8

 

 

BEVOR WIR am Samstagabend die Bühne betraten, kochten die Emotionen hoch. Vielleicht lag es daran, dass wir nervös waren, oder vielleicht verbrachten wir einfach zu viel Zeit miteinander. Tim verlor die Nerven, weil er die Tasche mit seinen Trommelstöcken nicht finden konnte, und wurde wütend, als er merkte, dass Corys Jacke darauf lag. Ich ignorierte ihr Gezanke und versuchte, mich auf den Auftritt vorzubereiten, indem ich Stimmübungen machte und auf meiner Akustikgitarre spielte. Ich schaffte es, mich aus ihrem Streit herauszuhalten, aber ich blickte alle paar Minuten auf die Uhr und fragte mich, wo Terry steckte. Wir hatten ihn vor fünfundvierzig Minuten an der Bar mit Leah, Holly und ein paar ihrer Freunde zurückgelassen. Cory wollte nachsehen, was los war, aber er kam allein zurück, auch wenn er mir versicherte, dass Terry bald da wäre.

Er war es nicht. Und die Show sollte in zehn Minuten beginnen. Ich war versucht, hinauszugehen und ihn wie ein Höhlenmensch in die Garderobe zu schleifen. Ich hatte das ungute Gefühl, dass das ein Machtspielchen war. Er hatte mir den sprichwörtlichen Finger gezeigt, indem er sich an hübsche Mädchen mit tiefen Ausschnitten herangemacht und Schnäpse aus Gläsern, die zwischen ihren Brüsten steckten, getrunken hatte, während ich mit den Fingern auf die Bar getrommelt und mein Handy nach neuen Nachrichten überprüft hatte. Ich hatte mich mit Leah unterhalten, während wir zugesehen hatten, wie ihr Kerl einen Narren aus sich machte. Sie schien nicht sonderlich besorgt, aber sie hing auch nicht an mir, wie sie es sonst oft tat. Gut. Normalerweise flirtete ich vor den Shows ebenfalls und hatte meinen Spaß, aber heute Abend war unsere große Chance. Ich wollte so klar im Kopf und konzentriert sein wie möglich. Jeder bereitete sich auf seine eigene Art auf einen Auftritt vor. Wenn Terry dazu einen Drink brauchte und sein Ego, gemeinsam mit anderen Körperteilen, von weiblichen Fans streicheln lassen wollte, war ich der Letzte, ihn zu verurteilen. Aber wenn er betrunken auf die Bühne käme, würde ich ihn umbringen.

„Hier ist jemand, der dich sprechen möchte, Rand. Du hast zehn Minuten, bis es losgeht. Soll ich ihn wegschicken und ihm sagen, er soll nach der Show mit dir reden?”

Ich blickte zu der gehetzt wirkenden jungen Frau mit roten Locken, die ein Headset trug. Sie hatte sich als Michelle, die Bühnenmanagerin, vorgestellt. Sie schien etwas verklemmt zu sein und nahm ihren Job offensichtlich sehr ernst. Wenn ich nicht durch unseren verschwundenen Gitarristen abgelenkt wäre, hätte ich versucht, sie zum Lachen zu bringen. Aber nicht heute. Ich konnte im Moment nicht einmal lächeln. Ihr Blick bohrte sich in mich, während sie etwas in ihr iPad tippte und ihren Kaugummi traktierte.

„Hat er dir seinen Namen genannt?”

„Benny!”

Benny sprang hinter der Bühnenmanagerin auf und ab und wedelte mit den Armen, als wollte er während der Hauptverkehrszeit ein Taxi heranwinken. Ich sah bei jedem Hüpfen etwas Rotes aufblitzen, aber sein Gesicht konnte ich erst sehen, als die Frau zur Seite trat. Er war vielleicht nicht der, den ich zu sehen gehofft hatte, aber er war unterhaltsam.

„Ich rede mit ihm.”

Ich lachte auf, als Benny laut „Vielen Dank auch, Mr. Rockstar” schnaubte.

„Würdest du mir einen Gefallen tun und unseren Gitarristen suchen?”, bat ich Michelle. „Er ist zuletzt an der Bar gesehen worden.”

Ihre Augen weiteten sich panisch, dann nickte sie und eilte aus dem Raum. Benny blieb neugierig in der Tür stehen und sah ... fabulös aus. Er trug ein enges rotes T-Shirt und verwaschene, löchrige Jeans, die umgeschlagen waren, damit man seine schwarzen Stiefel sehen konnte. Sein dunkles Haar war an den Seiten zurückgegelt und auf dem Kopf verwuschelt. Heute waren seine Strähnchen leuchtend rot. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er eine Brille getragen hatte, als ich ihn im Restaurant kennengelernt hatte, aber heute Abend trug er eine modische Brille, die seine stark geschminkten Augen betonte.

„Ich muss nach der Show gleich gehen, aber ich bin hier, um über PR zu reden.”

„Jetzt?”

„Ich weiß. Wir sind nicht eher reingekommen. Da drinnen treten sich die Leute gegenseitig auf die Füße!” Er senkte die Stimme verschwörerisch, bevor er hinzufügte: „Ich bin auf Wunsch von „Du-weißt-schon-wem” hier.”

„Wo ist er?” Ich konnte nicht sagen wieso, aber zu wissen, dass Will in der Nähe war, beruhigte mich.

„Unter den Zuschauern”, antwortete Benny und wedelte in kreisenden Bewegungen mit seiner Hand Richtung Tür. „Du wirst ihn bestimmt nachher sehen. Er meinte, du bräuchtest Hilfe bei der PR und einen Stylisten.”

„Ich brauche keinen Stylisten.”

„Ach nein?”, fragte er und schaute mich zweifelnd von oben bis unten an.

„Ich weiß das wirklich zu schätzen, Benny.” Ich ging zur Tür, um ihn hinauszubegleiten. „Aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt. Unser Gitarrist ist verschwunden und–”

Wie aufs Stichwort flog die Tür auf. Terry stand im Türrahmen und klammerte sich an den Türknauf, als bräuchte er Halt. Er grüßte mit den Fingern und stolperte in den Raum. Die Bühnenmanagerin schaute mich schockiert und anklagend zugleich an, als wäre ich verantwortlich dafür.

„Fünf Minuten”, erinnerte sie uns knapp, dann drehte sie sich um und verschwand.

Benny blickte Terry scharf an, dann drehte er sich wieder zu mir und seufzte dramatisch.

„Du brauchst auf jeden Fall einen Stylisten. Wir unterhalten uns später. Hals- und Beinbruch, Jungs.” Benny winkte und wandte sich zur Tür, aber er blieb stehen, als Terry den Mund aufmachte.

„Wer ist die Schwuchtel?”

Vielleicht lag es an seinem Torkeln oder dem unverschämten Grinsen, oder vielleicht war es das unverhohlen homophobe Lallen. Ich hatte um der Band Willen mehr Geduld mit Terry gehabt, als er verdient hatte, aber damit war jetzt Schluss. Ich knurrte wild und stürzte mich auf seine Kehle. Er keuchte überrascht auf, als er mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Der Drang, meine Finger um seinen Hals zu legen, bis er nach Luft schnappte, war stark. Ich wartete, bis er verzweifelt und mit Angst in den Augen meine Hand packte, bevor ich in einem tiefen und bedrohlichen Tonfall sprach.

„Hör zu, Gitarrenheld! Wir haben nicht so hart gearbeitet, damit du uns alles versaust. Es ist mir egal, was du trinkst, was du dir sonst reinziehst oder wen du fickst, solange es keinen Einfluss auf die Band hat. Du solltest hoffen, dass du ohne Hilfe stehen kannst und nicht so beschissen spielst wie sonst. Konzentrier dich auf die Musik und gib dir Mühe. Ist das klar?” Als er kurz nickte, ließ ich seine Kehle los und trat zurück, dabei ignorierte ich die schockierten Blicke der anderen, die mich mit offenem Mund anstarrten, bevor ich mich noch einmal zu ihm drehte, um eine weitere Sache klarzustellen. „Übrigens ... ich bin hier die Schwuchtel, Arschloch.”

Terry neigte den Kopf und schaute mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, dann stolperte er einen Schritt zurück und sackte auf einem Stuhl neben einem kleinen Tisch in sich zusammen.

Ich sah zu, wie meine Freunde sich um seine Gestalt scharrten, seinen Namen riefen und vorsichtig auf seine Wange schlugen.

„Oh Gott, ist er tot?”, fragte Tim, während Cory Terrys Handgelenk hob und seinen Puls kontrollierte.

„Nein, er ist nur bewusstlos.”

Wir starrten einander gefühlte zwanzig Minuten hilflos an, aber wahrscheinlich waren es eher zwei Sekunden. Die typischen Geräusche des Club drangen in das Hinterzimmer: klirrendes Glas, Gesprächsfetzen und Gelächter, zusammen mit dem wummernden Bass eines Klassikers von Nine Inch Nails. Es war unwirklich. Ich konnte das Pech, das uns getroffen hatte, kaum erfassen. „Die Show muss weitergehen” war für gewöhnlich mein Motto, aber ich hatte keine Ahnung, wie wir uns davon erholen sollten, dass wir unseren Leadgitarristen verloren hatten. Nur Minuten vor einem Auftritt vor mehreren Hundert Leuten in einem Club ... ach ja, und einem Talentscout aus LA.

„Ich hoffe, er wacht mit einem riesigen Kater wieder auf.” Benny warf Terry einen angewiderten Blick zu, während er zur Tür stolzierte.

Ich konnte Benny kaum hören, weil Panik und Übelkeit mich zu übermannen drohten. Ich musste übernehmen. Ich hoffte, dass ich mich an das erinnern konnte, was Will mir beigebracht–

„Benny, wo ist Will?”

Drei Augenpaare blickten mich besorgt an. „Da draußen. Wieso?”

„Wir brauchen ihn.”

Benny starrte mich an, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. „Er wird es nicht tun, Rand. Er ist zu schüchtern und–”

„Ich weiß, ich weiß.” Ich fuhr mir mit den Händen frustriert durchs Haar. „Was hat er an?”

„Hä?”

„Ich kenne ihn. Er ist nicht in Khaki-Hosen hergekommen.”

Benny neigte neugierig den Kopf, dann hob sich einer seiner Mundwinkel und seine Augen blitzten auf. „Das bedeutet nicht, dass er – ich werde sehen, was ich tun kann”

Er eilte zur Tür hinaus, gerade als Michelle zurückkam. Sie schaute sich im Raum um und deutete auf Terry.

„Was ist mit dem denn passiert? Auch egal. Ich will es nicht wissen. Ihr seid jetzt dran.”

„Äh, ja. Wir brauchen vielleicht noch ein oder zwei Minuten”, sagte Cory.

„Ihr bekommt keine Minute. Ihr seid jetzt dran. Wenn ihr nicht in fünf Minuten auf der Bühne seid, seid ihr raus. Ihr seid nicht Maroon 5! Überlegt euch etwas.”

Die Tür schlug zu und hinterließ ein gedämpftes Echo von Musik und Gelächter. Ich lachte humorlos und versuchte, meinen Freunden ein Lächeln zu zeigen. „Na dann los.”

„Wie?” Tim nahm seine Stöcke und kam zu mir.

„Ich habe keine Ahnung, aber wir müssen es versuchen.”

Wir betraten zusammen die verdunkelte Bühne von Freddies’s House of Music zum Klang von donnerndem Applaus, wie wir ihn noch nie erlebt hatten. Es waren eintausendfünfhundert begeisterte Fans, die maximale Kapazität. Ihr erwartungsvolles Jubeln und Johlen deutete an, dass sie speziell wegen Spiral gekommen waren. Der Gedanke allein reichte, um meine Stimmung zu heben. Wenn dieser Enthusiasmus etwas mit Leahs Engagement zu tun hatte, schuldeten wir ihr eine Menge.

Ich blickte zu Cory mit einem Grinsen, das sich tatsächlich echt anfühlte, und nickte ihm zu. Ich hatte keine Ahnung, was ich zu erwarten hatte, aber als die ersten vertrauten Töne des Basses erklangen, fühlte ich das Feuer in meinen Adern. Hier gehörte ich her. Dafür brauchte ich kein Skript. Ich kannte die Musik und war ein Meister darin, die Pausen zwischen den Noten zu füllen. Es war an der Zeit, loszulassen, auf was ich keinen Einfluss hatte und mein Ding durchzuziehen.

„Hey Brooklyn”, rief ich mit dem Selbstvertrauen eines Frontmannes, der es gewohnt war, vor großem Publikum zu spielen. Das antwortende Jubeln des Publikums war der Funke, den ich gebraucht hatte. Energie durchschoss mich, als Tim am Schlagzeug einstimmte. Der gleichmäßige Rhythmus läutete zusammen mit dem Bass ein Lied ein, das ich vor Jahren geschrieben hatte, „Tonight”. Das Lied hatte drei Akkorde und der Text war mitreißend und locker. Es war Wohlfühl-Lied, um die Show zu beginnen. Der Höhepunkt sollte von einem Gitarristen kommen, der die Noten verbiegen und mit einem verrückten Solo auftrumpfen konnte, aber wir würden nehmen, was wir bekommen konnten.

Ich summte die ersten Töne, während ich über die kleine Bühne lief und den Arm wie ein Dirigent erhoben hatte, und wollte gerade anfangen zu singen, als hinter mir eine E-Gitarre erklang. Ich zuckte vor Überraschung zusammen. Das Publikum in den ersten Reihen johlte und dachte wahrscheinlich, meine Reaktion wäre gespielt. Ich drehte mich um, auf der Suche nach der Quelle der Musik, und ließ fast mein Mikrofon fallen.

Heilige Scheiße.

Es war Will. Aber er war es auch wieder nicht. Er hatte sich in den Gitarrengott verwandelt, den ich immer in ihm gesehen hatte. Er trug eine blonde Perücke mit Stachelfrisur, enge schwarze Jeans und Doc Martens, ein Oberteil mit roten Pailletten, jeder Menge Eyeliner, Puder und glitzerndem Lipgloss, was seine Präsenz und sein Feuer nicht im Geringsten minderte. Er sah aus wie eine Mischung aus Ziggy Stardust von David Bowie und Billie ... seiner eigenen Kreation. Sein eindrucksvolles Äußeres war ein interessanter Kontrast zu den einfachen Jeans, dunklen T-Shirts und zahlreichen Tattoos des Rests der Band und unglaublich sexy. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln, während ich ihm signalisierte, dass ich bereit war, wenn er es war. Er nickte, dann stimmte er die ersten Töne an, die mich gefangen nahmen und einluden, die Führung zu übernehmen, zu singen, mich zu bewegen und zu tun, was ich mit vorgenommen hatte, als ich vor Monaten nach Manhattan gekommen war ... diese verdammte Stadt im Sturm zu erobern.

Und das tat ich auch.

Spiral spielten ein Lied nach dem anderen und kreierten eine unglaubliche Stimmung, bis jeder Einzelne zur Musik tanzte, die Klassiker der Rolling Stones und Howlin’ Wolf mitsang und sich zu unseren eigenen Liedern bewegte, deren Texte das Publikum noch nicht kannte. Ich hatte seit ein paar Monaten mit Will geübt, er kannte unser Material, aber was noch besser war, er wusste, wie er einem Instrument, das er seit seiner Kindheit beherrschte, die erstaunlichsten Töne entlocken konnte. Er war ein Meister. Ich bezweifelte, dass jemand seine Panik bemerkte oder wie steif er zu Beginn dastand, denn am Ende des ersten Liedes hatte die Musik ihn davongetragen. Sein ungewöhnliches Äußeres, das zu Beginn Interesse geweckt hatte, fiel kaum noch auf, als er sich gehen ließ und sich in der Musik verlor. Er spielte mit einer Schönheit, die jeden überzeugen konnte, dass er nur für ihn spielte. Er gab jedem Lied eine intime Note, die mich dazu brachte, mein Bestes zu geben. Zusammen standen wir unter Strom.

Genau wie das Publikum. Der anfängliche, enthusiastische Applaus wurde zu begeistertem Jubeln. Wir vier zehrten von der Menge und voneinander mit einer ansteckenden Freude, die entsteht, wenn man tut, was man wirklich liebt. Es war für jeden offensichtlich, dass wir in unserem Element waren. Ich dachte nicht einmal über wichtige Talentscouts und betrunkene Bandmitglieder, die ohnmächtig im Hinterzimmer lagen, nach. Es ging nur um den Moment.

Gegen Ende unseres Auftritts hielt ich inne und lächelte mit dem Mikrofon vor dem Mund, als die Menge durchdrehte. Ich wollte Will danken. Er war tapfer und furchtlos und einfach unglaublich. Er hatte seine Angst überwunden, um heute Abend hier herzukommen. Ihn auf der Bühne zu sehen, widersprach allen Erwartungen. Ich drehte mich zu ihm und unsere Blicke trafen sich. Mein Adrenalinspiegel war jenseits von Gut und Böse und ich konnte schwören, dass mein Herz in meiner Brust hüpfte, als er mich anlächelte. Ich lächelte zurück und begann ohne nachzudenken den Refrain des ersten Liedes zu singen, das mir durch den Kopf ging: „Billie Jean” von Michael Jackson. Will blickte mich verwirrt an und meine Bandkollegen fragten sich wahrscheinlich, was in mich gefahren war, aber das Publikum liebte es. Es machte großen Spaß, einen alten Popsong mitzusingen, während man zu Rockmusikklängen tanzte. Ich wechselte zu „Happy” von Pharrell und das Publikum sang ohne Begleitmusik und mit nur wenigen Anweisungen von mir mit. Die Feierstimmung im Raum war greifbar. Deshalb war ich in einer Band. Nicht wegen des Geldes oder des Ruhms. Sondern wegen Momenten wie diesen, wenn die Musik ein Gemeinschaftserlebnis wurde. Etwas, das man nie vergaß.

Ich fuhr herum, als eine E-Gitarre erklang. Will hob sein Instrument wie ein Rockstar aus einem Musikvideo aus den Achtzigern und übernahm die Führung. Ich lachte auf und ließ mich theatralisch zu Boden fallen, als hätte er mich ermordet. Gerade als ich wieder auf die Füße springen wollte, stellte Will seinen Fuß auf meinen Bauch und blickte mich mit einem Selbstvertrauen und einer Ausstrahlung an, wie ich sie bei ihm selten erlebt hatte. Mir wurde schwindelig vor Lust. Das Verlangen, ihn zu mir herunter zu ziehen und auf der Stelle zu nehmen, war so stark, dass ich wusste, ich hatte ein Problem.

Vielleicht bemerkten es alle, vielleicht aber auch niemand. Ich wusste nur, dass sich alles geändert hatte. Schon wieder.

 

 

ICH VERLIEß als Letzter die Bühne, direkt hinter Will. Als wir außer Sichtweite des Publikums waren, packte ich seine Hand und drückte ihn gegen die Wand. Wir starrten einander einen erhitzten Moment lang an, bevor wir uns zu einem wilden, verlangenden Kuss trafen. Ich drängte mein Becken an ihn, während sich unsere Zungen wild umschlangen.

Tim hustete und schlug mir auf die Schulter. „Romeo, du solltest dir einen privateren Ort suchen als hier, wenn du rummachen willst.” Er streckte Will die Hand hin. „Du musst Will sein. Du warst unglaublich. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.”

Will schüttelte Tims Hand und nickte. Ich hörte zu, wie sie sich ohne meine Beteiligung einander vorstellten, aber als ich sah, dass Cory sich zu uns umdrehte, wollte ich verschwinden. Holly, Leah, Mike und einige andere, inklusive Terry, würden bald zurück sein. Ich wollte mich nicht mit ihnen beschäftigen, oder versuchen, etwas zu erklären, das ich selbst nicht verstand. Zum Beispiel, was heute Abend passiert war.

„Bist du so weit?”

„Ja. Gehen wir.” Will lächelte strahlend. Er sah so jung und sorglos aus, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.

„Hey! Ihr könnt nicht gehen. Was ist mit Mike und den Leuten aus Hollywood?”

„Kümmere du dich darum. Wir verschwinden. Und denk daran ... nichts verraten.”

„Rand!”

Ich holte meine Jacke aus dem leeren Hinterzimmer, dabei fiel mir auf, dass Terry nirgends zu sehen war. Morgen würde ich ihn feuern müssen, dachte ich, während ich mit Will zum Ausgang ging.

 

 

DIE LICHTER der Stadt verschwammen und vermischten sich im Fenster des Taxis, als die Skyline von Manhattan in Sicht kam. Ich genoss den Anblick der majestätischen Wolkenkratzer und der Lichtpunkte an den vielen Brücken des East Rivers. Ich wollte in dem Wissen baden, dass ich einen tollen Job gemacht hatte in einer Stadt, die einen in den Staub treten konnte. Aber ich schaffte es kaum, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Jeder meiner Sinne war auf den Mann neben mir gerichtet. Ich beobachtete seine Hände, die auf seinen Oberschenkeln ruhten und wie sich seine Brust bewegte, während er atmete. Sein Blick war zum Fenster gerichtet, aber ich wusste, dass er in derselben Verfassung war wie ich. Er bemerkte mein Starren und lächelte mich schief an, dann verschränkte er unsere Finger und drückte meine Hand.

Emotionen drohten, mich zu überwältigen. Nach einem Auftritt war ich immer voll davon, aber dieses Mal fühlte es sich anders an. Ich wollte meine verwirrten Gedanken benennen und einordnen, damit ich sie später untersuchen konnte. Wenn ich mich überzeugen konnte, dass ich lediglich auf einem Hoch nach einem erfolgreichen Auftritt schwebte, dann ließ sich das Gefühl vielleicht ausblenden und ich war in der Lage, einfach den Moment genießen. Aber ich konnte mich nicht belügen. Es lag an Will, dass sich alles anders anfühlte. Bedeutungsvoller, intensiver. Ich schloss die Augen und zwang mich, mich zu entspannen, während ich mich an seine Hand klammerte und das Brummen der Stadt um uns herum spürte.

Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich gewesen, dass ich mein Ziel erreicht hatte, wie in dem Moment, als das Taxi in Wills Straße einbog. Ich bezahlte den Taxifahrer, dann eilte ich hinter Will her, der die Tür zu seinem Appartementgebäude öffnete. Mit jedem Schritt schien ich ein neuer Mensch zu werden. Lust und Verlangen trieben mich an. Ich stand gefährlich nah davor, etwas zu tun, weswegen man uns beide einsperren konnte. Ich musste mich zusammenreißen.

Aber als wir im Gebäude waren, brachen alle Dämme.

Wir eilten die Treppe hinauf und platzten in Wills Appartement, dabei schafften wir es kaum, die Tür zu schließen und das Licht einzuschalten, bevor wir uns aufeinander stürzten. Unsere Münder fanden sich, als wir Kleidung zur Seite schoben, um endlich Haut zu spüren. Will zog mir das T-Shirt über den Kopf und kniff hart in meine Brustwarzen. Ich zuckte zusammen und wollte mich zurückziehen, als er sich vorbeugte und an dem empfindlichen Knubbel leckte und saugte.

„Fuck, das ist gut.” Ich fuhr mit der Hand über seinen Kopf und zupfte an seiner Perücke. „Zieh sie aus. Bitte.”

Er öffnete meine Jeans und blickte mich lächelnd an, dann sank er auf die Knie, dabei zog er den Stoff so schnell über meinen Hintern zu meinen Knöcheln hinunter, dass mir schwindelig wurde. Er rieb mit dem Kinn über meine Eier, schloss die Augen und seufzte tief, als wäre er verloren im Moment. Ich beobachtete ihn und zwang mich, ihn nicht zu packen. Seine glitzernden Augenlider schlossen sich, als er tief Luft holte und über die Spitze meines Schwanzes leckte. Ich seufzte und griff nach seinem Kopf. Sein Mund war warm und einladend. Er bewegte sacht die Zunge, dann blickte er mich mit einem verführerischen Ausdruck an. Wills Augen glänzten vor Verlangen. Er streichelte langsam meinen Schaft, dann beugte er sich vor und leckte mich vom Ansatz bis zur Spitze und wieder zurück.

„Mehr.”

„Nimm dir, was du willst”, forderte er mit fester Stimme.

„Wa – was meinst du?”

„Wenn du willst, dass ich dir hart einen blase, dann zeig mir, wie du es willst.”

Ich wartete, bis der Schleier des Verlangens sich gehoben hatte, bevor ich antwortete: „Du bist nicht bereit für etwas Raues, Baby. Mir gefällt es so. Saug einfach ... nicht lecken. Okay?”

„Sag mir nicht, dass ich nicht bereit bin. Sag mir nicht, was ich will. Zeig es mir.”

„Fuck.” Ich packte seinen Kopf und führte ihn entschieden wieder zu meinem Schwanz.

Er zitterte, offensichtlich erregt von der Vorstellung, dass es etwas heftiger werden würde. Ich versuchte, meine Hüften nicht zu bewegen, aber es wurde schnell klar, dass seine Leckbewegungen, die er stur wiederholte, mich dazu bringen sollten, mehr von ihm zu fordern. Er wollte es wild und schmutzig. Etwas, um das er nie bitten würde, wenn er wie sonst angezogen wäre. Heute Nacht wollte er loslassen.

„Sieh mich an”, forderte ich heiser. Will hob den Blick, aber seine Zunge blieb an meinem Schlitz, während er auf Anweisungen wartete. Ich schluckte beim Anblick der Lusttropfen, die auf seiner Unterlippe glitzerten. „Öffne den Mund weit. Weiter. Und jetzt saug.”

Als ich die Hüften bewegte und seinem Mund entgegenkam, war er bereit. Er saugte an dem breiten Kopf und spielte einen Moment an der Spitze, bevor er mich so tief aufnahm, wie er konnte. Er wechselte wie wild zwischen Streicheln, Lecken und Saugen, dabei kratzte er mit den Fingernägeln über meinen Hintern, um mich dazu zu bringen, mich zu bewegen. Meine guten Vorsätze, es langsam angehen zu lassen, lösten sich in Luft auf. Ich warf den Kopf in den Nacken, während ich mit den Hüften zustieß und seinen Mund unnachgiebig fickte. Er brummte und drehte den Kopf. Der tiefere Winkel und die Vibrationen sandten ein Kribbeln durch mein Rückgrat.

„Stop. Ich will jetzt noch nicht kommen.” Ich drückte gegen seine Stirn und bewunderte sein selbstzufriedenes Grinsen. Der kleine Wichser machte mich fertig und genoss es auch noch! „Lass mich von dir kosten.”

„Nein, ich will, dass du mich fickst.”

Ich hätte damit rechnen müssen, dachte ich, während sich mein Herzschlag beschleunigte. In seinen Augen leuchteten Verlangen und Hunger. Er biss auf seine Unterlippe und beugte sich vor, dann streichelte er mein unglaublich hartes Fleisch, während er auf meine Anweisungen wartete. Was für ein Witz. Ich war bestimmt nicht derjenige, der hier das Sagen hatte.

„Steh auf.”

Er gehorchte, anscheinend widerwillig. Ich bemerkte, dass er ein Spiel spielte, aber ich war zu erregt, um nach den Regeln zu fragen, und ein klärendes Gespräch wäre bloß ein Erektionskiller. Ich würde es selbst herausfinden müssen. Ich küsste ihn hart, dann zog ich mich zurück, um in seinem Gesicht nach Hinweisen zu suchen, was er fühlte. Er grinste und schlug meine Hand fort, bevor er zurücktrat und sich das Paillettentop über den Kopf riss. Ich hockte mich hin, um meine Schuhe auszuziehen und aus der Jeans zu schlüpfen, dabei ließ ich ihn nicht aus den Augen, während er seine eigene Jeans herunterzog und eine Netzstrumpfhose enthüllte.

„Oh. Wow.”

Will schob die Daumen in den Bund und hatte meine volle Aufmerksamkeit, als er sie zur Hälfte über seinen Hintern zog.

„Stop!”

„Soll ich sie nicht ausziehen?”

Ich starrte ihn einen Moment wortlos an. Die Perücke, das Make-up, die Strümpfe. Dieses Ensemble war seine Rüstung. Es hatte den heutigen Abend möglich gemacht. Es plötzlich abzulegen, wäre grausam. Ich musste vorsichtig vorgehen.

„Nimm die Perücke ab.” Ich hatte einen tiefen Befehlston. Ich stand auf, komplett nackt und mit den Händen an meinem Schwanz.

Er funkelte mich an. „Aber–”

Ich trat auf ihn zu und fuhr mit dem Finger durch das drahtige Gewebe. „Bitte. Nimm die Perücke ab. Die Strumpfhose kann bleiben. Erst einmal.”

„Ich will nicht ich sein.” Er hielt inne und blickte mich niedergeschlagen an. Eigenartigerweise verstand ich, was er meinte.

„Hey. Schau ich an, Baby. Ich weiß, wer du bist. Zieh sie aus, wenn du möchtest, aber ich will nur dich. Dich.” Ich lächelte und zupfte vorsichtig an der blonden Perücke. Ich packte meinen dicken Schwanz und hielt ihn bedeutungsvoll. „Das ist ziemlich offensichtlich, oder?”

Er lächelte und rollte mit den Augen, bevor er die Perücke löste. Ich setzte mich neben ihm und tippte mein Gerät an seinen Oberschenkel, während er beschäftigt war.

„Nicht sehr aufregend, wenn die einzelnen Schichten verschwinden”, stellte er trocken fest, als er sie auf den kleinen Tisch neben dem Futon warf.

Ich fuhr mit den Fingern durch sein weiches Haar und zog ihn an mich. „Da muss ich widersprechen. Es war sexy wie die Hölle.”

Will kicherte und legte die Arme um meinen Hals. „Was genau bedeutet ‘sexy wie die Hölle’?”

„Keine Fragen mehr. Beug dich über das Bett.”

Als er zögerte, schlug ich ihm einmal auf den Hintern und positionierte ihn dann, wie ich ihn haben wollte: auf seinen Knien. Ich schluckte und betrachtete den wundervollen Anblick vor mir einen Moment lang, bevor ich mich hinter ihn stellte. Ihn durch das Gewebe der Strumpfhose zu berühren, fühlte sich irgendwie unanständig an. Ich strich mit meinem pulsierenden Schwanz durch seine Spalte. Die Barriere war frustrierend und faszinierend zugleich. Er bewegte die Hüften und bat mich wortlos, nicht mehr zu starren, sondern zu handeln. Ich fragte mich, ob er die Fassung verlieren würde, wenn ich tat, was ich wirklich gern tun wollte. Was soll’s. Ich konnte es genauso gut herausfinden, dachte ich. Ich zog den Stoff über seinen Hintern, dann leckte ich an meinem Mittelfinger und streichelte die empfindliche Haut um seine Öffnung herum. Er stöhnte lauf auf und bog den Rücken durch. Ich drang vorsichtig in ihn ein und bewegte mich gleichmäßig hinein und hinaus, bis er um einen zweiten Finger bettelte. Ich nahm einen Finger hinzu, dann kniete ich mich auf das Bett und leckte über die weiche Haut an seinem Eingang.

„Was hast du – oh Fuck!” Bei der ersten, drängenden Berührung meiner Zunge vergrub er sein Gesicht im Kissen.

Verdammt, er roch und schmeckte göttlich. Ich hatte das schon sehr lange nicht mehr gemacht. Es war ein zu intimer Akt, um ihn mit dem Erstbesten zu vollziehen. Es war etwas anderes, als Blowjobs oder sogar Analsex. Ich liebte es, dass er stöhnte und schnurrte wie eine Katze, während er sich mit einer Hand in die Laken klammerte und mit der anderen selbst streichelte. So wahnsinnig vor Verlangen er auch war, konnte ich doch fühlen, wie er sich entspannte. Ich hatte das Gefühl, dass er mich jeden Moment anflehen würde, ihn zu ficken. Als ich mich zurücksetzte und die Spitze eines dritten Fingers dazunahm, erfüllte sich mein Wunsch.

„Jetzt. Bitte. Ich will dich, Rand. Fick mich.”

Ich konnte nicht sprechen. Ich tastete auf dem Tisch neben der weggeworfenen Perücke nach einem Kondom und Gleitgel und machte mich so schnell wie möglich bereit. Als er sich umdrehen wollte, hielt ich ihn auf und schlug ihm hart auf die linke Arschbacke.

„Bleib auf den Knien.” Ich schob den Netzstoff weiter an seinen Oberschenkeln hinunter und massierte seinen Hintern. Er wackelte verführerisch damit und stöhnte, als ich meinen Schwanz an seinem Eingang positionierte und zustieß. Ich strich beruhigend über seinen Rücken und seine Seiten und beruhigte ihn flüsternd, bis er mir entgegen kam und wimmernd nach mehr verlangte.

Hitze durchfuhr mich. Mir wurde schwindelig, während ich mich langsam in ihm versenkte. Es erforderte jedes Bisschen Stärke, das ich besaß, meine Bewegungen auf ein Minimum zu beschränken und mich nicht einfach in ihn zu rammen. Ich hielt seine Hüften fest, streichelte seinen Rücken und seine Seiten. Ich nahm seinen Atem und seine Körpersprache überdeutlich wahr. Als er seinen Hintern nach hinten schob, um mehr von mir aufzunehmen, keuchte ich überrascht auf und musste meine Position ändern, damit ich nicht das Gleichgewicht verlor.

„Fuck, Will.”

„Ja, das ist es, was ich will.”

Er drehte den Kopf zur Seite und blickte mich an. „Fick mich.”

„Baby, mach langsam.”

Ich schluckte schwer, während meine Hände zu seinen Schultern wanderten und ich mich langsam aus ihm zurückzog und wieder eindrang. Er wusste nicht, was er da verlangte. Er konnte nicht wissen, wie grob und außer Kontrolle ich sein konnte. Ich behielt eine moderate Geschwindigkeit mit gleichmäßigen Bewegungen bei, bis er knurrte und sich vollkommen an mir aufspießte.

„Mehr.”

Ich biss die Zähne zusammen, aber gehorchte und langte um ihn herum, um seinen hüpfenden Schwanz zu packen. Er gab einen zufriedenen Laut purer Leidenschaft von sich und bedeckte meine Hand mit seiner, um wortlos nach mehr Druck, mehr Reibung zu verlangen.

„Mach langsa–”

„Rand, fick mich!”

Als der Nebel sich gelichtet hatte und ich wieder klar denken konnte, hatte ich keine andere Wahl, als ihm zu geben, was er wollte. Ich beugte mich vor, drückte ihn flach auf die Matratze und bedeckte seinen Rücken, während ich in ihn stieß. Ich verschränkte unsere Finger und ließ meinen Hüften freien Lauf. Will kam mir bei jedem Stoß entgegen und gab einen Schwall unbestimmter Laute von sich, gemischt mit „Fick mich, fick mich”.

Ich hatte ihn noch nie so wild und ungehemmt erlebt. Er bewegte sich entschlossen unter mir, wie ein Mann, der genau wusste, was er wollte und alles tun würde, um es zu bekommen. Als ich ihn auf die Knie zog, packte er wieder seinen Schwanz.

„Noch nicht”, sagte ich und schlug seine Hand weg. Ich leckte über seine Ohrmuschel und an seinem Kinn entlang zu seinem Mundwinkel. „Komm auf mich.”

Ich zog mich vorsichtig aus ihm zurück und plumpste unelegant auf den Rücken. Ich legte meinen linken Arm hinter den Kopf und hielt meinen harten Schwanz mit der anderen Hand fest, während ich zusah, wie er sich aus der Strumpfhose kämpfte, die immer noch an seinen Knien hing. Ich kicherte zuerst leise, dann etwas lauter, als er mich finster ansah.

„Das ist nicht lustig. Ich bekomme sie nicht ab”, zischte er.

„Komm her. Ich helfe dir.”

Als er näherkam, drehte ich ihn auf die Seite und legte den Arm um sein linkes Knie. Ich schob den Stoff an seine Knöchel, aber hielt ihn weiter fest. Er blickte mich neugierig an, dann stöhnte er laut auf, als ich ihn ganz in den Mund nahm. Ich bewegte mich auf und ab und genoss seinen Moschusgeruch, während ich ihn hungrig blies. Nach einer Minute zog ich mich zurück und bedeutete ihm, sich auf meine Oberschenkel zu setzen.

„Reite mich.” Meine Stimme klang in dem stillen Raum tief und heiser. Will leckte seine Lippen und nickte. Er strich sich das Haar aus den Augen, positionierte meinen Schwanz an seiner Öffnung und senkte sich auf meinen Schaft. „Oh Fuck, das ist gut.”

Er legte seine Handflächen auf meine Brust und begann, sich zu bewegen. Zuerst langsam und gleichmäßig, dann fand er seinen Rhythmus und legte los. Seine Hüften zuckten vor und zurück und sein Schwanz hüpfte auf meinem Bauch, dabei verteilten sich seine Lusttropfen. Ich fuhr mit dem Finger durch die Feuchtigkeit, dann packte ich seinen Schwanz und bearbeitete ihn mit festem Griff. Ich merkte, dass er fast so weit war, als sein Tempo stockte.

„Komm für mich, Baby.”

Er schrie auf, als er die Fassung verlor und seinen Samen über meine Hände und meine Brust ergoss. Ich zog ihn in meine Arme und presste unsere Lippen aufeinander. Ich rieb über seinen Rücken und seine Schultern, um ihn zu beruhigen, bis er aufhörte zu zittern, aber ich konnte nicht anders, als mich weiter zu bewegen. Ich war fast so weit. Will stützte sich hoch, um mich anzusehen. Der Ausdruck in seinen Augen zeigte, dass er gerade erfahren hatte, wie viel Macht er besaß. Und mit seinem zerzausten Haar, dem üppigen Make-up und geschwollenen Lippen war er für mich so sexy wie noch nie.

Ich hielt seine Hüften fest, stemmte die Fersen in den Futon und stieß in ihn. Daran war nichts Zärtliches, keine Gnade. Es war Lust und Verlangen und eine feurige Jagd nach der Erlösung. Ich zog ihn an mich und hielt ihn fest, während mich der erste Ansturm des Orgasmus wie ein Vorschlaghammer traf. Ich bewegte die Hüften wild, ritt auf den Wellen und zitterte hilflos unter meinem Geliebten.

Mein Herzschlag war bei Weitem der lauteste Klang im Raum. Ich vernahm eine leise Stimme neben mir, aber ich konnte die Worte durch das Rauschen des Blutes in meinem Kopf nicht verstehen. Sie waren so leise gesprochen, dass ich wusste, sie waren nicht für meine Ohren bestimmt. Aber als das Rauschen sich gelegt und mein Puls sich normalisiert hatte, verstand ich sie. Ich liebe dich.

Meine Augen flogen auf und mir brach der Schweiß aus. Heilige Scheiße. Liebe? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war dafür nicht bereit. Oder doch? Ich hatte diese drei Worte noch nie zu einem Liebhaber gesagt. Sicher, ich sagte meinen Freunden ständig, dass ich sie liebte, und manchmal meinte ich es tatsächlich so. Aber dies war etwas anderes. Ich schluckte und versuchte, einen Plan auszuarbeiten, eine Rede, ein ... irgendwas, damit ich vorbereitet wäre, wenn Will mich anschaute und die Worte wiederholte.

Ich war sicher, dass ich die erste Panikattacke meines Lebens bekommen würde, als er sich aufsetzte und meine Nase küsste, bevor er vorsichtig unsere Körper voneinander trennte. Ich starrte an die Decke und fragte mich, ob es jetzt seltsam zwischen uns werden würde. Stille breitete sich aus. Aber es war keine unangenehme Stille. Sie war ... irgendwie perfekt.

Er seufzte schwer und machte eine Handbewegung, die ich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm.

„Was hast du vor?”

„Hier ist alles schmutzig.” Seine Augen waren geschlossen, aber sein Lächeln war zufrieden. Nicht wehmütig oder unglücklich.

Ich drehte mich auf die Seite, um ihn zu beobachten, dankbar, dass sich mein Puls normalisiert hatte. Er hob die Hand und machte dieselbe seltsame, kreisförmige Bewegung.

„Willst du einen Zauber sprechen, damit wir wieder sauber werden oder ist das ein Zeichen, dass ich aufstehen soll?”, fragte ich und tat empört.

Will drehte sich um und grinste. „Beweg dich. Das ist das Mindeste, das du tun kannst.”

„Weißt du, es ist eigentlich besser, wenn man es trocknen lässt und dann–”

„Rand.”

„Ich geh ja schon, ich geh ja schon”, grummelte ich und rutschte vom Bett.

Ich kam mit einem feuchten Waschlappen und zwei Flaschen Wasser zurück. Ich reichte ihm das Wasser und wollte ihm gerade den Waschlappen geben, doch ich überlegte es mir anders. Ich nahm ihn in die Arme und drehte ihn auf den Bauch. Er stöhnte überrascht auf und warf mir über die Schulter einen bösen Blick zu. Als ich mit dem warmen Stoff zwischen seine Arschbacken fuhr, legte er die Hand an mein Handgelenk und setzte sich auf. Wir starren einander einen Moment lang an. Ich sollte anscheinend aufhören, ohne dass er es aussprechen musste. Eigentlich sollte er mich mittlerweile besser kennen, dachte ich.

„Lass mich dir helfen. Es ist das Mindeste, was ich tun kann”, stichelte ich, indem ich seine Worte wiederholte.

„Ha Ha. Her damit.”

Ich reichte ihm den Waschlappen mit einem fiesen Grinsen. „Vorsicht. Die Sperma-Seite nach oben.”

„Du bist widerlich”, stellte er geziert fest und ich musste lachen. Ich öffnete meine Wasserflasche, um meine Hände zu beschäftigen.

„Schuldig.”

Er stellte sein Kissen sorgfältig an die Wand, lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen und blickte mich ernst an. Ich brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass das verschmierte Make-up an seinen Augen den Effekt schmälerte.

„Es gefällt dir, wenn mir etwas peinlich ist.”

„Das ist Teil meines Charmes”, gab ich zurück. Das Hin und Her war eine schwache Tarnung. Ich hatte so viele Fragen. Ich wollte wissen, was in seinem Kopf vor sich ging. „Warum bist du heute Abend gekommen? Ich freue mich darüber. Sehr sogar ... aber ich hatte nicht damit gerechnet. Es war eine angenehme Überraschung.”

Er holte tief Luft und konzentrierte den Blick auf etwas hinter mir. „Ich wollte schon, aber ... dich neulich mit der Glamour-Goth-Tussi zu sehen, hat mich ...”

„Leah? Ich habe dir doch gesagt–”

„Ich weiß.”

„Also, du warst unglaublich. Vielen Dank.”

Er lächelte strahlend. „Gern geschehen. Es war so ... cool, dort oben zu stehen. Befreiend. Ich weiß, dass ich nur so gut bin wie meine Verkleidung, denn mein wirkliches Ich würde sich das niemals trauen, aber wow. Es war intensiv. Magisch. Es tut mir leid, was mit Terry passiert ist, aber ich hatte großen Spaß.”

Ich studierte ihn lächelnd. „Ich bin mir sicher, das war dein wahres Ich. Du weißt schon, dass du nicht zwei Personen zugleich bist, oder?”

„Es hilft mir, es so zu sehen”, antwortete er mit einem Glitzern in den Augen und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. „Sonst würde mich die Angst übermannen. Es ist einfacher, wenn ich mir vorstelle, dass das heute Abend ein Theaterstück war. Eine Show für eine einzige Nacht. Es war wild und aufregend, aber es war nicht real. Das ist nicht mein Leben. Selbst jetzt ... wenn ich hier mit dir im Bett liege, fühlt es sich wie ein Traum an.”

„Aber es ist real, Will. Unter all dem Glitter und Eyeliner bist du immer noch du.”

Wir starrten einander lange an. Teile seiner Persönlichkeit abzuspalten, um in der Gesellschaft zu funktionieren, war absolut normal, aber Will schien diese Fähigkeit perfektioniert zu haben.

Er wandte den Blick ab und stellte die Flasche auf den Tisch neben sich, bevor er mich mit einem kleinen Lächeln wieder ansah. „Du vergisst, dass es der Glitter und der Eyeliner waren, die dich hierher gebracht haben. Deshalb bist du jetzt in meinem Bett, Rand. Der Teil von mir, der dir am meisten gefällt, ist nicht mein wahres Ich.”

„Was? Wer war es dann, der eben „Fick mich, fick mich” geschrien hat? Ich brauche unbedingt die Telefonnummer dieses Kerls”, witzelte ich, während ich seinen Oberschenkel küsste. Verdammt, er roch so gut. Nach Sex und Sünde, mit einem Hauch Unschuld.

„Ha Ha.” Er legte die Hand auf meinen Kopf und strich vorsichtig über mein Haar. „Ich habe Hunger. Wollen wir Pizza bestellen?”

„Moment. Eins will ich noch sagen.”

„Natürlich willst du das.”

Ich lächelte ihn an. Ich liebte den Kontrast seines zärtlichen Streichelns zu seinem genervten Tonfall.

„Ich sehe es folgendermaßen ... und ich habe recht.” Ich wartete, bis er mit den Augen gerollt hatte, denn ich wusste, dass er das tun würde, bevor ich weitersprach: „Ich denke, du bist wie eine Raupe, die dabei ist, sich aus ihrem Kokon zu befreien. Du weißt, wie du deine Flügel benutzen musst, aber du tust es nicht, denn ihre leuchtenden Farben machen dich nervös. Du wirst noch von selbst herausfinden, dass du derjenige bist, der magisch ist.”

Wir starrten einander mit dem gleichen dümmlichen Grinsen eine ganze Weile an. „Ich bin also ein Schmetterling? Ich denke, das ist besser als Käse.” Will lachte und küsste meine Stirn. „Pizza zum Liefern oder Abholen?”

„Niemand nimmt mich ernst”, seufzte ich mit gespieltem Ärger. „Liefern. Ich nehme Wurst, Pilze, Peperoni, Oliven ... oh, und auch Zwiebeln.”

„Ich mag keine Zwiebeln auf der Pizza. Und wo willst du eigentlich hin? Du solltest doch Pizza bestellen.”

Ich stieg aus dem Bett und ging in Richtung Badezimmer. „Ich dusche, du bestellst Pizza. Zwiebeln auf der einen Hälfte, und Babe?”

„Hm?”

„Bestell eine extragroße. Ich habe einen Bärenhunger.”