III

Nach und nach formulierte D. seine eigene Erkenntnislehre. Dabei teilte er in einem ersten Schritt sämtliche Ereignisse des menschlichen Lebens in zwei Gruppen auf, die wahrscheinlichen und die unwahrscheinlichen.

Wahrscheinlich war, dass er in dieser Woche siebzehn Kundenbesuche absolvieren würde. Wahrscheinlich war auch, dass zehn Kunden ihm etwas abkaufen würden. Und es war wahrscheinlich, dass es regnen würde, denn es war Winter.

Unwahrscheinlich war – und das rief D. sich, vor dem Spiegel stehend, immer wieder ins Gedächtnis –, dass ein zu achtzig Prozent aus Kramp-Produkten errichtetes Haus bei einem Erdbeben oder Wirbelsturm einstürzte.

Unwahrscheinlich war auch, dass eine Frau, die wegen eines Busstreiks zur Universität trampen musste, genau an der Ecke den Daumen heraushielt, an der D. in seinem R4 vorbeikam.

Genau dies geschah jedoch am 13. November 1973.

D. fand, diese Frau sei die schönste Frau der Welt. Und die Frau, die schon seit längerem nicht mehr gelacht hatte, fand D. unterhaltsam und amüsant.

Ein Jahr später, am 13. November 1974, heirateten die beiden.

Als sie aus dem Standesamt kamen, bat D. seine Frau, einen Augenblick zu warten. Er besorgte sich eine Serviette und notierte darauf, dass das soeben Geschehene (die Hochzeit) einer Untergruppe seiner Aufteilung sämtlicher möglicher Ereignisse des menschlichen Lebens zuzuordnen sei, und zwar den »wirklich unwahrscheinlichen«. (Beziehungsweise »den Ereignissen, die den Gedanken nahelegen, dass es eine Art Gott gibt«.)