00.10 Uhr
»Wo warst du denn?« Ein Geräusch im dunklen Schlafzimmer hatte sie geweckt, und die beleuchteten Ziffern des Weckers zeigten ihr, dass sie bereits zwei Stunden geschlafen hatte. In letzter Zeit plagten sie Schlafstörungen, wohl eine Folge des eintönigen Hausfrauenalltags.
Manchmal sehnte sie sich zurück nach einem Beruf, in dem sie sich tagsüber so richtig auspowern und abends todmüde ins Bett fallen konnte. Doch Max hatte gemeint, dass sie nicht arbeiten solle, nachdem sie ihren alten Job verloren hatte. Er wollte nicht, dass seine Frau ihre Energie in einem neuen sinnlosen Job verplemperte, anstatt ausschließlich für ihn und die Familie da zu sein. Und er verdiene genug.
So hatte ihr Dr. Jürgens, der Hausarzt, ein Schlafmittel verschrieben. Das Medikament, das Max ihr vorhin aus der Apotheke mitgebracht hatte, wirkte. Sie hatte geschlafen wie ein Murmeltier. So tief und fest wie schon lange nicht mehr.
Jetzt richtete sie sich halb im Bett auf und beobachtete ihren Mann, der die Schuhe auszog und die schwarze Hose abstreifte und ordentlich über einen Bügel hängte. Ein Hemd trug er nicht, vermutlich hatte er es direkt in die Wäsche gelegt. Das Licht der Straßenlaterne vor dem Schlafzimmerfenster warf einen breiten Lichtstreifen in den unbeleuchteten Raum und ließ sein Gesicht geheimnisvoll wirken. »Der Termin in der Verwaltung hat länger gedauert, die waren noch mit uns essen, und da konnte ich nicht früher weg. Na ja, und dann war ich noch kurz mit dem Hund draußen.« Er stand neben dem Bett und lächelte ihr sanft zu. »Du hast geschlafen wie ein Stein.«
»Ich weiß«, nickte sie zerknirscht. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist in letzter Zeit. Das muss an dem Schlafmittel von Dr. Jürgens liegen. Es ist, als hätte ich K.O.-Tropfen eingenommen.«
»Immerhin kannst du schlafen«, lächelte er und strich ihr zärtlich durch das kurze Blondhaar. »Du brauchst die Ruhe, Petra.«
»Ist es kalt draußen?«
»Es schneit schon wieder. Hoffentlich komme ich morgen früh zur Arbeit.« Eilig zog er die Socken aus und kroch nackt zu ihr unter die Bettdecke.
»Schlafen die Kinder?«, fragte Petra Ziegler noch immer schlaftrunken.
»Tief und fest«, lächelte er und strich ihr zärtlich durch das warme Gesicht. Sie genoss seine Berührung. Max schmiegte sich an sie heran und schickte Füße und Hände auf Wanderschaft.
»Iih«, kreischte sie. »Hau ab, du bist eiskalt!«
»Das weiß ich, deshalb sollst du mich ja jetzt wärmen.« Er zog sie an sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Und Petras Müdigkeit war von einem Moment auf den anderen verflogen. Sie liebte diese stürmische Leidenschaft ihres Mannes. Und sie war sicher, dass sie gleich wieder sehr, sehr müde sein würde. Wie ausgehungert fielen sie übereinander her und vergaßen für einen Moment, dass nebenan das Kinderzimmer lag.