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10.05 Uhr

Baumanns Büro lag im unteren Geschoss einer Villa im Niemandsland zwischen Wuppertal und Sprockhövel. Das Gebäude strahlte eine schlichte Eleganz aus, die beim ersten Betrachten klar machte, dass man hier nicht bei der Modernisierung des altehrwürdigen Gebäudes gespart hatte. Eine Zufahrt führte zum Portal der Villa, die von einem parkähnlich angelegten Garten umgeben war. Die breiten Stufen, die hinauf zum Eingang führten, waren bereits vom Schnee befreit.

Micha parkte den Wagen neben einem schwarzen Mercedes der S-Klasse. An den Initialen auf dem Kennzeichen des Fahrzeuges konnten die Kommissare erkennen, dass der Herr des Hauses anwesend war.

»Na dann«, seufzte Micha und stieg aus. »Auf ins Abenteuer.«      

Franka nickte und folgte ihm. In der Nachbarschaft heizte man offenbar mit Kohle - der würzige Rauchgeruch hing schwer in der ansonsten klaren Winterluft. Während Frankas Blick noch auf dem Park lag, der bis zur Straße heranreichte, betätigte Micha bereits die Klingel. Im Haus ertönte ein dumpfer Gong. Es dauerte nicht lange, und drinnen eilten Schritte zur Tür. Nachdem geöffnet worden war, blickten die Beamten in das blasse Gesicht einer Frau Anfang vierzig. »Ja bitte?«

Dezentes Make-Up, die kastanienroten Haare hatte sie sich hinter dem Kopf zusammengebunden. Sie trug ein modisches Kostüm, das ihre schlanke Figur vorteilhaft betonte. Ein feiner Parfümgeruch umgab sie. Wahrscheinlich handelte es sich um die Hausherrin, tippte Franka und zückte ihren Dienstausweis.

»Guten Tag, mein Name ist Franka Hahne von der Kripo Wuppertal, das ist mein Kollege, Kommissar Stüttgen. Wir hätten ein paar Fragen an Herrn Baumann.«   

»Es waren bereits Kollegen da, die ihn befragt haben. Gestern.« Ihre Stimme klang emotionslos und abweisend. Sie betrachtete die Kommissare wie lästige Insekten und machte aus ihrer Abneigung keinen Hehl. »Und wir haben ihnen schon alles gesagt.«

»Wir haben trotzdem noch ein paar Fragen an ihn«, sagte Micha nun und rang sich ein freundliches Lächeln ab.

»Mein Mann ist nicht da, tut mir leid. Am besten vereinbaren Sie einen Termin, anstatt unaufgefordert hier zu erscheinen.« Die Frau zog spöttisch die Mundwinkel nach oben, und Franka deutete die Grimasse als ein Lächeln. »Er ist ein viel beschäftigter Mann, müssen Sie wissen.«

»Wir sind auch viel beschäftigt. Und weil wir mitten in den Ermittlungen zu einem Mordfall stecken, konnten wir unser Kommen leider nicht telefonisch ankündigen«, bemerkte Franka freundlich. Micha hatte sich demonstrativ umgedreht und blickte auf den schweren Mercedes, der in der Einfahrt parkte.

»So so, er ist nicht da?«, fragte er ungläubig, ohne sich umzudrehen. »Aber das ist doch sein Wagen dort, oder irre ich mich?« Als er sich jetzt zu der Frau umblickte, erkannte er ein leichtes Zucken in ihrem Gesicht.

»Er ist zu Fuß unterwegs«, sagte Frau Baumann, nachdem sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte. »Jeden Morgen geht er zur Post und schaut nach dem Postfach. Das lässt er sich nicht nehmen.«

»Ist doch prima«, freute sich Micha. »Dann kann es ja nicht so lange dauern. Wir warten einfach hier auf ihn.«

»Wie Sie wünschen«, kam es schnippisch zurück. Die Tür wurde ganz geöffnet, und die Beamten konnten eintreten. Im Innern des Hauses erwartete sie die gleiche schlichte Eleganz, die das Haus schon von außen ausstrahlte. Eine moderne Treppe führte in die oberen Stockwerke, und neben der Treppe gab es eine kleine Ledersitzgruppe. Eine moderne Stehlampe in der Ecke verbreitete ein diffuses Licht. Auf einem kleinen Tisch lagen Zeitschriften. Magazine für Immobilien und Architektur. Wahrscheinlich empfing Baumann hier seine Klienten.

»Nehmen Sie Platz.« Die Dame des Hauses deutete auf die Sitzecke. »Möchten Sie etwas trinken?«

»Ein Tee wäre prima.« Franka ließ sich auf das Sofa sinken.

»Kaffee, schwarz, bitte«, sagte Micha und ließ sich mit einem gedehnten Seufzer auf einen der beiden Sessel sinken. Er blickte Frau Baumann nach, die schweigend in der Küche verschwand und dort mit Geschirr hantierte. Unter das Klappern des Geschirrs mischte sich eine Stimme. Frau Baumann sprach leise - aber zu wem? Sie telefonierte. Wahrscheinlich rief sie ihren Mann an, um ihn vorzuwarnen. Franka tauschte einen Blick mit Micha, der die Schultern zuckte. Schnell erhob sich Franka, durchquerte die Halle und blieb lauschend vor der Tür, hinter der Frau Baumann verschwunden war, stehen. Gedämpft drang ihre Stimme an Frankas Ohren.

»Keine Ahnung, was die wollen. Ja … komm einfach her und frag sie. Ich halte mich da raus, nein, absolut nicht… Ja, bis gleich.«

Stille kehrte ein, und Franka kehrte zur Sitzgruppe zurück. »Sie hat ihn gewarnt«, flüsterte sie Micha zu.

»Von mir aus. Das hilft ihm auch nicht weiter«, bemerkte Micha leise und blickte sich um. Dann griff er nach einem der Hochglanzmagazine und blätterte desinteressiert darin herum. Franka betrachtete gedankenverloren die großen Gemälde an den Wänden. Kurze Zeit später erschien die Dame des Hauses wieder auf der Bildfläche. Sie trug ein kleines Silbertablett, das sie nun auf dem Tisch absetzte. Darauf befanden sich eine Tasse mit Tee und ein etwas rustikal anmutender Kaffeepott, jeweils gab es Gebäck dazu.

»So«, sagte sie, jetzt ein wenig freundlicher. »Dann lassen Sie es sich schmecken. Mein Mann dürfte auch gleich da sein.«

Die Kommissare bedankten sich und schlürften ihre Getränke. Das Klimpern des kleinen Löffels im Teeglas erfüllte das Haus. Kaum, dass sie den ersten Schluck getrunken hatten, wurde die Tür mit einem Schlüssel geöffnet. Ein großer Mann im teuren Maßanzug erschien und betrachtete seine Besucher. Unter dem Arm klemmte eine kleine Ledertasche., Ah«, sagte er und klopfte sich den Schnee von den Schuhen. »Wir haben Besuch.« Seine Überraschung war gespielt, und er war ein schlechter Schauspieler.

Als wenn du das noch nicht wüsstest, durchzuckte es Franka, doch sie schwieg und erhob sich. Im gleichen Augenblick erschien seine Frau.

»Da bist du ja schon. Wir haben Besuch, die Herrschaften sind von der Kripo und möchten dich noch einmal sprechen.«

»Danke, Karla.« Baumann betrachtete seine Gäste mit einem Lächeln und ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden. »Dann werde ich mich mal unserem Besuch annehmen.«

Karla Baumann nickte und verschwand in einem angrenzenden Zimmer. Franka und Micha erhoben sich. »Guten Tag Herr Baumann, Hahne von der Kriminalpolizei. Mein Kollege Kommissar Stüttgen. Wir haben noch ein paar Fragen an Sie.«

»Ich habe Ihren Kollegen gestern schon …«, setzte er an. Seine Miene verdunkelte sich schlagartig.

»Das wissen wir, Herr Baumann, aber diesmal geht es leider nicht ausschließlich um ein ausgebranntes Gebäude.

»Hm«, brummte Baumann und nickte halb verstehend. »Dann kommen Sie bitte mit in mein Büro. Ich habe allerdings gleich Termine und nur wenig Zeit, um …«

»Es wird nicht lange dauern«, versprach Micha und erhob sich nun ebenfalls. Sie folgten Baumann quer durch die Empfangshalle, durch ein Vorzimmer. Der Schreibtisch war verwaist.

»Ihre Mitarbeiterin ist nicht da?«, wunderte sich Micha.

»Sie hat sich krank gemeldet. Kein Wunder, bei diesem Wetter.«

Die Verbindungstür zwischen dem Vorzimmer und Baumanns Büro stand offen. Sie führte in ein fast dreißig Quadratmeter großes Büro, das von einem schweren Mahagonischreibtisch beherrscht wurde. Baumann warf die Ledertasche auf den Tisch und ließ sich ächzend in den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch sinken. »Nehmen Sie Platz«, sagte er gefällig und deutete auf die beiden ebenfalls mit schwarzem Leder bezogenen Schwingstühle.

»Ich stehe lieber«, erwiderte Micha, doch Franka kam der Aufforderung nach und setzte sich. Baumann verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich weit zurück.

»Also - was kann ich für Sie tun?«

»Da gehen ja schreckliche Dinge vor in einem Ihrer Objekte«, eröffnete Franka das Gespräch.

»Darauf habe ich keinen Einfluss«, entgegnete Baumann schlagfertig. »Ich bin nur heilfroh, dass durch den Brand niemandem etwas zugestoßen ist. Später werde ich in die Stadt fahren und mir einen Überblick verschaffen.« Seine Miene glich einer Maske.

»Es soll Brandstiftung gewesen sein. Haben Sie den Täter festgenommen?« Er bedachte Franka mit einem durchbohrenden Blick, dem sie jedoch mühelos standhielt.

»Leider nicht. Wir haben noch ein paar Fragen zum Mord an der jungen Frau.« Franka beugte sich vor und achtete auf jede Regung in Baumanns Gesicht. Doch er hielt auch ihrem Blick stand, legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und führte die Hände zu den Lippen. Seine Miene wirkte verschlossen und ausdruckslos. Aber in seinen Augen funkelte es. »Ich sagte bereits, dass ich den Kollegen gestern Rede und Antwort gestanden habe. Die Wohnung, in der sich das schreckliche Verbrechen ereignet hat, stand zum Tatzeitpunkt leer - wie auch das Gebäude. Ich habe Ihren Kollegen Einblick in meine Unterlagen gewährt.«

Franka fixierte Baumann mit ihrem Blick. »Sie sprachen von einer Wohnung, aber dabei handelt es sich doch um eine alte Fabrik?«

»Nun, die ehemalige Produktionshalle war seit Längerem durch Trennwände wie eine Wohnung mit entsprechend großen abgetrennten Räumen hergerichtet. Ich habe sie zeitweise an Studenten oder an Künstler vermietet, die offenbar ein Faible für den morbiden Charme dieses alten Fabrikgebäudes haben. Tagsüber hat man mit den hohen Decken und den großen Fenstern viel Licht, und Maler haben dort ihre Kunstwerke vollendet.« Er winkte lächelnd ab. »Allesamt namenlose Nachwuchskünstler, die von einer großen Karriere träumten. Niemand hat die Halle lange angemietet, sie waren schon bald wieder verschwunden.« Der Spott in seiner Stimme blieb Franka und Micha nicht verborgen.

»Wer war der letzte Mieter und wann endete der Mietvertrag?« Micha baute sich an Baumanns Schreibtisch auf.

»Das habe ich Ihren Kollegen gestern alles schon berichtet. Sie haben die Unterlagen kopiert und mitgenommen. Sprechen Sie nicht mit Ihren Kollegen?«

Langsam nervte Franka die arrogante Art des Immobilienmaklers. Sie wechselte das Thema.

»Sagt Ihnen der Name Mandy Klimmek etwas?«

»Ja, die Kollegen sagten mir, dass das der Name der Frau war, die umgebracht wurde. Ein schreckliches Verbrechen, wenn Sie mich fragen, und ich wundere mich immer wieder, wozu Menschen in der Lage sind.«

»Kennen Sie eine Nancy?«

Baumann fuhr unmerklich zusammen. In seinem Augenwinkel zuckte ein Nerv. Schließlich hatte er sich wieder unter Kontrolle und schüttelte den Kopf.

»Nie gehört, tut mir leid.«

Franka spürte, dass er log. Doch sie ging nicht darauf ein. Wenn ihm der Name Nancy etwas sagte, dann hatte Baumann vielleicht zum Kundenstamm der jungen Frau gehört, vermutete sie.

Da sie keinerlei Beweis für ihre Mutmaßung hatte, wechselte sie das Thema.

»Und das Feuer? Das Gebäude ist fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt, Herr Baumann. Personen kamen dabei nicht zu Schaden, denn die Fabrik stand, wie Sie uns eben noch einmal bestätigt haben, seit langem leer. Wie unsere Ermittlungen ergeben haben, soll auf dem Gelände demnächst neu gebaut werden.«      

»Was wollen Sie mir unterstellen?«

»Nichts, Herr Baumann, gar nichts. Wir sind nur hier, um Fakten zu sammeln.«

Klaus Baumanns Augen sprühten Funken. Seine Stimme war gefährlich leise, als er antwortete: »Dann hören Sie mir mal gut zu: Auch, wenn die Fabrik alt war, ist mir Schaden entstanden. Aber das wird die Versicherung regeln.

»Gestatten Sie mir eine Frage: Stecken Sie in finanziellen Schwierigkeiten?«

»Was erlauben Sie sich«, platzte es aus Baumann heraus. »Sie wollen mir doch nicht etwa Versicherungsbetrug unterstellen?«

»Noch einmal: Ich unterstelle gar nichts, ich frage, und Sie antworten, so einfach ist das.«

»Ich werde nichts mehr sagen ohne meinen Anwalt, Sie drehen mir ja eh einen Strick aus meinen Aussagen.« Seine flache Hand fuhr mit voller Wucht herab auf die Tischplatte. Es schepperte dumpf, und Micha, der kurz die Aussicht zum Park genossen hatte, fuhr auf dem Absatz herum. Bevor er etwas sagen konnte, ergriff Franka das Wort. Sie musste sich zur Ruhe zwingen. »Gut, Sie sind zu keiner Aussage verpflichtet. Zurück zum Zustand des Fabrikgebäudes vor dem Brand, der mutwillig gelegt wurde, soviel steht inzwischen fest.«   

Baumann ging nicht darauf ein.

Winzige Schweißperlen standen auf seiner hohen Stirn, und seine Bewegungen wirkten plötzlich fahrig. Er fühlte sich in die Enge getrieben wie ein wildes Tier, das von den Jägern eingekesselt worden war.

»Die Hallen im ersten Obergeschoss standen leer und waren dennoch möbliert?«, mischte sich Micha jetzt ein.

»Das habe ich Ihnen doch eben schon erklärt: Es ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich habe die Räumlichkeiten schon des Öfteren an Studenten vermietet, die froh waren, die Wohnung möbliert übernehmen zu können.«

»Sie sagten, die Wohnung in der Halle stand leer. Wie lange war das der Fall?«

Baumann legte den Kopf schräg und schien angestrengt zu überlegen. »Wenn Sie das genaue Datum benötigen, muss ich in meinen Unterlagen nachschauen. Oder Sie fragen Ihre Kollegen.«

»Bitte.« Franka vermutete, dass er gestern Hanser und Mellinghaus mit genau den gleichen Daten abgespeist hatte, doch sie ließ ihn gewähren. »Ich würde es gern von Ihnen erfahren.«

Der Immobilienhai seufzte, als wäre es ihm zu viel, seinen Computer zu beanspruchen, beugte sich schwerfällig vor und rief das entsprechende Programm auf. Er klickte ein paar Mal mit der Maus, schüttelte den Kopf, runzelte die Stirn, dann erhellte sich seine Miene.

»Na also«, strahlte er. »Ich drucke es Ihnen aus, dann können Sie sich gleich an den letzten Mieter der Wohnung wenden, sollten Sie weitere Fragen haben.«

»Danke.« Franka gab sich einsilbig. Sie stellte sich gerade vor, wie dieser elegant gekleidete, weltgewandte Mann nackt und nass geschwitzt auf der wehrlosen Mandy Klimmek lag und sie missbrauchte. Ekel stieg in ihr auf, und Franka hatte Mühe, ihre Abneigung gegenüber Baumann zu verbergen. Noch war gar nichts bewiesen, sie hatten nicht einmal eine heiße Spur, also musste sie vorsichtig mit ihren Äußerungen sein. Sie erinnerte sich an die Worte des Kollegen Meilinghaus. Scheinbar hatte Baumann pfiffige Anwälte. Trotzdem, so nahm sie sich vor, würde sie sich an ihm nicht die Zähne ausbeißen.

»So, bitte schön.« Baumann hatte sich erhoben und war zum Drucker gegangen. Auf einem Blatt Papier hatte er die Daten der Wohnungsnutzung zusammengetragen.

Micha stand indessen scheinbar teilnahmslos am großen Fenster des Büros und blickte wieder hinaus in den verschneiten Park. »Schön haben Sie es hier«, sagte er, ohne sich zu Baumann umzudrehen.

»Freut mich, dass es Ihnen gefällt.« Baumann trat neben ihn und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Dafür habe ich auch lange genug gearbeitet.« Seine wurstförmigen Finger waren in einem sehr hektischen Spiel verwickelt. Franka ahnte, dass dies ein unterschwelliger Ausdruck von Nervosität war.

Klaus Baumann riss sich vom Anblick des Parks los und drehte sich zu Franka um.

»Haben Sie eine Idee, wer das Fotomodell auf dem Gewissen haben könnte?«, fragte sie.

»Also hören Sie mal«, wetterte der Geschäftsmann. »Das klingt ja, als wäre ich in einem Verhör. Wenn das so weitergeht, muss ich Sie auffordern, mein Haus unverzüglich zu verlassen und meinen Anwalt anrufen.«

»Das können Sie gern tun, wenn Sie dafür einen Anlass sehen, Herr Baumann.« Micha kehrte mit einem süffisanten Lächeln die Handflächen nach oben. »Die Entscheidung liegt freilich bei Ihnen.«

»Diese Unverschämtheiten verbitte ich mir!« Baumanns rundes Gesicht hatte eine puterrote Färbung angenommen. Er stemmte die Hände in die Hüften wie ein wütendes Mütterlein und stampfte durch sein Büro, um schließlich mit einem Ächzen auf den Stuhl zu sinken. »Ich bin ein hart arbeitender Geschäftsmann. Dass in der Wohnung eines meiner zahlreichen Immobilienobjekte ein derartiges Verbrechen geschieht, nein, das hätte ich niemals erwartet. Aber dass Sie hier auftauchen und mich beschuldigen…«

»Wir beschuldigen niemanden, Herr Baumann«, stellte Franka klar. »Unser Auftrag ist es lediglich, den Mord an Mandy Klimmek aufzuklären.« Bewusst verschwieg sie den Mord an Thomas Belter. Eines nach dem anderen, sagte sie sich insgeheim. »Und da sich dieser Mord in einem leer stehenden Gebäude zugetragen hat, das Ihnen gehört, fragen wir uns, wer einen Schlüssel zu diesem Objekt hat.«

»Verschwinden Sie.« Er stierte ins Leere wie ein beleidigtes Kind.

Franka warf Micha einen Blick zu. Zeitgleich erhoben sie sich. Franka legte ihm eine ihrer Visitenkarten auf den Schreibtisch. »Hier, falls Ihnen doch noch etwas einfällt. Rufen Sie mich an. Tag und Nacht.«

Baumann hüllte sich in Schweigen und strafte seinen ungebetenen Besuch fortan mit Ignoranz. Franka und Micha waren Luft für ihn. So begaben sie sich zur Tür. Dort angekommen, wandte sich Franka noch einmal zu ihm um.

»Eine Frage noch, Herr Baumann.« Sein Kopf ruckte hoch. »Was?«

»Wo waren Sie in der Nacht, bevor die Fabrik abbrannte?«

»Warum wollen Sie das wissen?«

»Bitte beantworten Sie meine Frage.«

»Ich war hier, zuhause. Fragen Sie meine Frau, wenn Sie mögen.«

»Danke, das wird nicht nötig sein.« Franka gab Micha ein Zeichen, dann waren die beiden Kommissare draußen.