Der Aufnahmetag ist gekommen! All Ihre Planungen und kreativen Vorbereitungen sind bis heute abgeschlossen. In diesem Kapitel werde ich Ihnen Tipps für die Arbeit mit Modellen und Darstellern geben, die Art der verwendeten Objektive und Kameraeinstellungen erläutern und einige bewährte Beleuchtungsstrategien vorstellen. Ich werde auch eine Reihe von Aufnahmetechniken durchgehen, mit denen Sie experimentieren können.
Bevor ich eine Person treffe, die ich fotografieren soll, werde ich immer ein wenig recherchieren, um zu sehen, ob wir etwas gemeinsam haben, was nichts mit der Aufnahme zu tun hat.
RECHERCHE
Im Fall meines Cool & Vintage-Shootings hatte der Surfer, den ich fotografieren sollte, ein YouTube-Video online gestellt. Er spricht über sein Leben, seine Philosophie und was die Dinge für ihn bedeuten. Ich erfuhr, dass er Vater ist, und da ich auch Vater bin, schien dies eine ausgezeichnete Gemeinsamkeit zu sein.
VERBINDUNG ZUM DARSTELLER
Sich fotografieren zu lassen, kann relativ einschüchternd sein, und es ist verständlich, dass viele Menschen erstarren, sobald die Kamera in Sichtweite kommt. Wenn Sie auf der Suche nach natürlichen Bildern sind, möchten Sie, dass sich Ihre Modelle so wohl wie möglich fühlen. Es ist eine gute Praxis, etwas Gemeinsames mit Ihrem Modell zu finden, damit Sie sich zunächst auf einer verwandten, menschlichen Ebene verbinden können und nicht nur als Fotograf und Motiv.
KAMERA WEG
Lassen Sie Ihre Kamera im Auto, wenn Sie sich zum ersten Mal treffen. Verstören Sie Ihr Motiv nicht von Anfang an, indem Sie mit einer großen DSLR herumwedeln. Sobald Sie sich miteinander vertraut gemacht haben, können Sie die Kamera vorstellen und mit der Besprechung der Aufnahme beginnen.
PROBE
Üben Sie mit Ihrem Modell. Wenn Sie eine Person bei der Arbeit oder einer gewohnten Tätigkeit fotografieren, bitten Sie sie, Ihnen die Handgriffe zu zeigen. Schließlich ist das für Sie ja neu. Möglicherweise ist eine kleine Regieanweisung erforderlich, damit Sie die Bilder aufnehmen können. Ich ziehe es vor, in einer Probe Regieanweisungen zu geben, damit es keine Überraschungen gibt, wenn es zum eigentlichen Shooting kommt.
1Dan Costa, mein Darsteller für das Surf-Shooting, ist ein professioneller Board- Shaper und Surfer.
2Händeschütteln, als die Aufnahme im Kasten war. Das Ende eines guten Tages.
3 + 4Gespräch mit Dan über die Sequenz zum Board-Shaping. Hier sage ich ihm, welche Art von Bild ich aufnehmen möchte, bitte ihn aber auch, seinen üblichen Prozess zu durchlaufen, damit ich weiß, was mich erwartet, und es keine Überraschungen gibt, wenn es um die Aufnahme geht.
Das Wort »Fotografie« kommt von dem griechischen Wort phōtos, was »Licht« bedeutet, und graphé, »zeichnen«, sodass »fotografieren« wörtlich »mit Licht zeichnen« bedeutet. Licht ist grundlegend, um gute Bilder zu machen – eigentlich wichtiger als alles andere –, deshalb ist es unbedingt notwendig, dass Sie lernen, es zu sehen.
TIMING
Das Licht ändert sich im Laufe des Tages, wenn sich die Sonne am Himmel bewegt. Um die Mittagszeit fällt es senkrecht nach unten, genau wie von diesen unschönen Deckenleuchten. Haben Sie sich schon einmal unter eine dieser Leuchten gestellt und ein Selfie gemacht? Versuchen Sie es. Schrecklich. Mit der Mittagssonne ist es dasselbe. Es gibt eine minimale Streuung aus der Atmosphäre, sodass ein kompromissloses, kontrastreiches Licht entsteht, das normalerweise zu hart ist, um damit zu arbeiten.
Umgekehrt, wenn die Sonne näher am Horizont steht (morgens und abends), ist das Licht aufgrund des Winkels, unter dem das Sonnenlicht die Erdatmosphäre durchdringt, weicher. Sicher haben Sie den Begriff »goldene Stunde« gehört, der dieses schöne Morgen-/Abendlicht beschreibt.
LOCATION UND ATMOSPHÄRE
Wenn Sie nun verträumte, pastellfarbene Fotos machen wollen und in einem gewohnt sonnigen Teil der Welt wie Kalifornien leben, brauchen Sie Ihre Aufnahmen nur zur goldenen Stunde zu planen, und jede ist ein Treffer. Allerdings leben nicht alle von uns in einem so konsequent »ausgeleuchteten« Teil der Welt, und manchmal ist es nicht möglich, die Aufnahmezeiten auf den Morgen oder Abend zu beschränken. Und was ist, wenn Sie eine andere Ausstrahlung für Ihr Foto wünschen? Vielleicht etwas Stimmungsvolleres wie das gegenüberliegende Bild, das für die Uhrenmarke Breitling gemacht wurde?
Die Wirkung von Licht auf ein Foto zu verstehen, ist der wichtigste Schritt, um Ihre Fotografie zu verbessern. Es gibt mehrere Faktoren zu berücksichtigen, angefangen bei der Art des Bildes, das Sie machen möchten. Was ist Ihr Motiv? Menschen, Landschaft, Architektur? Wenn es sich um Menschen handelt, würde ein bewölkter Tag besser funktionieren als volle Sonne, da der Kontrast nicht so stark ist, aber bei Landschaftsaufnahmen sollten Sie zur goldenen Stunde fotografieren (siehe hier).
Gibt es eine zeitliche oder umweltbedingte Einschränkung? Wenn Sie im Herzen der Stadt leben und verträumte goldene Bilder machen wollen, müssen Sie für Ihre Aufnahmen wahrscheinlich reisen oder künstlich beleuchten. Das ist natürlich möglich, aber das ist teuer und sprengt den Rahmen dieses Buches. Ich würde Ihnen stattdessen raten, mit dem zu arbeiten, was Sie haben, und Ihre Strategie entsprechend anzupassen.
BEISPIEL
Ich lebe in Wales, wo es fast ausnahmslos bewölkt und grau ist. Früher habe ich über dieses Wetter gejammert, aber im Laufe der Jahre habe ich gelernt, damit zu arbeiten. Ich habe einen persönlichen Stil entwickelt, der sich stark auf die Art von Licht stützt, die man unter einem so bleiernen Himmel erlebt. An einem grauen Tag wirken die Wolken wie ein riesiger Diffusor, der das Sonnenlicht verteilt und mildert. Der Kontrast ist gering, was bedeutet, dass Landschaften den ganzen Tag über aufgenommen werden können, und es erleichtert auch die Porträtfotografie, da keine künstliche Streuung erforderlich ist.
Leider können sich diese Bedingungen etwas flau anfühlen und es fehlt ihnen an Atmosphäre, aber hier kommt Ihre Kreativität als Künstler ins Spiel. Das nebenstehende Bild wurde an einem grauen Tag gemacht, und die ganze Szene fühlte sich langweilig an.
Wie konnte ich die von meinem Kunden gewünschte Heldenaufnahme schaffen, ohne dass sie wie unter Kunstlicht wirkt?
Nach einem Gespräch mit dem Kunden und meinem Team beschlossen wir, das Licht, das von der Sonne fehlte, ins Bild zu holen, indem die Scheinwerfer des Fahrzeugs durch einen künstlichen Dunst schienen. Dies fügte Tiefe und Atmosphäre hinzu, und in Kombination mit einem blau-grauen Farbton und einer ziemlich starken Vignette erreichten wir das von meinem Kunden gewünschte Bild. Mehr über diese Technik können Sie hier lesen.
DIREKTES SONNENLICHT
Hartes und kompromissloses, direktes Sonnenlicht wird oft als das schlechteste Licht zum Fotografieren bezeichnet. Scharfe Schatten und hoher Kontrast machen es schwierig, schmeichelhafte Porträts zu fotografieren. Reflexionen sind ein Alptraum, dazu kommen verwaschene Lichter und Farben, die ineinanderlaufen. Mit geschicktem Einsatz von Schatten oder durch Lichtreflexionen mit Reflektoren oder Streuung durch Schirme kann direktes Licht jedoch zu guten Ergebnissen führen. Es kann auch mit der modernen Architektur gut funktionieren.
DIFFUSES LICHT
Bewölkte Tage sind Ihre Freunde. Das mag Ihnen vielleicht nicht gleich klar sein, aber wenn Sie erst einmal die Flexibilität erkennen, werden Sie mich verstehen. Ein dünner Wolkenschleier, der sich wie eine riesige Softbox über der Sonne verhält, schwächt die harte Sonne ab, sodass Sie den ganzen Tag lang fotografieren können. Sie reduzieren den Kontrast, was die Details in den Lichtern und Schatten Ihres Fotos stärker hervorhebt und gleichmäßigere Farbtöne liefert.
GOLDENE STUNDE
Dies ist die Zeit kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang. Es ist eine großartige Zeit zum Fotografieren, da alles in einer schönen kontrastarmen Lichtwelle umspült wird. Es gibt keine harten Schatten, die Reflexionen sind minimal, und so ziemlich jedes Motiv, das Sie fotografieren, sieht großartig aus. Hinweis: Die magische »Stunde« dauert eigentlich eher 20–30 Minuten; sie vergeht schnell, also seien Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
BLAUE STUNDE
Die blaue Stunde ist die Dämmerung, in der die Sonne knapp unter dem Horizont steht und das restliche, indirekte Sonnenlicht eine vorwiegend blaue Färbung annimmt. Normalerweise beginnt die »Stunde« etwa 30–45 Minuten nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang. Großartiges Licht, um Lagerfeuerszenen oder Stadtbilder zu drehen, da das orangefarbene Licht, das von einem Feuer oder einer Straßenlaterne ausgestrahlt wird, den tiefblauen Himmel perfekt ergänzt. Bitte unbedingt mit lichtstarker Festbrennweite auf der Kamera arbeiten, denn das Licht ist recht schwach.
1Der clevere Einsatz von Licht und Schatten sorgt für künstliches Sonnenlicht von oben.
2Die Wolkendecke sorgt für gleichmäßiges, kontrastarmes Licht – perfekt für die meisten Motive.
3Goldene Stunde.
4Für die blaue Stunde lohnt es sich, etwas länger zu bleiben oder früher aufzustehen.
Haben Sie sich schon einmal das Menüsystem für Ihre DSLR angesehen? Ein Labyrinth! Ich fotografiere mit einer Canon DSLR, aber die meisten Einstellungen sind Standard bei allen anderen großen Kameraherstellern. Hier ist eine einfache Anleitung zum Verständnis Ihrer Kameraeinstellungen, beginnend mit den drei Säulen der Fotografie: Blende, Verschlusszeit und ISO.
DIE DREI SÄULEN DER FOTOGRAFIE
BLENDE
Stellen Sie sich die Blende wie die Pupille in Ihrem Auge vor. Wenn Sie von einer hellen in eine dunkle Umgebung wechseln, wird Ihre Pupille größer, lässt mehr Licht in Ihr Auge und hilft Ihnen, in der Dunkelheit zu sehen. Das Ändern der Blende an Ihrer Kamera funktioniert ähnlich. Durch Vergrößern der Blende (geringerer f-Wert) können Sie die Belichtung Ihres Bildes ändern (es heller machen) und umgekehrt. Die Blende spielt auch eine wichtige ästhetische Rolle bei der Steuerung der Schärfentiefe – je größer die Blende, desto unschärfer der Hintergrund.
VERSCHLUSSZEIT
Stellen Sie sich am Beispiel des Auges noch einmal die Verschlusszeit wie Ihre Augenlider vor. Bei hellem Sonnenschein blinzeln oder zwinkern Sie, um die Lichtmenge, die in Ihr Auge eindringt, zu verringern; im Dunkeln öffnen Sie Ihre Augen weit und blinzeln weniger, um mehr Licht hereinzulassen. Die Verschlusszeit einer Kamera ist nicht anders. Verwenden Sie bei hellem Sonnenlicht eine kurze Verschlusszeit und bei schwachem Licht eine längere. Wie bei der Blende spielt auch die Verschlusszeit eine ästhetische Rolle – längere Verschlusszeiten in Kombination mit sich bewegenden Motiven erzeugen Bewegungsunschärfe (siehe hier–hier).
ISO
Grundsätzlich ist ISO eine weitere Methode zum Aufhellen oder Abdunkeln eines Fotos. Je höher der ISO- Wert, desto heller ist das Bild. Wenn Sie also unter sehr dunklen Bedingungen fotografieren, sollten Sie den ISO- Wert in Verbindung mit einer langen Verschlusszeit und einer großen Blende erhöhen, um ein gut belichtetes Bild zu erhalten. Bei Aufnahmen mit einer hohen ISO-Empfindlichkeit kommt es jedoch zu Körnung oder Rauschen, ein gewisser Zielkonflikt also. Um dem entgegenzuwirken, können Sie ein Stativ verwenden, um die Kamera ruhig zu halten, sodass die mit der langen Verschlusszeit verbundene Bewegungsunschärfe reduziert wird.
Blende, Verschlusszeit und ISO sind untrennbar miteinander verbunden, und es kann anfangs schwierig sein, sich damit zurechtzufinden, aber je mehr Sie üben, desto besser werden Sie verstehen, welche Wirkung sie auf Ihre Bilder haben.
Hier einige Beispiele für Einstellungen für verschiedene Motive:
1 / 640s f / 2,8 ISO 800
1 / 320s f / 8,0 ISO 160
1 / 160s f / 11 ISO 400
1 / 50s f / 1,4 ISO 2000
WICHTIGE KAMERAEINSTELLUNGEN
DATEIFORMAT
Nehmen Sie statt JPEGs immer Raw-Bilder auf. Raw-Dateien liefern eine hervorragende Bildqualität. Sie können aus Raw-Dateien JPEGs erstellen, aber nicht umgekehrt (siehe hier).
AUSLÖSER OHNE KARTE
Damit vermeiden Sie zu fotografieren, wenn Sie keine Speicherkarte in der Kamera haben. Option also abschalten.
AUTOFOKUS
Nutzen Sie das Punkt- oder Zonensystem. Damit erscheint ein Punktraster im Sucher und Sie können bestimmen, wo die Kamera fokussieren soll. Bei einem Porträt mit geringer Schärfentiefe kann die Kamera zum Beispiel auf die Augen fokussieren, damit sie scharf sind.
Ich fotografiere ausschließlich mit Prime- Objektiven, und zwar aus gutem Grund.
MEHR LICHT
Ein großer Vorteil von Prime-Objektiven ist, dass sie eine größere maximale Blendenöffnung haben. Wenn ich also bei schlechtem Licht fotografiere, kann ich mit einem Prime-Objektiv die benötigte Belichtung erzielen, ohne dass ich den ISO-Wert erhöhen oder die Verschlusszeit verkürzen muss.
GERINGE SCHÄRFENTIEFE
Ein weiterer Vorteil einer großen Blende ist, dass sie eine geringere Schärfentiefe ermöglicht. Das bedeutet, dass ich Motive scharf halten kann, während der Hintergrund verwischt wird, ich also ein Motiv in seiner Umgebung isolieren kann.
QUALITÄT
Generell sind Prime-Objektive schärfer als Zoom-Objektive und schaffen eine bessere Bildqualität. Aus der Sicht des Designs ist es einfacher, Glas für eine Brennweite herzustellen, und es gibt im Allgemeinen weniger Verzerrung und weniger chromatische Aberration in den Bildern.
FESTE BRENNWEITE
Lernen Sie die Zwänge zu lieben, die mit der Aufnahme mit einer festen Brennweite verbunden sind. Es wird Sie zu einem besseren Fotografen machen, weil es Sie zwingt, mit den Füßen zu zoomen. Ich verstehe, warum Sie anfangs vielleicht lieber ein gutes Zoom hätten, um näher an das Geschehen heranzukommen, aber eine gute Komposition führt oft zu eindrucksvolleren Bildern als Nähe. Zooms machen faule Fotografen.
Eine Festbrennweite verhindert, dass Sie stillstehen – eine schreckliche Angewohnheit. Anstatt also stillzustehen und den Zoomring einzustellen, bewege ich mich ständig. Ich muss es tun, weil ich nur dann viele Aufnahmen machen kann.
Das Fotografieren mit einer festen Brennweite wird Ihnen auch helfen, Fotos in der Welt um Sie herum zu »sehen«. Wenn Sie eine Szene mit einer bestimmten Brennweite sehen können, haben Sie eine viel bessere Vorstellung von Ihrem Ergebnis.
Es hilft auch bei der Bearbeitung beim Paaren von Bildern. Wenn eine Sequenz mit einer Reihe verschiedener Brennweiten (durch Vergrößern und Verkleinern) aufgenommen wird, kann es schwieriger sein, Bilder zusammenzufügen. Es ist möglich, aber es dauert länger und fühlt sich nicht immer so natürlich an. Das Festhalten an einer Reihe von eingestellten Brennweiten kann den Bearbeitungsprozess erheblich beschleunigen.
TIPPS
/ Prime-Objektive sind dafür bekannt, dass sie auch bei niedrigen Blendenwerten scharfe Bilder liefern, also reißen Sie die Blende weit auf.
/ Wenn Sie nur über eine Tele-Prime- Funktion verfügen, ist es immer noch möglich, Weitwinkelaufnahmen zu machen. Sehen Sie sich die Technik hier an.
/ Zoomobjektive können zwar auch bei f/20 arbeiten, aber ihre Leistung beginnt sich bei etwa f/8 zu verschlechtern. Prime-Objektive bieten über einen Bereich von Blendenöffnungen weniger Beugung.
/ Zoomen Sie mit den Füßen und nicht mit dem Objektiv. Am Ende haben Sie bessere Bilder und sind schließlich ein besserer Fotograf!
11/1400 s bei f/9 ISO 160 50 mm
21/200 s bei f/5.0 ISO 800 85 mm
31/320 s bei f/3.2 ISO 320 40 mm
41/4000 s bei f/1.4 ISO 50 35 mm
51/125 s bei f/3.5 ISO 125 35 mm
61/320 s bei f/5.6 ISO 400 400 mm
Eine geringe Schärfentiefe, die Ihr Motiv aus dem Hintergrund hervorstechen lässt, ging früher nur mit teuren Prime-Objektiven, aber jetzt ist es möglich, einen ähnlichen Effekt mit Ihrem Handy zu erzielen.
Der Porträtmodus des iPhone nimmt Porträts mit wunderschön unscharfem Hintergrund auf, sodass Sie das Motiv betonen, indem alle Ablenkungen im Bild unscharf werden. Wenn Sie kein iPhone haben oder Ihr Modell den Porträtmodus nicht unterstützt, die Apps Aviary oder LightFX helfen auch bei diesem Effekt.
So nutzen Sie den Porträtmodus auf dem Smartphone:
1 Öffnen Sie die Kamera-App und wischen Sie über dem Auslöser in den Porträtmodus (zwischen Foto und Quadrat).
2 Richten Sie Ihr Smartphone auf die Person, die sich 5 cm bis 2 m von Ihrer Kamera befinden muss. Die Kamera- App lässt Sie wissen, wenn Sie zu nah oder zu weit weg sind oder wenn der Bereich zu dunkel ist.
3 Wenn der Porträtmodus bereit ist, wird der Beleuchtungseffekt gelb. Wenn Sie mit der Beleuchtung zufrieden sind, tippen Sie einfach auf den Auslöser, um das Foto zu machen.
4 Wenn Sie mit verschiedenen Porträt- Beleuchtungen arbeiten wollen, wischen Sie durch die einzelnen Optionen.
iPhone 3S mit Fensterlicht in einem dunklen Raum. Hier isoliere ich mein Motiv durch den Einsatz von Hell und Dunkel.
Aufgenommen mit dem iPhone 4s. Hier ist das Motiv vor einem See mit Dunst und Licht isoliert.
Aufgenommen mit einem iPhone XS im Porträtmodus. Achten Sie auf den unscharfen Hintergrund.
Es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne künstlichen Nebel Atmosphäre und Stimmung in einem Bild zu erzeugen. Das Ziel des Nebels in dem Beispiel (Link zum Beispiel) war es, das von den Scheinwerfern des Autos ausgehende Licht zu »formen«, genau das wollen wir uns hier ansehen.
LICHT FORMEN
Das Licht zu formen und zu zähmen, ist eine entscheidende Fähigkeit. Es gibt eine Reihe von Techniken, mit denen Sie die Atmosphäre in Ihren Porträts angleichen können. Zuerst das »Rembrandt-Dreieck« und im nächsten Abschnitt geht es um die Catchlights.
REMBRANDT-BELEUCHTUNG
Die Rembrandt-Beleuchtung hat ihren Namen von dem niederländischen Zeichner, Maler und Grafiker. Als innovativer und produktiver Meister in drei Medien gilt er als einer der größten bildenden Künstler aller Zeiten. Er verwendete in seinen Gemälden eine dramatische Form der Beleuchtung, die stimmungsvoll und atmosphärisch ist. Sie ist auch relativ einfach zu konstruieren. Schauen Sie sich das hier gezeigte Bild an und beachten Sie insbesondere das kleine Lichtdreieck unter dem Auge des Modells auf der rechten Seite seines Gesichts. Es ist ein Signal, dass die primäre Lichtquelle von der gegenüberliegenden Seite des Gesichts kommt.
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TECHNIK
Wenn Sie das Gesicht Ihres Modells von einer Seite beleuchten, entsteht auf der gegenüberliegenden Seite ein Wechselspiel aus Schatten und Licht. Bei der Rembrandt-Beleuchtung wollen Sie ein Lichtdreieck auf der gegenüberliegenden Wange erzeugen. Wenn Ihnen die Schattenwirkung zu dunkel erscheint, können Sie einen Reflektor verwenden, um den Schatten nach Ihren Wünschen »aufzufüllen«. Dieser Beleuchtungseffekt erfordert keine teure Ausrüstung oder eine ausgefallene Kamera – Sie brauchen lediglich eine Lichtquelle.
Versuchen Sie sich an einem Porträt mit Rembrandt-Beleuchtung – ein ziemlich einfach zu beherrschender Effekt, der nur eine einzige Lichtquelle erfordert. Er wird Ihnen helfen, »das Licht zu sehen« und Stimmung in Ihre Fotos zu bringen.
Zu Hause nachmachen
1 Suchen Sie ein Zimmer in Ihrem Haus mit einem Fenster nach Norden, das Ihnen unabhängig von der Tageszeit ein schönes, gleichmäßiges Licht bietet.
2 Dunkeln Sie alle anderen Fenster ab, Gardinen zuziehen reicht.
3 Positionieren Sie Ihr Modell knapp unterhalb des Nordfensters mit dem Gesicht in 45 Grad zum Fenster. Das Fensterlicht sollte die Seite des Gesichts neben dem Fenster beleuchten und die Seite gegenüber sollte im Schatten liegen. Stellen Sie die Position Ihres Modells so lange ein, bis Sie das Dreieck sehen. Achten Sie auch auf den Schatten an der Seite und etwas unterhalb der Nase.
4 Sie können die Intensität des Effekts duch den Abstand zwischen Motiv und Licht verändern. Tun Sie dies, indem Sie es näher oder weiter vom Fenster weg bewegen.
Wenn Sie den Effekt mit einem Freund geübt haben, wissen Sie, worauf Sie achten müssen, und Sie können kreativ werden.
Shakespeare sagte einmal: »Die Augen sind das Fenster zu Deiner Seele.« Stimmt – die Augen liefern umfangreiche Informationen über den emotionalen Zustand eines Menschen. Da wir Emotionen durch unsere Fotos darstellen, lohnt es sich, die Augen unserer Modelle genau anzusehen – und sie zum Leben zu erwecken.
Ein kleiner weißer Fleck, der in den Augen Ihres Modells reflektiert wird, macht einen großen Unterschied. Sie werden als Catchlights bezeichnet und sind wichtig, denn ohne sie kann ein Porträt stumpf und leblos aussehen. Vergleichen Sie das Porträt unten, das keine Catchlights hat, mit dem Bild gegenüber.
Dieses Licht lässt sich relativ leicht einfangen, und Sie benötigen keine spezielle oder teure Ausrüstung. Alles, was Sie brauchen, ist eine Lichtquelle, die in den Augen Ihres Modells reflektiert wird. Dies kann künstlich sein, wie ein Kamerablitz, oder natürliches Licht von der Sonne. Bei Innenaufnahmen positionieren Sie die Person am besten in der Nähe eines Fensters oder einer Tür, das funktioniert immer.
TECHNIK
Versuchen Sie, ein nach Norden gerichtetes Fenster zu finden, das Ihnen unabhängig von der Tageszeit ein schönes, gleichmäßiges Licht über das Gesicht gibt. Die Person muss nicht direkt in die Quelle schauen: Die Augen sind kugelförmig, und eine links oder rechts positionierte Lichtquelle wird als Reflexion in den Augen sichtbar.
Je näher Ihr Modell am Fenster ist, desto größer erscheinen die Catchlights. Suchen Sie sie in den Augen und bitten Sie das Modell, seinen Kopf oder Körper nach links oder rechts zu bewegen, bis Sie mit dem Blick zufrieden sind.
ALTERNATIVE TECHNIK
Ich verwende oft einen kreisförmigen Reflektor, um ein Catchlight hinzuzufügen. Die Augen sind rund, daher ist ein kreisförmiges Catchlight angenehmer als das kleine Quadrat, das man aus einem Fenster erhält.
Positionieren Sie Ihr Modell einfach vor einem Fenster und werfen Sie das Licht mithilfe eines runden, silbernen Reflektors zurück in das Gesicht und die Augen. Dies wird oft als »Fülllicht« bezeichnet. Das Fensterlicht beleuchtet die Szene von hinten und sorgt für ein angenehmes »Kanten«- oder »Haar«- Licht um den Kopf der Person, das sie aus dem Schatten heraushebt.
Suchen Sie sich einen Freund und experimentieren Sie mit dem Licht in seinen Augen.
Vergleichen Sie Bilder mit und ohne Catchlight und Sie werden bald seine Bedeutung verstehen. Bewegen Sie Ihr Modell, um den Effekt zu verändern. Hier sind einige Lichtsetzungen, die Sie nachbauen können, von denen jede eine andere Form/Intensität des Lichts liefert.
LICHTSETZUNGEN
Ich habe oft ein 50-mm-Objektiv an meiner Kamera, ich mag diese Brennweite. Es ist leicht und lichtstark, und die große Blende sorgt für eine schöne Schärfentiefe. Ich liebe den Look.
Der Aufnahmewinkel ist jedoch nicht besonders weit, was es schwieriger macht, Totalen zu machen und eine vollständigere Geschichte zu erzählen. Ich könnte das Objektiv wechseln, aber stattdessen behalte ich oft das 50 mm und verwende eine Stitching-Technik, um den Look einer großformatigen Filmfotografie mit einer Digitalkamera nachzuahmen.
Dazu nehme ich mehrere Bilder einer Szene auf, während ich die Kamera schwenke, und füge die Bilder nachher zu einem Panorama zusammen. Das bietet viele Vorteile.
HOHE AUFLÖSUNG
Durch das Stitching erzeugen Sie ein sehr hochauflösendes Bild, was bedeutet, dass Sie massive Abzüge machen oder in ein Bild zuschneiden können, ohne dass die Bildqualität darunter leidet.
SCHÄRFENTIEFE
Bei der Aufnahme mit einer großen Blendenöffnung bei dieser Brennweite wird der Hintergrund weitaus unschärfer als bei einem Weitwinkelobjektiv, wodurch Ihr Motiv hervorsticht.
TIEFENWAHRNEHMUNG
Teleobjektive komprimieren die Entfernung, wodurch die Hintergrundelemente näher an die Vordergrundelemente herangeführt werden. Ein Weitwinkelobjektiv hat den gegenteiligen Effekt.
Probieren Sie die Methode »50 & Stitch« aus. Sie ist recht einfach umzusetzen und Sie können schön herumspielen. Sie können die Methode auch auf die Spitze treiben – ein Freund von mir setzt Hunderte von Bildern zu einer Komposition zusammen.
1 Wählen Sie eine große Blende, etwa f/3,2 oder weniger. Je weiter Sie fotografieren, desto ausgeprägter ist der Effekt.
2 Positionieren Sie Ihr Motiv in der Bildmitte, drücken Sie den Auslöser halb durch und blockieren Sie entweder den Fokus oder wechseln Sie auf Manuell. Fotografieren Sie dann die Szene in Einzelbildern von links nach rechts, oben nach unten, und erstellen Sie eine Serie in sortiertem Layout wie gegenüber. Die Einzelfotos sollten einander leicht überlappen.
3 Wenn Sie fertig sind, wechseln Sie zu manuellem Fokus und fotografieren Sie Ihre Hand. Das hilft, wenn Sie die Bilder in Lightroom importieren. Mit Ihrer Hand haben Sie einen Trenner zwischen den Montagebildern und sozusagen ein leeres Bild im Filmstreifen, so sehen Sie, wo das eine Bild endet und ein nächstes beginnt.
4 Wenn Sie Ihre Speicherkarte importieren, wird alles in der Reihenfolge nach der Aufnahmezeit kommen. Das leere Bild zeigt uns, dass alles davor zur selben Montage gehört. Ich muss also nur alle auswählen und Control-M drücken, wodurch Lightroom aus all diesen Einzelbildern ein Panorama erstellt.
5 Mit der Fotozusammenfügung von Lightroom müssen Sie vermutlich verschiedene Projektionsmethoden ausprobieren, um zum besten Ergebnis zu kommen.
TIPPS
/ Die Technik »50 & Stitch« ist eine weitere gute Möglichkeit, auch mit einem Teleobjektiv zu einer Weitwinkelaufnahme zu kommen.
/ So erzeugen Sie eine Datei mit riesiger Auflösung und unglaublicher Schärfentiefe. Hintergründe werden deutlicher unscharf, als es mit einem Weitwinkel möglich ist.
/ Viel Spaß dabei. Schicken Sie mir einige Beispiele, ich würde sie gerne sehen.
Wenn ich Übergänge mit Autos, Fahrrädern oder anderen Fahrzeugen aufnehme, möchte ich, dass mein Publikum das Gefühl hat, durch die Landschaft zu fahren. Ich möchte das Gefühl erwecken, dass etwas vorbeizieht, und dazu verwende ich verschiedene Techniken.
Wir beginnen mit der einfacheren Technik, dem sogenannten Schwenk. Beim Schwenken folgt man einem sich bewegenden Objekt entlang der horizontalen Bewegungsebene und kombiniert eine langsame Verschlusszeit mit einer Kamerabewegung, um ein Gefühl von Schwung zu erzeugen. Dies ist eine einfache Methode, um das Motiv scharf zu halten und gleichzeitig den Hintergrund zu verwischen: Verringern Sie die Verschlusszeit und schwenken Sie die Kamera mit dem Motiv, bevor Sie das Bild aufnehmen. Jedoch sind eine Reihe von beweglichen Variablen im Spiel, und Sie müssen jede einzelne sorgfältig abwägen. Das Projekt (hier / hier) gliedert den Prozess in einzelne Schritte. Probieren Sie es aus!
TIPP
/ Wichtig beim Schwenken ist eine lange Verschlusszeit. Um die Unschärfe und das Bewegungsgefühl zu erhalten, müssen Sie den Verschluss für eine Zeit geöffnet lassen. Wählen Sie eine Zeitspanne zwischen 1/30 s und 1/60 s, damit die Kamera die Bewegung des Hintergrunds registriert, wenn sich das Motiv bewegt.
1/ 60 s bei f / 7,1, ISO 100
1/ 40 s bei f / 5,0, ISO 400
1/ 600 s bei f / 8,0, ISO 400
Traditionell ein Metier der DSLR-Kameras, ist es jetzt möglich, Schwenks mit Ihrem handy zu erstellen. Für diese Technik gibt es keine harten und schnellen Regeln – Ausprobieren gehört dazu. Experimentieren Sie und haben Sie Spaß. Auf den folgenden Seiten finden Sie genauere Anweisungen zur Verwendung einer DSLR.
1 Positionieren Sie sich so, dass Sie von links nach rechts oder umgekehrt schwenken können, und bringen Sie etwas Abstand zwischen sich und Ihr Motiv. Denken Sie daran, dass der Hintergrund bei dieser Aufnahme eine ebenso große Rolle spielt wie Ihr Motiv, auch wenn er unscharf ist! Wenn Sie nahe an Ihrem Motiv stehen, füllt es das Bild aus und der Bewegungseffekt ist weniger ausgeprägt.
2 Sie brauchen die Handykamera im manuellen Modus. Bei einigen Modellen müssen Sie möglicherweise mit einer App fotografieren – versuchen Sie die App Moment, die für iOS und Android verfügbar ist.
3 Stellen Sie den Fokus auf Kontinuierlich und wählen Sie eine Verschlusszeit zwischen 1/30 s und 1/60 s. Wenn Sie tagsüber fotografieren, halten Sie den ISO-Wert so niedrig wie möglich.
4 Die meisten Handys verfolgen ein Motiv, während es sich durchs Bild bewegt, und fixieren den Fokus entsprechend. Tippen Sie einfach auf Ihren Fokuspunkt und halten Sie ihn gedrückt, bis oben auf dem Bildschirm ein AE/AF-Lock-Banner erscheint. Wenn Sie mit dem Bild nicht zufrieden sind, passen Sie es durch Wischen nach unten oder oben an.
AUFTRAG
+ Fangen Sie Bewegungsunschärfe ein, um ein Gefühl von Bewegung ins Bild zu holen.
ANFORDERUNGEN
+ Ruhige hände
+ Blendenautomatik
+ Langsame Verschlusszeit
+ ND-Filter, wenn es draußen sehr hell ist
ZIEL
+ Lernen Sie, sich zu bewegen, wenn sich Ihr Motiv nähert. Ein guter Schwenk hängt sowohl von der Art und Weise ab, wie Sie sich bewegen, als auch von Ihren Kameraeinstellungen.
Fotografien sind von Natur aus Standbilder, aber was, wenn wir ein Gefühl von Bewegung vermitteln wollen? Einige meiner Lieblingsbilder verwenden Bewegungsunschärfe, um ein Gefühl von Geschwindigkeit oder Bewegung zu vermitteln. Das ist eine gute Möglichkeit, ein Gefühl von Tempo oder der Vergänglichkeit von Zeit in Ihre Arbeit zu bringen, und solche Bilder lassen sich gut mit statischen oder »stehenden« Bildern desselben Motivs vergleichen.
SCHRITT 1 / KAMERAEINSTELLUNGEN
Bewegungsunschärfe erfordert eine längere Belichtungszeit, sodass Sie die Verschlusszeit verlangsamen müssen, um den Effekt zu erzielen. Wählen Sie an der Kamera den Modus Blendenautomatik. Dadurch wird Ihre Kamera angewiesen, beim Ändern der Verschlusszeit auf die Blendeneinstellungen zu achten.
Wenn Sie mitten am Tag fotografieren und die Sonne scheint, fällt viel Licht auf den Sensor. Das müssen Sie möglicherweise mit einem ND-Filter (Neutral-Dichte- Filter) kompensieren, um eine Überbelichtung zu vermeiden. Alternativ können Sie versuchen, an beiden Enden des Tages zu fotografieren, wenn weniger Licht vorhanden ist.
SCHRITT 2 / GESCHWINDIGKEIT
Wie schnell sich Ihr Motiv bewegt und wie stark Sie den Effekt wünschen, bestimmt Ihre Verschlusszeit. Probieren Sie es aus. Nehmen wir jedoch an, wir machen eine Schwenkaufnahme von einem Fahrzeug. Beginnen Sie mit einer Verschlusszeit von 1/100 s oder weniger. Dadurch sollte das Fahrzeug scharf bleiben, während der Hintergrund unscharf wird.
SCHRITT 3 / RUHIG HALTEN
Beginnen Sie im Stehen mit fest aufgestellten Füßen und einer leichten Beugung in den Knien; manchmal sitze oder hocke ich auf dem Boden, entspannt, aber stabil. Halten Sie die Kamera in beiden Händen, drücken Sie die Ellbogen fest in die Seite und üben Sie die Drehung des gesamten Oberkörpers, während Sie von links nach rechts schwenken. Wenn Sie zufrieden sind, versuchen Sie den Schuss auf ein sich bewegendes Ziel. Wenn sich das Motiv nähert, beginnen Sie mit dem Schwenken und drücken den Auslöser, wobei Sie im Serien-Modus fotografieren.
SCHRITT 4 / NACHHALTEN
Ähnlich wie bei einem Golf- oder Tennisschwung ist es wichtig, auch nach dem Auslösen des Auslösers weiter mit dem Motiv zu schwenken. Dadurch bleibt die Bewegungsunschärfe von Anfang bis Ende gleichmäßig.
Wir haben uns das Schwenken angesehen, jetzt beschreibe ich die zweite Technik, die ich anwende, um meinen Bildern ein Gefühl von Bewegung zu geben.
Um diese Art von Bildern zu erstellen, müssen Sie von einem Führungsfahrzeug aus fotografieren, das direkt vor Ihrem Motiv fährt. Beide Fahrzeuge bewegen sich mit der gleichen Geschwindigkeit auf der Straße, damit das Motiv scharf bleibt und der Hintergrund verschwimmt. Der Unschärfeeffekt vermittelt ein Gefühl der Bewegung.
Diese Technik funktioniert mit jedem sich bewegenden Fahrzeug. Im Beispiel oben werden Rennräder verwendet, aber es ist das gleiche Konzept – ein Führungsfahrzeug fährt mit der gleichen Geschwindigkeit knapp vor den Radfahrern.
EXPERIMENTIEREN
Bei dieser Technik sind viele Variablen im Spiel, und Sie müssen Ihre Kameraeinstellungen optimieren und Ihre Geschwindigkeit und Kameraposition anpassen, bis Sie kreativ an der richtigen Stelle sind. Experimentieren Sie – es kann ziemlich frustrierend sein, aber auch eine Menge Spaß machen.
Denken Sie daran, dass Ihr Hauptmotiv vielleicht nie ganz scharf ist. Bei dieser Technik geht es eher darum, ein »Gefühl« von Bewegung zu erzeugen, und eine gewisse Unschärfe des Hauptmotivs kann dieses Gefühl sogar noch verstärken. Es handelt sich um eine Probiertechnik, und Sie werden zweifellos mit einem Haufen schlechter Aufnahmen beginnen. Doch je mehr Sie üben, desto besser werden Sie.
Kamerafahrten sind hervorragend geeignet, um Ihr Publikum in die Geschichte hineinzuziehen und ihm ein Gefühl von Geschwindigkeit oder Dringlichkeit zu vermitteln. Sie funktionieren genauso gut, wenn man einem Fahrzeug folgt und von hinten fotografiert. In vielerlei Hinsicht fühlt sich dieser Blickwinkel für den Zuschauer noch natürlicher an.
1 Wählen Sie ein Weitwinkelobjektiv. Je länger Ihr Objektiv ist, desto stärker verwackelt die Kamera – und auf dem Rücksitz eines Autos verwackeln Sie! Beginnen Sie bei 24 mm oder 35 mm.
2 Passen Sie die Verschlusszeit an die Geschwindigkeit an. Wenn Sie also mit 40 Meilen pro Stunde (65 km/h) reisen, versuchen Sie es mit 1/40 s. Versetzen Sie Ihre Kamera in den Modus Blendenautomatik, sodass Ihre Kamera die Blendeneinstellungen übernimmt, falls Sie die Verschlusszeit während der Nachführung ändern sollten.
3 Wenn Sie hinten im Auto sitzen, versuchen Sie, Ihre Kamera so ruhig und niedrig wie möglich zu halten. Je tiefer Sie sich auf der Straße befinden, desto schneller bewegt sie sich an der Kamera vorbei und desto ausgeprägter ist die Unschärfe. In der Branche nennt man das »Road Rush«.
4 Korrigieren Sie die Einstellungen. Ich finde es hilfreich, mit Walkie-Talkies zu arbeiten, sodass ich den Fahrer im betreffenden Fahrzeug leicht dirigieren kann – »etwas langsamer«, »mehr Gas geben« etc.
*Nicht aus dem Auto fallen, das nimmt kein gutes Ende.
HINWEIS
/ Dies ist keine Technik, die man ohne Genehmigung auf öffentlichen Straßen ausprobiert. Sie müssen sich auch im Führungsfahrzeug sicher anschnallen.*
Lassen Sie uns kurz über den Begriff »cineastisch« sprechen. Was bedeutet er für Sie? Das Lexikon beschreibt ihn als »die Atmosphäre des Filmbetrachtens wie im Kino«. Für mich ist das Schlüsselwort in dieser Definition »Atmosphäre«.
Ist es möglich, eine filmähnliche Atmosphäre – und die damit einhergehende emotionale Tiefe – in ein Standbild zu bringen? Natürlich! In diesem Abschnitt werde ich mich mit Dunst oder Nebel beschäftigen; wie er Tiefe schafft, wie man ihn erzeugt und warum er eine meiner Lieblingstechniken ist, um Filmaufnahmen auf ein Foto zu bringen.
NEBEL
Vergleichen Sie die »Vorher-Nachher«- Szenen gegenüber, Innenaufnahmen aus einem kleinen Pub in West-Wales. Ich wollte eine gemütliche Atmosphäre schaffen und bat die Besitzer, das Feuer und die Kerzen anzuzünden, aber der Szene fehlte immer noch die Atmosphäre. Wir brachten etwas Nebel in den Raum, bevor wir ein Licht von außen durch das Fenster scheinen ließen. Ich wollte den Effekt der Sonne simulieren, die durch das Fenster scheint und ein »Ende des Tages«-Gefühl erzeugt. Der Dunst streut das Fensterlicht und mildert es, als wäre es die goldene Stunde (siehe hier). Er hat auch eine dreidimensionale Wirkung über die Streifen oder die sichtbaren Lichtstrahlen. Die Zuschauer können »das Licht sehen«, was dem Bild mehr Tiefe, Atmosphäre und Emotionen verleiht.
AUSRÜSTUNG
Etwas Nebel im Inneren eines Gebäudes zu erzeugen macht Spaß, wenn Sie mit dieser Technik noch nicht vertraut sind. Sie benötigen keine kostspielige Ausrüstung, da Sie auf relativ kleinem Raum arbeiten und nicht viel Dunst benötigen. Professionelle Nebelmaschinen sind teuer, aber mit preisgünstigeren Modellen lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen. Diese neigen dazu, eine Menge Nebel auszustoßen (anfangs zu dick, um hindurchzufotografieren), aber wenn ein Freund ein bisschen wedelt, wird der Nebel zerstreut und Sie haben den gewünschten Effekt.
Sie können aber auch Nebel in Dosen kaufen. Suchen Sie online »Nebel Aerosol«, und Sie werden zahlreiche Varianten von verschiedenen Herstellern finden.
TIPP
/ Nebel bringt ein neues physisches Element in eine Szene und verleiht ihr Struktur und Tiefe. Die in der Luft hängenden Partikel wirken wie ein Diffusor, der Licht streut und das vom Sensor einer Kamera aufgenommene Bild weicher macht. Sie können den Dunst auch verwenden, um einem Betrachter zu zeigen, woher das Licht kommt.
AUFTRAG
+ Fotografieren Sie Lens Flares, um Ihrem Foto eine träumerische Note zu geben.
ANFORDERUNGEN
+ Starke Lichtequelle, z. B. Sonne, Straßenlaterne oder Blitz
+ Weitwinkel-Zoom
+ Alte Objektive ohne Antireflex- Beschichtung
+ Objekte, vor der Kamera, die die Lichtquelle verdecken
ZIEL
+ Lernen Sie, Lens Flares zu steuern und kreativ in Ihren Bildern einzusetzen.
Ein Lens Flare entsteht, wenn entweder Licht auf die Vorderseite des Objektivs trifft und den Film oder Sensor erreicht oder wenn Sie eine starke Lichtquelle im Bild haben. Das Ergebnis können deutliche, helle Polygone in einem Bild sein und/oder eine allgemeine Kontrastverminderung. Lens Flares sind normalerweise Fehler, die aber auch bewusst eingesetzt werden, um einem Bild eine gewisse Stimmung zu geben. Sie brauchen eine zuverlässige Lichtquelle, die Sonne wäre die erste Wahl, aber es ist auch möglich, Lens Flares mit Straßenlaternen oder sogar einer Kerze in einem schwach beleuchteten Raum zu erzeugen. Dies ist einer der seltenen Fälle, in denen ich ein Zoomobjektiv einer Festbrennweite vorziehen würde, weil diese weniger anfällig für den Effekt ist. Zooms sind kompliziert aufgebaut und haben mehr Oberflächen, von denen das Licht reflektiert werden kann.
Magisches Porträt mit Lens Flare
Durch das Foto in die Sonne entsteht ein Dunsteffekt mit kleinen Artefakten.
Starburst durch das Foto in die Sonne mit kleiner Blende
SCHRITT 1 / POSITION
Fotografieren Sie direkt in die Lichtquelle, aber seien Sie bei der Sonne vorsichtig. Die besten Effekte lassen sich erzielen, wenn die Sonne tief am Himmel steht; dadurch wird auch das Risiko der Erblindung minimiert!
SCHRITT 2 / KAMERA
Entfernen Sie den Blendschutz, denn er soll Lens Flares verhindern, die durch Streulicht abseits des Blickwinkels entstehen können.
SCHRITT 3 / OBJEKTIV
Verwenden Sie ein Weitwinkel – am besten ohne Beschichtung.
SCHRITT 4 / BLENDE
Für Starbursts verringern Sie die Öffnung. Je kleiner die Blende ist, desto deutlicher wird der Starburst- Effekt. Probieren Sie f/22.
SCHRITT 5 / NEBEL
Für verträumten Nebel brauchen Sie eine große Blende. Mit etwa f/3.2 bleibt das Motiv im Fokus, während der Hintergrund im Dunst verschwindet.
SCHRITT 6 / FLARE
Die Stärke des Flares hängt schließlich davon ab, wohin das Objektiv zeigt und was auf dem Bild zu sehen ist. Versuchen Sie, die Lichtquelle teilweise durch Ihr Motiv abzudecken.
SCHRITT 7 / FOKUS
Wechseln Sie auf Manuell. Wenn Sie in eine helle Lichtquelle fotografieren, kann die Kamera schwer fokussieren. Verlassen Sie sich stattdessen auf Ihre Augen.
Fotografien sind zweidimensional – sie haben eine x- und eine y-Achse – deshalb suche ich immer nach Führungslinien, die eine dritte Achse oder Dimension schaffen. In einer Landschaft kann dies ein Fluss, eine Straße, eine Uferlinie oder der Rand eines Waldes sein, der das Auge in das Bild führt. Aber wie fügt man einem eng gefassten Bild Tiefe hinzu, wenn Menschen zu sehen sind? Mit dem »unsauberen Vordergrund«.
Meine erste Lektion in Fotografie habe ich mit 8 Jahren von meinem Großvater gelernt, und zwar ging es darum, »Unordnung« ins Foto zu bringen. Er lehrte mich, dass das Hinzufügen von Elementen im Vordergrund eine großartige Möglichkeit ist, ein zweidimensionales Bild dreidimensionaler erscheinen zu lassen und gleichzeitig einen beobachtenden Effekt zu erzeugen. Es vermittelt dem Betrachter den Eindruck, dass er in eine Szene hineinschaut.
Die Aufnahme einer Szene mit einer großen Blende hilft, Vordergrundelemente aus dem Fokus zu nehmen, sodass sie nicht vom Hauptthema ablenken. Ich fotografiere gerne bei Blende 3,5 und bringe Vordergrundelemente sehr nahe an das Objektiv heran – um das Bild oben von einer Mutter und ihrem Sohn bei der Gartenarbeit einzufangen, lag ich auf dem Boden und habe durch die Pflanzen fotografiert.
Hier einige Beispiele, in denen das Element im Vordergrund zum Bild beiträgt:
1Wenn man durch eine Tür fotografiert, hat der Betrachter das Gefühl, in ein Geheimnis »hineingelassen« zu werden oder etwas zu sehen, was er vielleicht nicht sehen sollte. Es hat einen voyeuristischen Effekt.
2Die Aufnahme über die Schulter einer Person versetzt den Betrachter in eine Szene und führt das Auge. Hier ist der Arm das »unsaubere« Element, der gleichzeitig das Auge zum Produkt führt. Raten Sie, wer der Kunde war!
3Hier rahmen unscharfe Vordergrundbilder das Motiv ein und bilden ein Bild im Bild.