Nachwort

Das Ziel vor Augen

Wenn der Neukirchener Kalender ein Märchen wäre, müsste es an dieser Stelle heißen: „… und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute“. Aber er ist kein Märchen. Und überhaupt: Kann man das sagen, dass er „lebt“, und wenn, wovon lebt er denn? Lebt er von vielen und vielfältigen Ideen, Auslegungen und Erfahrungen der Mitschreibenden? Oder lebt er vom täglichen Gebrauch der Leserinnen und Leser, von der Stärkung unseres Vertrauens zu Gott, von ermutigenden Signalen in schweren Zeiten? Sicher, das gehört untrennbar dazu. Es ist ein riesiges Glück, eine solche Autoren- und Leserschaft zu haben. Davon lebt der Kalender aber nicht.

Lebt er dann vielleicht durch die kleinen historischen Angaben, die Sonnen- oder Mondzeiten, den ausgesuchten Bibelvers oder den ganzen Abschnitt, von den Auslegungen oder auch von den „Rückseiten“ oder von den Lesetipps? Das sind die Inhalte, die uns jeden Tag begleiten, sorgfältig ausgesucht und geprüft. Manche Leser haben da ja richtige Lieblingsstellen oder -seiten. Doch davon lebt der Kalender nicht.

Lebt er davon, dass er verbreitet wird in Buchhandlungen und durch Büchertische in den Gemeinden? Oder davon, dass Leserinnen und Leser diesen Kalender an ihre Freunde oder an ihre Familie verschenken, teilweise von einer Generation zur nächsten? Das ist unvorstellbar wichtig für den Kalender. Aber davon lebt er nicht.

Der Neukirchener Kalender will uns begleiten wie das täglich neue Datum. Doch er lebt weder vom Gebrauch noch vom Inhalt. Sondern er lebt von dem Herrn, der lebendig macht und der selbst das Leben ist. Die Gemeinschaft mit ihm ist unser Weg und unser Ziel. Tag für Tag lädt der Neukirchener Kalender in diese Gemeinschaft ein.

125 Jahre sind eine Zeit voller Geschichte und Geschichten. Und es ist ein guter Zeitpunkt, dankbar zu erkennen, wie vieles uns geschenkt wurde von den vielen Menschen, die mit der Entstehung und Verbreitung dieses Kalenders befasst sind. Und es ist vor allem auch ein exzellenter Zeitpunkt, Gott zu danken. Seine Liebe und Treue sind der Grund, warum es diesen Kalender gibt. Davon reden wir, davon schreiben und lesen wir und davon leben wir. Und deswegen ist die Geschichte des Neukirchener Kalenders auch nach diesen vielen Jahren längst noch nicht zu Ende erzählt. Denn die Geschichte Gottes mit uns Menschen geht weiter.

Ralf Marschner, Neukirchen im Januar 2013