Du kamst mir zuvor

Ich machte mich auf den Weg zu dir,

doch schon sah ich: Du kamst mir entgegen.

Ich wollte dir sagen: Ich liebe dich,

doch schon hörte ich dich flüstern:

Du bist mir lieb.

Ich wollte dich um Vergebung bitten,

doch ich erfuhr, du hattest mir längst vergeben.

Ich wollte dich „Vater“ nennen,

doch ich hörte dich rufen: „Mein Kind!“

Ich verlangte danach, in dir zu leben,

doch ich entdeckte: Du lebtest in mir.

Mein Gott, ich werde nie der Erste sein.

Liegt darin mein Glück verborgen?

Du kommst mir immer zuvor,

um mir nachzugehen.

Maria Otto / Ludger Hohn-Marisch, Du kamst mir zuvor, in: dies. (Hg.), Das Lächeln Gottes: Gebete unserer Zeit © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2004

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Um die „unsichtbare Gemeinde“ besser kennen zu lernen und um zu verstehen, wie der Kalender genutzt wird, gab es im Neukirchener Kalender 2011 eine neue Leserumfrage. Über 4500 Mal kam das ausgefüllte Blättchen bzw. die Karte zurück, die unter anderem nach Alter, Lesedauer in Jahren, Konfession und Berufsstand fragten und Platz für Bemerkungen ließen. Über die Hälfte der Antworten stammen von Leserinnen und Lesern, die 70 Jahre und älter sind. Gut 3000 Frauen und knapp 1500 Männer machten bei der Umfrage mit. 85 Prozent von ihnen sind evangelisch, einer Freikirche gehören neun Prozent und sechs Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Zwei Prozent lesen den Kalender, haben aber gar keine Gemeindeanbindung. „Auch wenn ich selten zur Kirche gehe“, schreibt ein Leser auf dem Umfrageblatt, „so gibt der Kalender mir Mut und Kraft. Es gibt also jemand, der für einen da ist. Der einem alles gibt.“

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass der Kalender ein beliebtes Geschenk ist: Ein Drittel der Leserschaft gibt ihn gerne als Geschenk weiter. Rund ein Viertel meldete, dass sie ihn entweder von ihrer Gemeinde oder einer Privatperson geschenkt bekommen hatten. Außerdem äußerten Leser, dass ihnen auch die Details im Neukirchener Kalender wichtig sind. Immer wieder findet sich auf den Antwortblättern der Dank für die Literaturhinweise auf den Rückseiten. Die Erinnerung an die Geburts- und Todestage von wichtigen Gestalten der Kirchen- und speziell der Missionsgeschichte wird von vielen geschätzt, ebenso die Zeitangaben für den Sonnenauf- und Sonnenuntergang.

Viele der Befragten kennen den Kalender schon seit Jahrzehnten, darunter zwei „Rekordleser“, die angeben, den Kalender schon seit 90 Jahren zu kennen. Fast alle gebrauchen ihn als Hilfe für die tägliche Andacht. Drei Viertel der Lesenden kreuzte an, dass er ihnen eine „Stärkung für den Glauben“ ist. 47 Prozent lesen ihn, um den Bibeltext erklärt zu bekommen. Viele verbinden das Lesen des Kalenders also gar nicht mit dem täglichen Lesen der Bibel, ihnen gibt die Kalenderandacht auch so Orientierung.

In eigenen Worten formulierten viele Leserinnen und Leser, was sie am Kalender schätzen, welche Änderungswünsche sie haben, welche Sorte Rückwandbilder sie bevorzugen oder in welchem Land sie leben, beispielsweise in Tunesien, Paraguay, Namibia, Kanada oder Finnland. Sie berichten, seit wann und wodurch sie den Kalender kennen, viele über die eigenen Eltern oder Großeltern, andere über Freunde oder Gemeindemitglieder. Eine Leserin nutzt den Platz für diesen Kurzbericht:

„Eine Frau unserer Gemeinde musste in die Haftanstalt. Bücher waren nicht gestattet. Da habe ich ihr die Kalenderblätter wöchentlich geschickt. Selten habe ich ein so freudiges Echo gelesen: ‚Die Blätter sind mir ein Trost und ich finde viel, was mir der Herr dadurch zeigen will.‘“