Nun kann das Abenteuer wirklich beginnen! Nach der erfolgreichen Übernahme und dem Großeinkauf wird es wirklich Zeit, die ersten Meilen auf einem unvergesslichen Roadtrip zu genießen. Der erste Abend – vielleicht schon mit Kaltgetränk und Lagerfeuer – lässt jetzt nicht mehr lange auf sich warten.
Idealerweise steuern Urlauber am ersten Tag einen Campingplatz an, der nicht allzu weit vom Depot des Vermieters entfernt liegt. Denn Abholen und Einkaufen kann durchaus mehrere Stunden dauern, und wer vielleicht sogar erst nachmittags mit diesen Vorbereitungen fertig ist, hat schon einen langen Tag hinter sich – und umgekehrt ist je nach Jahreszeit und Region der Sonnenuntergang nicht mehr fern. Faustformel: Vom Supermarkt bis zum Stellplatz sollte die Fahrt nicht länger als 90 bis maximal 120 Minuten dauern. Je kürzer, desto besser.
Am besten planen Reisende gerade den ersten Tag besonders gut. GoogleMaps und ähnliche Apps dürften helfen, die Fahrtzeiten zwischen Verleihstation, Supermarkt und Campingplatz abzuschätzen. Und gerade für den ersten Abend lohnt es sich, einen Stellplatz zu reservieren (siehe auch Kapitel 1.4, Wo übernachten? Arten von Campingplätzen) und sich so unnötigen Stress bei einer möglichen Suche zu ersparen. Wer beispielsweise in San Francisco startet, könnte den Campingplatz von KOA im Hafen von Moss Landing (koa.com/campgrounds/moss-landing) ansteuern. Und bei Reisebeginn in Las Vegas bietet sich entweder ein Platz in der Stadt, beispielsweise am Hotel Circus Cirus (circuscircus.com/hotels/rv-park) direkt am berühmten Strip oder im nahe gelegenen Valley of Fire State Park an (parks.nv.gov/parks/valley-of-fire; allerdings ohne Reservierungsmöglichkeit). Gerade am ersten Abend empfiehlt es sich, einen Stellplatz mit Stromanschluss zu buchen, um die Batterien des Fahrzeugs sowie eigene Akkus für Kameras und ähnliches nochmals zu laden.
Ist der Campingplatz erreicht, führt bei kommerziellen Anlagen oder großen staatlichen Plätzen (beispielsweise im Madison Campground des Yellowstone National Park) der erste Weg zur Rezeption. Nach dem Bezahlen erfährt der Gast die Nummer seines Stellplatzes und bekommt, falls vorhanden, die Zugangskarte für die Schranke. Zuweilen gibt es auch Schlüssel oder einen vierstelligen Code, damit Toiletten und Duschen genutzt werden können. Übrigens: Bei vielen Campingplätzen, etwa der landesweiten KOA-Kette, ist das Büro nicht rund um die Uhr besetzt. Wer außerhalb der Öffnungszeiten anreist, sollte vorher anrufen. Dann wird geklärt, wo ggf. die Schlüssel oder ähnliches zu finden sind. Denn bei gesicherten Anlagen, etwa mit einer Schranke, lässt sich sonst das Wohnmobil nicht wie geplant über Nacht parken.
Bei staatlichen Plätzen, also vor allem National und State Parks, sind hingegen oft weder Office noch Rezeption vorhanden. Hier müssen sich Reisende an der Einfahrt selbst registrieren („self registration“), wenn vorab keine Reservierung getätigt wurde. Dazu muss ein Formular ausgefüllt werden – ein Abschnitt muss am Stellplatz bzw. im Wohnmobil sichtbar aufgehängt bzw. ausgelegt werden, ein weiterer Abschnitt geht mit dem Geld in einen Briefumschlag und dann in eine Box. Für solche Fälle sollten Reisende immer ein bisschen Bargeld dabei haben!
Im Schritttempo schließlich wird der Stellplatz angesteuert. Im Regelfall ist festgelegt, in welche Richtung ein Fahrzeug zu stehen hat – damit alle Wohnmobile gleich parken und die Privatsphäre aller Gäste gewahrt wird. Meist muss man vorwärts einparken und dann am nächsten Morgen rückwärts zurücksetzen. Es gibt aber auch Flächen, die wieder vorwärts verlassen werden (sogenannte „Pull thru site“). Beim Parken hilft der Beifahrer am besten als Einweiser. Und vor allem sollte er darauf achten, dass das rollende Ferienhaus möglichst gerade steht – sowohl längs als auch quer. Steht das Wohnmobil geneigt, in welche Richtung auch immer, könnte sich das Schlafen beschwerlicher gestalten – und auch das übrige Leben mühevoller, wenn stets Gegenstände ins Rutschen geraten.
Tipp: Manche Vermieter liefern Unterlegkeile mit. Diese kommen unter die entsprechenden Reifen, beispielsweise vorne links, und helfen beim Ausbalancieren. Das ganze Procedere gestaltet sich meist mit jeder abendlichen Ankunft einfacher!
Als nächstes gilt es, das Wohnmobil quasi „nachtfertig“ zu machen. Damit sich eine zeitsparende Routine einspielt, sollte der Aufbau des Camps immer in der gleichen Reihenfolge ablaufen:
•Als erstes sollte das Stromkabel mit dem entsprechenden Stromkasten verbunden werden. Das klappt quasi genauso einfach wie zu Hause, wenn ein Verlängerungskabel durchs Wohnzimmer gelegt wird. Das mitgelieferte Stromkabel ist erfahrungsgemäß ausreichend lang. Ein Blick beispielsweise auf die Mikrowelle zeigt, ob Strom fließt. Manchmal muss ggf. am Stromkasten die Sicherung eingeschaltet werden. Wenn auch das nicht hilft: eine andere Buchse wählen oder den Nachbarn bzw. das Personal fragen. Das Problem ist meist schnell gelöst.
•Falls ein Full Hook-up Stellplatz gewählt wurde, können jetzt die Wasserschläuche angeschlossen werden (siehe auch Kapitel, 7.7 Wasserversorgung und Dump station). Damit ist das meiste geschafft!
•Bevor die Toilette erstmals benutzt werden kann, muss sie mit den entsprechenden Chemikalien vorbereitet werden. Im Regelfall handelt es sich um kleine Päckchen, gefüllt mit blauen Pulver (ähnlich einem Tab für die heimische Spülmaschine).
•Kontrollpanel bzw. Bedienkonsole checken: Stand von Frisch- und Abwassertanks, Batterie und Gas. Und hier ist auch der Schalter für den Warmwasserboiler für warmes Wasser (Küche und Dusche) zu finden – ca. 20 bis 30 Minuten vor gewünschter Nutzung einschalten.
•Falls keine Picknicktische oder- bänke vorhanden sind: Jetzt noch schnell Campingstühle und -tisch aus den von außen zugänglichen Staufächern holen – fertig ist das Camp.
Am ersten Abend sollten sich Urlauber einen Moment Zeit nehmen und die persönliche Ausstattung gut verstauen. Die Kleiderschränke bieten meist viel Platz. Die dann (weitgehend) leeren Reisetaschen (besser als Koffer) lassen sich dann am besten in den Staufächern bis zum Urlaubsende lagern.
Zudem müssen jedoch die gekauften Lebensmittel untergebracht werden, die nicht schon im Kühlschrank lagern. Auch dafür ist Platz vorhanden. Je nach persönlicher Vorliebe können auch einzelne Töpfe oder Schüsseln, die voraussichtlich nicht gebraucht werden, in die von außen zugänglichen Staufächer ausgelagert werden, um mehr Platz in den Schränken zu schaffen. Ein Pärchen beispielsweise ist vielleicht nicht auf jeden der zahlreichen Töpfe angewiesen und freut sich stattdessen über mehr Stauraum in den Schränken. Tipp: In der Mikrowelle lassen sich Brot und Backwaren gut, schattig und trocken lagern.
Und wer schläft wo? An Sitzmöglichkeiten mangelt es meist nicht. Auch stehen oftmals mehr Betten zur Auswahl, als tatsächlich Schlafplätze benötigt werden. Gerade bei größeren Modellen können zwei Personen in einem großen Bett im Heck sowie zwei Personen im Alkoven oberhalb der Fahrerkabine übernachten. Paare wählen meist das Doppelbett und nutzen den Alkoven als zusätzlichen Stauraum. Zwei oder mehr zusammen reisende Freundinnen bzw. Freunde verteilen sich nach Belieben und rotieren ggf. zwischenzeitlich. Bei Familien hängt es oftmals vom Alter des Nachwuchses ab: Kleine Kinder sind tendenziell besser im Heck aufgehoben, Jugendliche eher im Alkoven. In manchen Fällen schläft aber auch ein Elternteil dauerhaft mit einem Kind im Bett, das andere allein oder mit einem zweiten Kind vorne über der Fahrerkabine. Hier gilt für Familien schlichtweg: Ausprobieren und ggf. nochmals nach einigen Nächten tauschen. Zu beachten ist auch, dass es meist keine echte Abtrennung zwischen den einzelnen Bereichen vorhanden ist, wenn überhaupt hängt ein Vorhang am Alkoven. Lediglich die großen Wohnmodelle der Klasse C30 verfügen oft über ein per Tür abgetrenntes Schlafzimmer mit dem Bett im Heck.
Vor oder nach einem ersten Kaffee oder Kaltgetränk bietet sich ein kleiner Spaziergang über die Anlage an. Wo sind die Toiletten und Duschen? Gibt es einen Pool, einen Minigolfplatz oder Waschmaschinen? Ein Rundgang hilft beim Orientieren – vor allem, wenn die stationären sanitären Einrichtungen statt der bordeigenen genutzt werden sollen.
Wichtig: Bei kommerziellen Campingplätzen wird zuweilen ein Schlüssel oder ein vierstelliger Türcode benötigt, um den Sanitärblock betreten zu können. Bei staatlichen Plätzen wiederum, etwa im Pfeiffer Big Sur State Park am Highway 1 in Kalifornien, werden für die Duschen entweder Quarter oder spezielle Coins benötigt. Letztere sind vor Ort in Automaten oder an der Registrierung erhältlich.
Auf größeren Campingplätzen ist zuweilen ein kleiner Shop vorhanden. Hier sind Feuerholz und ggf. notfalls auch Lebensmittel erhältlich. In den sehr stark frequentierten Nationalparks wie Yellowstone, Grand Teton oder Grand Canyon gibt es sogenannte General Stores mit einem sehr großen Angebot, teils sogar frischen Lebensmitteln.