Als ich vor Rachels Haustür stehe, schnürt sich mir plötzlich die Kehle zusammen. Gerade als ich klopfen will, wird die Tür aufgerissen. Dave kommt herausgestürmt und rennt mich fast über den Haufen. Er schreckt zusammen, bleibt stehen und starrt mich einen Moment lang an. Ich merke, dass er im Begriff ist, etwas zu mir zu sagen, doch dann geht er an mir vorbei zu seinem Auto, das auf der Auffahrt steht. Er stellt eine Reisetasche in den Kofferraum. Rachel erscheint an der Tür.
»Wir waren es!«, schreit sie ihm hinterher.
Da ich zur Seite getreten bin, hat sie mich noch nicht gesehen. Sie macht Anstalten, die Tür zu schließen. Mir ist klar, dass ich in irgendetwas hineingeplatzt bin, deshalb fühle ich mich noch unsicherer als zuvor. Vielleicht sollte ich mich einfach unbemerkt wieder davonschleichen, sobald sie die Tür geschlossen hat. Doch Dave könnte ihr erzählen, dass ich da war. Ich trete vor sie hin, worauf sie vor Schreck zusammenzuckt.
»Oh, Taylor.« Sie erlangt die Fassung wieder. »Ich hab dich gar nicht gesehen.« Verwirrt wendet sie einen Moment den Blick ab. Dann stellt sie sich mit verschränkten Armen in die Tür, um mir klarzumachen, dass ich nicht willkommen bin.
»Hi, Rachel, tut mir leid, ähm … äh … ich sehe, dass ich ungelegen komme, aber ich wollte dir nur sagen, dass die Website über Sierra im Netz steht«, sprudle ich nervös hervor und ziehe einen Zettel aus der Tasche. »Hier ist der Link.«
Sie starrt den Zettel an, nimmt ihn und zerknüllt ihn vor meinem Gesicht. Ich weiche einen Schritt zurück.
»Du warst angeblich ihre Freundin, Taylor. Du hättest auf sie aufpassen sollen, statt dabei zu helfen, dass sie umgebracht wird.«
Sie knallt die Tür zu. Ich höre, wie sie sich von innen dagegenlehnt und schluchzend zu Boden rutscht.
Ich gehe. Ich hätte mich tatsächlich davonschleichen sollen, als ich noch die Möglichkeit dazu hatte. Es war ein Fehler, hierherzukommen.
Als ich wieder zu Hause bin, lege ich mich aufs Bett und starre an die Decke. Ich höre Mum kommen. Sie ist später dran als gewöhnlich – offenbar war sie bei Rachel. Mum setzt sich zu mir aufs Bett.
»Bist du okay?«
»Nein.« Ich drehe mich auf die Seite.
»Du hast das Richtige getan, Taylor. Ganz bestimmt. Ich bin stolz auf dich.«
»Rachel wird mir nie vergeben«, erwidere ich.
»Ich glaube, bevor sie anderen vergeben kann, muss sie erst einmal sich selbst vergeben.«
Ich fühle mich völlig leer und ausgelaugt. Von dem Auftrieb, den die Website mir gegeben hat, ist nichts mehr zu spüren.
»Wie war’s heute in der Schule?«
»Soso. Ich bin gewaltig im Rückstand, aber ich habe Mr Samalot versprochen, alles nachzuholen.«
»Braucht du bei irgendwas Hilfe?«
»Nein. Oder vielleicht doch. Ich habe mir noch nicht mal angesehen, was ich machen muss.«
»Na, dann setz dich mal ran. Ich kümmere mich inzwischen um das Abendessen.«
»Mum?«
Sie bleibt an der Tür stehen und dreht sich zurück.
»Wie ging es Rachel, als du bei ihr warst?«
»Sie war allein. Sie hat David heute rausgeschmissen.«
»Das hab ich mir schon gedacht. Aber warum? Ich meine, braucht sie ihn jetzt denn nicht mehr als je zuvor?«
»Jeder reagiert anders auf großen Kummer. Sie ist völlig fertig. Sie gibt Dave die Schuld an allem, hauptsächlich aber sich selbst. Sie wirft sich vor, sie habe Sierra immer abgeschoben, um mit Dave nach Übersee zu reisen oder die gute Gastgeberin zu spielen … Sie meint, wenn sie sich mehr um ihre Familie gekümmert hätte, wäre das alles nicht passiert. Wir können wenig tun, damit sie sich besser fühlt; wir können nur für sie da sein, wenn sie uns braucht.«
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rachel mich je brauchen wird oder dass sie je wieder etwas mit mir zu tun haben möchte.
»Was ist mit Cassy?«, frage ich.
»Mit der hatte Rachel auch Krach. Sie ist zu Dave gezogen, bis die Lage sich wieder entspannt.«
»Sollte Rachel jetzt so ganz allein sein?«
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was im Moment am besten für Rachel ist«, erwidert Mum.
Ich setze mich an meinen Schreibtisch und schlage meinen Englischordner auf. Ich muss einen Aufsatz schreiben, der schon längst fällig ist, doch da die Lehrer mir Aufschub gewährt haben, brauche ich mir keine Sorgen zu machen und kann mich um ein Fach nach dem anderen kümmern.
Ich fange an. Das Thema ist »Krise«.
Schildere in 300 Wörtern eine Krise, die du durchgemacht hast.
Ich denke über den Tag nach und wie ich zu dem Entschluss gekommen bin, Rachel zu besuchen. Ist das eine Krise? Zweifellos eine innere Krise. Ich lese mir die Anmerkungen der Lehrerin durch, die Definitionen unterschiedlicher Arten von Krise enthalten. Vielleicht sollte ich über meine Entscheidung schreiben, Mum zunächst nichts davon zu erzählen, dass Sierra nicht zurückgekommen ist. Da ich Tag und Nacht daran denke, könnte ich eigentlich auch darüber schreiben …
Ich lege los. Die Wörter gehen mir flott von der Hand, denn sie sind aufrichtig und ehrlich. Ich stelle mich nicht als Märtyrerin oder Monster hin. Ich erzähle einfach, wie es war. In einer halben Stunde ist alles fertig.
Meine Krise: Soll ich alles erzählen oder nicht?
Als meine Freundin Sierra mir mitteilte, sie wolle sich mit einem Typ treffen, den sie online kennengelernt hatte, erklärte ich mich bereit, sie zu decken. Das war keine leichte Entscheidung. Sie hatte Internetverbot, doch bei mir zu Hause durfte sie meinen Computer benutzen und lernte im Mysterychat diesen Typ kennen. Ich wusste, dass ihre Mum ihr nie erlauben würde, sich mit einer Zufallsbekanntschaft aus dem Internet zu treffen, und ich wusste, dass ich zusammen mit Sierra großen Ärger bekommen würde, falls ihre Mum dahinterkommen sollte. Doch der Typ wirkte total nett und witzig, und außerdem wollten sie sich in aller Öffentlichkeit treffen. Geplant war, dass Sierra nach ihrem Date bei mir übernachten würde. Doch dann rief sie an – sie hatte es sich anders überlegt und wollte die Nacht bei ihm verbringen.
Zuerst war ich schockiert, dann wurde ich wütend. Sierra amüsierte sich und würde mich dadurch in Schwierigkeiten bringen. Sie hatte versprochen, am nächsten Morgen zurückzukommen, tauchte aber nicht auf. Ich war stinksauer. Genau so etwas hatte sie schon einmal bei einer anderen Freundin abgezogen. Es war Sierra egal, ob sie ihre Freundinnen in Schwierigkeiten brachte …
Einer aus unserem Freundeskreis machte sich Sorgen um Sierra und wollte unseren Eltern alles erzählen, was ich jedoch verhinderte, weil ich mir damit gewaltigen Ärger eingehandelt hätte. Sierra amüsierte sich halt und würde zu gegebener Zeit schon auftauchen. Schließlich hatte sie so etwas schon einmal gemacht.
Doch sie tauchte weder am Nachmittag noch am nächsten Morgen auf. Am Sonntagnachmittag machte auch ich mir allmählich Sorgen. Einerseits dachte ich, dass sie vielleicht noch immer unterwegs war und sich amüsierte. Aber was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Sollte ich alles verraten oder sollte ich sie weiterhin decken?
Das war meine Krise.
Ich nehme meinen Laptop mit nach unten und bitte Mum, sich den Aufsatz durchzulesen.
»Perfekt«, sagt sie. »Reich ihn so ein, wie er ist.«
Wir essen, räumen den Tisch ab und plaudern noch ein paar Minuten. Dann schnappe ich mir meinen Laptop, um in mein Zimmer zu gehen.
»Taylor, vielleicht solltest du diesen Aufsatz in deinem Blog veröffentlichen.«
Ich sehe sie an und nicke.
»Ja, das sollte ich vielleicht«, sage ich. »Danke.«
Nachdem ich mir den Aufsatz mehrmals durchgelesen und einiges verbessert habe, schicke ich ihn an die Lehrerin. Sie wird sich freuen, dass ich endlich etwas geschafft habe. Ich füge ein paar Zeilen hinzu, als Dank für den Aufschub.
Dann logge ich mich bei Risiko ein. Mir wird ganz eng in der Brust, als ich sehe, wie viele Leute die Website schon aufgerufen habe. Zweitausend! Dabei steht sie noch nicht einmal achtundvierzig Stunden im Netz. Unglaublich! Ich prüfe nach, wo sie am meisten Zuspruch gefunden hat. Australien, England, Amerika, Afrika, Schweden und Neuseeland. Ich bin so platt, dass ich laut nach Mum rufe. Sie kommt mit besorgtem Gesicht herein.
»Sieh dir das mal an.«
»Zweitausend? Was genau heißt das?«
»Es heißt, dass meine Website in weniger als achtundvierzig Stunden zweitausend Mal angeklickt wurde.«
Sie presst die Hände gegen die Schläfen, als könne sie es nicht fassen. »Bin gespannt, was passiert, wenn du diesen Blog-Eintrag bringst.«
»Das mach ich sofort.«
Das Ganze dauert etwa zwanzig Sekunden. Ich teile den Link über Facebook und Twitter. Sofort treffen Kommentare, Shares und Likes ein. Als ich meine E-Mail checke, stelle ich fest, dass noch andere Mädchen Fotos von Typen, die sie online kennengelernt haben, geschickt haben. Zahlreiche kleine Bilder von Typen, die in die Kamera lächeln, bedecken den Bildschirm. Mum streckt die Hand aus und berührt das Gesicht, das wir für das von Jacob Jones gehalten haben. Sie blinzelt ihre Tränen weg.
»Dieser Mistkerl«, sagt sie. »Man darf gar nicht daran denken, dass er immer noch irgendwo da draußen ist. Vielleicht ist er gerade online und chattet mit einem anderen armen ahnungslosen Mädchen. Was du da machst, Taylor Gray, ist wirklich ganz toll.«
Nachdem Mum gegangen ist, öffne ich eine weitere E-Mail.
Ein dummes Mädchen, das ein dummes Spiel gespielt hat. Was hat Sierra denn erwartet, als sie losgezogen ist, um sich mit einem völlig Fremden zu treffen?
Ich lese die Mail noch einmal. Hast du meinen Blog nicht gelesen?, würde ich am liebsten zurückschreiben. Sie ist in eine Falle gelaufen!
Ich bin so wütend, dass ich nicht antworte. Es gibt immer Leute, die abfällige Bemerkungen machen müssen.
Eine Mail von Mr Samalot trifft ein. Die Galerie-Seite steht ihm Netz. Ich mache mich an die Arbeit und lade die zwei Fotos hoch, die Jacob Jones mir geschickt hat. Dabei habe ich ein komisches Gefühl. Was, wenn er sie sieht? Vielleicht sollte ich Kel mitteilen, was ich gerade mache.
Mein Handy klingelt. Es ist Callum.
»Hi«, sage ich.
»Verfolgst du das Ganze?«
»Ja. Kann gar nicht mehr aufhören.«
»Was du da geschrieben hast, diese Sache über deine Krise … das ist … echt toll … Bist du okay?«
»Nicht wirklich, aber eigentlich doch. Ich fühl mich die meiste Zeit elend, und dann gibt es immer wieder Momente, wo ich … andere Dinge empfinde. Anschließend hab ich sofort Schuldgefühle, weil ich mich nicht mehr elend fühle.«
Er stößt ein kurzes Lachen aus. »Ich weiß genau, was du meinst. Ich glaube, ich muss meine Gefühle einfach zulassen, ohne sie zu analysieren«, erwidert er.
Ein Schweigen, das überhaupt nicht unangenehm ist, tritt ein.
»Gerade ist die Website zum dreitausendsten Mal angeklickt worden!«, ruft Callum aus. »Das bedeutet, eintausend Mal in was? Zwanzig Minuten? Das könnte tatsächlich ein viraler Hit werden.«
»Dann musst du deiner Mum auch erlauben, es zu sagen.«
Wir lachen beide.
»Ich versuche gerade, Hausaufgaben abzuarbeiten«, sage ich.
»Tja, Mr Samalot … auch etwas, um Schuldgefühle zu bekommen.«
»Ich weiß, aber wir haben gesagt, wir würden es versuchen.«
»Na gut, dann werden wir mal auflegen, damit wir uns beide an die Arbeit machen können.«
»Okay. Tschüs«, sage ich, doch bevor er auflegt, rufe ich: »Warte mal, Callum.«
»Ja?«
»Die Galerie-Seite ist gerade ins Netz gestellt worden. Sieh sie dir mal an.«
»Okay. Danke.«
Wir legen auf. Ich werfe einen Blick in mein Mathe-Buch, das als Nächstes dran ist, doch inzwischen habe ich so viel Unterricht versäumt, dass ich die Lektionen überhaupt nicht verstehe. Das muss der Lehrer jedoch geahnt haben, weil er mir ein Übungsbuch gegeben hat, sodass ich binnen kürzester Zeit die zweite Lektion halb durch habe.
Ich klicke meine Website an, die sich im Moment achthundert Leute ansehen. Ingesamt waren es bisher dreieinhalbtausend. Ich lehne mich auf meinen Stuhl zurück. Die Kommentare zum Blog sind umwerfend. Viele sagen, dass sie beim Schreiben weinen. Andere stellen fest, wie schön Sierra war, und sagen, wie sehr sie ihren Mörder hassen. Abfällige Äußerungen treffen keine mehr ein.
Ich habe weitere E-Mails bekommen, größtenteils Gratulationen oder Beileidsbezeigungen. Doch dann fällt mein Blick auf eine Mail, deren Betreff lautet: »ICH HABE IHN GESEHEN!«
Mir stockt der Atem.
Ich starre auf die Nachricht, die von Miffy the Kat stammt.
Liebes Risiko,
zwei Wochen, bevor deine Freundin verschwand, habe auch ich das Strandfoto mit den Bootsschuppen im Hintergrund erhalten. Ich habe mich mit dem Typ – der sagte, er heiße Matthew Smith – im Greendale Shopping Centre getroffen. Wir haben eine Weile geplaudert, dann bin ich zur Toilette gegangen. Als ich zurückkam, war er verschwunden. Ich habe drei Tage lang geheult. Jetzt würde ich eher kotzen …
Ich weiß, dass ich das der Polizei mitteilen sollte, aber ich hab einfach zu viel Angst, besonders nachdem ich deine Sache über Anonymität im Netz gelesen habe. Dieser Typ weiß wahrscheinlich, wo ich wohne … Was, wenn ich der Polizei von ihm erzähle und er sich dann an mir rächt? Meine Eltern wissen nichts von ihm … Aber ich möchte gern helfen. Bitte sag mir, was ich tun soll.
Miffy the Kat
Mein Herz hämmert wie wild.
»Mu…« Mir versagt die Stimme. »Mum!«
Sie kommt zur Tür.
»Lies das mal.«
Ich stehe auf und überlasse Mum meinen Stuhl. Dann setze ich mich auf die Bettkante. Ich sehe, wie Mum an den Armen eine Gänsehaut bekommt.
»Wir müssen sofort die Polizei anrufen. Hat sonst noch jemand Zugang zu dieser Mail?«
»Callum und Mr Samalot kennen das Passwort, aber bisher habe nur ich die E-Mails gecheckt.«
Sie geht zur Tür und holt ihr Handy heraus, zögert jedoch.
»Ich muss erst mal die Visitenkarte dieses Kriminalbeamten aus meiner Handtasche holen.«
Mein Herz klopft so laut, dass es mir in den Ohren dröhnt. Mum kommt zurück. Sie scheint immer noch unschlüssig zu sein. Dann wählt sie. Mit zittriger Stimme beantwortet sie die Fragen, die ihr gestellt werden. Mir wird speiübel. Meine Gedanken sind ein einziges Chaos. Wir hätten der Polizei von der Website erzählen sollen. Mum legt auf.
»Sie kommen gleich her.«
Wir gehen nach unten, stellen den Computer im Wohnzimmer auf, machen warmen Kakao und warten. Nach einer halben Stunde treffen sie ein: Kel Parkinson – der Kriminalbeamte, der uns unsere Computer und unsere Handys zurückgebracht und in unserer Aula gesprochen hat – und ein Kollege.
Kel schließt meinen Computer an seinen an und hämmert auf seine Tastatur ein. Nachdem er verschiedene Fragen zu unserer Website gestellt hat, meint er, dass wir die Polizei davon hätten in Kenntnis setzen müssen.
»Abgesehen von dem, was bereits in den Medien berichtet wurde, finden sich dort keine Informationen über den Fall«, verteidige ich mich.
»Wir brauchen vollen Zugang zu deinem Desktop, deinen E-Mails, zu allem«, sagt er.
Ich nicke.
»Ich gebe dir Bescheid, falls wir die Kontrolle über die Website übernehmen. Sobald dieser Fall eintritt, dürft ihr – du, Callum und Mr Samalot – die Seite nicht mehr aufrufen.«
»Wieso das?«, frage ich.
»Falls Sierras Mörder deine Seite überwacht und du zufällig etwas Entscheidendes verrätst, könnte ihm das einen Hinweis geben. Wir müssen sicherstellen, dass so was nicht passieren kann«, erklärt er.
Beide gehen sorgfältig alle Teile der Website durch – jede E-Mail, jedes Foto. Bis auf die Mail von Miffy the Kat scheint nichts ihr Interesse zu wecken.
Ich schreibe ihm alle Passwörter auf.
»Wir werden mit Miffy the Kat Kontakt aufnehmen. Ich werde mich für dich ausgeben und ihr gleich eine E-Mail schicken«, verkündet Kel.
Liebe Miffy the Kat,
danke, dass du mir das mitgeteilt hast – ich weiß, dass das viel Mut erfordert hat. Möglicherweise verfügst du über eine wichtige Information, die der Polizei helfen könnte, Sierras Mörder zu identifizieren, deshalb muss ich die Polizei benachrichtigen. Ich werde deine E-Mail und deine E-Mail-Adresse an die Polizei weitergeben, die sich bald bei dir melden wird.
Taylor
Als er auf »Abschicken« drückt, wird mir ganz flau im Magen. Ich habe das Gefühl, Miffy the Kat angelogen zu haben.
»Tritt nicht mehr mit ihr in Kontakt«, schärft Kel mir ein. »Das ist sehr wichtig, falls diese Information zu einer Festnahme führt. Zeugen dürfen nicht miteinander kommunizieren. Hast du verstanden?«
»Ja.«
Mum drückt meine Hand. Die Vorstellung, dass Jacob Jones verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wird, lässt meinen Adrenalinspiegel hochschnellen. Kel wiederholt noch mehrmals, wie wichtig es ist, dass ich Miffy the Kat nicht kontaktiere. Ja, ich habe verstanden. Nein, ich werde sie nicht kontaktieren. Ja, ich habe verstanden, dass jegliche Kommunikation zu unterlassen ist, falls es zu einer Festnahme kommen sollte.
Kel lächelt. Diese Information ist ein neuer Anhaltspunkt. Das Funkeln in seinen Augen gibt mir Hoffnung. Dieses bedrückende Gefühl, das mich befallen hat, als Sierra verschwand, ist immer noch da. Die Auffindung ihres Mörders wird sie nicht zurückbringen oder das Gleichgewicht des Universums wiederherstellen, trotzdem werden wir alle eine gewisse Genugtuung empfinden. Ich schließe die Augen und atme tief durch.
Bald wird Jacob Jones im Gefängnis sitzen.