Spät berufen

Maria Schoppet, Jahrgang 1929, Rheinberg (Kreis Wesel)

Seit meiner Kindheit hat mich der Kalender begleitet. Meine Mutter war – aber als Kind begreift man das nicht! – eine tiefgläubige Frau. Sie hat mich schon als Kind immer zu Bibelstunden mitgenommen. Aber als Kind wusste ich das doch noch gar nicht zu definieren! Schon in den 30er Jahren hatte sie den Neukirchener Kalender verteilt. In unserer Familie legte sie dann immer die Zettel auf den Tisch. Da hat sie den Kalender also schon so früh verbreitet. Aber wer achtet schon darauf, als Kind oder Jugendlicher. Erst viel später bin ich darauf gekommen, was meine Mutter damit bezweckt hatte: Sie wollte ihre Kinder zum Glauben führen.

Viel, viel später weiß man das erst. Ich habe mit dem 40. Lebensjahr dann noch eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht auf dem zweiten Bildungsweg. Das war Vorsehung! Mein Mann und ich waren in den Pflegedienst spät berufene Leute. Ich war dann 30 Jahre im Pflegeberuf und dort hat mich das tägliche Wort Gottes begleitet.

Und bis zum heutigen Tag begleitet es mich.

Inzwischen bin ich seit vielen Jahren verwitwet und lebe in einer Seniorenresidenz, habe meine eigene Wohnung, mache alles selber. Ich fühle mich aber nicht einsam! Als gläubiger Mensch sind Sie nie alleine. Morgens, wenn ich wach werde, habe ich den Kalender und die Bibel zur Hand und lese die Stellen, die für den Tag angegeben sind. Und dann starte ich in den Tag!

Der Kalender gibt mir das tägliche Wort Gottes. Ich schaue auch immer, wer sich am Kalender beteiligt. Einige davon kenne ich! Wenn ich abends zu Bette gehe, nehme ich ihn noch mal in die Hand. Er begleitet mich bis zu meinem Lebensende.

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