13 Frosch, adieu!

Seien wir ehrlich: Nicht alle Verabredungen mit einem oder einer Unbekannten lassen unser Herz höherschlagen. Gibt es eigentlich noch diese kitschigen Schlüsselanhänger, auf denen steht: »Du musst viele Frösche küssen, um deinen Prinzen zu finden«? Nun, dank des Internets können wir heute sechs oder sieben Frösche gleichzeitig knutschen, zum Schnäppchenpreis von dreißig Euro pro Monat.

Ich sage: Nein danke. Aber wenn Ihnen der unablässig expandierende Markt der Liebes- und Eheanbahnungsseiten im Internet zusagt, können Sie einige grundlegende Techniken der gezielten Desinformation und Personenfahndung sehr gut gebrauchen, um sicherzustellen, dass Sie nach einem scheinbar harmlosen Rendezvous nicht einen Stalker am Hals haben, der Ihnen vor der Haustür auflauert. Ich richte die folgenden Empfehlungen an die Damen, aber ich bin sicher, dass sie bei vertauschten Rollen genauso gelten.

Der beste Weg, sich gegen die Frösche zu wappnen, ist Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung. Wenn Sie Ihr Profil erstellen, laden Sie nur ein Foto hoch – denken Sie daran, Fotos können kopiert und manipuliert werden. Geben Sie nicht Ihre echte Postleitzahl an, sondern eine, die ein paar Städte weit entfernt ist. Niemand muss Ihren genauen Wohnort kennen.

Wenn Ihnen all die Frösche E-Mails schreiben und Sie bereit sind zu antworten:

Nutzen Sie dazu nicht Ihre reguläre E-Mail-Adresse.

Legen Sie ein Freemail-, Yahoo- oder Hotmail-Konto an und verzichten Sie auf alle Personenkennzeichen wie Ihren Klarnamen oder Ihre Adresse. Nutzen Sie eine separate E-Mail-Adresse für jeden Frosch auf Ihrer Liste. Auf diese Weise können Sie, wenn Sie die Kommunikation mit einem davon beenden möchten, einfach das E-Mail-Konto löschen.

Wenn der E-Mail-Wechsel gut läuft, richten Sie ein Konto bei Yahoo!-Messenger ein und chatten Sie drauflos – aber widerstehen Sie der Versuchung, ihm zu schnell alles über sich zu erzählen. Verraten Sie ihm nicht die Namen Ihrer Kinder oder wo Sie arbeiten.

Nach einer angemessenen Zeit der Prüfung werden Sie wahrscheinlich am Telefon mit ihm plaudern wollen. Rücken Sie aber dafür nicht Ihre Festnetz- oder Handynummer heraus.

Kaufen Sie ein Prepaid-Handy, registrieren Sie es auf Minnie Maus und rufen Sie ihn damit an.

Wenn er sich als Irrer, Freak oder finsterer Radikalinski erweist, können Sie die Nummer im Nu wechseln und müssen sich keine Sorgen machen, unablässig Anrufe, E-Mails und Textnachrichten zu erhalten. Und Sie müssen nicht befürchten, dass er hinter einem Berg von Bananen verborgen Ihre Melonen begafft, wenn Sie das nächste Mal in den Supermarkt gehen. (Die in Ihrem Einkaufswagen natürlich.)

Tipp: Nutzen Sie Melissadata

Melissadata ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das mittlerweile auch in Deutschland vertreten ist und die Qualität von Daten und Adressen überprüft. In den USA kann man bereits eine erstaunliche Zahl von Prüfanfragen auf dieser Webseite stellen (www.MelissaData.com), viele davon kostenlos: mit einer E-Mail-Adresse verbundene Namen und Postadressen; umgekehrte Rufnummersuche, Firmen und Mitbewohner, die mit einer bestimmten Person verbunden sind; Wahlkampfspenden mit Adresse; sogar Schätzwerte des Eigenheims einer Person. In Deutschland sind die Möglichkeiten bei Weitem nicht so reichhaltig, aber Sie können auch über die oben erwähnten Personensuchmaschinen Ihr Glück versuchen.

Wenn Sie einige Male telefoniert haben, wird es schließlich Zeit, sich zu treffen. Ob Sie in die Rösterei Elbgold in Hamburg oder zum Minigolf gehen – verhalten Sie sich klug. Treffen Sie ihn dort. Parken Sie eine Straße oder zwei entfernt, sodass er Sie nicht aus dem Wagen steigen sieht. Denken Sie daran:

Wenn er ein Stalker ist, kann er mithilfe des Nummernschilds versuchen, an Ihre Adresse zu gelangen. In manchen Ländern ist das einfach, so in den USA oder in der Schweiz. Wenn er es geschickt anstellt, könnte es ihm aber auch in Deutschland gelingen, indem er bei der Polizei Anzeige wegen Beleidigung gegen Sie erstattet oder beim Zentralruf der Autoversicherer einen angeblich von Ihnen verursachten Schaden meldet. Kommt die Sache vor Gericht, hat er Ihren Namen. (Sie natürlich auch seinen, aber was nützt Ihnen das?)

Wenn alles gut geht, wird er Sie beim Minigolf gewinnen lassen und Sie zu Kaffee und Kuchen einladen – ein großzügiger Bursche, der für Sie keine Kosten scheut. Wenn Sie sich mit ihm wohlfühlen, ist alles gut. Aber Sie sind noch nicht ganz über den Berg.

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, Ihren Prinzen einmal sorgfältig unter die Lupe zu nehmen. Halten Sie nach Warnsignalen Ausschau, dass er doch ein Frosch sein könnte. Wenn er Ihnen nicht verrät, wo er wohnt, heißt er entweder Frank Ahearn oder er ist verheiratet. Wenn er sich mit Ihnen nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten trifft, ist er verheiratet. Wenn seine E-Mails und Textbotschaften jeden Tag zur gleichen Zeit eintreffen, ist er verheiratet. Wenn Sie glauben und spüren, dass er verheiratet ist – raten Sie mal, was: Dann ist er verheiratet.

Ob er Ihnen merkwürdig vorkommt oder nicht: Versuchen Sie, im Internet über die oben genannten Personensuchmaschinen, in den sozialen Netzwerken und über die freie Suche so viel über ihn in Erfahrung zu bringen wie möglich.

Je nach Internetpräsenz des Prinzen bzw. Frosches kann die Ausbeute Ihrer Suche beachtlich sein, aber auch mager, da wegen des besseren Datenschutzes in Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht so viele offizielle personenbezogene Datensätze zu Verfügung stehen wie etwa in den USA. Wenn Sie dabei herausfinden, dass er nicht fünfunddreißig ist, sondern fünfundvierzig, ist er ein Schuft.

Falls Sie bei Ihrer Suche auf eine Telefonnummer stoßen, rufen Sie dort von einem öffentlichen Münztelefon oder mit einem Prepaid-Handy an, um zu überprüfen, ob eine Ehefrau abnimmt oder ein Kind an den Apparat geht. Besser noch, versuchen Sie es bei einem Online-Telefonbuch mit einer Rückwärtssuche der Nummer, um zu sehen, welche Namen und welche Adresse mit ihr verknüpft sind. Hat er Ihnen seinen echten Namen genannt? Sind unter dem Festnetzanschluss Frau Frosch und Herr Frosch-Ehebruch gelistet?

Zahlen Sie keine Gebühren für Rückwärtssuchen von Telefonnummern oder Personensuchen. Sie bekommen diese Auskünfte auch umsonst, und die Portale, die Geld dafür verlangen, hoffen, dass Sie zu faul sind, die kostenlosen Alternativen zu suchen.

Falls Herr Frosch Ihnen eine Adresse genannt hat, benutzen Sie einen Internetservice zur Rückwärtssuche, in Deutschland zum Beispiel über Das Telefonbuch, Das Örtliche, 11880 oder klicktel, um zu sehen, ob er Ihnen eine echte Wohnadresse oder die Anschrift einer Bar oder eines Mietbriefkastens gegeben hat.

Wenn er Ihnen eine Telefonnummer gibt, finden Sie mit einer Zielnetzsuche heraus, ob es eine Handy- oder Festnetznummer ist, woher sie stammt, ob sie portiert wurde und zu welchem Funknetz sie gehört, Vodafone, D1, E-Plus etc. Mit der Eingabe »Zielnetz« finden Sie entsprechende kostenlose Dienste im Internet, und für Android und iOS gibt es Apps, die diese Informationen aus dem sogenannten Home Location Register (»Heimatortregister«) für Sie abrufen (zum Beispiel die App »Zielnetz«). Allerdings sind die Auskünfte nicht immer zuverlässig. In den USA bekommt man so auch heraus, ob es eine Prepaid-SIM-Karte ist – dann sollten bei Ihnen die roten Warnlämpchen aufleuchten. Er ist entweder pleite, verheiratet, ein Krimineller oder ein … Hipster. Igitt!

Fallen Sie nicht auf Angebote herein, die Ihnen die Ortung eines fremden Mobiltelefons versprechen. Solche Ortungen sind nur mit Einverständnis des Besitzers möglich, die vorgegaukelte Dienstleistung ist ein Betrug, um Ihnen ein kostenpflichtiges Abo anzudrehen.

Was E-Mail-Adressen angeht: Es gibt keine Möglichkeit, den Eigentümer eines E-Mail-Kontos zu ermitteln. Die meisten E-Mail-Anbieter sind heute kostenlos und anonym. Aber man kann versuchen, etwas über eine Adresse herauszubekommen, indem man sie ohne den Anhang (alles nach dem @) durch eine Suchmaschine laufen lässt. Man kann eine Überraschung erleben, was da dann unter Umständen alles auftaucht: wütende Online-Kommentare, Meistgesuchte-Listen, alles Mögliche.

Ich hoffe, damit ist alles geklärt und Sie lesen dieses Kapitel, weil Sie kurz davorstehen, sich im Netz mit möglichen Prinzen zu verabreden, und vorbereitet sein wollen. Wenn es bei Ihnen allerdings schon zu spät ist und Sie einem Stalker in die Hände gefallen sind, tut es mir sehr leid für Sie. Lesen Sie trotzdem weiter – ich kann Ihnen auch in diesem Fall weiterhelfen.