Impressionen aus Schottland

Großartige Natur und traditionsbewusste Kultur

Mit den sagenhaften Highlands, reizvollen Küsten und Inseln sowie kulturreichen Metropolen ist in Schottland Abwechslung garantiert

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Spektakuläre Klippen am Neist Point markieren den westlichsten Punkt der Isle of Skye

»Doch wo ich auch wandre und wo ich auch bin, nach den Hügeln des Hochlands steht allzeit mein Sinn!«

Robert Burns (1759–96)

Das Schönste an Schottland sind die großartigen Landschaften, eine faszinierende Kultur, interessante Städte und Dörfer und natürlich die reizenden und gastfreundlichen Schotten. Das Land ist sehr vielfältig: Im Süden bezaubert das flache, grüne Tiefland mit den lieblichen Hügeln der Southern Uplands. Nördlich der urbanisierten Zone rund um Glasgow und Edinburgh erstreckt sich der romantische Nationalpark Loch Lomond und die Trossachs und weiter östlich das Hochland mit den Grampian Highlands. Im Westen erhebt sich der Ben Nevis, mit 1343 m der höchste Berg in Großbritannien. Auch die Cairngorm Mountains in Aberdeenshire erreichen Höhen von bis zu 1300 m. Hier bestimmen Heideflächen und Hochmoore sowie ausgedehnte Waldgebiete das Bild.

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Unterhaltsames Kräftemessen bei den Highland Games (links) – Unterwegs in Edinburghs Old Town (rechts)

Der Tradition verpflichtet

Schottenkaro und Dudelsack – die Schotten lieben ihre Traditionen und pflegen sie nicht ohne Stolz. So wie die Bayern ihre Lederhose anziehen, tragen die Schotten zu feierlichen Anlässen oder etwa bei den beliebten Highland Games im Sommer ihren Kilt. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen bis zu den Knien reichenden Umhang, der aber im 16. Jh. seine jetzige Form erhielt und in Falten gelegt (»kilted«) wurde.

Der Dudelsack ist zwar keine schottische Erfindung, aber man findet ihn bereits seit dem 14. Jh. in Schottland belegt, und er darf als das schottische Nationalinstrument gelten. So kann man beispielsweise in der Rosslyn Chapel eine mittelalterliche Steinmetzarbeit sehen, die einen Dudelsack spielenden Engel darstellt.

Ein wichtiger Aspekt des schottischen Lebens ist die traditionelle Musik, und viele jüngere Musiker besinnen sich heute selbstbewusst auf ihre musikalischen Wurzeln. Übers Jahr verteilt finden im ganzen Land zahlreiche Festivals statt, darunter das beliebte dreiwöchige Festival Celtic Connections im Januar in Glasgow oder das Fiddle Festival in Edinburgh im November. Neben Konzerten und Festivals gibt es natürlich auch unzählige Möglichkeiten, in den Pubs etwas über schottische und gälische Folkmusik zu erfahren. Die ungezwungenen »Ceilidhs« (Veranstaltungen mit traditionellen Tänzen) sind meist kostenlos und bieten beste Stimmung.

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Moderne Architektur am River Clyde in Glasgow (oben) – Whisky, »Wasser des Lebens« (unten links) – Mittelalterflair beim Edinburgh Fringe Festival (unten rechts)

Land des Whiskys

Die Täler des Flusses Spey sind nicht nur als hervorragendes Wandergebiet und Angelrevier bekannt, sondern vor allem wegen des Whiskys. Speyside ist neben der Isle of Islay das wichtigste Zentrum der schottischen Whiskyproduktion, und der dort hergestellte Whisky zeichnet sich durch seine besondere Milde aus. Schottischer Whisky ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der derzeit in historischen Dimensionen boomt. Ganze 40 neue Destillen sollen in den kommenden Jahren gebaut werden.

Urbanes Leben

Der weitaus größte Teil der Schotten (86 %) lebt in den Städten an der Ostküste und in den beiden Metropolen im Süden des Landes. Sowohl Edinburgh als auch Glasgow sind sehr besucherfreundlich und buhlen um die Gunst der Gäste. Edinburgh ist die Hauptstadt des Landes, Glasgow jedoch zahlenmäßig größer. Wichtigster Termin im Festkalender der Hauptstadt sind die alljährlich im August stattfindenden Festivals, die rund vier Millionen Besucher in die Stadt locken. St Andrews in der Grafschaft Fife hat die drittälteste Universität in Großbritannien. Vor allem aber ist die Stadt für das Golfspiel bekannt, denn bereits 1457 wurde das Spiel dort urkundlich erwähnt. Heute ist St Andrews Austragungsort wichtiger Turniere. Aberdeen an der Ostküste ist der Abfahrtsort der Fähren zu den Orkney- und Shetlandinseln. Inverness hingegen ist die größte Stadt im Norden und Sitz der Entwicklungsbehörde für den strukturellen Ausbau der nördlichen Landesteile und der Inseln.

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Schottland wie aus dem Bilderbuch: Castle Stalker in den südwestlichen Highlands

Schottische Highlights

Zu den klassischen Highlights bei einer Schottlandreise gehört ein Besuch der Hauptstadt Edinburgh, insbesondere die Altstadt mit ihrer imposanten Festungsanlage und den weltweit ersten »Hochhäusern« ist sehenswert. Abseits davon sind es zahlreiche Bilderbuchburgen wie Castle Stalker in der Nähe von Oban oder Eilean Donan Castle in der Nähe von Kyle of Lochalsh, die das schottische Image verkörpern und entsprechend viele Reisende anziehen. Ein absolutes Muss ist eine Fahrt in die Highlands und auf eine der Inseln. Wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht, bieten sich die Inneren Hebriden an, z.B. die Isle of Mull, die Isle of Arran oder die Isle of Skye.

Jenseits des Great Glen, eines Aufbruchgrabens quer durch Schottland, erstrecken sich die nordwestlichen Highlands. Für viele ist diese Wester Ross genannte Region der schönste Teil des Landes. Spektakuläre, unberührte Bergmassive, einsame, windgepeitschte Hochmoore und eine atemberaubend schöne Küste machen den Reiz dieses Landstrichs aus. Nicht zu vergessen die vorgelagerten Inseln: die Inneren und Äußeren Hebriden im Westen und die Orkney- und Shetlandinseln im Norden, die jeweils einen ganz eigenen Charakter haben. Während die Shetlandinseln geografisch dichter an Norwegen als am britischen Festland liegen und stark nordisch geprägt sind, wird auf den Hebriden die keltische Kultur intensiv gepflegt. Rund 80.000 Schotten sprechen Gälisch und in den Highlands sowie auf den Inseln ist die Straßenbeschilderung durchweg zweisprachig.

Natürlich sollte man auch die Nationalspeise der Schotten, Haggis, probieren, ein Gericht aus Schafsinnereien, die gewürzt mit Kräutern im Schafsmagen gekocht werden. Schon 1786 ehrte der schottische Dichter Robert Burns den »Great chieftain of sausages« mit einer Ode.

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Vom Calton Hill in Edinburgh öffnet sich ein herrlicher Panoramablick über die Stadt

Zeugnisse der Vergangenheit

Beeindruckend sind aber auch die Kulturdenkmäler aus der Vor- und Frühzeit und dem Mittelalter: Rätselhafte Steinkreise, Hügelgräber, keltische Kreuze, trutzige Burgen und prächtige Schlösser sowie die noch immer imposanten Ruinen unzähliger Kirchen und Klöster. Sie alle geben Zeugnis ab von der nur selten friedlich verlaufenen Geschichte des Landes, die einerseits durch die immer wiederkehrenden Angriffe der Engländer, andererseits durch eigene Clanfehden geprägt war.

Schottland war stets ein stolzes Land und ist heute ein selbstbewusster Teil Großbritanniens. Bei einer Volksabstimmung 2014 über die Loslösung von Großbritannien unterlag die Scottish National Party nur knapp. Beim schicksalhaften Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU im Juni 2016 (dem »Brexit«) war eine Mehrheit der Schotten für den Verbleib.