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XIV
Als sie zur RS -80 zurückkehrten, schimmerte bernsteingelbes Licht in Neuns Zelt, und die Silhouette eines sitzenden Mannes malte sich auf der Zeltwand ab. Vier hatte für einen kurzen Moment den Eindruck, dass Neun sich erholt hätte, doch als er mit Medaillon ins Zelt kroch, sah er Cousin neben Neun knien, eine Hand flach auf dessen Brust. Er sagte rasch etwas zu Medaillon.
»Er kontrolliert seinen Herzschlag«, sagte Medaillon. »Er war im Krieg eine Zeit lang Sanitäter.«
Obwohl Vier Zweifel an Cousins Fähigkeit hatte, Neuns Herz mit so einer Methode zu beurteilen, merkte er, dass er auf eine Diagnose wartete. Cousin wurde seiner Rolle gerecht. Er lauschte einen Moment und nickte dann. »Schlecht«, sagte Cousin.
»Sie sprechen meine Sprache«, bemerkte Vier überrascht.
»Etwas«, sagte Cousin.
»Wir haben von der Krankenstation keine Hilfe bekommen«, sagte Medaillon zu ihm.
»Morgen wieder hinfahren«, sagte Cousin mit Nachdruck. »Sie ändert Meinung.«
»Nein. Sie wird nur noch fester entschlossen sein, uns nicht zu helfen«, sagte Vier. »Sie wird nur noch sturer und aggressiver sein.«
Cousin sagte rasch etwas zu Medaillon, und Medaillon schien ihm zuzustimmen. »Er sagt, wir können einheimische Medizin finden«, sagte Medaillon. »Es gibt einige gute Leute. Vielleicht fünfzehn Kilometer von hier. Bei den Sümpfen.«
Sie knieten alle um Neun.
»Wir fahren heute Nacht und kommen morgen zurück«, sagte Medaillon und kroch aus dem Zelt. Vier folgte ihm. Medaillon und Cousin zapften ein paar Liter Benzin vom Tuk-Tuk ab und füllten es in den Tank des Motorrads. Vier wollte nicht mit Neun allein sein. Sein Zustand würde sich wahrscheinlich verschlechtern. Er hatte kein Erste-Hilfe-Set, keine Instrumente, keine medizinischen Kenntnisse. Aber er konnte diese Ängste den beiden Männern, die ihm halfen, nicht vermitteln. Medaillon startete das Motorrad, und Cousin stieg hinter ihm auf.
»Sie behalten das Tuk-Tuk hier«, sagte Medaillon und gab Vier den Fahrzeugschlüssel. »Wenn der Mann Hilfe braucht, folgen Sie der fertigen Straße bis zu uns. Ich glaube, Sie kennen den Weg, ja?« Er lächelte.
Vier sah, wie Medaillon und Cousin davonfuhren. Er kroch wieder ins Zelt und kämpfte gegen den Geruch an und setzte sich im Schneidersitz neben Neun, erstaunt über das ungewöhnliche Vertrauen, das Medaillon soeben an den Tag gelegt hatte. Er hatte das Tuk-Tuk zurückgelassen. Er verbrachte eine Nacht auf der Straße, um einen Medizinmann zu finden.
Vier hatte Medaillon so viele niederträchtige Motive und Pläne unterstellt, und jetzt hatte Medaillon sich als der bessere Mann erwiesen. An jedem Ort der Welt gab es Kriminelle, gab es Intriganten und Feiglinge. Und überall gab es Männer wie Medaillon, die sich entschlossen für eine gute Sache einsetzten. Die Last seiner falschen Verdächtigungen, das Gewicht seiner oberflächlichen Einschätzungen versetzten Vier in einen Zustand völliger Erschöpfung, und obwohl er vorgehabt hatte, sein eigenes Zelt aufzubauen, merkte er, dass er nicht mehr die Kraft dafür aufbrachte. Er legte sich hin, den Kopf neben Neuns Füßen, und ließ sich vom Schlaf übermannen.