XLI

Ich packte nur wenig Kleidung in den Rucksack, es war Sommer, und etwas sagte mir, dass die Reise nicht lange dauern werde.

Als ich aus dem Zug stieg, erwartete D. mich schon. Wie ich feststellte, hatte er trotz der Hitze Wintersachen an.

Wir fuhren in seine Wohnung, um Kaffee zu trinken.

Gerne hätte ich ihn gefragt, warum er beim letzten Mal nichts davon gesagt hatte, dass die Kramp-Produkte vom Markt verschwunden waren, dass er eine Pistole besaß und dass er mir noch Geld schuldete.

Stattdessen zündete ich mir eine Zigarette an und sagte, der Kaffee schmecke hervorragend.

Als hätten wir es eilig, nahmen wir noch vor dem Mittag einen Bus Richtung Süden, stiegen aber gleich im ersten Dorf auf der Strecke wieder aus.

Ich sagte zu D., dass ich nicht mit ihm in die Eisenwarenhandlung gehen würde, dass ich nur gekommen sei, um ihm Gesellschaft zu leisten, und dass ich auf der Plaza auf ihn warten würde. Ich hatte ein Buch mitgenommen, Gullivers Reisen.

Das Köfferchen in der einen Hand, machte D. sich auf den Weg, um seine nichtexistierenden Waren an den Mann zu bringen. Von weitem machte auch die Eisenwarenhandlung auf mich den Eindruck, als gäbe es sie in Wirklichkeit gar nicht.

Eine halbe Stunde später kehrte D. zurück und ließ sich neben mir nieder.

»Und, wie war’s?«

»Ich habe zweihundert Türspione verkauft und mir das Geld für neunzig schon gelieferte Fuchsschwänze auszahlen lassen.«

Eine Zeitlang schwiegen wir. Bis ich plötzlich den Maulbeerbaum entdeckte und begriff, dass wir uns auf dem Platz befanden, wo ich vor vielen Jahren vor Angst ohnmächtig geworden war.

Wir zündeten uns beide eine Zigarette an, später noch eine.

Stundenlang – mir kam es wie Jahre vor – saßen D. und ich schweigend da.

»Behalt es.«

»Was denn?«

»Das Geld.«

Kaum hatte ich das gesagt, war mir klar, dass ich dabei war, mich zu verabschieden.

Durch einen Eisenwaren-Katalog – Nägel, Hämmer, Türspione, Schrauben – waren wir eng verbunden gewesen. Doch diesen Katalog gab es nicht mehr.

Die Dinge liefen nach einem Mechanismus ab, den wir nicht aufhalten konnten.

Am Himmel erschien der Abendstern.

Vor abermillionen Jahren hatte sich an ebendiesem Himmel der Urknall ereignet. Seitdem entfernte sich alles voneinander und würde es auch unaufhaltsam weiter tun.

Den abnehmenden Mond dort oben hatte Neil Armstrong vor Jahren als erster Mensch betreten. Der Mond war immer noch derselbe, andere Dinge hatten sich jedoch für immer verändert.

Mein Vater brachte mich zu dem Bahnhof zurück, wo ich am Morgen angekommen war. Dort verabschiedeten wir uns im Wissen, dass wir uns nicht wiedersehen würden.

Seltsam pünktlich setzte der Zug sich in Bewegung.

Ich lehnte den Kopf ans Fenster.

Und schlief ein.