Auf den Rückfahrten offenbarte sich mir nicht nur die geheime Funktionsweise des Lebens. Ich machte auch Einträge in dem Notizbuch, das ich in meinem Arztköfferchen immer dabeihatte.
Genau genommen handelte es sich um eine Art frühzeitiges Testament. Vorausgestellt waren diesem zwei Listen mit der Überschrift »Tauschgeschäfte« beziehungsweise »Geld« (letztere verschlüsselt, die Zahlen ersetzte ich durch Buchstaben).
Das eigentliche Testament trug die Überschrift »Die Zukunft«. Darin teilte ich meinen Besitz unter den mir bekannten Menschen auf. Es war voller Streichungen, da mein Erbe, je nachdem wie verbunden ich mich den Betreffenden fühlte, immer wieder den vorgesehenen Empfänger wechselte. Zu Veränderungen kam es täglich, sie hingen vor allem davon ab, mit wem ich die letzten Stunden zugebracht hatte.
Hatte ich den Nachmittag mit D. verbracht, vermachte ich ihm bei Einbruch der Nacht meinen Kermit-Anstecker plus einhundertfünfzig Pesos.
Hatte ich die letzten Stunden dagegen mit S. verbracht, fügte ich der Liste der ihm zugedachten Dinge – zu der schon eine Kramp-Kneifzange gehörte – fünfzig Pesos sowie den erwähnten Anstecker hinzu, den ich im Gegenzug von D.s Liste strich, dessen Guthaben sich außerdem um fünfzig Pesos verringerte.
Auch für meine Mutter, den Fotografen E. und noch ein paar andere führte ich Listen.
Meine Zuneigung war schwankend und unbeständig. Was mir jedoch egal war, Sorge bereitete mir nur die viele Arbeit, die das allabendliche Streichen und Umschreiben mit sich brachte. Weshalb ich D., in der Hoffnung, die Arbeit ein wenig abkürzen zu können, eines Abends fragte, wann die Zukunft eigentlich eintreffen werde.
»Morgen früh«, sagte er.
Da er sich seiner Sache so sicher schien, nutzte ich die Gelegenheit und fragte, was genau die Zukunft eigentlich sei.
»Morgen früh«, sagte er noch einmal.