Das Telefon unten weckt mich. Es ist halb elf vormittags. Da das Klingeln abrupt aufhört, nehme ich an, dass Mum rangegangen ist.
Kurz darauf erscheint sie in der Tür meines Zimmers.
»Sie haben ihn«, sagt sie mit belegter Stimme. »Sie haben ihn.« Sie zittert am ganzen Körper. Ich eile zu ihr und umarme sie. »Das ist dein Verdienst, weil du ihnen das Kennzeichen geben konntest. Und wegen deiner Website. Du hast ihnen geholfen, ihn zu schnappen.« Mum ist so außer sich, dass ich richtig Angst bekomme. Sie bricht in Schluchzen aus, so laut und heftig, als hätte sie es in all diesen Wochen unterdrückt. Ich reiße mich zusammen und halte meine Tränen zurück. Jetzt ist es an mir, ihr eine Stütze zu sein.
Blitzartig fallen mir Dinge aus den letzten Wochen ein.
Sierras Lächeln.
Unsere gesamte Freundschaft.
Sierra, die mir zum Abschied zuwinkt.
Meine Angst.
Der Schmerz in Callums Gesicht.
Rileys Einsamkeit.
Fliss’ Foto. Cabe Osrics Bildergalerie. Taylor Wolfe.
Mr Samalots aufrichtige Freundlichkeit.
Rachels Kummer. Ihre Verbitterung.
Sierras Sarg. Das Meer von Schuluniformen.
Meine Liebe zu Callum.
Die schreckliche Enttäuschung.
All das stürzt auf mich ein. Ich atme tief durch. Vielleicht wird mein Leben jetzt, da man ihn geschnappt hat, wieder in normaleren Bahnen verlaufen.