Ich hatte recht – Ray hatte mir mitgeteilt, dass der Einsatz erfolgreich verlaufen war und alle Jungs wohlauf waren. Von Levi hörte ich jedoch keinen Mucks, bis er und Noah zwei Tage nach ihrem Aufbruch durch die Tür von Papa P kamen. Ich hatte gerade Allan im Arm, als ich Levis Gesicht sah, weshalb ich ihn schnell an Cindy weiterreichte und quer durch den Raum lief und mich auf ihn stürzte.
Ich wollte erst nicht glauben, dass es ihm gut ging, bis ich ihn tatsächlich sah. Aber es ging ihm gut und jetzt war er hier. Ich hielt ihn in meinen Armen. Ich konnte gar nicht aufhören, ihn anzufassen.
Noah hustete verlegen. „Hey, Levi, willst du deinem Gefährten nicht sagen, dass er aufhören soll, dich vor den unschuldigen Augen meiner Tochter wie eine Stripperstange zu erklimmen?“
Mir war das nur einen Moment lang peinlich, bis ich zu Preston hinübersah, der sich genauso an seinen Gefährten schmiegte wie ich.
Ich zeigte Noah den Mittelfinger, was alle zum Lachen brachte. Es war zum Teil tatsächlich amüsant, aber das Gefühl der Erleichterung im Raum war deutlich spürbar.
Sanft stellte mich Levi auf die Beine und ich presste mich an seine Brust. „Ist es immer so schrecklich, wenn du auf eine Mission gehst?“, fragte ich.
„Ja“, antworteten Papa P und Preston gleichzeitig.
„Aber man wird besser darin, sich abzulenken“, ergänzte Preston. „Und die Rückkehr ist immer wieder spektakulär.“ Sein verschmitztes Lächeln ließ keinen Zweifel an seiner Aussage.
Das konnte ich glauben. Im Augenblick wollte ich nichts weiter tun, als Levi auf den Boden zu werfen und ihn zu besteigen – wer dabei zusah, war mir völlig egal. Meine Finger hatten sich bereits einen Weg in seine Hose gebahnt, wo sie zu meiner Enttäuschung eine normale Boxershorts fanden.
Levi räusperte sich, zog meine Hand sanft heraus und flüsterte: „Vielleicht sollten wir damit warten, bis wir zu Hause sind?“
„Cody …“ Papa P kam und gab Irene in Levis Arme, während Cindy mir Allan brachte. „Weißt du noch, als ich dir angeboten habe, dass Ray und ich auf die Kinder aufpassen können? Am besten wäre es, wenn wir das gleich heute Abend tun.“
Verwirrt sah ich ihn an, bevor mir unser Gespräch von neulich wieder einfiel. Ich hustete. „Willst du etwa sagen, dass sich die Dinge … reguliert haben?“
„Er will damit sagen, dass du nach Sex und Hitze stinkst und dass du und dein Alpha bald durchdrehen werdet“, brachte Preston mit einem Grinsen auf den Punkt. Als Noah ihn tadelnd auf den Hintern klopfte, sprang er auf, zeigte aber keine Reue.
Da ich nun wusste, was los war, erkannte ich, dass dies nicht mehr mein normales Verlangen nach Levi war. Bisher hatte ich gedacht, dass der Stress der letzten Tage meine Gefühle verstärkt hatte, aber mein Körper fieberte, als ob ich von innen heraus brennen würde. Doch statt mich müde und schlapp zu fühlen, hatte ich mehr Energie, als je zuvor.
„Kurze Kuschelzeit mit den Kindern“, sagte Papa P.
Levi lehnte sich zu mir und schnupperte an mir, wobei er Irene ganz nah an sich drückte. „Ich dachte, du riechst nur so besonders gut, weil ich dich so vermisst habe“, raunte er mir zu.
„Ich habe dich auch vermisst“, stellte ich klar, wobei ich mir bewusst war, dass wir angestarrt wurden, aber das war mir langsam egal. Ich strich über Allans Kopf. „Tauschen?“
„Kann ich sie alle beide halten?“
Ich schmolz dahin. „Natürlich.“
Ich wollte Levi nicht durch seine Zeit mit den Zwillingen hetzen, aber mein Verlangen wurde mit jeder Sekunde stärker. Glücklicherweise dauerte es nicht lange. Wir überließen die Kinder Papa P und Ray. Nachdem ich die letzten paar Tage mit ihnen verbracht hatte, wusste ich, dass ich ihnen keine weiteren Erklärungen hinterlassen musste.
Papa P kicherte, als wir zur Tür hinausschlichen. „Armer Jonah. Warte nur, bis er erfährt, dass sich unser Thanksgiving-Essen noch ein paar Tage verzögern wird. Am besten sagst du ihm, dass wir den Termin auf Montag verschieben, Ray. So haben unsere Jungs hier das ganze Wochenende.“
Auf der Heimfahrt musste ich meine Hände fest unter meinen Oberschenkeln einklemmen, damit ich Levi nicht ansprang und er den Wagen zu Schrott fuhr. „Weißt du, was das bedeutet?“
„Ähm, dass wir gleich richtig abgefahrenen Sex haben werden?“ Mehr konnte mein Hirn im Moment nicht zusammenspinnen.
Levi stöhnte. „Du machst die Sache für mich nicht gerade einfacher, Cody.“
„Dann fahr schneller“, neckte ich ihn.
„Ich gebe mein Bestes. Aber was ich damit sagen wollte … Ist dir klar, dass das bedeutet, dass wir heute Nacht eine Bindung eingehen werden?“
„Oh …“ Irgendwo im Hinterkopf hatte ich das wohl schon gewusst, aber bis Levi es aussprach, hatte ich es nicht wirklich realisiert.
„War das ein gutes oder ein schlechtes ‚Oh‘?“ Seine Verunsicherung war liebenswert.
„Es ist ein fasziniertes ‚Oh‘.“
„Wir haben noch nicht … ähm … Ich habe noch nicht …“
Immer wenn wir Sex hatten, hatte er mich nicht penetriert. Entweder hatte ich ihn immer genommen oder wir hatten uns auf andere interessante Aktivitäten konzentriert. Es lag nicht daran, dass ich Angst davor hatte, dass Levi in mich eindringt – sondern daran, dass ich es bisher nicht einmal in Erwägung gezogen hatte. Es war etwas, das meine Schänder getan hatten, und Levi war keiner von ihnen.
Aber wenn wir miteinander verbunden wären … Wenn wir uns wirklich paaren würden … Es war meinen Eltern unangenehm gewesen, mir mit fünfzehn alles zu erklären, aber die Kinder redeten. Bei einer Paarung würde sein Wolf mich nehmen müssen. Er müsste von mir Besitz ergreifen, auf eine Weise, die wir noch nie zuvor ausprobiert hatten.
Hätte ich Angst verspüren sollen? Abscheu? Ekel? Nein.
Ich brach im besten Sinne des Wortes zusammen.
Ich musste Levi in mir spüren. Ich brauchte ihn, um das letzte Stück meiner Seele zurückzugewinnen, das man mir genommen hatte – auch wenn er bereits so viel Schlechtes aus meinem Leben beseitigt hatte. Jetzt brauchte ich ihn, um diese Lücken mit ihm selbst zu füllen.
„Levi, wenn du nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten bei uns zu Hause bist, werde ich dich dazu bringen, an den Straßenrand zu fahren und mich genau hier in diesem Wagen zu nehmen.“
Das Auto wurde schneller.
Ich wartete nicht einmal darauf, dass er mir die Tür öffnete. Wir stürzten gemeinsam aus dem Auto und ließen unsere Oberteile auf der Veranda fallen, während wir zur Haustür stolperten.
Als Levi mit den Schlüsseln der Haustür herumfuchtelte, schlang ich meine Arme um ihn, griff in seine Hose und Boxershorts und liebkoste sein heißes, steinhartes Glied. Das würde heute Abend in mir sein. War er noch dicker als sonst? Ich fragte mich, ob das überhaupt möglich war. Allein bei der Vorstellung, wie er in mir war, bebte mein ganzer Körper.
Wie konnte ich mich nur so sehr verändern? Was mir früher so viel Schmerz und Angst bereitet hatte, war mit der richtigen Person völlig anders.
Kaum war die Tür geöffnet, drehte sich Levi um und hob mich hoch in seine Arme. Ich schlang die Beine um seine Taille und er rannte förmlich ins Haus, bevor er die Tür mit dem Fuß hinter sich zuschlug.
Wir fielen zusammen aufs Bett – für Worte blieb jetzt keine Zeit mehr. Wenn ich Zweifel daran hatte, wie es sich anfühlte, mit meinem Wolf zusammen zu sein, dann verlor ich sie spätestens in dem Moment, in dem Levis Augen gelb aufleuchteten und mein Wolf vor Freude in mir tobte.
Mein Instinkt hatte diese Seite in mir zum Leben erweckt – der Instinkt und die Vorfreude, mit meinem Gefährten vereint zu sein.
In kürzester Zeit gab es nichts mehr zwischen uns – keine Kleidung, keine Geheimnisse, keine Sorgen.
Unvermittelt lehnte Levi seine Stirn an meine und keuchte.
Okay, möglicherweise hatte er noch ein paar Ängste.
„Ich werde mein Bestes dafür tun, es langsam anzugehen“, sagte er. „Ich will dir zeigen, wie es sein sollte.“
„Willst du damit sagen, dass du mir nicht gut genug erklärt hast, wie ich dich ficken soll?“
Levi gluckste und sein Schweiß vermischte sich mit dem meinen, dort wo sich unsere Haut berührte. „Ich sage, dass es anders ist. Ich bin größer als du. Und du hast eine düstere Vergangenheit, die ich nicht habe. Mein Instinkt drängt mich darauf, dich hart und schnell zu nehmen …“
„Ja …“, stöhnte ich.
„Aber du musst dafür bereit sein. Ich muss dich vorbereiten.“
Frustriert stöhnte ich auf. „Dann hör auf zu reden und fang an, mich vorzubereiten.“
Mit einem Kuss auf meine Lippen, der mich in eine Pfütze aus Glibber verwandelte, ließ Levi sich am Fuß des Bettes auf die Knie fallen und schlang meine Knie um seine Schultern.
Oh. Mein. Gott. Mit seiner Zunge bearbeitete Levi mein Loch, leckte, erforschte und neckte es – seine Zunge war einfach überall. An meinen Eiern, meinem Poloch, in mir …
Er hatte mich nie aufgefordert, das alles zu tun – Mistkerl . Ich war mir sicher, dass er mich nur hingehalten hatte, damit er mich, wenn es so weit war, in den Wahnsinn treiben konnte. Aber so fantastisch es sich auch anfühlte, ich brauchte mehr.
„Levi …“ Meine Stimme wurde zu einem unüberhörbaren Winseln.
„Flehst du mich an, mein Omega?“
Damit war meine rebellische Seite geweckt, die den ganzen Abend über geschlummert hatte, doch bei Levis Worten gewann mein Instinkt die Oberhand.
„Niemals. Steck deinen Schwanz in mich, Alpha.“
Zum ersten Mal gehorchte Levi nicht. „Noch nicht gleich“, meinte er und entfachte damit meine Wut. Doch dann presste sich etwas gegen mein Loch und durchdrang langsam den dortigen Muskelring. Laute schossen aus meinem Mund, aber keine Worte. Heilige Scheiße! Was machte er da? Wie konnte er mit einer einzigen Berührung das Gefühl auslösen, dass ich gleich zerspringen würde?
„Was … was tust du da?“
„Ich bereite dich vor, Cody. Heute Abend wirst du keinen einzigen Funken Schmerz empfinden. Heute Abend wirst du nur Vergnügen spüren. Heute Abend werde ich dir zeigen, wie du geliebt werden solltest.“
Sein Finger begann in mich zu stoßen.
„Levi, ich glaube nicht, dass ich das …“
„Ich habe heute die Kontrolle. Du kommst nicht, bevor ich es sage.“ Gerade noch rechtzeitig umklammerten seine Finger die Basis meines Schwanzes und verhinderten den Orgasmus, der sich gerade anbahnte. Frustriert stöhnte ich auf und Levi küsste mich. „Das wird es wert sein“, versprach er.
Beim Herausziehen seines Fingers keuchte ich angesichts des plötzlichen Gefühls der Leere auf und verlor völlig die Luft zum Atmen, als er wieder eindrang und es sich so viel größer anfühlte.
„Das sind zwei Finger.“ Aus seiner Stimme drang ein leises Knurren. „Nach drei werde ich dich endlich für mich beanspruchen.“
Anders als erwartet, überlebte ich die herrliche Folter, bei der Levi mich erst an zwei und dann an drei Finger gewöhnte. Seine andere Hand blieb fest am Ansatz meines Schwanzes – der einzige Grund, warum ich noch nicht gekommen war, dessen war ich mir sicher.
Als er seine Finger zum letzten Mal herauszog, krallte ich mich an seine Schultern. „Levi, ich glaube, ich halte das nicht lange durch.“
Er löste seinen Griff um meinen Schwanz und streichelte meine Wange. „Ich auch nicht. Mein Wolf hat mich gequält, dich einzufordern. Ich konnte ihn lange genug zurückhalten, damit du das hier genießen kannst, aber jetzt wird es hart und schnell sein.“
„Fuck, endl–“, Levi stand auf und schob seinen Schwanz in mich hinein, bevor ich den Satz beenden konnte, und raubte mir den Atem. Langsam, aber stetig glitt er in mich hinein und als ich wieder zu Atem gekommen war, fragte ich: „Was ist aus hart und schnell geworden?“
Auf seinem Gesicht breitete sich ein besitzergreifendes, teuflisches Grinsen aus. Levi beugte sich über mich und war vollständig in mir. Er fasste meine Schultern mit seinen großen Händen. „Pass auf, was du dir wünschst, Cody“, meinte er.
Was darauf geschah, war ein leidenschaftlicher Angriff – von beiden Seiten. Levi war die treibende Kraft, die mich in die Matratze stieß, aber ich? Ich war wild auf ihn. Ich rief zu Göttern, die ich mir mit ziemlicher Sicherheit spontan ausgedacht hatte – laut meiner Schreie waren die meisten von ihnen extrem gut bestückt und stark.
Mein Instinkt kam zum Vorschein – in diesem Moment fühlte sich alles richtig an. Für diesen Moment waren all meine Ängste, Gewissensbisse und Zweifel wie weggeblasen: In diesem Moment war ich genau da, wo ich sein musste. Das Glücksgefühl nach dem Orgasmus war besser als jede Droge oder jeder Traum.
Levis Schwanz fühlte sich in mir so anders an als die anderen, die ich je gespürt hatte. War es, weil ich es so wollte oder weil es Levi war? So oder so, ich liebte dieses Gefühl, wie perfekt mein Alpha in mich passte. Wie lange ich in der Luft schwebte, wusste ich nicht genau, aber irgendwann merkte ich, dass Levis Gewicht mich erdrückte und ich ihn von mir runter holen musste.
Ich versuchte, ihn von mir zu schieben, aber ein starkes Ziehen in meinem Hintern erinnerte mich daran, was passiert, wenn ein Alpha in seinem Gefährten kam … sie bildeten einen Knoten und er verschmolz mit seinem Omega.
Ich wackelte ein bisschen, um zu experimentieren. Oh je – zu viel. Ich war noch immer verdammt empfindlich. Allein dieses kleine Wackeln hatte mich fast in eine orgasmische Schockwelle versetzt und dazu war ich im Moment noch nicht bereit.
„Levi“, ächzte ich und stieß ihn in die Rippen. „Levi?“
Ohne mir eine Antwort zu geben, schob er seine Arme unter meinen Rücken und rollte sich mit mir zusammen auf den Rücken.
Ein weiterer Orgasmus ließ mich erschaudern, aber nur ein leichter.
Als gäbe es an dieser Erfahrung mit Levi etwas „nur“.
Ich schmiegte mich an seine Brust – oh ja, viel bequemer als vorher. Meine Finger fuhren über die frische Narbe an seinem Hals, an der sich der einfordernde Biss bereits abgezeichnet hatte.
„Das bedeutet, ich gehöre dir“, murmelte Levi. Er streckte seine Hand aus, um mein Mal nachzuzeichnen.
„Und ich gehöre dir.“
Die Worte fühlten sich so richtig an. Doch plötzlich wurde mir klar, dass es noch andere Worte gab, die wir noch nie gesagt hatten – Worte, die ich nie mit Levi geteilt hatte. Wäre heute etwas vorgefallen und hätte ich meine Chance verpasst, sie zu sagen …
Ich konnte das nicht riskieren. Schnell setzte ich mich auf und blickte leicht panisch zu Levi hinunter.
Seine Augen flogen auf. „Was ist los?“
„Ich liebe dich“, platzte ich heraus.
Seine Augen wurden vor Verwirrung schmal. „Ist das alles?“
Ich schlug ihm auf die Schulter. „Ist das alles? Das ist eine ziemlich große Sache.“
Levi lachte und entspannte sich wieder im Bett. „Ich habe nur gedacht, dass etwas nicht stimmt.“ Er zog mich auf sich herunter.
„Ich habe das noch nie zu dir gesagt. Das habe ich noch nie zu jemandem gesagt.“ Ich hörte den Schmerz in meiner Stimme. War das nicht so eine große Sache für ihn?
„Ganz ruhig, Cody“, meinte Levi und kraulte meinen Rücken. „Ich hatte nie Zweifel daran, dass du mich liebst. Oder dass du mich lieben würdest. Ich musste die Worte nicht unbedingt laut ausgesprochen hören, um es zu wissen.“
Ich schnaufte. Dadurch lockerte sich mein gesträubtes Fell ein wenig. „Trotzdem musste ich es sagen. Wenn schon nicht für dich, dann für mich.“
„Hmm.“
Ich wartete. Wollte er es mir nicht zurücksagen? Es war doch klar, dass es mir wichtig war, nachdem ich es ihm so deutlich gesagt hatte?
Levi gluckste und stupste mich in die Rippen. „Sei nicht beleidigt, mein Omega.“ Er schlug die Augen auf. „Ich liebe dich auch. Und das werde ich von jetzt an laut und oft sagen.“
Er küsste mich.
„Und wenn wir dann wieder voneinander gelöst sind, habe ich ein Geschenk für dich.“
„Okay“, murmelte ich fröhlich. Es spielte keine Rolle, was es war, denn der heutige Abend war bereits Geschenk genug.
Wir schlummerten, bis Levis Knoten aus meinem Körper glitt. Ich war noch im Halbschlaf, aber meine Erregung stieg weiter an. Ich wollte ihn ärgern, indem ich meine Hand wieder tiefer wandern ließ, aber er griff nach meiner Hand. „Nein, noch nicht. Ich will dir erst dein Geschenk geben.“
Er kletterte aus dem Bett, bückte sich und zog etwas unter unserem Bett hervor. Er stellte einen kleinen schwarzen Koffer vor mich hin und ich sah ihn mit großen Augen an. Levi setzte sich wieder neben mich ins Bett und drückte mich an sich. „Ich habe es schon vor einigen Wochen gekauft, aber ich wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten. Jetzt scheint mir der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein.“
Ich öffnete wortlos den Koffer und ließ meine Finger andächtig über das glänzende Metall gleiten. „Woher wusstest du, dass ich Querflöte spiele?“
„Es stand in deiner Akte, bevor wir dich gefunden haben. Und du hast sie in deiner Hypnosesitzung erwähnt. Willst du sie ausprobieren?“
Als hätten seine Worte mich freigelassen, fing ich an, die Teile herauszunehmen und sie mit meinem Wissen zusammenzusetzen, das ich schon vor vielen Jahren in meinem Kopf hatte. Und dann lag sie komplett in meinen Händen. Langsam hoben meine Finger sie zu meinem Mund. Ich konnte mich in diesem Moment an kein einziges Stück erinnern, aber ich erinnerte mich noch an meine Noten. Ich begann mit meinen Fingern mit meiner Lieblingstonleiter, a-Moll und pustete. Aus der Flöte ertönte ein schriller Ton.
Levi hielt sich die Hände an die Ohren. „Oh, das klingt ja furchtbar!“
Ich setzte die Querflöte zögernd ab. „Ich schätze, ich habe mein Gespür dafür verloren?“
Levi zog mich sofort in eine Umarmung. „Du wirst es wieder bekommen. Du wirst dein Leben zurückgewinnen, Cody. Jedes Stück davon.“
Ich zerlegte die Flöte und wischte sie ab. Obwohl ich sie noch nicht lange genug gespielt hatte, dass es nötig gewesen wäre, war es eine schöne Gewohnheit. Ich würde es mir zurückholen. Ich würde jeden Tag üben. Levi hatte recht – ich würde mein Leben wieder zurückgewinnen.
Aber eine Sache hatte ich noch nicht für mich beansprucht – einen Teil von mir, der durch die Bindung mit Levi lebendig geworden war.
Ich löste mich aus seinen Armen und wandte mich ihm zu, um seine Hände zu ergreifen und ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich möchte etwas ausprobieren“, erklärte ich.
„Was immer du möchtest, Cody.“
Ich nickte und atmete tief ein. Dann schloss ich meine Augen und versuchte, mich mental zu verständigen. Bist du da?
Dieser instinktive Teil meiner Seele gab mir, ohne zu zögern, eine Antwort. Als ich Levis Hände losließ, wuchs mir ein Fell entlang der Rückseite meiner Arme, meine Nase und mein Mund wurden länger und meine Beine kürzer.
Ich sah hinunter auf zwei weiße, pelzige Pfoten.
Levis Gesicht strahlte vor Stolz. „Cody … du bist wunderschön.“
„Das wollte ich schon so lange tun“ , sagte ich. Oh, es fühlte sich so richtig an. Levi fuhr mit seinen Fingern durch mein Fell und ich schmiegte mich in seine Berührung.
„Ich kann nicht in Worte fassen, wie fantastisch und stark du bist, Cody. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich das Glück habe, dich als meinen Gefährten zu haben.“
Mein Schwanz schlug gegen das Bett – der Ausdruck eines Lächelns bei Wölfen.
Levis Grinsen wurde immer wilder. „Jetzt nimm wieder deine menschliche Form an. Unsere Paarung ist noch lange nicht zu Ende.“