Nachwort

Julia Durant bleibt.

Das ist die Antwort auf eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme und die ich fast nach jedem neuen Band in den sozialen Medien lesen darf. Ich habe sie mir selbst einmal gestellt, damals, nach MÖRDERISCHE TAGE . Ein Buch, das mit einer deutlichen Zäsur in Julia Durants Leben abschließt. Ein Trauma, dem eine Auszeit, eine Pause folgen musste. Und ja, im Epilog war zu lesen, dass Julia wiederkehren würde. Aber kommt sie auch wirklich?

Das war damals meine Frage – und sicher nicht nur meine.

»Aber sie würde es schaffen, ihr Leben wieder zu meistern.«

Dies war einer der letzten Sätze, die wir von Andreas Franz über Julia Durant zu lesen bekamen.

Der Nachfolgeband TODESMELODIE wurde angekündigt. Doch dann verstarb Andreas Franz. Plötzlich und unerwartet. Von heute auf morgen.

All das ist nun bereits über zwölf Jahre her.

»Julia Durant bleibt.«

Mit diesem Slogan wurde dem Publikum im Winter 2011 eine kleine Sensation angekündigt. Das Buch, dessen Erscheinen nach Andreas Franz’ Tod gecancelt worden war, fand seinen Weg in den Buchhandel. Ich habe es vollendet. Man hatte mir im Verlag und in der Familie Franz das Vertrauen ausgesprochen, mich an dem vorhandenen Material zu versuchen. Ich habe das an vielen anderen Stellen schon ausführlich erläutert, heute sei es daher nur in aller Kürze erwähnt.

Dass Julia Durant einst überhaupt entdeckt wurde, dass ihre Krimis einem so großen Publikum zugänglich wurden und dass es mittlerweile dreiundzwanzig Bände (plus größere und kleinere Crossover) gibt, verdanken wir besonders einer Person.

Die Rede ist von Christine Steffen-Reimann. Sie war es, als niemand sonst es tat, die Andreas Franz im Hause Droemer Knaur eine Chance für seinen Krimi JUNG , BLOND , TOT gab. Wir alle kennen den durchschlagenden Erfolg. Und ebenso war ich es, der einst bei Christine landete. Mit Kommissar Ralph Angersbach im Gepäck. Nach dem Vollenden der TODESMELODIE war sie es, die mir auch für eine eigene Krimireihe ein Zuhause bot. Die sich darüber hinaus auf das Experiment einließ, mit meinem Kollegen Ben Tomasson zusammen zu veröffentlichen, und schlussendlich auch diesem einen Hafen für seine Schwedenkrimis bot.

Umso schwerer traf es uns – und die gesamte Bücherwelt –, als wir im Januar dieses Jahres vom plötzlichen Tod von Christine Steffen-Reimann erfuhren. Ein kurzer, hoffnungsloser Kampf. Ein Mensch, dessen große Fußstapfen sich erst mit der Zeit offenbaren werden. In wie vielen Büchern ist sie dankend erwähnt. In wie vielen Werken hat sie mitgewirkt, als Übersetzerin, als Lektorin, als Entdeckerin, als Weggefährtin. Christine hat die Bücherwelt mit einer seltenen Hingabe geliebt und zahllosen Heldinnen und Helden ein Leben geschenkt.

Dieses Buch ist das erste Buch, das ich ohne Christines Begleitung veröffentliche. Ohne ihre Impulse, ohne ihr Gespür, ohne ihre stille Teilnahme. Ihr geduldiges Warten auf ein neues Manuskript, ihre wertschätzende Teilhabe daran, ihr Feuer, wenn es darum ging, es mit einem passenden Titel, Klappentext und Cover zu versehen. Eine Mentorin, die immer da war, wenn man sie brauchte, aber die einen stets den eigenen Weg finden ließ.

Auf der Trauerfeier, an einem kalten, traurigen Tag mit Schneegriesel, haben wir Abschied genommen, und es hätte nicht deutlicher werden können, welche Bedeutung Christine für die Bücherwelt und die damit verbundenen Menschen über Jahrzehnte hatte. Sie hat Heldinnen und Helden geboren, ohne sich dabei in deren Ruhm zu sonnen. Doch ich könnte es nicht passender sagen, als aus der Trauerrede zu zitieren:

»Wir erklären Christine zu unserer Heldin!«

So schmerzlich dieser Verlust auch ist und bleiben wird, es sind die vielen Geschichten, vor allem auch die persönlichen, die sie uns hinterlässt. Die uns niemand wegnehmen kann und die für immer bestehen bleiben. Auf Papier gedruckt oder im Herzen gespeichert.

Christine, Du bist nicht von uns gegangen,

Du bist vor uns gegangen.

Wie Andreas Franz und kürzlich auch Inge Franz.

Das Andenken aber bleibt.

Julia Durant bleibt.

In dankbarer Erinnerung,