6.30 Uhr
Nachdenklich stand er am Fenster und blickte hinaus in den Wintermorgen. Er hatte viel erreicht in diesen letzten Stunden, doch er war nicht sicher, ob es klug gewesen war, die Frau auf der Landstraße abzufangen. Dennoch fühlte er sich zufrieden, denn er hatte ein weiteres Opfer gefunden, dessen Fleisch er geschmeckt und dessen warmes Blut er getrunken hatte. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er sich vom Fenster abwandte. Im Osten graute bereits der neue Tag, so machte er, dass er ins Bett kam. Eine anstrengende Nacht lag hinter ihm, und langsam spürte er, wie die Müdigkeit an seinen Gliedern empor kroch.
Die Wohnung, in der er sich befand, war nicht mehr als ein Unterschlupf. In einer Ecke stapelten sich Computer, in einem alten Regal befand sich seine Fotoausrüstung. Eigentlich war die Wohnung nichts als ein Lagerraum, ein Ort, um seine persönlichen Dinge zu verstecken. Hier würden sie ihn niemals finden, so viel stand fest. Er überlegte, wie er in den nächsten Tagen vorgehen sollte. Rebecca ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würde er sie sich nehmen und ihr den Eintritt in ein nächtliches Leben ermöglichen. Er würde sie erlösen, denn sie hatte ihm bereits mehrfach gestanden, dass sie nicht mehr glücklich war im Hier und Jetzt.
Lange durfte er nicht mehr warten. Die Zeit war gekommen, und bald schon würde Rebecca ihm gehören. Er legte sich einen Plan zurecht, während er sich auf das einfache Sofa legte und an die Zimmerdecke starrte. Als er sich auf dem Sofa ausstreckte, beobachtete er das Lichterspiel der Straßenlaternen und der vorbeifahrenden Autos an der Zimmerdecke, die sich durch den kalten Wintermorgen kämpften. Langsam setzte die Rush Hour ein, und er musste lachen. Wie einfach doch die Probleme der Sterblichen waren, dachte er in einem Anflug von Spott. Sie mussten pünktlich im Büro und in der Firma sein. Als gäbe es nichts Wichtigeres. Während draußen der neue Tag erwachte, dämmerte er in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Schon in der nächsten Nacht würde er sein Werk fortsetzen.