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22.30 Uhr

Sie war gestorben. Nicht körperlich - noch nicht, aber seelisch. Und sie fragte sich, welcher Tod wohl schmerzhafter sei. Er hatte sich ihres Körpers bemächtigt und dabei ihre Seele getötet. Nichts als Leere war in ihrem Kopf. Ihr Schädel schien zu explodieren, nachdem er sie wieder und wieder geohrfeigt hatte.

Die Brust, in die er gerade seine Zähne geschlagen hatte wie ein Raubtier in seine Beute, fühlte sich an, als loderte ein Feuer unter ihrer geschundenen Haut. Als sie an sich herab blickte, sah sie, dass er ihr eine tiefe Wunde zugefügt hatte. Sie blutete. Überall war Blut. Was hatte er mit ihrer Brust gemacht? Ganze Schwärme von Insekten schienen aus ihr herauszukrabbeln. Es fühlte sich an, als hätte man ihren Körper mit Säure Übergossen.

Übelkeit stieg in ihr auf, und ihr wurde schwarz vor Augen.

Daniela spürte, wie das Leben aus ihr wich. Und sie wehrte sich nicht, sehnte sich nur nach Frieden. Nach Ruhe. Und sie sehnte den Moment herbei, da diese höllischen Schmerzen endlich aufhörten.

Der Umstand, dass ihr Peiniger im Augenblick seines Höhepunktes für einen Moment lang verwundbar war, war ihr nicht verborgen geblieben. Doch sie hatte keine Kraft mehr, sich zur Wehr zu setzen. Und sie wollte es auch gar nicht mehr. Sie spürte, dass sie diesen ungleichen Kampf verloren hatte. Schwer lag er auf ihr. Schlapp, fast leblos. In diesem Zustand schien er fast das Dreifache seines eigenen Gewichts zu haben. Er keuchte, und sein fauliger Atem traf sie. Er lähmte ihre Atemwege und brachte sie an den Rand einer Ohnmacht. Sie wünschte sich zu sterben, doch so leicht machte er es ihr nicht. Da war dieser pochende Schmerz in der Brust. Eine warme, klebrige Substanz - ihr eigenes Blut.

Sie würde verbluten.

Seine feuchte Hitze breitete sich in ihrem Schoß aus. Sie würgte. Der Knebel nahm ihr die Luft. Ihr wurde heiß. Sie schloss die Augen, versuchte ihre Atmung zu kontrollieren, was ihr nicht gelang. Sie war kraftlos und ausgemergelt. Jeder Muskel, den sie anspannte, schien unter der Haut zu bersten und ihren Körper sprengen zu wollen. Doch ihre Gliedmaßen gehorchten nicht. Sie war gefangen im eigenen Körper, drehte den Kopf nach links und sah, dass die Autoscheiben beschlagen waren.         

Überall war Blut. Am Wagenhimmel über ihr, an den Seitenverkleidungen, einfach überall. Es sah aus, als hätte hier ein Massaker stattgefunden. Und es war ihr Blut. Ihr wurde übel, und langsam fühlte sie, wie ihr die Sinne schwanden. Sicherlich würde es nicht mehr lange dauern, bis sie starb. Sie machte sich Mut damit.