19.50 Uhr
Sie räkelte sich auf der Pritsche, suchte den Augenkontakt zu seiner Kamera. Hart drückte das Holz des Tisches durch den dünnen schwarzen Stoff«. Ihr Rücken begann zu schmerzen. Es war unbequem, doch er bezahlte sie dafür, also hielt sie durch. Mandy zeigte ihm verschiedene Posen, und Clay schien zufrieden mit seinem Model zu sein. Dennoch fühlte sie sich elend, fast so, als hätte sie hohes Fieber. Etwas stimmte nicht mit ihr, doch sie war professionell genug, diesen Job noch zu Ende zu bringen. Ihre aufkommende Krankheit konnte sie morgen bekämpfen.
»Nimm dir eine der Kerzen und lass das Wachs über deinen Körper laufen.« Sein Gesicht schielte kurz hinter dem Fotoapparat hervor. Er sah ihren zweifelnden Gesichtsausdruck.
»Bitte«, fügte er dann hinzu und lächelte gewinnend.
Mandy zögerte. Dann dachte sie an das schnell verdiente Geld und zog eine der schwarzen Kerzen aus dem Leuchter. Sie lehnte sich weit auf der Pritsche zurück und hielt die Kerze über ihren Leib. Ganz kurz fürchtete sie sich vor dem Moment, in dem das heiße Wachs ihre Haut traf. Möglicherweise würde sie sich Verbrennungen zuziehen. Sie zögerte, schloss die Augen, dann neigte sie die Kerze, die sie in der Hand hielt. Ein leiser Schrei kam über ihre Lippen, den sie jedoch mehr dem ersten Schrecken zuschrieb, als dem tatsächlichen Schmerz.
Denn obwohl das Wachs sehr warm war, so verbrannte sie sich nicht. Langsam öffnete sie die Augen und blickte an sich herab. Das schwarze Wachs bildete einen kleinen See auf ihrem Körper. Ein feiner Faden rann über die Haut nach unten, bevor er aushärtete. Sie spürte die noch immer warme Kruste.
»Spreiz die Beine«, forderte er sie auf und fotografierte. Sie gehorchte ihm.
Wieder tauchte sein Gesicht hinter der Kamera auf. Diesmal lächelte er nicht. Sein Gesicht war starr wie eine Maske. »Mehr Wachs«, forderte er. »Ich will das Wachs zwischen deinen Beinen sehen.«
Sie spürte, wie eine bleierne Müdigkeit in ihr aufstieg. Wo kam diese Schwere her?
Was war nur los mit ihr?
Mandy zwang sich zu mehr Konzentration. Wie durch Watte drang seine Stimme jetzt an ihre Ohren, klang eigenartig verzerrt. Sie begab sich in die Position, die er von ihr verlangte. Sie beugte sich mit angezogenen, leicht gespreizten Beinen auf der Pritsche zurück. Hielt die Kerze über ihren nackten Oberkörper. Ihre Brüste vibrierten, als sie die Kerze leicht kippte. Das heiße Wachs lief über und tropfte auf ihren muskulösen Bauch. Sie schauderte, als sie die Hitze oberhalb ihres Bauchnabels spürte. Das Wachs rann über ihre Haut, bahnte sich seinen Weg abwärts, zum Schoß hinunter.
»Das ist perfekt - bleib so …« Clay trat näher und fotografierte sie aus nächster Nähe. Er grinste zufrieden, denn sie bot ihm das, was er haben wollte.
Sie fühlte sich gleichermaßen gelähmt wie stimuliert. Zäh wie Kaugummi rannen die Gedanken durch ihren Kopf. Kurz dachte sie an Tom, sah seine Gestalt schemenhaft vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Doch Tom verblasste von Sekunde zu Sekunde. Es war, als wäre ihr Freund ein Wesen von einem anderen Planeten. Fern und unerreichbar für sie.
Der Gedanke, nackt vor einem wildfremden Mann zu liegen, erregte sie mehr und mehr. Während sie sich in Pose brachte und erneut nach der Kerze griff, überlegte sie, ob das an dem Whisky lag, den sie vor dem Shooting getrunken hatte.
»Mehr Wachs, ich will mehr Wachs sehen«, riss sie seine Stimme aus den vernebelten Gedanken. »Komm', das ist echt heiß!«
Stumm nickte sie, winkelte die Beine weiter an und schüttete sich Wachs auf ihren Schoß. Ein heißer Schmerz durchzuckte ihre intimsten Stellen, doch der Schmerz wich schnell einem wohligen Gefühl. Sie stöhnte leise.
Mandy spürte, wie sich das heiße Wachs den Weg zwischen ihre Beine bahnte. Sie schloss die Augen. Das Wachs härtete innerhalb weniger Sekunden auf ihrer gebräunten Haut aus und bildete eine warme Kruste. Es fühlte sich angenehm an, wie eine Schutzschicht, die ihre Scham bedeckte. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss das Gefühl des warmen Wachses auf ihrer Haut. Ein kehliger Laut kam über ihre Lippen. Nie zuvor hatte sie etwas Derartiges gefühlt. Sie bemerkte nicht, dass er den Fotoapparat längst weggelegt hatte und sich ihr näherte. Erst, als sie seine Hand zwischen ihren Beinen spürte, schlug sie die Augen auf. Blickte ihn erschrocken an. Verwundert, machtlos, aber nicht abgeneigt. Zu einer ohnmächtigen Zeugin degradiert. Gezwungen, ihm zu gehorchen.
Seine Fingerkuppen glitten über die hauchdünne Wachsschicht. Sie fühlte jede seiner Bewegungen durch das noch warme Wachs und erschrak. Sie war außerstande, Gegenwehr zu leisten und wusste gar nicht, ob sie das überhaupt wollte. Sein Wille war so stark, dass sie sich nicht wehren konnte und es auch gar nicht wollte. Sie war ihm ausgeliefert, und sie genoss diesen Zustand der Machtlosigkeit.
Jetzt wollte sie genießen, wollte sich ihm hingeben.
Clay nahm ihr die Kerze ab, pustete sie aus und legte sie auf den Boden seines Ateliers. Das flüssige Wachs bildete einen Kranz auf dem Fußboden und härtete binnen weniger Sekunden aus. Sein Gesicht glich jetzt einer Maske.
Er grinste sie lüstern an. »Du bist fantastisch, Kleine«, flüsterte er, während seine Hände über die Innenseiten ihrer Schenkel glitten und die Wachsschicht lösten. Es war, als würde er ein Geschenk auspacken. Wie von selbst glitt sein Finger in ihren Schoß. Ganz automatisch hob sie das Becken an und ließ ihn gewähren.
»Ich denke, wir werden jetzt ein wenig Spaß haben.«
Er kicherte heiser. »Du hast doch nichts gegen ein wenig Spaß, oder?«
Schweigend schüttelte sie den Kopf und fieberte seinen Berührungen entgegen. Längst schon war sie der Realität entschwunden. Längst schon hatte sie sich aufgegeben, um ihm zu gehören. Wie im Fieber sah sie ihm dabei zu, wie er die Knopfleiste seiner Jeans aufspringen ließ. Er trug keine Unterhose. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
»Du willst es, oder?«, keuchte er und näherte sich ihr.
Sie nickte.
»Sag mir, dass ich dich ficken soll.«
»Fick mich.« Ihre Stimme war nur ein Hauch. Sie war gefangen in ihrem eigenen Körper. Mandy fühlte sich wie im Wachkoma, bekam alles mit, war aber nicht imstande, sich zu wehren - und inzwischen wollte sie sich auch gar nicht mehr wehren. Sie schloss die Augen und ließ ihn gewähren. Seine herrschende Art erregte sie dennoch mehr, als sie sich je hätte eingestehen können. Tom hatte sie längst schon aus ihrem Kopf verbannt. Sie fieberte Clay entgegen, konnte es kaum erwarten, diesen fremden Mann zu spüren.
Er griff sie bei den Hüften und zog ihren Schoß nach vorn, an den Rand der Pritsche. Bevor sie sich versah, drang er in sie ein. Hart. Gewaltig. Er schloss die Augen und keuchte lüstern. Ein Wimmern kam über ihre Lippen.
Sie spürte den Schmerz, aber bekam keinen Schrei zustande. Sie war wie gelähmt, starrte in sein nass geschwitztes Gesicht, ertrank in seinem fiebrigen Blick, hörte das lüsterne Stöhnen an ihrem Ohr und spürte, wie er sich tief in ihr bewegte. Fest umklammerten seine Hände ihre Fußgelenke. Dann ließ er sie los, doch sie zog die Beine an.
Er zwirbelte ihre Brustwarzen, so fest, dass es ihr wehtat. Sie betete, dass es nicht lange dauern würde.
Als er seine Zähne in ihre rechte Brust grub, kam wieder dieser kehlige Laut über ihre Lippen. Für mehr reichte ihre Luft nicht aus.
Sie spürte, wie feuchte Hitze in sie hineinschoss. Von einer Sekunde zur anderen erwachte sie aus dem Dämmerschlaf. Sie fragte sich, was sie, um Himmels willen, da getan hatte. Tränen traten in ihre Augen, sie wand das Becken, wollte sich ihm entziehen. Sie spürte sein Pulsieren tief in sich, war nicht imstande, sich von ihm zu befreien. Wie gelähmt lag sie vor ihm.
Clay zog sich nicht aus ihr zurück. Er grinste. Bevor sie sich wehren konnte, umklammerte er ihre Knie, drückte die Beine weit auseinander und drang noch einmal tief in sie ein. Sein Gesicht befand sich überdimensional vor ihren Augen. Jede Pore seiner Haut konnte sie erkennen wie die Kraterlandschaft eines fremden Planeten. Der Zopf hatte sich gelöst. Strähnig hingen ihm die Haare ins verschwitzte Gesicht. Sein Atem schlug ihr entgegen, warm, faulig, und sie spürte Übelkeit in sich aufsteigen.
Dann sauste sein Kopf herab. Er saugte an ihrem Hals, nagte an ihrer Haut. Tief vergrub er seine Zähne in ihrem warmen Fleisch, so tief, dass es wie Feuer brannte. Er biss kräftig zu und riss ein Stück Fleisch aus ihrer Kehle heraus. Der Schmerz breitete sich von ihrem Hals rasend schnell über ihren gesamten Körper aus und schien sie von innen heraus zu zerreißen.
Sie spürte, wie sie der Ohnmacht entgegensteuerte, unaufhaltsam, war nicht mehr in der Lage, bei Verstand zu bleiben. Grelle Lichtblitze blendeten sie. Sie versuchte noch einmal, sich ihm zu entziehen, doch er lachte nur. Lachte und schlug seine Zähne immer und immer wieder in ihren Hals. Wie ein Vampir.
Doch er wollte mehr als das Blut. Er wollte auch das Fleisch. Er biss sie wie besessen, saugte an ihrem pochenden Fleisch, riss Stücke aus ihrem Hals, kaute und ergötzte sich am Geschmack ihres Blutes, schluckte gierig herunter und vergrub sein Gesicht erneut in der klaffenden Wunde.
Immer und immer wieder biss er zu. Als er kurz von ihr abließ, sah sie sein blutverschmiertes Gesicht wie eine Fratze des Teufels über sich schweben.
Er war der Teufel, daran bestand kein Zweifel. Sie spannte die Muskeln an, doch vergeblich.
Mandy blickte angsterfüllt zur Zimmerdecke und fügte sich ihrem Schicksal. Sie spürte, wie die Kräfte ihren Körper verließen, fühlte, wie das Leben sie im Stich ließ und sehnte den Moment herbei, sterben zu dürfen.
Doch nur langsam schwand das Leben aus ihrem Körper. Ihr dauerte das Sterben schon viel zu lange. Als es endlich so weit war, empfand sie ihren Tod als Erlösung. Die Kräfte verließen die leblose Hülle ihres Körpers, ihre Augenlider flatterten ein letztes Mal, dann glaubte sie sogar zu spüren, wie die Seele ihren missbrauchten und geschundenen Körper verließ. Der Schmerz verebbte, das Brennen in ihrer Kehle ließ nach. Sie fühlte sich so leicht, als könnte sie schweben, glaubte, auf ihre tote Hülle herabblicken zu können.
Sie war einfach schwerelos.