»Da wären wir«, sagte Klaus und zog den Motorschlüssel ab, als er den Wagen direkt vor dem Club zum Stehen brachte. »Du siehst hinreißend aus, Maria!«
»Danke, Klaus!« Sie beugte sich zu ihm hinüber. »Ich freue mich so auf den heutigen Abend. Es ist wirklich ganz reizend von Lea, dass sie uns in den Club eingeladen hat, um den Abschluss zu feiern«, brachte sie glücklich hervor.
»Na ja, man bekommt ja nicht jeden Tag seine Zulassung zum Architekten«, erwiderte er. »Ich bin wirklich unheimlich stolz auf dich.«
»Ich danke dir!« Maria atmete tief durch. Dann sah sie in den Rückspiegel, öffnete ihre Handtasche und zog einen Lippenstift hervor, um ihren Lippen Kontur zu verleihen. »Du brauchst keinen Lippenstift, um perfekt zu sein«, hauchte Klaus ihr von der Seite ins Ohr. Maria überlegte kurz, dann schloss sie den Lippenstift wieder und legte ihn zurück in ihre Handtasche.
»Du hast völlig recht«, stimmte sie ihm lächelnd zu und gab ihm einen langen Kuss. »Architekturbüro Maria Borchardt«, sagte sie. »Klingt gar nicht schlecht, oder?«
»Das klingt fantastisch. Und nun komm.« Klaus stieg aus dem Auto und beeilte sich, auf die andere Seite zu kommen, um ihr die Tür zu öffnen. Maria stieg ebenfalls aus und hakte sich sogleich bei ihm unter. »Wir sind wohl noch zu früh«, stellte sie fest. »Es ist ja noch gar nichts los vor dem Club.«
Klaus lächelte nur, erwiderte aber nichts. Dann gingen sie zusammen zum Eingang, und Klaus stellte sich hastig vor das Schild, das dort angeschlagen war, um Maria den Blick hierauf zu verwehren. Dann klopfte er zweimal kräftig an die Tür.
Sofort wurde geöffnet, und Hanna streckte ihren Kopf heraus.
»Herzlich willkommen, Mama«, begrüßte sie ihre Mutter begeistert und fasste Maria an beiden Händen.
»Nanu«, wunderte sich Maria. »Es ist ja noch nicht einmal Musik an. Wir sind doch zu früh«, sagte sie zu Klaus.
Lea stand auf der Empore und sah nach unten, als Maria und Klaus eintraten. Von hier oben hatte sie den perfekten Überblick, und auch wenn es in finanzieller Hinsicht Wahnsinn war, an einem Freitag zu schließen, war ihr das die Überraschung für Maria, die zu ihrer besten Freundin geworden war, wert.
Hanna legte ihre Hand vor die Augen der Mutter. »Nicht gucken, Mama, noch nicht. Und auch nicht blinzeln, in Ordnung?«
»Schon gut«, stimmte Maria zu, die Überraschungen eigentlich nicht besonders leiden konnte, hatte sie doch hiermit wahrlich keine guten Erfahrungen gemacht.
Während Hanna weiter ihre Hand vor Marias Augen hielt, führte Klaus sie langsam in den Club hinein. Lea ging zur Treppe und dann die Stufen hinunter. Und mit jedem Schritt stellte sie fest, dass alles perfekt war. Auf ein Zeichen Leas machte Uwe die Musik an, und We Are the Champions von Queen erklang. Hanna sah zu Lea, die nun nickte, sodass Hanna die Hand von den Augen ihrer Mutter nahm.
»Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Studium, Mama!«, rief Hanna begeistert, und Maria, die kaum glauben konnte, was sie da sah, schlug vor Überraschung die Hände vor den Mund.
Lea ging auf Maria zu, umarmte sie und hielt sie einen Moment. Dann sagte sie: »Ein kleines Vöglein hat mir gezwitschert, dass du zu einem ganz besonderen Tag in deinem Leben nur einen einzigen Wunsch hattest, und der war ein Essen im Kreise der Menschen, die dir am nächsten stehen.« Lea deutete zu dem für vier Personen gedeckten Tisch mit der weißen Tischdecke, der mitten auf der Tanzfläche stand und über dem der goldene Apfel kreiste. »Und irgendwie bilden wir drei uns ein, diese Menschen in deinem Leben seien wir. Wir mögen eine ungewöhnliche Familie sein, aber genau das sind wir. Eine Familie.«
Maria schluchzte auf, presste abermals die Hände vor den Mund. Dann umarmte sie Lea, Hanna und auch Klaus und hatte Mühe, ihre Fassung zu bewahren.
Klaus reichte jedem von ihnen ein Glas Champagner, den Uwe auf einem Tablett gebracht hatte.
»Ich erhebe mein Glas auf dich, Maria, die beeindruckendste Frau, die ich je kennenlernen durfte. Und auf diejenigen, die heute nicht bei uns sein können. Auf die Familie.«
Obwohl sie lächelte, liefen Maria die Tränen über die Wangen. Tränen des Glücks, wenngleich da auch der Schmerz war, dass Holger, ihr Sohn, dies nicht mehr erleben konnte. Dann stieß sie mit den anderen an, den Menschen, die ihr einfach alles bedeuteten und an ihrer Seite waren, in der wechselhaften Zeit, die sich Leben nannte.