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14.35 Uhr

Der Notarzt war gleichzeitig mit dem Polizeiseelsorger eingetroffen, um sich um die angeschlagene junge Frau zu kümmern, die massiv unter den Folgen der Vergewaltigung litt. Doch immerhin lebte sie. Ob sie jemals mit dem traumatischen Erlebnis zurecht kommen würde, war noch nicht abzusehen. Auch die Streifenbeamten, auf die Franka und Micha gewartet hatten, waren anwesend und unterstützten die Kommissare bei der Befragung der Nachbarschaft. Wie sich inzwischen herausgestellt hatte, war Kai Kötter die Flucht über ein Baugerüst gelungen, das auf der Rückseite des Hochhauses montiert war, um dringende Reparaturen an der Fassade durchzuführen. Unter einem Vorwand war er in die Wohnung eines Nachbarn eingedrungen und war durch dessen Wohnzimmerfenster über das Baugerüst verschwunden, um unbehelligt seinen Lieferwagen zu erreichen und damit zu flüchten. Die Fahndung lief auf Hochtouren, wie Bever ihnen am Telefon versichert hatte, und somit war es nur eine Frage der Zeit, wann Kötter mit dem recht auffälligen Lieferwagen den Kollegen ins Netz ging. Als auch Zielke und Krüger am Tatort eintrafen, um die Spuren zu sichern, war die so genannte Chaosphase vorüber. Jeder wusste, was zu tun war.         

»Sieh mal.« Micha war an ein einfaches Holzregal getreten, in dem sich ein abenteuerliches Sammelsurium von Elektronikteilen befand. Er erkannte eine alte Playstation, Tastaturen, Kabel sowie mehrere Computer. Ein Rechner schien dabei recht neuwertig zu sein. Er erregte Michas Aufmerksamkeit. Als Franka neben ihm stand, nahm er den PC aus dem Regal.

»Der ist so gut wie neu und unterscheidet sich genau darin von dem restlichen Elektronikmüll, den Kötter hier gehortet hat.«

»Und?« Franka wusste nicht recht, worauf Micha hinaus wollte.

»Der ist entweder von einem Lkw gefallen oder schlicht und ergreifend Diebesgut.«

»Da fallt mir was ein.« Franka schürzte anerkennend die Lippen. »Manchmal bist du ein echt guter Ermittler, Micha.«

Er erwiderte das Grinsen. »Ich weiß. Und jetzt werden wir die Kiste mal anschließen und sehen, ob sich mein Verdacht bestätigt.«