.

Er hatte Herrn Schreiner noch nie sprachlos erlebt.

Und würde er nicht vor lauter Angst und Verwirrtheit wie festgeklebt am Boden stehen, hätte er schon längst schreiend und heulend das Weite gesucht.

»Ich … das war … die Sache mit Frau Palan war sehr … ich …« Die Stimme seines Lehrers klang unüblich dünn. Er räusperte sich und wischte sich über seine Halbglatze. »Gut. Dann werde ich wohl einen Ersatz für dich finden müssen. Kannst du mir deine offenen Aufgaben bis nächste Woche in mein Fach legen?« Jetzt klang er wieder ganz wie der Alte.

»Sicher, mache ich.« Lukas versuchte ein Lächeln aufzusetzen, obwohl ihm gerade absolut nicht danach war.

»Gut. Super. Mach das«, keuchte Herr Schreiner und machte sich auf den Weg in Richtung Lehrkräftezimmer.

Lukas wollte sich schon umdrehen und auch wieder auf den Weg machen, als sich Herr Schreiner noch einmal umdrehte.

»Aber nicht vergessen!«

»Ja, ja.« Lukas machte, dass er schnell davonkam. Er ging in sein Klassenzimmer und setzte sich zu Daniel, Ilona und Paulina.

»So ein Scheiß«, murmelte Daniel. »Ich muss wegen der ganzen Sache von meiner Mutter aus jetzt bei irgendwelchen Sozialprojekten mitmachen. Und meine Switch wurde auch konfisziert. Das kann sie doch nicht machen!«

Lukas hob die Augenbrauen.

»Jaaaa, gut«, gab Daniel zu. »Du hast es natürlich am allerschwersten von uns getroffen. Schande auf mein Haupt.«

Lukas schüttelte den Kopf. »Lasst uns nicht darüber reden. Hauptsache, Frau Palan ist in Sicherheit.«

Der Schultag zog sich heute wie der Käserand einer Pizza. Und obwohl er Käserand eigentlich mochte, hatte er heute darauf keinen Hunger. Nach der Schule kam er nach Hause, und es gab … Pizza. Wenn einem das Leben Zitronen gab …

Er ging in sein Zimmer.

Warum musste immer alles schiefgehen? Er wollte doch nur das Richtige tun. Hätte er Frau Palan weiterhin in Mikrowelles Händen lassen sollen? Und alle anderen … die beschwerten sich immer, dass etwas falsch lief. Doch den Hintern bekamen sie nicht hoch.

Lukas haute sich auf sein Bett. Im selben Moment klingelte es an der Tür.

Er ignorierte es. Sollte doch Linda die Tür öffnen. Besuch durfte er sowieso keinen empfangen.

Dachte er zumindest.

Von der Tür ertönte ein greller Schrei.

Lukas sprang sofort auf. Was war da los? Hatte Mikrowelle seine Adresse herausgefunden? Natürlich, als Frau Palan hatte sie ja Zugriff darauf. Und jetzt griff sie Linda an.

Er rannte aus dem Zimmer und sprintete zur Tür.

»Oh, mein Gott. Oh, mein Gott. Oh, mein Gott«, kreischte Linda.

»Ich komme, Linda«, rief Lukas, halb rennend, halb über den Fußboden rutschend. »Ich komme und rette dich vor …«

Er kam bei Linda an und sah in das abscheuliche Gesicht von …

»Oh, mein Gott, Herr Katzaug!« Linda zappelte aufgeregt. »Was machen Sie denn hier? Sind Sie gekommen, um mir zu sagen, dass ich jetzt doch auf dem Luisen-Gymnasium aufgenommen bin?«

Markus stand sehr bedröppelt vor der Tür. Er hatte offenbar mit allem gerechnet, nur nicht mit Linda.

»Hallo, Markus«, begrüßte Lukas ihn und wollte ihn am liebsten mit allen Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten, überfallen. Doch das hätte Markus sicherlich von seinen Krücken gehauen. »Was machst du hier?« Schnell fügte er noch ein »Das ist meine Schwester Linda« hinzu.

»Linda, richtig. Linda.« Markus stieg mit seinen Krücken die Eingangsstufen hoch. »Du warst doch …«

»In Ihrem Matheprobeunterricht!« Linda schlug verzückt die Hände aufeinander. »Und der war sooo toll. Was wir da gemacht haben! Das war so super. Und aufregend. Und ich wollte sooo gerne aufs Luisengymnasium!«

»Und das hat nicht geklappt?«, fragte Markus vorsichtig.

»Neee.« Linda sah ein wenig sauer aus. »Wegen Deutsch. Kreatives Schreiben.« Sie verdrehte die Augen. »So ein Schrott. Wer braucht das schon? Nur Kleinkinder und so Leute wie Lukas!«

»Hey!« Lukas gab Linda einen Knuff in die Seite, traute sich wegen Markus aber nicht, laut gegen sie zu werden. »Musst du denn nicht noch … Hausaufgaben oder so was machen?«

»Hab ich doch schon lange fertig«, entgegnete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Weil ich nämlich keinen Unsinn anstelle, der mich ins Krankenhaus bringt. Was ist eigentlich passiert?«

»Geht dich nichts an«, antwortete Lukas und versuchte sie ein wenig zur Seite zu schieben, damit Markus eintreten konnte. »Was bringt dich hierher, Markus?«

Linda sah aus, als würde sie schon wieder ausflippen. »Waaaaas? Markus? Du kennst ihn auch noch?«

»Ja.« Lukas stieß einen tiefen Seufzer aus. »Linda, das ist Markus Katzaug. Er ist ein Bekannter von Eezbeez und der Onkel meiner Schulfreundin Paulina. Er ist ein Sobekker.«

»Wie? Der Onkel von Lena? Warum hat sie mir nie was gesagt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass du meinen Matheprobeunterrichtlehrer kennst? Und dass Eezbeez meinen Matheprobeunterrichtlehrer kennt? Warum sagt mir eigentlich nie irgendjemand irgendwas? Ich bin doch keine fünf mehr!«

»Weil ich ihn auch erst seit gestern kenne, mein Gott, Linda, du Wiesenchampignon. Ich war im Krankenhaus, wann hätte ich dir das denn erzählen sollen?«

»Ich denke«, warf Markus ein, »wir sollten uns erst einmal alle etwas beruhigen. Sind eure Eltern zu Hause?«

»Nein«, antworteten Linda und Lukas im Chor.

»Linda passt auf mich auf«, sagte Lukas halb belustigt, halb verärgert. »Mein Vater hat heute einen ziemlich langen Gerichtstermin, meine Mutter kommt meistens nicht vor sieben nach Hause.«

»Gut.« Markus lächelte. »Dann haben wir ja etwas Zeit zum Quatschen.« Er nickte Linda freundlich zu. »Darf ich denn reinkommen, liebe Frau Aufpasserin?«

Linda gab ein vergnügtes Quietschen von sich und machte einen albernen Knicks. »Selbstverständlich!«

Lukas fand, dass sich Linda zuweilen wirklich wie eine Fünfjährige benahm.

Frau Aufpasserin führte sie beide ins Esszimmer, wo sie sie auf Stühle verfrachtete, ihnen Getränke einschenkte, ein Stück Kuchen auf einen Teller legte und ihnen dazu passende Servietten in der Form eines Schwans faltete.

Lukas kam sich vor wie in einem sehr merkwürdigen Hotel, und auch Markus sah ein wenig peinlich berührt aus.

»Fein. Danke für deine Mühe, Linda«, sagte Markus, als Linda offenbar fertig war und sich mit Kuchen und Getränk ebenfalls an den Tisch gesetzt hatte und sie nun erwartungsvoll ansah.

»Also«, er wendete sich Lukas zu. »Ich habe mich an die Winformiertenzentrale gewandt sowie an die Strangecity Security. Leider kann ich nichts gegen euer Blackout machen, jedoch habe ich erfahren, dass Straßenwalze keine Anzeige gegen euch erstattet. Das ist schon mal eine gute Nachricht. Ihr habt also außer dem einmonatigen Kontaktverbot keine weiteren Konsequenzen. Was euer letztes Abenteuer allerdings anbelangt …«, er machte eine kurze Pause und sah Lukas streng an. »Ich habe schon mit Paulina gesprochen, und ich glaube, ich muss dir nicht sagen, wie unglaublich verantwortungslos und unvorsichtig das von euch war.«

»Ja«, sagte Lukas kleinlaut.

Markus kramte in seiner Tasche. »Und ich glaube zwar nicht, dass du eine Belohnung dafür verdient hast, aber ich bin euch dankbar, dass ihr zumindest die Frau gerettet habt. Ich habe meine Beziehungen spielen lassen. Da dein Handy kaputtgegangen ist, ich allerdings finde, dass ihr trotz allem informiert sein solltet … Er holte eine kleine, schmale Verpackung heraus, auf der mit riesengroßen Buchstaben ›Cattec Statement Space – Winformierten-Edition‹ stand.

War es das, was er dachte?

»Lukas bekommt ein Handy?« Linda machte große Augen.

»Kein Handy, ein Statement«, erklärte Markus. »Sobekker vertragen keine Handystrahlen, also haben die Entwickler von Cattec das Statement für die Homobestia entwickelt. Es arbeitet auf einer anderen Frequenz, die zum einen magenfreundlicher für die Sobekker und zum anderen versteckt vor den Menschen ist.«

»Und sicher vor der NSA.« Linda grinste breit. Flink wie eine Katze schnappte sie sich das Gerät und holte es aus der Verpackung. »Und was kann das so?«

»Hey, das ist meins!« Lukas griff danach, doch Linda zog sich schnell in ihre Ecke des Tisches zurück und beugte sich so weit nach hinten, dass Lukas ohne aufzustehen und um den Tisch zu laufen nicht an sie herankam.

»Nun ja, die Winformierten-Edition hat noch ein paar Zusatz-Features gegenüber den normalen Statements. Neben den üblichen Apps wie BestiaSocial, der Bürokrat-App und dem Zugang zum Bestianetz gibt es auch Zugang zum ganz normalen Menscheninternet. Es hat auch Apps wie Facebook, Twitter oder Instagram drauf, und nach dem Blackout wird dir auch wieder der Winfonet-Account freigeschaltet.«

»Cool!« Linda tippte auf dem Bildschirm herum, öffnete Facebook und hatte in Sekundenschnelle Lukas’ Account-Daten eingegeben.

»Hey!«, rief Lukas. »Erstens: Das ist mein Statement. Und zweitens: Woher weißt du mein Passwort von Facebook?«

Linda streckte ihm die Zunge heraus. »Erstens …«, äffte sie ihn nach, »… ist eezbeez123 kein sicheres Passwort. Und zweitens: Hat Papa nicht gesagt, du kriegst kein neues Handy? Das Ding hier ist doch schneller weg, als du gucken kannst.«

»Ja, aber denkst du, bei dir ist es besser aufgehoben?« Das hatte sich Linda wohl so gedacht. Aber nicht mit ihm! »Gib her!«

»Streitet doch nicht.« Markus hob beruhigend die Hand. »Lukas, wenn das Ganze ein Problem darstellt, kann ich es gerne für dich verwahren.«

»Nein!«, riefen Lukas und Linda gleichzeitig. Lukas warf Linda einen bösen Blick zu. »Wir kommen schon klar.«

»Dann ist ja gut.« Ein Lächeln schob sich auf Markus’ Lippen. »Ich wollte sowieso noch eine andere Sache ansprechen.«

Lukas’ Nackenhaare stellten sich auf. Jetzt kam es. Sie hatten Mikrowelle gefunden, und sie hatte die ganze Sache so gedreht, dass Lukas und seine Freunde an allem schuld waren. Und jetzt musste er ins Bestia-Gefängnis. Oder so.

»In den Osterferien findet in Prüssbach die Winformiertenkonferenz statt. Es kommen Winformierte aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zu diesem Treffen und tauschen sich über Themen in der Menschen- und Bestia-Welt aus. Balthasar Media bietet jedes Jahr ein Jugendpraktikum an. Junge Winformierte bekommen die Möglichkeit, eine Reportage aus ihrer Sicht zu schreiben. Du bist doch bei der Schulzeitung. Wäre das nichts für dich?«

Lukas’ Herz setzte einen Takt aus. Doch dann holte ihn die Realität ein. »Nicht mehr. Ich musste aufhören, weil … die Sache … du weißt schon …«

»Ja, aber das ist doch eine wunderbare Möglichkeit, die Sache wieder geradezurücken.« Markus nickte zuversichtlich. »Bis zum Frühling ist das Blackout ausgelaufen, und du hast eine Gelegenheit, die Bestia-Welt kennenzulernen.«

»Ohne irgendwo einzubrechen«, warf Linda mit einem beiläufigen Ton ein.

Lukas wollte gerade Linda entgegnen, dass sie beim Einbruch in Straßenwalzes Wohnung ja schließlich auch dabei war und somit nichts zu melden hatte, da sprach Markus auch schon weiter.

»Und deinen Eltern ist es bestimmt sehr recht, wenn du ein paar Praktikumserfahrungen sammelst, oder?«

Lukas atmete tief durch. Nach den ganzen Strapazen hatte er erst einmal genug von der ganzen Bestia-Welt. Er wollte sich nur noch eingraben.

»Nein, danke«, erwiderte er.

»Schade.« Markus schüttelte seinen Kopf. »Aber falls du dich doch umentscheidest, du weißt, wo du mich findest.« Er trank sein Wasser aus und aß seinen Kuchen, dann nahm er seine Krücken, verabschiedete sich von Lukas und Linda und ging nach draußen.