Kapitel 9
Es fühlte sich richtig an, Kay in meinen Armen zu halten.
Sie war vor ca. zwei Stunden eingeschlafen und lag seitdem eingekuschelt an meiner Brust. Es war unglaublich, dieses Gefühl von Liebe. Das Prickeln, der Schmetterlingsschwarm in meinem Inneren und die Wärme, die ich spürte. Wie hatte ich ihr jemals so etwas Schreckliches antun und sie derart verletzen können? Sie war alles für mich und doch anscheinend nicht genug, sodass ich zugelassen hatte, dass sich Charlie mit ihren Erpressungen hatte zwischen uns drängen können. Es war allein meine Schuld und das würde ich nie wiedergutmachen können.
Vielleicht konnte sie mir irgendwann verzeihen, wenn die Zeit gekommen war, aber selbst, wenn diese Wunde, die ich ihr mit meinem Verhalten zugefügt hatte, irgendwann wieder heilen würde – eine Narbe würde sicherlich zurückbleiben und niemals gänzlich verblassen. Wenn man einmal einen Menschen derart verraten und betrogen hatte, gab es keine Chance mehr, dieses Vergehen ungeschehen zu machen. Die Liebe konnte zwar vieles heilen, aber verzeihen konnte man so etwas nicht.
Niemals.
Meine Liebe zu ihr war seit diesem Augenblick noch so viel stärker geworden, blähte sich auf wie ein Luftballon und ich hatte das Gefühl, bald zu platzen, wenn ich bei ihr war. Noch nie hatte ich so stark für eine Frau empfunden und, nennt mich einen Romantiker, aber ich war der festen Meinung, dass es nur eine wahre Liebe im Leben geben konnte. Alles andere würde nicht dasselbe sein.
Jeden Tag wurde mir aufs Neue klar, wie sehr wir zueinander gehörten. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen und andersrum war es wahrscheinlich ganz genauso. Auch wenn sie es momentan nicht wahrhaben wollte - wir waren auf einer Ebene miteinander verbunden, die sie nicht so schnell durchtrennen konnte.
Es waren so viele Stunden, Tage und Monate vergangen, in denen ich sie nicht gesehen hatte, und trotz der ganzen Scheiße in meinem Leben war es die schlimmste Zeit gewesen, die ich jemals hatte durchmachen müssen.
Fuck.
Schon kam dieser Schmerz wieder hoch und es fühlte sich an, als würde er mich innerlich zerreißen. Ich versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, denn in diesem Moment hatte ich alles, was ich brauchte: Kaycee.
Wahre Liebe würde alles schaffen, daran hielt ich mich jetzt fest. Ein verdammter, sentimentaler Idiot war ich geworden! Mich nahm die Trennung von ihr mehr mit als meine beschissene Vergangenheit. Oder die Jahre, in denen ich meinen alten Herren noch an der Backe gehabt hatte. Manchmal konnte ich nur den Kopf darüber schütteln, wie rührselig mich die ganze Situation mit Kay gemacht hatte. Nicht mal Lilly hatte diese Dinge, diese weiche Seite in mir ausgelöst.
Am nächsten Morgen spürte ich einen warmen Körper an mir und diesen unbeschreiblichen Duft nach Kokos, der zu mir herüberwehte. Ich drehte mich noch schlaftrunken auf die Seite und presste meinen schon wieder harten Schwanz an ihren Hintern. Mit meiner Hand streichelte ich von ihrer Hüfte hinauf zu ihren festen Brüsten und zwirbelte ihre Nippel.
Kay stöhnte und presste ihren Arsch dichter an mich. Es war wie ein Déjà-vu, denn genau diese Szene hatte sich früher ebenfalls abgespielt, wenn wir zusammen geschlafen hatten.
Meine Hand wanderte wieder tiefer und schlüpfte unter ihre Schlafshorts und als ich ihre Klit umspielte, spürte ich, wie feucht sie schon war.
Fuck, genau wie damals. Es war, als wenn nichts zwischen uns gewesen wäre.
Dann drehte sich Kay auf den Rücken und sah mich verschlafen an. Ihre Lider senkten sich verführerisch und sie leckte sich über die Lippen. Ich beugte mich runter und zog ihre Unterlippe in meinen Mund und biss hinein.
Sie stöhnte leise an meinem Mund, dann steckte ich zwei Finger in sie und fickte ihre heiße Pussy, bis sie zuckend unter mir kam. Kay kam so schnell, dass ich noch lange noch nicht genug von ihr hatte und sie gierig küsste.
»Guten Morgen«, flüsterte ich und sie lächelte mich an. Ihre Augen funkelten wie Smaragde und sie sah wunderschön aus mit ihren dunkelbraunen, verwuschelten Haaren und ihrem ungeschminkten Gesicht.
Ich konnte meinen Blick kaum von ihr lassen.
»Bleibst du noch zum Frühstück?«, fragte sie hoffnungsvoll und ich nickte.
Fuck, mein Herz raste wie bei einem verdammten Teenie.
Kaycee stand auf, machte uns Kaffee und Brote. All die Zeit über redeten wir lediglich über belanglose Dinge, wagten es beide nicht, dieses zerbrechliche Etwas, das zwischen uns erblüht war, zu gefährden. Nachdem wir gemeinsam gegessen hatten, machte sich Kay fertig für den Besuch bei ihrer Schwester und ich hatte ebenso ein paar Dinge zu erledigen.
Als ich später in meinem Büro im Heavenly’s saß, überdachte ich meine gesamte Vorgehensweise. Es war schwierig, jetzt die richtigen Entscheidungen zu treffen, und ich wusste, ich durfte keinen Fehler machen. Ich war der Einzige, auf den ich mich in diesem Moment verlassen konnte. Dennoch war ich mir noch nicht ganz sicher, wie ich mein ach so tolles Erbe auflösen sollte – aber ich würde es schaffen, und zwar allein.
Ich brauchte verdammt nochmal keine Hilfe. Von niemandem!
Ich war schon immer ein Einzelkämpfer gewesen und so würde es bleiben. Auch meine Undergroundfights hatte ich seit jeher allein bestritten, ohne die Hilfe von Dad, oder wie auch immer ich diesen Mistkerl nennen sollte. Er war schuld an meiner misslichen Lage, und warum? Weil es ständig nur ums beschissene Geld ging. Etwas anderes hatte es in seinem Leben nicht gegeben! Nur Geld, Macht und die Gier nach mehr . Und was er dabei meiner Mum angetan hatte … dafür fehlten mir die Worte. Er war ein durch und durch bösartiger Mensch gewesen und man sollte meinen, dass sogar in so jemandem irgendwo ein Funke Gutes steckte, aber Frank Torres hatte sich nahezu gänzlich gegen das wenige Gute in sich gestellt und nur seine ausgeprägte dunkle Seite ans Licht gelassen. Daher konnte ich auch nicht behaupten, die glänzende Seite der Medaille gekannt zu haben. Einsicht wäre vermutlich der erste Schritt in seine Rettung gewesen, aber – tja. Diese hatte er nie gehabt und wahrscheinlich auch nie gewollt.
Mein eigentlicher Grund für die Zerstörung der Clubs war auch, dass sein Ruf auf ewig an ihnen hängen würde. Niemals würde ich das alles reinwaschen können, was er beschmutzt hatte.
Ich musste neu anfangen und seine Güter und das Erbe hinter mir lassen. Sicher machte mich das nicht zu einem besseren Menschen, aber wenigstens hatte ich diese Geschichte abgehakt.
Er war mit seinen Dämonen davongerannt, ohne nach links und rechts zu sehen und zu merken, was er da anrichtete. Menschen wie er waren nichts als Gift für andere, für Unschuldige, aber genau diese wurden leider allzu oft zu den Opfern. Genau so, wie Kaycee zu dem Opfer meiner Taten geworden war. Vermutlich war es Karma, dass Frank so früh gestorben war. Scheiße. Ich hoffte, dass ich mein miserables Karma-Konto ein wenig ausgleichen können würde.
Ein lautes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken an meinen verstorbenen Vater.
»Ja?«, rief ich meinen unangemeldeten Besucher herein. Die Tür öffnete sich und Aiden kam ins Zimmer, einer meiner besten Freunde. Er sah nervös aus, trat vom einen Fuß auf den anderen.
»Hallo, James. Wie geht‘s dir? Ich muss mit dir reden, es geht gerade alles drunter und drüber«, sprach er sogleich drauflos und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Stirn runzelte sich besorgt.
Ich ignorierte seine erste Frage und ging gleich zu der zweiten über.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich war sofort unter Strom.
»Was ist los?«
»Die Leute werden unruhig, gerade die aus deinen eigenen Kreisen. Vielleicht müssen wir doch noch vorher etwas unternehmen. Sie fangen an zu reden, James. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich sie in Schach halten soll. Jason fordert zudem noch eine Revanche des Fights, in dem du ihm vor ein paar Monaten in die Schranken gewiesen hast. Er hat haushoch verloren, aber gibt einfach keine Ruhe. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, den Kampf anzunehmen und ihm nochmals vor allen zu zeigen, wer du bist und mit wem er und seine Männer sich dort anlegen. Was sagst du?« Aidens Miene blieb bei all seinen Worten leer und kühl. Keine Regung ging durch sein Gesicht. Allein Darina vermochte es, diesen Kerl zu erweichen. Sie hatte ihm wirklich den Kopf verdreht. So wie Kaycee mir.
Mir gefiel das, was er mir da preisgab, überhaupt nicht, denn ich hatte die Schnauze gestrichen voll von Jason und seinen Versuchen, mich vom Thron zu stürzen. Er gab niemals auf, egal, wie oft er schon verloren hatte. Ein zäher Bursche, das musste ich ihm lassen. Dennoch ging es mir inzwischen gehörig auf die Nerven, dass er mir bei jeder Gelegenheit das Leben schwermachte. Vermutlich musste ich wirklich diese Revanche annehmen und ihm einmal mehr zeigen, wo sein Platz war. Diese Gedanken ließen einen kalten Schauer über meinen Rücken gleiten, denn ich hatte bereits eine Vorahnung, wieso er mich noch mal herausforderte.
Jason war nicht dumm und er wollte alles, was mir gehörte. Entweder ging es ihm wie sonst auch um Drogen und Macht, oder er begehrte ... sie .
Beides würde ich diesem hinterhältigen Bastard zutrauen.
Ich nickte Aiden bloß als Antwort zu und wartete, was er noch zu sagen hatte.
Er war einer der Einzigen, die zumindest ein paar wenige Dinge über meine Pläne mit den Clubs wussten, und dennoch war das längst nicht alles. Mir wurde klar, dass ich dringend mit West reden musste.
Mason West, meine ergebene rechte Hand, der Mann für die wirklich schmutzigen Sachen und der vergessene Bruder von Jaxon West. Ich konnte in dieser Angelegenheit niemandem vertrauen, doch West war ein kranker Scheißkerl, der alles für mich tat. Wie ein treuer Kampfhund.
Aiden und ich hatten Geheimnisse voreinander. Egal, wie sehr ich ihn mochte und ihm in aller Regel auch vertraute, bei dieser Sache reichte »Vertrauen« einfach nicht aus. Ich brauchte höchste und unerschütterliche Loyalität.
»Meinst du, Jason plant etwas, James? Ich denke schon, aber sicher bin ich mir nicht. Wenn du dich ihm stellst, musst du gewinnen. Er könnte dir Kay streitig machen, da sie gerade Freiwild ist. Das kannst du ihr nicht antun. Jeder in der Underground-Szene weiß, dass sie nicht mehr Dein ist. Oder du musst sie mitnehmen, damit alle sehen, dass es doch wieder so ist.«
Er zuckte mit der rechten Schulter und überließ es mir, eine Entscheidung zu treffen.
Jason hatte ein Auge auf Kay geworfen, das hatte ich schon beim ersten Zusammentreffen der beiden gemerkt. Ich wusste, was für ein krankes Arschloch er war, und ich musste sie dringend vor meinen Feinden schützen. Der größte Feind von allen war Jason Lee, die ehemalige rechte Hand meines Vaters. Er würde sie als Ware betrachten und sie benutzen, ohne ihre Zustimmung.
Ich konnte den bloßen Gedanken daran nicht ertragen und schubste meinen dunklen Holz-Schreibtisch um, sodass es laut krachte und sich alle Dokumente im Raum verteilten. Die Wut war zurück und dieses Mal unaufhaltsam.
Aiden hatte recht mit seiner Annahme und das wusste ich. Jetzt war es an der Zeit, Kaycee ein für alle Mal zu beweisen, was ich für sie empfand. Ich musste sie schützen, vor allem jetzt, wo sie so mitgenommen und verletzlich wegen Darina war. Ein weiteres Mal würde ich mich Jason stellen und ich würde gewinnen, da war ich mir sicher. Ich hatte dieses Problem mit Jason zwar nicht bedacht und es kam meinen anderen Plänen nun in die Quere aber einen positiven Aspekt konnte ich all dem abgewinnen: Kay würde nun wieder mir gehören müssen. Denn sie würde sicher nicht in die Fänge von Jason geraten wollen und wenn sie Mein war, stand sie offiziell unter meinem Schutz und ich war der verdammte König. Sie konnte rein gar nichts dagegen tun. Sie brauchte meinen Schutz! Der Zeitpunkt war zwar scheiße, aber ich blieb optimistisch.