Es war später Nachmittag, früher Abend, und die Sonne schickte ihre letzten Strahlen durch den Gitterzaun der alten Brücke, die die Laurel Street über den San Lorenzo River führte. Sie fuhr betont langsam, gemütlich, ließ die Electra Glide ausrollen, als sie am Bonesio Liqour Store vorbei und dann auf den Parkplatz hinter der Taqueria fuhr.
Drei Dutzend Motorräder, vom chinesischen Honda-Nachbau über elegante Viragos bis hin zu Harleys, Indians und Moto Guzzis, standen dort eng aneinander gereiht. Die billigsten wahrscheinlich keine 500 Dollar mehr wert, die teuersten, die Sammlerstücke, eher 50.000. Und doch waren sie friedlich hier vereint, die Amerikaner und Chinesen, die Italiener und Japaner. Und das war kein Zufall. Dort, an der Rückseite des Gebäudes befand sich ein gigantisches Airbrush, im Stil nicht unähnlich den Colors auf ihrem Rücken. Kein Wunder, gleicher Künstler.
Zwei Bikes – eine heiße Rennmaschine, eine edle Chopper – Rücken an Rücken aufgestellt, vor einem Sonnenuntergang. In der Sonn, ein herrlich plastisch gesprayter Totenkopf, ein Schädel, dessen Platten und Fugen ein klein wenig von der Realität abwichen – denn sie bildeten die kalifornische Küste ab. Darunter, in der gleichen geschwungenen Schrift wie ihre eigenen Insignien:
„MC West Coast Riders – all makes welcome!“
Eine schlichte Metalltür wurde von einem bulligen, beinahe zwei Meter hohen Hünen bewacht. Mit Schultern wie ein Kleiderschrank, den Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, in schwarzem Leder und Nieten gedresst. Wenn er mal Football gespielt hatte, dann garantiert als Lineman. Die Arme vor der ausladenden Brust verschränkt, war er ein Klischee für sich, das Sinnbild eines Bouncers, einem jener Torwächter der Nacht und Unterwelt, an denen niemand vorbeikam.
Naja, fast niemand.
Respektvoll nickte er ihr zu, als sie ihm näher kam, und sogar das „Was geht ab, Bitch?“ klang nicht wie eine Beleidigung. War es auch nicht, sie hatte ich ihren Gang Namen selbst ausgesucht.
„Alles klar, Bull. Ruhiger Abend heute?“
Für einen kurzen Moment stutzte Mark „The Bull“ Bree, und ein nervöses Zucken ging über sein Gesicht. Sehr subtil, kaum bemerkbar – aber es war da gewesen, gar kein Zweifel.
„Heute schon.“
Nach dieser kryptischen Antwort öffnete er die Tür und ließ sie eintreten – in ihr anderes Leben.