29
Als sie beim Haus ihres Vaters ankamen, war es Moirin, die die Tür öffnete. Sie trug ein erschreckendes Sommerkleid mit grünen und orangefarbenen geometrischen Mustern darauf, und es war 15 Zentimeter zu kurz für eine Frau ihres Alters.
»Ach, ihr seid’s.« Sie klang, als hätte sie jemand anderen erwartet und wäre jetzt enttäuscht, Katie und John zu sehen.
»Wie geht’s dir, Moirin?«, fragte Katie, als sie in den Flur ging. Sie tauschten Luftküsschen aus. Moirin trug ihr Haar sehr viel kürzer und stachliger als das letzte Mal, als Katie sie gesehen hatte, und Katie fand, dass sie kantiger und älter aussah, obwohl sie gerade mal Mitte 30 war.
»John, es ist
doch John, oder? Ich verlier den Überblick bei Katie.«
»Ich hatte den einen Ehemann, Paul, der gestorben ist, und dann John. Kannst du dir das merken oder soll ich’s dir lieber aufschreiben?«
»Geht rein.« Moirin schloss die Tür. Katies Vater lebte in einem hohen, grün gestrichenen viktorianischen Haus in Monkstown, auf der anderen Seite des Hafens, gegenüber von Katie, die in Cobh wohnte. Ihre Mutter war vor vier Jahren gestorben und Katie hatte ihren Vater immer wieder dazu gedrängt, das Haus zu verkaufen und sich was Kleineres, leichter zu Unterhaltendes zu suchen. Aber sein Argument war immer, dass all seine Erinnerungen hier waren. Angeblich konnte er sich im Winter vorstellen, wie sie auf der vorletzten Stufe unten saß und sich die Stiefel anzog, und im Sommer konnte er die Küchentür offen lassen und sich einreden, dass sie noch im Garten war und sich um ihre Stockrosen kümmerte.
Obwohl das Haus alt roch, hatte es über den Sommer ausgelüftet und roch nicht mehr so feucht. Als sie ins Wohnzimmer gingen, sahen sie überall Vasen mit frischen gelben Rosen und Gladiolen, und die Möbel glänzten dank Politur. Über dem Kamin hing ein düsteres Ölgemälde mit einer Gruppe Leute, die versuchte, ihren Weg durch einen Wald zu finden. Katie hatte es immer unheimlich gefunden, aber diesen Morgen haftete auch ihm ein gewisser Glanz an und die Leute wirkten eher fröhlich als verloren. Aus der Küche waberte der köstliche Duft nach in Kräutern gebratenem Hähnchen zu ihnen.
Katies Vater kam mit Siobhán an der Hand ins Wohnzimmer.
»Katie, Liebes!«, begrüßte er sie. »Und John!«
Katie ging zu ihm und gab ihm einen Kuss. Es freute sie, wie viel besser er aussah.
Sein weißes Haar war ordentlich geschnitten, und obwohl er noch immer dünn und knochig war, sah es so aus, als hätte er etwas zugenommen. Und er trug ein frisch gebügeltes Tattersall-Hemd.
»Siobhán, wie geht’s dir Süße?«
Siobhán war die dritte der sieben McCarthy Schwestern und ähnelte sehr ihrem Vater, als er noch jünger gewesen war. Sie hatte ein rundes Gesicht, rosige Wangen, grüne Augen und unbändige rote Locken. Früher hatte sie zahllose Freunde gehabt und wie wild mit jedem Mann geflirtet, der ihr die Gelegenheit dazu gab. Letztes Jahr allerdings hatte ihr eine eifersüchtige Ehefrau brutal mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen, was zu einem bleibenden Hirnschaden geführt hatte. Sie war noch immer freundlich und lustig, aber verfügte nur noch über die geistigen Fähigkeiten einer Siebenjährigen.
»Katie!« Sie umarmte sie. »John! Ist ja wie Weihnachten!«
»Wie geht’s dir, Siobhán? Ich mag dein rosa Kleid!«
»Es ist rosa«, erklärte Siobhán. »Ailish und ich waren bei Penneys, um es zu kaufen!«
»Was hast du in letzter Zeit angestellt, Siobhán? Hast du was Schönes erlebt? Hat dich Moirin mit an den Strand genommen?«
»Ja«, rief Moirin. »Moirin war mit ihr unten am Strand und im Tarzan Land im Perk’s Entertainment Centre und jeden Tag spazieren im Green Park, sogar bei Regen. Sie liebt das Meeresbild, nicht wahr, Siobhán? Das mag sie am liebsten.«
»Ich mag die Meerjungfrauen«, bestätigte Siobhán. »Und die Angler mag ich auch, und die Fische. Und ich mag die Krabben.«
Nun kam auch Ailish aus der Küche zu ihnen, und Moirins Ehemann Kevin. Katie hatte Ailish über eine örtliche Arbeitsagentur gefunden. Sie kümmerte sich für Katies Vater um den Haushalt, kochte für ihn und leistete ihm Gesellschaft. Sie war eine hübsche, stämmige Frau, die ihr graues Haar zu festen Zöpfen geflochten trug, was ihr ein deutsches Aussehen verlieh.
Kevin wirkte niedergeschlagen wie immer. Er hatte runde Schultern, eine dicke Brille, schütter werdendes Haar und keiner seiner Gesichtszüge schien zu den anderen zu passen, wie bei Herrn Kartoffelkopf. Er trug ein neues blaues, kurzärmliges Hemd, bei dem man noch die Falten der Packung ausmachen konnte. Vermutlich war Moirin zu beschäftigt gewesen, um es ihm zu bügeln, mutmaßte Katie.
Gemeinsam setzten sie sich ins Wohnzimmer. Katies Vater und Ailish gingen in die Küche und sie hörten einen Knall. Kurz darauf kam Ailish mit einem Tablett voller Champagnergläser zurück.
»Hey, gibt es was zu feiern?«, fragte John.
»Natürlich«, bestätigte Katies Vater. »Du hast einen Job gefunden, bleibst hier in Cork und machst Katie sehr glücklich.«
»Nun, ich bin auch glücklich. Katie ist eine sehr besondere Frau. Eine in einer Million und ich liebe sie sehr.« Er griff über das Sofa und nahm ihre Hand.
Nachdem er jedem ein Champagnerglas gegeben hatte, sagte Katies Vater allerdings: »Aber … Es gibt noch einen Grund, warum ich euch alle heute hergebeten hab, und zwar, weil ich was zu verkünden hab.«
»Na endlich«, sagte Moirin. »Du verkaufst dieses Haus! Halleluja! Oh – solange du nicht erwartest, bei mir und Kevin einzuziehen. Mit Nona und Tommy ist die Hütte schon voll, ganz zu schweigen von Siobhán.«
»Ich kann mich für Sie um den Verkauf kümmern, Mr. McCarthy«, bot Kevin in seiner tonlosen, ausdruckslosen Stimme an. »Im Moment ist der Markt etwas träge, aber ich bin sicher, ich kann einen guten Preis für Sie rausholen. An wie viel haben Sie gedacht?«
Katies Vater schüttelte lächelnd den Kopf. »Darum geht’s nicht. Ich verkauf nicht. Ich leb schon zu lang in diesem Haus, um ans Ausziehen zu denken, und es hängen zu viele Erinnerungen dran. An euch, an eure Mutter.«
»Was dann?
«, wollte Moirin wissen.
»Moirin«,
sagte Katie vorwurfsvoll. »Jetzt lass den armen Mann doch ausreden!«
Katies Vater hob sein Glas und sah Ailish an, legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich möchte verkünden – Ailish und ich, wir werden heiraten.«
»O Dad!
«, jauchzte Katie. »Das ist wundervoll! Ich kann’s kaum glauben! Ihr werdet wirklich heiraten? Wann?«
»Gut gemacht, Sir«, lobte John und hob sein Glas. »Sie beide haben einander verdient.«
Siobhán fragte: »Was ist los? Warum sind alle so aufgeregt?«
»Dad wird Ailish heiraten«, erklärte Moirin. »Du kriegst jetzt eine neue Mummy.«
»Aber ich will keine neue Mummy! Ich will meine richtige Mummy!«
»Siobhán, Liebes, ich nehm nicht den Platz deiner richtigen Mummy ein«, versuchte Ailish sie zu beruhigen. »Das könnte niemand. Aber dein Dad und ich, wir lieben uns und wir wollen den Rest unseres Lebens zusammen verbringen, als Ehemann und Ehefrau.«
Moirin legte die Arme um Siobhán und drückte sie. »Schon in Ordnung, Süße. Reg dich nicht auf.« Dann sah sie ihren Vater an. »Um Himmels willen, das hättest du ihr auch vorsichtiger beibringen können. Sie so damit zu überfahren! Du hättest es uns allen
vorsichtiger beibringen können!«
»Moirin«, sagte ihr Vater, »ich dachte, du würdest dich vielleicht für uns freuen.«
»Nun, es ist deutlich, dass du
dich freust, du und Ailish, aber was ist mit deinen Töchtern, den Töchtern, die du mit deiner vorherigen Frau hast, der Frau, die dir angeblich so sehr fehlt?«
»Moirin«, mischte sich Katie ein. »Hältst du zur Abwechslung mal die Klappe? Dad ist glücklich und das ist das Wichtigste, nicht was du
davon hältst. Wag es bloß nicht, ihm das zu verderben. Komm schon, hoch mit dem Glas, auf ihn und Ailish, und wünschen wir ihnen alles Gute.«
»Du erwartest von mir ernsthaft, dass ich auf den Verlust unseres Erbes anstoße?«
»Was?
Was für ein Erbe? Wovon redest du, Moirin? Dad hat jemanden gefunden, der sich um ihn kümmert, jemanden, den er sehr liebt, und er lächelt wieder. Freut dich das nicht?«
»Was meinst du mit ›welches Erbe‹?« Mittlerweile weinte Siobhán und klang mit jedem Einatmen, als hätte sie Keuchhusten. »Was, denkst du, wird passieren, wenn Dad stirbt? Was denkst du, wer dann dieses Haus bekommt? Wir nicht
. Es wird nicht verkauft und unter seinen Töchtern aufgeteilt. O nein, weil es dann einen neuen Besitzer gibt, Dads gar nicht so trauernde Witwe, und wer weiß, wie lang sie dann noch hier lebt und wem sie es danach vererbt, und wer weiß, wann das sein wird?«
Katies Vater stellte sein Champagnerglas ab. »Wie kannst du so was sagen, Moirin? Denkst du das wirklich – dass ich euch nichts hinterlasse, wenn ich sterbe? Ich hab euch heute hierher eingeladen, um mit mir mein neues Leben zu feiern, nicht um über meinen Tod zu streiten.«
»Dann streite es ab, Dad«, forderte ihn Moirin heraus. »Streite ab, dass du dieses Haus Ailish vermachen wirst. Kevin, welchen Wert hat dieses Haus nach aktuellen Maßstäben?«
»425.000, mit Leichtigkeit.«
Katie stand auf und ging zu ihrem Vater. Er starrte Moirin verständnislos an und bewegte den Mund, als müsste er erst etwas Knorpel fertig kauen, bevor er was sagen konnte.
»Dad.« Katie legte den Arm um ihn. Dann sah sie Moirin an. »Ich glaub, du solltest dich dafür entschuldigen. Wie kannst
du nur?«
»Ich soll mich dafür entschuldigen, dass ich die Wahrheit sag? Nun, wenn ich die Wahrheit gesagt hab und sie dir nicht gefällt, dann ja, dann tut
es mir leid.«
»Verschwinde«, verlangte Katies Vater.
»Was?«
»Ich hab gesagt, du sollst verschwinden. Verschwinde aus meinem Haus, das immer noch mir gehört und das ich geben kann, wem immer ich will. Na los, verschwinde und nimm dieses arglose Individuum mit.«
»Dad, so weit muss es nicht kommen«, bat Katie. »Um Gottes willen, Moirin, wie kannst du nur so mit Dad reden?«
»Weil er seine Putzfrau heiraten will, darum! Herrgott! Was, wenn ich irgendwann nach Hause gekommen wäre und gesagt hätte, ich will den örtlichen Straßenfeger heiraten? Seine Putzfrau! Und sie wird alles erben!«
»Verschwinde, Moirin, bevor ich was sag, das ich bereuen könnte.«
»Na schön, gut, wir gehn. Kommt, Kevin, Siobhán. Wir wissen, wenn wir nicht willkommen sind.«
Alle drei standen auf und gingen, während Siobhán noch immer weinte. Moirin gab sich Mühe, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Katies Vater setzte sich zitternd. Ailish wischte sich mit ihrer Schürze die Tränen ab.
Katie ging in die Knie und nahm die Hände ihres Vaters in ihre. Er trug noch immer seinen alten Ehering.
»Reg dich nicht auf«, bat sie ihn. »Was du machst, Ailish zu heiraten, das ist wunderbar. Ihr werdet zusammen so ein schönes Leben haben. Moirin gehört nun mal zu den Leuten, die falsche Entscheidungen treffen und sie dann bereuen. Sie dachte, Kevin würde reich und interessant werden, stattdessen ist er ständig pleite und langweilig. Sie dachte, Nona würde hübsch und Tommy ein Genie werden. Was ist passiert? Nona hat abstehende Ohren und Tommy ist nicht besonders helle. Ich glaub, sie hat sich ausgemalt, dass sich mit ihrem Erbe ihr ganzes Leben verändern würde. Geh nicht zu hart mit ihr ins Gericht. Sie ist nur unheimlich enttäuscht. Ich red mit ihr, wenn sie sich beruhigt hat.«
Katies Vater nickte dankbar. »Du bist eine sehr tolerante Frau, Kathleen. Sehr verständnisvoll. Mir ist nie ein Detective Superintendent wie du begegnet, in meinen ganzen Dienstjahren nicht. Danke.«
Nach dem Mittagessen ging John in die Küche, um Ailish beim Abwasch und beim Aufräumen zu helfen, während Katie und ihr Vater zusammen im Wohnzimmer saßen und den Merlot leerten, den sie zum Essen getrunken hatten.
Katie erzählte ihrem Vater davon, dass Dermot O’Driscoll in den Ruhestand ging und Bryan Molloy Operation Rocker abblies. Sie erzählte ihm auch vom Racheengel und von ihrer Ahnung, dass Mister Dessie vermutlich sein nächstes Opfer werden würde.
»Du hast dafür keine greifbaren Beweise, oder?«, fragte er.
»Nein. Kann sein, dass ich total auf dem Holzweg bin und sie etwas ganz anderes im Schilde führt. Es könnte um Drogen oder Geld gehen. Aber sie ist Nigerianerin und sie hat schon drei der Drecksäcke getötet, die für Michael Gerrety im Sexgewerbe arbeiten. Für mich scheint es logisch, dass sie sich noch einen holt, und Mister Dessie ist noch das schlimmste Arschloch von ihnen. Ich weiß natürlich nicht, was für ein Motiv sie hat, aber da sie sich als Racheengel bezeichnet, ist klar, dass sie sie für etwas bestraft.«
»Was du mir von den beiden Gardaí erzählt hast … Was hast du gesagt, wie sie heißen?«
»Ronan Lynch und Billy Daly. Ich halte sie viel eher für schwach und gierig als korrupt. Sie sind nicht unbedingt die hellsten Birnen am Kronleuchter.«
»Nun … solchen bin ich während meiner Zeit auch ein paarmal begegnet. Es ist verständlich. Es sind junge Männer, sie werden nicht allzu gut bezahlt, und jeden Tag haben sie mit Kriminellen zu tun, die glänzende Autos fahren, willige Frauen und Geld wie Heu haben. Aber … Kannst du wirklich auf ihre Hilfe zählen?«
»Lynch hat mir letzte Nacht gegen elf Uhr eine Nachricht geschickt, dass Mister Dessie im Havana Brown’s war, und dann hat er um halb zwei noch mal eine geschickt, dass er mit irgendeinem Mädchen nach Hause gegangen ist. Zugegeben, heute hab ich nichts bekommen, aber kann auch sein, dass Mister Dessie noch zu Hause ist.«
Katies Vater schwenkte den Wein in seinem Glas. »Katie, ich an deiner Stelle wär sehr vorsichtig bei diesen beiden Beamten. Ich weiß, du hast gesagt, dass du zu ihren Gunsten aussagen willst, wenn sie dir dabei helfen, diese Engelfrau dingfest zu machen. Aber sie verlieren ihren Job, egal was sie machen, und das wird ihnen ziemliche Bauchschmerzen bereiten, oder?«
»Mach dir keine Gedanken, Dad. Ich halt die Augen immer offen. Was mir im Moment wirklich Sorgen macht, ist, ob es richtig von mir ist, Mister Dessie nicht zu warnen, dass er vermutlich das nächste Opfer auf der Liste des Engels ist.«
»Glaubst du nicht, dass er da mittlerweile selbst drauf gekommen ist? Er sieht blöde aus, aber das täuscht. Ich hab ihn schon gekannt, als ihm noch ein Stück gefehlt hat, um einem überhaupt ans Knie zu reichen, und er war sehr, sehr niedlich, kannst du mir glauben.«
»Schon, aber angenommen, Lynch und Daly halten mich nicht auf dem Laufenden und der Engel schafft es, ihn zu töten, und ich hab nichts getan, um ihn vorzuwarnen?«
»Warum solltest du dich schuldig fühlen, wenn sich Mister Dessie umbringen lässt? Er hat sich selbst für seine Art zu leben entschieden und weiß genau, wie gefährlich das sein kann. Ich glaub nicht, dass es moralisch verwerflich ist, ihn als Köder zu benutzen, besonders wenn du versuchst eine Serienmörderin zu schnappen. Abgesehen davon, die Welt wäre ohne Mister Dessie nicht unbedingt schlechter dran, oder?«
»Seh ich ja genauso«, stimmte Katie zu. »Aber wir sollen jeden mit demselben Respekt behandeln, egal ob er ein Heiliger oder ein Gauner ist, oder?«
»Das verlangt der Eid, den wir geleistet haben. Aber wie sollen wir jemanden respektieren, der weder sich selbst noch jemand anderen respektiert? Können wir nicht, das ist menschlich nicht machbar, und wenn wir es versuchen würden, wäre die Polizeiarbeit unmöglich. Nein, Katie, ich glaub, du solltest in dem Fall auf deine Intuition hören.«
»Was schlägst du also vor, was soll ich wegen Michael Gerrety machen?«
»Erst mal nichts. Wenn Bryan Molloy Operation Rocker abbrechen will, wird die Staatsanwaltschaft mit dem arbeiten müssen, was sie schon hat.«
»Ich hab so meine Zweifel, dass wir genug haben, um eine Verurteilung zu garantieren – besonders dann, wenn sich Gerrety mit unseren Zeugen befasst, was er auf alle Fälle machen wird. Am Ende werden wir nur eingebildet und altmodisch erscheinen, und was noch schlimmer ist, inkompetent.«
»In dem Fall würde ich es einfach bleiben lassen und auf Zeit spielen. Sobald Michael Gerrety anfängt zu glauben, er stünde über dem Gesetz, wird er irgendwann die Grenze überschreiten und dann hast du ihn.«
»Da wär ich mir nicht so sicher«, widersprach Katie. »Er ist sehr vorsichtig, der Michael Gerrety. Er hat auch ein sehr gutes Verständnis für die öffentliche Meinung. Er weiß, woher der Wind weht, besonders wenn es um das Sexgewerbe geht.«
Katies Vater nahm ihre Hand. »Ich hab vielleicht nicht deinen erhabenen Rang innerhalb der Garda erreicht, Katie, aber in meinen Dienstjahren hab ich eins gelernt. Jeder bekommt früher oder später seine gerechte Strafe – manchmal auf eine Art, mit der man noch am wenigsten rechnet.«
John kam ins Wohnzimmer. »Seid ihr zwei bereit für noch ein Glas Wein?«
»Für mich nicht«, lehnte Katie ab. »Ich fahre.«
»Ach ja, und
du musst heute Abend noch meinen Geschäftsvorschlag durchlesen, oder? Komm schon, ich fang morgen mit der Arbeit an. Ich will wirklich deine Meinung wissen.«
»Ich versprech dir, ich les es heute Abend. Ich schwör es dir hoch und heilig, sonst soll mich der Schlag treffen.«
»Dein Versprechen reicht mir, Katie. Wag es bloß nicht, dich vom Schlag treffen zu lassen.« Er sah Katies Vater an und erläuterte: »Der Arbeitstitel meines Vorschlags lautet: Wie man professionelle Befürworter für Online-Medikation bekommt.
Ich muss zugeben, ich an ihrer Stelle würde es auch nicht lesen wollen.«