4.1 Der Neukirchener Kalender in der Schweiz

Die Schweiz ist das einzige Land, in dem es einen eigenen Herausgeber für den Kalender gibt. Seit den achtziger Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen der Kalenderredaktion in Neukirchen und dem Schweizer Herausgeber, zurzeit ist das der ehemalige Synodalpräsident des Kantons Bern, Dr. Samuel Lutz. Er ist verantwortlich für die Suche nach Autorinnen und Autoren in der Schweiz, zu denen er Kontakt hält. Meist sind das zwischen einem Dutzend und 20. Bis in die achtziger Jahre hinein gab es eine eigene Schweizer Ausgabe, begonnen mit der Ausgabe 1942. Die Buchhandlung Werner in Basel sprang damals ein, als dem Kalender in Deutschland das Papier versagt wurde, und führte den Kalender, größtenteils mit denselben Autoren, weiter. Die „Christliche Verlagsanstalt Konstanz“, die dem Neukirchener Erziehungsverein gehörte, fungierte in dieser Zeit als „Schleuse“ für den Kalender. Über sie gelangte er zur Zeit des Krieges und bis 1949 nach Deutschland, wo der Kalender erst ab 1950 wieder erscheinen konnte. Die Schweizer behielten in Zusammenarbeit mit Neukirchen zunächst eine eigene Ausgabe, wechselten Rückseiten aus, die ihnen zu deutsch erschienen und ersetzten Begriffe, die sich hier und dort unterscheiden. In den achtziger Jahren wurden beide Ausgaben wieder zusammengeführt. Was blieb, war der Herausgeber in der Schweiz, das waren von 1988-1994 der Pfarrer des Basler Münsters Werner Pfendsack, von 1995-2006 Pfarrer Roger Rohner und von 2007-2010 Pfarrerin Dorothee Bertschmann.

Auch in der Schweiz, wohin jährlich über 5000 Exemplare geliefert werden, hat der Kalender für viele Menschen eine immense Bedeutung, berichtet Roger Rohner: „Ich merke häufig, wenn ich ältere Leute treffe, wie wichtig ihnen der Kalender ist!“ Als er die Anfrage erhielt, die schweizerische Herausgeberschaft zu übernehmen, erinnerte er sich daran, dass auch seine Großmutter den Kalender gehabt hatte. „Sie war die einzige fromme Person in der ganzen Familie gewesen, und sie hat enorm von dem Kalender gelebt.“ Außerdem habe er immer wieder Menschen getroffen, vor allem auf dem Land, die seit 50, 70 oder 80 Jahren den Kalender als Hauskalender hatten. „Da hat man jeden Morgen mit dem Kalender begonnen, bevor man in den Stall gegangen ist. Der Kalender war weit mehr als ein religiöses Büchlein mit Andachten. Das Kalenderlesen war ein wesentlicher Aufhänger im Tag!“