Frau Khelifa wurde mit einer Schusswunde in der Schulter ins Krankenhaus gebracht. Ihre schusssichere Weste hatte sie vor dem Tod bewahrt. Ben und mich brachte man ebenfalls in das Krankenhaus. Wir waren alle in einem stabilen Zustand.
Ich hatte bei meinem Sturz zum Glück keine Gehirnerschütterung erlitten, aber auf meiner Stirn zeichnete sich langsam ein unförmiger blauer Fleck ab. Man wollte mich zur Beobachtung im Krankenhaus behalten. Der Streifschuss an meinem Oberarm war mit einigen Stichen vernäht worden.
Ben hatte es schlimmer getroffen. Neben seiner defekten Prothese, hatte er mehrere Prellungen erlitten und sich eine Rippe gebrochen.
Die Polizisten interessierte nicht besonders, was es genau mit den Linsen auf sich hatte. Sie wollten wissen, wer wen ermordet hatte und wen sie suchen mussten. Es blieb eine seltsame Verkettung von Ereignissen. Der Ursprung lag bei Kaspersky. Hätte er nicht versucht, die Erfindung heimlich zu verkaufen, dann wäre all dies nie geschehen. Doch die Dinge hatten ihren Lauf genommen und nun gab es kein Zurück mehr.
Der nächste Verdächtige auf der Liste der Polizei war Hawk, doch der hatte so gut wie keine Spuren hinterlassen. Die Ermittler kündigten an, das Haus der Dens noch einmal auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke zu untersuchen. Außerdem wollten sie sich einmal bei MedSol umschauen. Ich nahm dies schweigend hin. Sie sollten tun, was sie nicht lassen konnten.
Vermutlich würde ihre Suche ohne Ergebnisse verlaufen. Falls es in ihrem System biometrische Daten zu Hawk gab, dann hatte er diese schon längst manipuliert oder gelöscht. Der Mann, der die meiste Zeit über an unserer Seite gewesen war, war das eigentliche Phantom in dieser Geschichte.
»Sie sollten auch zu Kasperskys Wohnung fahren. Er hat eine Katze«, schloss ich und stand auf.
Meine Großmutter legte mir den Arm um die Schulter, als wir gemeinsam das Zimmer verließen. Sie war zutiefst bestürzt. Das letzte Mal, als sie mich gesehen hatte, waren wir auf dem Polizeirevier gewesen. Jetzt war ich im Krankenhaus, mit einer Schusswunde am Arm. Sie machte sich große Vorwürfe, dass sie mich nicht mit zu Gregor genommen hatte. Unter ihren Augen zeichneten sich dicke Augenringe ab.
Sie konnte nichts dafür. Ich hatte mich entschieden, die Sache allein weiterzuführen. Wenn sich jemand Vorwürfe zu machen hatte, dann war ich das.
»Deine Mutter ist bereits unterwegs«, erklärte meine Großmutter mit müdem Blick. »Leg dich schlafen. Wenn du aufwachst, wird sie da sein. Ich bleibe hier und warte solange.«
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Das brauchst du nicht«, lehnte ich ab. »Du brauchst doch auch deinen Schlaf.«
»Als könnte ich jetzt noch schlafen«, winkte sie ab.
Sie tat mir leid. Meine Großmutter war so klein und zerbrechlich, dass ich ihr diese Situation nicht zumuten wollte. Sie hatte Angst, mich noch einmal allein zu lassen. Das sah ich ihr an. Der Gedanke an die Ereignisse im Wald erfüllte sie mit tiefer Furcht. Für sie mussten sich meine Aussagen anhören wie Erzählungen aus einem Krimi. Dies waren die Dinge, von denen man in den Nachrichten hörte, die aber nie wirklich Platz in der eigenen Realität hatten. Jetzt waren sie Teil meiner Realität geworden. Ich wollte sie nicht in meinem Leben haben, aber sie würden trotzdem für immer bei mir bleiben.
Die Wahrheiten der letzten Stunden hatte den schmerzlichen Verlust Mareks nicht gelindert. Viel mehr hatte ich durch sie erfahren müssen, dass diese Welt falsch, ungerecht und grausam sein konnte. Zu wissen, dass Marek nur gestorben war, weil er von Bodo mit in die Sache hineingezogen worden war, machte seinen Tod nicht erträglicher.
Vor wenigen Stunden hatte ich auf dem kalten Waldboden gehockt und Bodos Hand festgehalten. Ich hatte gesehen, wie das Leben aus seinem Körper gewichen war. Welche Bedeutung hatte dabei die Wahrheit? Die Wahrheit über ihn. Die Wahrheit über seine Verbrechen. Das alles war nicht mehr wichtig.
Die Wahrheit heilte keine Wunden. Sie machte sie nur noch schmerzhafter.
»Macht es dir was aus, wenn ich für eine Weile zu Ben ins Zimmer gehen?«, fragte ich.
Ich wollte nicht, dass meine Großmutter neben mir hockte wie ein Wachhund und sich den Kopf zerbrach. Am liebsten hätte ich ihre Erinnerung an diese Gespräche gelöscht. Doch im Gegensatz zu Daten, konnte man Erinnerungen nicht so einfach löschen.
Meine Großmutter zögerte. Selbst wenige Zimmer entfernt zu sein, erschien ihr offenbar wie eine Vernachlässigung.
»Bitte«, wiederholte ich und legte behutsam die Hand auf ihren Oberarm. Sie stimmte zu.
Ben lag auf seinem Bett und starrte auf das Wallpaper, als ich hineinkam. Er kam in den Genuss eines Einzelzimmers. Privilegien. Ich hingegen teilte mir das Zimmer mit vier Damen zwischen sechzehn und sechsundsechzig.
Herr Den saß zusammengefallen auf einem Sessel in der Ecke und gönnte sich ein wenig Schlaf.
»Denkst du, sie werden uns jemals wieder von der Seite weichen?«, flüsterte ich und ging zu Ben hinüber.
»Vielleicht. In ein bis zwei Jahren, wenn Gras über die Sache gewachsen ist.«
Er machte Platz für mich auf dem Bett. Er lächelte müde. Er sah genauso blass und kraftlos aus wie wir alle.
»Schau dir das an.«
Er nickte in Richtung Wallpaper, über das ohne Ton die Nachrichten flimmerten.
Jugendliche überleben Mordnacht im Wald.
Es war nicht exakt das, was ich mir vorgestellt hatte, aber wenigstens klang es nicht dämlich.
Ich deutete auf Bens Bein. »Irgendetwas Ernstes?«
Man hatte ihm die Prothese abgenommen.
»Die Prothese ist im Eimer«, antwortete er leise und legte den Arm um meine Schulter. »Aber morgen sollten sie eine neue für mich haben.«
Ben war mein wirklicher Fels in der Brandung. Er war so tapfer.
»Das ist alles meine Schuld«, erkannte ich.
Bens Hand strich vorsichtig über meine Schulter, unweit von dem Verband entfernt, der die Schusswunde bedeckte.
»Sag das nicht. Ich habe mich dazu entschieden, dir zu folgen.«
»Weil ich einfach weggefahren bin. Ich war mal wieder total eigennützig und habe nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Du hattest recht. Die Person, der ich am wenigsten vertrauen sollte, bin eigentlich ich selbst. Nächstes Mal solltest du mich einfach in den Keller sperren oder ohrfeigen oder fesseln …«
»Ohrfeigen? Nein. Fesseln hingegen …«
Ich verpasste Ben einen Seitenhieb.
»So nicht!«
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schmiegte mich an ihn. Sein Vater hatte ihm frische Kleidung mitgebracht. Er roch nach Waschmittel und Seife. Ich atmete tief ein. Ein Gefühl der Ruhe kehrte in mir ein.
»Du hast dich tatsächlich vor mich gestellt. Was hast du dir nur dabei gedacht?«, sagte er.
Es klang beinahe so, als wäre es das Dümmste gewesen, das ich je getan hatte. Und ich hatte schon viele dumme Dinge getan. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ein einziges großes Paradebeispiel dafür.
»Dass ich verrückt bin, hatten wir ja schon festgestellt«, lächelte ich.
Ben strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Aber dir eine Kugel einzufangen? Nur für mich?«
»Für wen denn sonst?«, gab ich zurück.
Ich hatte bisher nicht weiter darüber nachgedacht. Es war die einzige logische Handlung für mich gewesen. Die Wunde an meinem Arm ließ sich verschmerzen.
Ben gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Du bist unglaublich.«
»Das musst du gerade sagen. Als du die Drohne vom Himmel geschossen hast, dachte ich kurz, du bist ein Geheimagent und hast es mir nur nie gesagt. Peng. Getroffen. Als wäre das was ganz Normales.«
»Jahrelange Übung«, grinste er. »Außerdem habe ich erst beim dritten Schuss getroffen.«
»Vielleicht sollte ich mich auch mal im Biathlon üben. Oder überhaupt in irgendeinem Sport. Im Wald dachte ich, meine Lunge versagt. Und du schießt mit gebrochener Rippe noch Drohnen ab. Du bist mein Held.«
Darauf blieb nichts zu erwidern. Ich fuhr sanft mit dem Daumen über sein Kinn. Kurze Stoppeln zeichneten sich dort ab. Ich zog Ben zu mir herab und küsste ihn. Bisher hatten wir nur wenig Gelegenheit gehabt, unsere Gefühle füreinander weiter zu erforschen. Den Küssen zufolge bewegten wir uns in eine gute Richtung. Jeder von ihnen war einzigartig.
Bens Hand schloss sich um meine Schulter, als er mich fester an sich drückte. Seine Bartstoppeln kitzelten in meinem Gesicht. Ich hatte nichts dagegen.
Wir fuhren auseinander, als ein schwaches Räuspern von Herrn Den ertönte. Er saß noch immer mit hängendem Kopf im Sessel.
Ben und ich blickten einander verschmitzt an, dann ließ ich meinen Kopf wieder auf seiner Schulter ruhen.
»Glaubst du, dass sie ihn jemals finden werden?«, fragte ich.
»Hawk? Der ist viel zu schlau für die.«
Wir sprachen von ihm wie von einem alten Bekannten.
»Er ist zu schlau für uns alle«, gab ich zurück.
Auf eine widersprüchliche Art und Weise mochte ich Hawk. Den Schlag mit dem Markierer würde ich ihm weiterhin übelnehmen, aber insgeheim bewunderte ich ihn für seine Programmierfähigkeiten.
Seine Aufgabe war erfüllt. Der Mörder Kasperskys war entlarvt worden und die Kontaktlinsen befanden sich wieder in seinem Besitz. Ich fragte mich, wo er jetzt wohl steckte und wie es mit ihm weitergehen würde. Ob ich ihm jemals wieder über den Weg laufen würde?
Ich setzte mich langsam auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Oberarm.
»Alles in Ordnung?«, fragte Ben.
»Ja. Ich glaube, ich hole mir einen Saft. Möchtest du auch etwas?«
Er schüttelte den Kopf und strich mir über den Rücken.
»Danke.«
Ich glitt von dem Bett und schlüpfte in die Hausschuhe, die meine Großmutter mir mitgebracht hatte. Sie hatte in der Eile nach allem gegriffen, was ihr als nützlich erschienen war.
Mit schlurfenden Schritten ging ich aus dem Raum und begab mich in Richtung Warteraum im ersten Stock. Der Lift glitt sanft surrend die Etagen herab.
Um diese Uhrzeit waren nicht viele Patienten oder Besucher hier anzutreffen. Ich ging an ihnen vorbei zu den Automaten, die ich bereits bei der Ankunft im Krankenhaus gesehen hatte. Meine Oma hatte uns zwar bereits mit Tee und Kuchen versorgt, aber in diesem Moment schrie mein Körper nach einer Erfrischung.
Ich blieb vor dem Automaten stehen und begutachtete das Angebot. Meine Auswahl war schnell getroffen. Gesüßter Algensaft war das, was ich jetzt brauchte. Da meine Mutter das Zeug ekelhaft fand, war dies vielleicht meine vorerst letzte Chance, in den Genuss von Algensaft zu kommen.
»Quade. Ihr Partner im Tissue Engineering…«, drang eine leise Stimme zu mir durch, während ich dabei zusah, wie mein Saft gepresst wurde.
Tissue Engineering. Dieser Begriff war mir heute schon einmal zu Ohren gekommen. Ich erinnerte mich so genau daran, weil die Worte wenige Sekunden bevor ich Mareks Leiche gefunden hatte, ertönt waren. Mein Blick wanderte von der Maschine zu einem Aushang von Broschüren.
Die ganze Wand hing voll mit elektronischen Informationsblättern. Sie waren nach medizinischen Gebieten aufgeteilt. Die Broschüre von Quade hatte anscheinend einen Fehler, denn auf der glatten Oberfläche des digitalen Heftes wurde immer wieder das gleiche Video abgespielt. Ich nahm das Exemplar in die Hand und tippte auf den Player, doch es stoppte nicht. Ich versuchte es erneut. Diesmal hielt das Bild an, doch die Tonspur lief weiter über die Folie.
Seufzend steckte ich es zurück in die Halterung für Biochemisches Engineering. Ich hielt eh nichts von diesen billigen Werbefolien. Mein Blick wanderte über die umliegenden Fachgebiete. Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Frauenheilkunde; für fast alle Bereiche gab es Werbepartner, die ein Produkt an die Patienten und Besucher verkaufen wollten. Meine Aufmerksamkeit blieb bei der Augenheilkunde und –optik hängen.
Langsam zog ich die Folie hervor. Die MedSol AG aus Berlin.
Ich betätigte den Player auf der Mitte der Seite. Sogleich glitt das Logo der Firma über die Oberfläche. »MedSol – Die Sonnenseite des Lebens sehen.«
Ich hatte schon bessere Slogans gehört.
Das Bild eines alten Mannes folgte. »Vor knapp hundert Jahren entwickelte der amerikanische Optiker William Feinbloom die ersten Kontaktlinsen aus Kunststoff. Es war ein Meilenstein der Augenoptik. Seitdem hat sich viel getan. Eine tragende Rolle hat dabei die MedSol AG übernommen. Als eines der weltweit führenden Unternehmen in der Herstellung und Entwicklung von neuartigen Kontaktlinsen, treibt die MedSol AG diesen Wandel weiter voran …«
Für meinen Geschmack trieben sie es mit dem Wandel etwas zu weit.
Am Ende des Clips tauchte eine Frau mittleren Alters auf. Sie hatte wallendes, blondes Haar, das eindeutig gefärbt war. Ihre eisblauen Augen funkelten kalt in die Kamera. Eine Einblendung identifizierte sie als Wanda Maxim. Sie sah aus wie die Eiskönigin.
»… bereits über sechzig Prozent aller Trägerinnen und Träger von Kontaktlinsen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrauen auf die Produkte von MedSol …«
Das Screenpaper leuchtete an meinem Handgelenk auf. Ich hatte es seit dem Ausfall meines Profils lediglich als Taschenlampe genutzt und es nur aus Gewohnheit wieder angelegt. Überrascht blickte ich auf das Display.
Das Wort »Initialisierung« erschien auf der sonst leeren Oberfläche. Darauf folgten eine Zahlenreihe und schließlich die Startoberfläche meines Profils.
Ich hatte wieder Zugang zu meinem Safe!
Ein wenig hatte ich mich an das Leben ohne Profil gewöhnt. Ich hatte mich bereits auf anstrengende Termine beim Amt eingestellt. Ich bezweifelte, dass es jemals vorgekommen war, dass jemand den Zugang zu seinem gesamten Safe verloren hatte.
Das Screenpaper zeigte mir an, dass ich mehrere verpasste Kontaktaufnahmen hatte. Die meisten von Ben, meiner Mutter und Oma. Selbst Emma hatte versucht, mich zu erreichen:
»OMG! Es tut mir echt leid. Also, wirklich! Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich in die Arme eines irren Mörders treibe, dann wären mir die 4,16 Euro natürlich egal gewesen. Ohne Frage. Aber konnte ja keiner wis …«
Ich las nicht weiter.
Am Ende der Liste wartete eine anonyme Nachricht auf mich:
»Nimm es mir nicht übel, Mädchen.«
Mir wurde fast warm ums Herz. Dieser Feigling!
Ein kleines Symbol im oberen Bildrand signalisierte mir, dass sich ein neues Element in meiner Mediathek befand. Ein Abschiedsvideo von Hawk? Im Gegenteil.
Ich startete den Film und blickte überrascht auf das Szenario vor meinen Augen. Ich kannte das Setting bereits. Es handelte sich um Mareks Laden. Erneut musste ich dabei zusehen, wie Marek um sein Leben ringend zu Boden ging. Mareks Mörder verließ den Laden, sobald sein Opfer zu Boden gegangen war. Für mich war nun zu erkennen, dass es sich dabei um den Sicherheitsmann der MedSol AG handelte. Ich kniff die Augen zusammen. Hatte Hawk mir das Video der Sicherheitskamera geschickt, um erneut zu beweisen, dass er nicht Mareks Mörder war?
14:32 Uhr. Der Film war noch nicht zu Ende.
Für einen Moment blieb nichts als Mareks lebloser Körper auf dem Boden. Regungslos. Die Sekunden verstrichen. Es war, als betrachtete ich ein Standbild. Ich spulte ein wenig vor. 14:33. 14:34. 14:35. Dann ging die Ladentür erneut auf. Bodo.
Er erstarrte, als er Mareks Leiche erblickte, sammelte sich jedoch schnell. Er ging zum Tresen, kniete sich neben Marek und stellte seinen Tod fest. Misstrauisch schaute er sich um. Dann stand er hektisch wieder auf, scannte mit einem schnellen Blick den Raum, bis er schließlich mein Kundenprofil auf dem Tresen erblickte.
Jede seiner Bewegungen war gezielt und präzise. Er berührte nichts, las mein Profil und verließ das Geschäft, so wie er es betreten hatte. Wäre er nur einige Minuten früher dagewesen, dann hätte er Mareks Mörder auf frischer Tat ertappt. Etwas später und ich wäre ihm direkt in die Arme gelaufen. Dann wäre ich nie zu Emma geflohen, in Kasperskys Wohnung eingebrochen, oder auf dem Polizeirevier gelandet. Ich wäre nicht zu MedSol gefahren, wir wären nicht verfolgt worden und Bodo wäre noch am Leben.
Wäre, wäre, wäre. Ich biss mir auf die Unterlippe. Das Geschehene ließ sich nicht rückgängig machen. Damit musste ich mich arrangieren. Ich löste das Screenpaper von meinem Handgelenk. Welchen Wert hatte mein Safe? Was war das für eine Wirklichkeit, in der wir unser gesamtes Leben in einen virtuellen Raum verlagerten und annahmen, dass es dort sicherer war als hier unten in der echten Welt? Ich ließ das Screenpaper in den Papierkorb gleiten. Dann nahm ich mir meinen Saft und kehrte um. Alles auf null. Weg mit der Vergangenheit. Niemand kann sie zurückholen.