Im letzten Jahr habe ich viel Geld mit dem Abschreiben religiöser Bücher und Familienchroniken verdient. Auch habe ich zwei große Kalligraphie-Aufträge für eine Moschee und eine Kirche zu Ende gebracht. Danach wollte ich mich eigentlich ein paar Monate entspannen und zu meinem Vergnügen einige alte Bücher kopieren, an denen ich Gefallen finde.
Bei einem Besuch des Antiquariats meines Freundes Mosche Halabi entdeckte ich das Buch Wenn du erzählst, erblüht die Wüste. Der Umschlag fehlte, und die ersten zwei Seiten waren herausgerissen. Auf der dritten Seite stand der Titel. Der Buchrücken trug keinen Autorennamen. Aber der Titel faszinierte mich. Mosche wollte kein Geld dafür haben. »Nimm es nur, ich habe von den Erben diese drei vollen Kisten kostenlos bekommen. Sie konnten mit den Büchern nichts anfangen«, sagte er und lachte. Er wickelte das Buch liebevoll in eine Zeitung, und ich bedankte mich einen Tag später mit einer Flasche Arak.
Zu Hause angekommen, las ich das Buch atemlos durch, vergaß darüber all meine anderen Pläne und begann mit der Arbeit.
Ich muss gestehen, auch ich habe nach dem Buch der Königin Jasmin gesucht. Aber auch ich fand nichts.
Die Blätter des Originals haben durch den Verlauf der Zeit und die Feuchtigkeit sehr gelitten. Das Datum stand fast unleserlich ganz unten auf der ersten Seite, stark beschädigt. Es könnte 1820 oder 1830 sein. Außerdem hatte der Autor, wie viele Ärzte, nicht gerade eine schöne Schrift, aber es gelang mir, sie zu entziffern, und mit Gottes Hilfe, mit Geduld und Humor konnte ich den Text abschreiben und wieder lesbar machen.
Damaskus, Ostern 1890