Christa Hippler, Jahrgang 1936, Dresden
Über Ostern 1990 durfte ich zur Kur fahren. Es war die Zeit, wo alle Menschen im Osten, welche es sich leisten konnten, „gen Westen fuhren“, denn die Grenzen waren ja nun offen! Aus diesem Grunde war es für mich überhaupt erst möglich, die Kur in einem sogenannten „Nobel-Heim“ in Falkenstein im Vogtland anzutreten, denn die Plätze sollten möglichst alle belegt werden. Das Kurheim war für Ost-Verhältnisse wirklich ganz toll, mit Schwimmbad und mitten im Wald gelegen.
An den Feiertagen wurden wir, wer mochte, mit Kleinbussen zur Kirche nach Falkenstein gefahren. Dort gab es im Eingangsbereich der Kirche einen Büchertisch, an dem mir die Augen übergingen. Die D-Mark gab es für uns noch nicht. Auch hatte ich nur Geld für die Kollekte mitgenommen. Aber ein junger Mann schenkte mir einen Neukirchener Kalender. Diesen bestellte ich mir dann jedes weitere Jahr, bis heute, in meiner Buchhandlung. Es müsste nun der 23. sein, welcher für 2012 auf meinem Nachttisch bereitliegt. Der „Neukirchener“ hatte es mir angetan, und so blieb ich ihm treu und er begleitete mich von Jahr zu Jahr.
Ich bin jetzt 75 Jahre alt und mehrfach chronisch krank. Es könnte immer der letzte Kalender sein. Aber der Inhalt gibt mir viel Kraft und manchmal auch viel Trost. Hiermit bedanke ich mich noch einmal herzlich bei dem damals jungen Mann für das für mich kostbare Geschenk!