S
päter in der Nacht verliert der Bass seine Schärfe. Das Wummern verlangsamt sich zu einem halben Herzschlag, und jeder im Raum bewegt sich träge hin und her, auch wenn die Musik einen nicht loslassen will. Sie hält uns gefangen, an ihren Fäden, und lässt uns in einen Sog fallen, zieht uns wieder an sich.
Ich liebe es.
»Hallo, Schönheit.«
Gänsehaut breitet sich auf meinem Nacken aus. Die Kälte verwandelt sich schlagartig in Hitze, als ein Finger meinen nackten Arm hinaufwandert, zärtlich und wie ein Hauch in einer windstillen Nacht.
»Du scheinst viel Spaß auf meiner Party zu haben«, flüstert die Stimme in mein Ohr. Kurz darauf spüre ich Lippen, die mein Ohrläppchen berühren, und das Eis in mir ergreift von jeglicher meiner Gliedmaßen Besitz.
»Verschwinde, Reece!«, ruft Harper ihm zu, doch ich suche ihren Blick und mache ihr klar, dass sie aufhören soll. Sie muss mir vertrauen. Sie muss mich lassen. Nach einem Augenrollen scheint sie meiner Bitte nachzukommen und wie von Zauberhand verschwindet sie hinter zwei schwitzenden Körpern. Dann ist sie ganz weg.
Und ich bin mit Reece allein.
»Du hast sie weggeschickt«, raunt er zufrieden wie ein schnurrender Kater und streicht nun auch mit den Fingern seiner linken Hand über meinen nackten Arm, verteilt prickelnde Hitze auf meiner empfindlichen Haut. »Und sie ist auch wirklich gegangen. Ich glaube, ich habe noch nie gesehen, dass Harper auf irgendjemanden hört.«
»Seid ihr befreundet?«
Er lacht rau und schickt damit Stromstöße in meine Mitte. Etwas ist so ganz anders an ihm als vorhin. Er scheint dunkler zu sein. Ungefilterter. »Ich bin mit niemandem von diesen verzogenen Wichsern befreundet.« Reece senkt seine Lippen an meine Halsbeuge und ich seufze ungewollt. Fuck. Er ist attraktiver, als mir guttut. Ich weiß nicht, ob ich ihm gewachsen bin. Oder diesen alles verzehrenden Gefühlen, denen ich unterliege. »Willst du mit in mein Zimmer kommen?«
Ich nicke, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.
Leere breitet sich um mich herum aus wie ein Vakuum, als er mich loslässt und wortlos durch die Menge geht. Ich folge ihm, bleibe in seinem Rücken, damit er die vielen Partypeople beiseiteschiebt, und lasse mich von ihm eine Treppe hinauf führen. Kaum bin ich oben angekommen, ist er verschwunden.
Scheiße. Für einen Wimpernschlag fühle ich mich dumm, weil ich auf seine Masche hereingefallen bin, doch dann ist er wieder an meiner Seite.
»Hier lang, Mable«, raunt er, umschließt meine Hand und führt mich über eine Art Brücke in einen ruhigeren Bereich des Hauses. Er öffnet die erste undurchsichtige Innentür, die ich heute Abend vor mir sehe, und zieht mich in den Raum dahinter.
Kaum hat er die Tür geschlossen, ist das Toben des Basses nur noch eine Erinnerung.
Reece bleibt vor mir stehen, verzieht einen Mundwinkel und
lächelt mich an. »Hi«, wispert er, bevor er mich gegen die Tür zurückdrängt, nach meiner rechten Hand greift und sie über meinem Kopf gegen das Holz pinnt. »Zwei Dinge sollte ich dir sagen …«
»Okay«, flüstere ich gegen sein Kinn. Er steht über mir, blickt auf mich hinunter. So dunkel und gleichzeitig hell wie ein gefallener Engel.
»Wenn der Sex gut ist, können wir ihn wiederholen. Ich bin niemand, der nur mal kostet und dann liegen lässt, was er verspeisen könnte.«
»Super«, mache ich dümmlich, was ihm ein Lachen entlockt. Ich bin so nervös, dass ich innerlich zerspringen könnte. Warum kann ich nicht etwas Vernünftiges sagen? Etwas wie: Klar, okay. Geht mir genauso. Lass uns herausfinden, ob wir zueinanderpassen und dann einfach noch mal vögeln, falls es so kommt. Ganz easy. Du bist Reece, ein Gott, ein superreicher Musterstudent der Kingston, und ich bin Mable, das arme Aschenputtel aus dem Trailerpark. Klingt doch romantisch, oder? Wie aus einem Märchenbuch.
»Die zweite Sache …« Reece greift in seine Hosentasche und zieht ein handbreites schwarzes Band hervor. »Du trägst die hier.«
»Eine Augenbinde?« Wow, eine ganz normale Frage, Mable! Du machst Fortschritte!
Reece nickt ernst. »Ja.«
Ich kichere nervös. »Du willst, dass ich dich beim Sex nicht ansehen kann?«
Er antwortet nicht und mein Kichern wird eine Spur heftiger.
»Okay, warum? Bist du nackt total hässlich? Oder bekommst du keinen hoch, wenn man deinen Schwanz ansieht?«
Reece runzelt die Stirn, stößt sich von der Tür ab und betrachtet mich abschätzig. »Bist du hier, um mich zu verarschen?«
»Nein!«, schießt es aus mir hervor.
»Du hast mich nach Sex gefragt. Wenn wir ficken, dann zu meinen Bedingungen.«
Mein Mund öffnet sich leicht. »Ah.«
Er verengt die Augen. »Was, ›ah‹? Verdammt. Du bist das schrägste Mädchen, das jemals in diesem Zimmer war. Verschwinde.«
»Gut.« Auch wenn ich das dumpfe Pochen einer Abfuhr in meiner Brust spüre, drehe ich mich um. Ein ›Verschwinde‹ klingt sehr danach, als hätte er keine
Wette am Laufen, für die er mich vögeln muss.
Kaum habe ich die Tür geöffnet, stemmt er seine Hand dagegen und drückt sie wieder zu.
Seine rechte geht in meinen Nacken, wirft mich herum. Er presst mich gegen die Tür, schiebt mein Kinn in einem festen Griff hinauf, beugt seinen Kopf über mich und sein Mund kommt meinem elektrisierend nahe. Reece’ Atem trifft meine sensible Haut im Gesicht, und ich fange an zu zittern, weil ich meine körperliche Kontrolle langsam, aber sicher verliere.
Aufmerksam liest er in meinen Augen, dann in meiner gesamten Miene und küsst mich.
Hart.
Ich stöhne auf und mein Stöhnen dauert länger, als sein Mund meinen überhaupt berührt. Für einen winzigen Augenblick ist seine Zunge hervorgeschossen und hat meine gestreift. Zu kurz, um es wirklich zu spüren. Zu dominant, um etwas mitentscheiden zu können.
»Leg dich aufs Bett.«
Widerstand in mir erwacht wie eine Katze, die bei ihrem Nickerchen gestört wird.
»Was sonst, Mable?«, fährt er mich an. »Soll ich dich gegen die Tür ficken?«
»Wenn du mit mir schlafen möchtest, kannst du dann bitte netter sein?«
»Was?!«, fährt er mich an. Ich scheine ihn vollkommen aus
dem Konzept zu bringen. Wenigstens geht es nicht nur mir so.
»Du bist nicht nett.«
»Aber du, oder wie?«, fragt er mit hochgerissenen Augenbrauen. »Leg dich aufs verdammte Bett. Ich komme sonst in meiner Jeans und du dann gar nicht mehr.«
Automatisch wandern meine Augen auf seinen Schritt hinunter. Dieser ist deutlich ausgebeult. Und wie deutlich er ausgebeult ist.
Fuck. Ein unbestimmter Zwang lenkt meine Beine zum Bett. Ich lasse mich darauf sinken. Lege mich schließlich zurück und suche mit den Händen Halt in der Decke.
Reece ist mir gefolgt und steht jetzt am Bettrand. Mit schattiger Miene blickt er auf mich hinunter, dann beugt er sich vor und drückt mir das schwarze Seidentuch in die Hand. »Überleg dir, ob du es wirklich willst. Ohne Tuch werde ich dich nicht anrühren.«
Ich bin etwas zu angespannt dafür, um nochmals nach dem Grund für das Tuch zu fragen, aber zumindest zeigt er mir, dass es nichts mit seinem Aussehen zu tun hat. Reece zieht seinen Pullover aus und wirft ihn von sich.
Verstört hole ich Luft und lasse meine Augen über seine perfekte, glatte Haut gleiten. Über jeden definierten Muskel, jedes einzelne blonde Haar.
Er grinst schief, als er meinen Blick bemerkt, und stützt sich plötzlich über mich.
Wie aus Angst davor, dass mich sein makelloser Körper berühren könnte, weiche ich zurück ins Kissen. Reece atmet mir ins Gesicht und wandert mit seinem Kopf tiefer, ohne mich zu berühren. Allein sein Atem trifft meine empfindliche Haut und ich beginne zu zittern.
»Hast du Angst vor mir?«, fragt er und hält über meinem Bauchnabel inne. Der Schlafzimmerblick, den er mir von unten herauf zuwirft, lässt meine Hormone tosen.
»Vielleicht«, wispere ich. »Nicht vor dir, nur …«
»Wann hattest du zuletzt Sex?«
Ich beiße mir auf die Lippe. »Ist das wichtig?«, nuschle ich.
Reece hält mitten in der Bewegung inne und seine Augenlider senken sich weiter. Jetzt sieht er aus wie ein verschlafener Gott. Ein Gott, der eines meiner größten Geheimnisse aufgedeckt hat. »Du bist keine Jungfrau, oder?«
»Bin ich nicht«, zische ich und ziehe mein Shirt wieder herunter. »Machst du das mit jedem Mädchen? Sie erst mal in Grund und Boden reden, bevor du mit ihr schläfst?«
Reece geht nicht auf meine Frage ein. Er richtet sich wieder auf, öffnet seinen Reißverschluss und lehnt sich gegen die Kommode, die vor dem wuchtigen Bett als Fernsehtisch steht. Ungeniert schiebt er eine Hand in seine Shorts und berührt sich. Die Augenlider auf halb acht gestellt, schaut er verträumt in meine Richtung, dann holt er seinen Schwanz hervor.
Mein gesamter Körper gerät in einen Rausch. Ich will fliehen und frage mich warum, ich will bleiben, aber nicht wirklich hier sein, ich muss hinsehen und immer wieder die Augen schließen. Ich hatte noch nie einen Freund. Ergo kam ich auch nicht in den ›Genuss‹, bei Tageslicht einen Schwanz vor mir zu sehen.
Wenn, dann hat der Sex in Partynächten stattgefunden. In der Dunkelheit. Und ich habe nie … richtig …
»Willst du ihn berühren?«
Ich schüttle den Kopf.
Reece verzieht seine Lippen. »Du bist wirklich Jungfrau.«
»Und weil ich dir so vorkomme, wirst du mich nicht ohne Tuch über den Augen anrühren?«
Er legt seinen Kopf in den Nacken und schiebt seine Faust gierig über seine Länge. Mir wird schwindelig vom Zusehen. Perverse Gedanken fluten meinen Kopf. Ich stelle mir vor, wie sein Schwanz mich berührt, sei es nur am Bauch, an der Taille, am … Mund …
Ich schlucke kräftig.
»Genau«, antwortet Reece mit rauer Stimme auf meine
Frage. »Wir werden dich ohne Tuch nicht anrühren.«
»Ihr?«
»Gefällt dir, was du siehst?«, fragt er und spricht plötzlich abgehackt, weil sein Atem schwerer wird. »Wie sehr wünschst du dir, dass du ihn blasen kannst? Sag es!«
Ich bringe kein Wort hervor.
»Sag es, los!«, drängt er und die Bewegung seiner Hand nimmt an Fahrt auf. »Mable!«
»Ein bisschen!«, bringe ich hervor, obwohl es keinen Grund gibt, die Wahrheit zu sagen.
Reece lacht, wirft seinen Kopf in den Nacken und dann kommt er. Sein Oberkörper bebt, und ich würde gerne aufspringen, um ihn zu berühren. Um ihn zu streicheln. Zu spüren, wie seine Muskeln unter der straffen Haut arbeiten, während er einen Orgasmus durchlebt. Milchige Flüssigkeit ergießt sich über seine Faust, und er wischt sie mit seinem Pullover auf, den er gerade ausgezogen hat, die Augen dabei lüstern auf mich gerichtet.
»Sicher, dass du das Tuch nicht benutzen willst?«, fragt er entspannt, mit einer Stimme, die auch aufgescheuchte Tiger zum Schlafen bringen würde. »Ich bin gleich zurück. Vielleicht solltest du gehen, wenn du nicht willst, dass ich weitermache …« Sein rechter Mundwinkel zuckt, er wendet sich ab und verschwindet hinter der zweiten Tür, die von seinem Schlafzimmer abgeht. Dahinter befindet sich ein Badezimmer.
Sobald er aus dem Raum ist, hole ich Luft. Es ist, als könnte ich in seiner Anwesenheit nicht atmen, aber es gibt auch nichts, das mich wirklich aus dem Bett treibt. Die passive Rolle, die ich einnehme, gefällt mir. Ich bin neugierig, will erfahren, wer er wirklich ist und was er tun wird. Und selbst wenn er nur dastehen und sich selbst streicheln wird, will ich keine Sekunde davon verpassen. Schließlich ist das wie eine exklusive Show, die er nur mir bietet.
Welche Frau würde Nein dazu sagen?
Okay, vermutlich einige. Nicht zuletzt die, die auf einen Typen wie Reece einfach nicht stehen. Aber ich habe das Gefühl, dass dies meine letzte Party für eine lange Zeit wird, das letzte Mal, dass ich mich gehen lassen kann, bevor das Semester mit all den Kursen, Vorlesungen und meinem Nebenjob startet. Ich will einmal kosten. Nur kurz. Mich einmal hingeben und diese Freiheit genießen, die ich erst wieder haben werde, wenn die letzte Prüfung im Dezember geschrieben ist.
Als die Badezimmertür wieder aufgeht, liege ich noch immer da. Es sind keine fünf Minuten vergangen und doch scheint Reece verändert. Der Blick, mit dem er mich fixiert, ist dunkler geworden, und er kommt auf mich zu wie ein Luchs, der sich durch die Schatten windet.
Er erreicht die untere Bettseite, stützt sich mit beiden Armen darauf und leckt sich die Lippen. Dann bemerkt er das Tuch in meiner Hand, das ich nicht bewegt habe.
»Ach, scheiß drauf«, knurrt er und ist im nächsten Moment über mir. Er senkt seine Lippen auf meinen Bauch und stößt mit seiner Zunge gegen meinen Nabel. Ein Kribbeln durchfährt mich allein von dieser einen Liebkosung und mein Körper streckt sich ihm wie ein Magnet entgegen.
Reece’ Augen blitzen auf, als er meine Reaktion bemerkt, und er wandert mit den Lippen tiefer. Seine Finger öffnen den Knopf meiner Jeans und er zerrt sie über meinen Po. Es ist nicht das, was ich erwartet habe. Reece schien für mich ein Gentleman zu sein, ein Mann, der mich zärtlich entkleiden würde, mich liebevoll berühren würde, doch dieser Reece ist anders. Es ist, als wäre das Tier in ihm geweckt worden.
Seine Nasenspitze schiebt sich ein, zwei Fingerbreit unter meinen Slip und er atmet tief ein. Neugierig sehe ich ihm dabei zu. Der Vorteil an dieser Konstellation ist, dass ich mir keinerlei Sorgen darum machen muss, ob ich ihm wirklich
gefalle.
Reece ist heiß, verströmt Funken wie ein Lagerfeuer, aber ich kenne ihn nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihn mögen würde, würde ich irgendetwas über ihn wissen. Vielleicht ist er ein Arschloch, vielleicht quält er kleine Kinder oder investiert in Aktien, die anderen das Leben kosten. Wer weiß? Je schlechter ich ihn kenne, umso mehr kann ich genießen, was geschieht. Seine Nase wandert jetzt wieder höher, stupst mein Shirt an und er zieht es schließlich aus. In Reece’ Augen steht unerfüllte Gier, als er mir Harpers Oberteil vom Kopf zerrt und zu Boden wirft. Sein Blick gleitet zu meinen Brüsten und er nimmt sie ungeniert in beide Hände.
Denn für ihn ist es eine Wette und er will gewinnen. Und für mich ist es …
Allein der Druck seiner Finger um die Schalen meines BHs lassen das Brennen in meinem Schritt unerträglich werden. Ich will diesen Sex so sehr. Glaube ich. Aber wenn dem nicht so wäre, würde ich mich dann so fühlen?
Reece lacht mich an, dann streichelt er gefühlvoll über meinen Unterarm und holt das Tuch aus meinen Fingern hervor. Mit Engelsgeduld breitet er es aus und legt es über meine Augen. »Vertrau mir«, raunt er, beugt sich vor, um es in meinem Nacken zu binden. »Diese Nacht wirst du nie vergessen.«
Mein Herzschlag donnert mir bis zum Hals, und ich stöhne unkontrolliert, als er seine Lippen auf meine drückt. Der Kuss ist so ganz anders als der eben bei der Tür. Es ist, als wären seine Lippen die eines Fremden, weil er sie plötzlich sanft, aber bestimmend bewegt.
»Du bist so heiß, Dole«, flüstert er gegen meine Lippen.
»Doll? Wie Puppe?«, frage ich atemlos. »Oder wirklich ›Dole‹? Wie das britische Slangwort für ›Almosen‹?«
»Mhmmm«, brummt er und küsst mich weiter.
»Das ist kein besonders toller Spitzname«, spreche ich
gegen seine Lippen.
Er lacht nur, und ich kann es ihm in diesem Moment nicht übel nehmen, dass er mich so nennt. Da ist nichts als Sehnsucht, kein Raum für schlechte Gefühle. Seine Zunge tänzelt in meinen Mund, und ich erwidere sein zögerliches Vorstoßen mit meiner eigenen.
»Lass es einfach geschehen, ja?« Seine Stimme verliert sich in meinem Seufzen, als er eine Hand in meinen Schritt gleiten lässt. »Das wird anders, als du es kennst.«
»Okay«, wispere ich.
»Braves Mädchen.« Aus seinem Tonfall ist ein Lächeln herauszuhören und er schiebt seinen Finger tiefer. Mit der anderen Hand zieht er mich aus, küsst mich gleichzeitig am Hals.
Nur wenige Sekunden später habe ich mich in einem Strom der Berührungen verloren und schwelge in dem Gefühl, er wäre überall. Ich bin nackt und kann mich mit der Augenbinde fallen lassen, als wäre ich ganz allein in meinem Zimmer und würde einfach nur einer Fantasie erliegen.
Reece hat meine Brüste entblättert und nimmt zärtlich einen Nippel in den Mund. Seine Hände sind so flink, massieren meinen Körper, streicheln über meine Knospe und lassen mich willenloser werden.
Schließlich spüre ich seine Lippen an meinem Bauch, wie sie meinen Bauchnabel umkreisen, dann leckt er mit seiner Zunge über den Ansatz meiner Scham und versenkt sie kurz darauf in meinem Schritt.
Ich atme zischend Luft ein, verspanne mich unter ihm. Im gleichen Moment drückt er meine Beine auseinander, um sich mehr Platz zu verschaffen. Er leckt mich gierig, und ich vergesse, dass ich etwas anderes tun kann, als dazuliegen und es zu genießen. Es ist, als wäre mein Körper ein Instrument, auf dem er spielt. Seine Finger zwirbeln meine Brustwarzen und im nächsten Moment schiebt er sie in mich. Dann ist da
seine Zunge, die mich wild und hemmungslos leckt, und kurz darauf meinen Mund erobert. Der Wechsel von Berührungen lässt mich wahnsinnig werden, und als er mich auf den Bauch dreht, ist da nur ein Wunsch.
»Fick mich«, stöhne ich ins Kissen. Ich höre sein Lachen, spüre seine Hände an meinem Hintern. Eine Gürtelschnalle, die beim Öffnen seiner Hose gegen meine empfindliche Haut schlägt, und dann ein zischender Knall.
»Fuck!«, keuche ich auf. Er hat mich geschlagen. Mit dem verdammten Leder seines Gürtels!
»Du bestimmst nicht, wann ich dich ficke«, knurrt er zur Begründung in mein Ohr.
Ich sollte etwas erwidern. Sollte ihm sagen, dass das für mich zu weit geht. Aber merkwürdigerweise … tut es das nicht. Irgendeinen sehr fernen, verdorbenen Punkt reizt es, ihm auf diese Weise ausgeliefert zu sein. Bestraft
zu werden. Ein bisschen zumindest.
Seine Hände kneten meine Pobacken, kurz darauf meine empfindlichen Brüste, und wieder habe ich das Gefühl, er hätte mehr als nur zwei Hände. Berührungen, die mich in den Wahnsinn treiben und mich mit jeder Minute weicher werden lassen. Dann seine Küsse.
Ich bin noch nie so geküsst worden, so voller Verlangen und Gier, so unaufhaltsam und verlockend. Stöhnend recke ich mich ihm entgegen, lasse meine Zunge in seinen Mund gleiten und lechze nach mehr.
Er schiebt seinen Daumen zwischen meine Lippen. »Saug an ihm«, verlangt er leise.
Ich tue sofort, was er sagt. Es ist gar nicht anders möglich
, als sofort Folge zu leisten.
Als ich ihm durch die Bewegung meiner Lippen einen tiefen Laut der Lust entlocke, kribbelt mein gesamter Körper.
»Gut, genau das machst du jetzt mit meinem Schwanz«, raunt er an meinem Ohr, und dann spüre ich ihn zwischen
meinen Lippen.
Im ersten Moment ist der Impuls da, mich zu verweigern. All die Szenen entstehen in meinem Kopf, die Bilder, wenn meine Mom direkt vor meinen Augen ihrem Lover einen geblasen hat, damit er ihr Geld für neue Tabletten gibt. Alles in mir sträubt sich, aber Reece hält meinen Kopf fest, schiebt sich unnachgiebig in mich.
»Du willst es«, raunt er. »Oder? Lass es zu.«
Ich schlucke, beginne auf dem Bett zu zittern, bin kurz davor, den Kopf zu schütteln, um ihm meinen Widerstand mitzuteilen, als er meinen Körper auf die Seite rollt und seine Lippen wieder zwischen meine Schenkel gleiten lässt. Dieses Mal dringt er mit der Zunge in mich ein und ich mache ganz automatisch den Mund noch weiter auf. Sofort spüre ich seinen Schwanz tiefer in mir.
So etwas habe ich noch nie getan oder erlebt, und ich kann nicht anders, als mich dem hinzugeben. Viel zu verboten und heiß fühlt sich das an, was passiert.
Sein Schwanz gleitet durch meinen Mund, immer schneller und härter, während seine Zunge mich hemmungslos stimuliert.
Ich kralle mich in die Bettdecke, versuche dem Stöhnen nicht zu sehr nachzugeben, merke, wie mein Körper sich verspannt, und lasse schließlich los.
Mir ist so heiß, dass die Hitze wie ein Feuerball meine Sinne in Beschlag nimmt. Meine Mitte bäumt sich auf, streckt sich Reece’ talentierter Zunge entgegen und ich sauge mich gleichzeitig an seinem Schwanz fest.
Noch während der Rausch jedes meiner Glieder erfasst und ich von Geilheit getrieben werde, höre ich auch ihn stöhnen.
Dann schmecke ich Sperma auf meiner Zunge und sacke zusammen.
Mein Atem galoppiert, und ich würde nur zu gerne die Binde vom Kopf nehmen, um zu sehen, was für ein Bild wir
abgeben. Und dann habe ich doch Angst davor, es würde den Moment zerstören. Das Prickeln, weil ich mich fallen lassen kann, nicht nachdenken muss.
»Du bist so verdammt heiß, Mable«, raunt er an meinem Ohr. »Das hast du sehr gut gemacht.«
Warum empfinde ich Stolz, wenn er mir Derartiges sagt? Müsste es mich nicht abstoßen? Ist es nicht das, was ich an Männern bisher immer furchtbar fand?
Aber ganz im Gegenteil. Ich warte schon darauf, dass er weitermacht. Mir wieder etwas abverlangt. Mich mehr von sich spüren lässt. Der Orgasmus hat mich noch heißer werden lassen.
Eine Bewegung auf dem Bett. Ich glaube, er geht wieder. Doch nur wenige Sekunden später greift er an mein Haar und legt seine Lippen an meinen Hals. »Willst du weitermachen?«
Ich nicke und kann mir denken, dass er meine Halsschlagader pulsieren spürt, so kräftig wie mein Herz schlägt.
»Sag es«, züngelt er.
»Ja«, hauche ich.
»Sehr gut.« Seine Stimme ist nur ein leises Raunen, bevor er seine Lippen auf meinen Hals senkt. »Ich werde dich ficken, bis du nicht mehr laufen kannst. Dein ganzer Schoß wird nach mir riechen. Du wirst mich nie wieder vergessen. Nie wieder.
Bist du dafür bereit?«
Wieder schlucke ich hart, als die Tür plötzlich aufkracht.
Reece nimmt sofort Abstand und ich zerre mir die Binde vom Kopf.
Ein kalter Eisregen löscht alle warmen Gefühle, die ich bis eben empfunden habe. Jaxon steht vor uns. Neben Reece wirkt er um einiges bedrohlicher, um einiges größer und um ein Vielfaches fieser. In seiner Miene finde ich nichts als Abscheu. Abscheu, die mich trifft wie ein Schwert, mich klein fühlen lässt wie eine Motte, die es nicht verdient, zu leben.
Am liebsten würde ich vor seinem Blick fliehen. Ein Blick, der mir jegliches Selbstbewusstsein raubt, mich unterjocht wie eine Sklavin. Ich bin nackt und entblößt und liege vor ihm wie ein Kalb auf der Schlachtbank.
Als er die Stimme erhebt, klingt sie wie ein Gewehr. Etwas, das allein durch Worte töten kann. »Habe ich gesagt, dass du sie ficken sollst?«, fragt er in den Raum hinein.
Mit ihm ist nicht nur ein Schwall lauter Musik hereingekommen, sondern auch eine zweite Person. Romeo. Sein unscheinbares Auftreten erkenne ich sofort wieder, auch wenn ich ihn bisher nur auf der Fotografie in der Ahnengalerie gesehen habe. Neben Jaxon wirkt er, wie ich mich fühle.
Unbedeutend. Fehl am Platz. Verloren.
Schnell ziehe ich das Laken über meinen Körper, um mich zu bedecken.
»Was sollte das werden, Crescent.« Jaxon stellt keine Frage. Vielmehr klingen seine Worte wie ein Befehl. Wer nicht antwortet, wird leiden.
Reece schiebt unbeteiligt die Hände in seine Hosentaschen. Er ist wieder vollständig bekleidet und bis zum Bücherregal zurückgewichen. Damit steht er weiter entfernt vom Bett als Jaxon.
Mein Atem bebt noch immer. Ich sollte aufspringen und gehen, Jaxon einen Vogel zeigen und über ihn lachen, aber etwas hält mich an Ort und Stelle. Als würde er mich allein mit seinem Blick auf die Matratze pinnen.
»Habt ihr sie angerührt?«, fragt er dunkel.
Ihr?
Reece lehnt mittlerweile entspannt an der Wand und hebt als Antwort eine Schulter.
Was Jaxon dazu bringt, auszuspucken. »Unloyaler Bastard. Verpiss dich.«
»Ich will zusehen.«
»Wobei?«, fährt Jaxon ihn an, worüber ich froh bin, denn
mich interessiert die Antwort genauso wie ihn. Was wird passieren, dass Reece bleiben und zusehen will? Sollte ich weglaufen? Schnell?
Reece zieht seine rechte Hand aus der Hosentasche und betrachtet seine Fingernägel, als würde er ausgerechnet in diesem Moment darüber nachdenken, sie zu feilen. »Ich werde nicht gehen. Das ist noch immer mein Haus. Mein Zimmer. Meine Party.«
Jaxon verzieht seine Lippen zu einem Lächeln, das in mir mehr Angst erzeugt, als jede Horrorfratze es je getan hat. »Alles, was dir gehört, gehört mir.«
Reece sieht Jaxon zum ersten Mal an und verengt die Augen.
»Also schön, ich werde gehen, Crescent. In dem opiumversifften Glashaus deiner Eltern hält es sowieso niemand lange aus. Romeo.«
Romeo schnellt hinter Jaxons Rücken hervor und tritt an seine Seite.
»Nimm sie mit.«
»Was?«, keuche ich. »Nein!«
Als Romeo auf mich zukommt, krabble ich zurück in die Kissen, versuche über die linke Seite des Bettes zu fliehen, doch er packt mich, hält mich zurück.
»Fuck!«, rufe ich, werde von ihm herumgerissen, sehe Reece, der mich teilnahmslos betrachtet, Jaxon, der Romeo mit steinharter Miene zusieht. Ein Lappen auf meiner Nase, ich atme ein, weil ich nicht schnell genug schalte, und alles wird schwarz …