Wenn wir sie als Werkzeuge benutzen, anstatt uns zu ihren Werkzeugen machen zu lassen, können digitale Produkte unser Leben bereichern. Doch wir sind dabei, den Kipp-Punkt zu überschreiten.
Digitale Angebote haben begonnen, unser Leben in Besitz zu nehmen. Ohne dass es uns auffällt, nehmen sie uns sanft an die Hand und ersetzen die analoge, zwischenmenschliche Realität mit ihren digitalen Kommunikationskanälen und Erlebnisräumen. Der Wandel kommt wie eine Hilfestellung einher: Man hilft uns beim Gehen, bis wir nicht mehr gehen können. Man hilft uns beim Denken, bis wir nicht mehr denken können.
Chat-GPT, Bard, DALL-E, Midjourney: Eine merkwürdige Ehrfurcht vor der Potenz der digitalen Angebote und der Glaube an ihre Versprechungen haben nicht nur Millionen Konsumenten erfasst, sondern auch akademische Kreise und wissenschaftliche Kommissionen. Zugleich versucht das Narrativ des Transhumanismus, eine gefährliche digitale Mystik, die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen zu lassen.
Hinter dem Austausch der Wirklichkeit durch Simulationen stehen Machtinteressen und Geschäftsmodelle. Die Realität nicht infrage zu stellen, ist eine Voraussetzung für die Bewahrung der Humanität. Mit diesem Buch möchte ich einem im Gang befindlichen hypnotischen Prozess, der uns in jene Unmündigkeit zurückführen soll, aus dem uns die Aufklärung einst herausgeführt hatte, etwas entgegensetzen.
Berlin, im Frühjahr 2023