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12.50 Uhr

»Wo willst du denn hin?« Petra Ziegler blickte ihren Mann überrascht an. Fast lautlos hatte sie sein Arbeitszimmer betreten und lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen. Der Raum war spartanisch eingerichtet: Neben einem Regal, in dem er seine Akten lagerte, gab es einen zweitürigen Holzschrank, und in einer Ecke stand ein Computertisch. Die Bekleidung für den nächsten Arbeitstag drapierte er auf einem hölzernen stillen Butler. Diesmal hatte er zu einer schwarzen Stoffhose auch einen dunklen Pulli gelegt, davor stand ein Paar ebenfalls dunkler Winterstiefel. Er fuhr herum, hatte scheinbar nicht bemerkt, dass sie den Raum betreten hatte.

»Ich muss noch mal los«, murmelte er und lächelte sie an.

Er stieg in seine Hose und erreichte auf einem Bein hüpfend seinen Schreibtisch, um den Rechner herunterzufahren. Petra wunderte sich ein wenig darüber, normalerweise schaltete er den Computer tagsüber nie aus. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er ihr etwas verheimlichte.

»Hast du heute nicht deinen freien Tag?« Eine Falte hatte sich zwischen Petras Augenbrauen gebildet.

»Frei nicht, aber meinen Bürotag.« Er war Bezirksleiter und da war es nichts Ungewöhnliches, dass Max an einigen Tagen der Woche von zuhause aus arbeitete.

Petra trat hinter ihn und schlang die Arme um seine Hüften, die er mit sanftem Druck löste. »Du scheinst in Eile zu sein«, stellte sie enttäuscht fest.

»Ja, in einer Filiale ist das komplette Kassensystem ausgefallen.« Er rang sich ein Lächeln ab, das allerdings gequält wirkte. »Es brennt sozusagen.«

»Schade.« Sie schickte ihre Hände auf Wanderschaft. Ihre Finger glitten unter den Stoff seines Pullovers, doch ein weiteres Mal schob er sie sanft fort. »Petra - bitte. Ich muss mich beeilen.«

»Na gut.« Nach der leidenschaftlichen letzten Nacht war sie enttäuscht, als sie von ihm abließ. »Dann werde ich hier auf dich warten.«

»Darauf freue ich mich jetzt schon.« Es klang wie eine Floskel. Er schlüpfte in die Winterstiefel, hauchte ihr eilig einen Kuss auf die Wange und verließ den Raum. Im Flur schlüpfte er in seinen Wintermantel, schnappte sich den Schlüssel vom Bord und war schon im nächsten Moment draußen. Petra trat in den Flur und blickte auf die verschlossene Tür, durch die er eben entschwunden war. Als sie hörte, wie draußen ein Automotor ansprang und sich der Wagen mit heulendem Motor entfernte, kam ein enttäuschtes Seufzen über ihre Lippen. Es war höchste Zeit, dass Mittagessen vorzubereiten. Die Kinder kamen gleich aus der Schule.