»D
ein heißer Hintern gehört mir!« Colt wischte mir das Sperma vom Po. Mit einer Hand nahm ich mein Shirt, zog es mir über und lächelte ihm keck über die Schulter zu.
»Wenn du das sagst.« Spielerisch schlug er mir auf meine Backen und ich setzte mich auf meine Beine.
»Oh, Kit«, jammerte Adam erschöpft, setzte sich auf die Sitzbank und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. »Du hast mir sämtliche Kraft geraubt!«
»Sind deine Leute alle solche Lappen, Colt?«
»Die sind so Gutes nicht gewohnt.« Er küsste mich auf den Hals. Als ich den Slip und kurz darauf die Hose wieder anzog, merkte ich selbst, wie kraftlos ich war. Die Glieder zitterten im gleichen Takt. Kaum war ich bekleidet, zog mich Colt auf den Sitz neben sich und
nahm meine Beine auf seinen Schoß.
»Versuch nie wieder, abzuhauen, Babe.«
»Versuch du nie wieder, mich zu verarschen! Sei doch mal ehrlich und nicht so verfickt hinterlistig!«, schnauzte ich ihn an. »So viel Drama kenne ich sonst nur von Frauen. Und von denen halte ich mich fern. Ich habe keinen Bock auf deine dummen Pläne, die mich miteinschließen.«
»Okay.« Damit zeigte er, dass ihm meine Wut am Hintern vorbei ging.
»Also stellen wir neue Regeln auf, Colt«, sagte ich und konnte selbst nicht fassen, worauf ich mich schon wieder einließ, und das nur, weil er so einen Wunderschwanz besaß, der mich alles vergessen ließ.
»Neue Regeln?«
»In einer Welt, wo Gesetze nur dazu dienen, den Preis in die Höhe zu treiben, sind die eigenen Regeln am wichtigsten.«
»Ja, schon gut, Babe. An was hattest du gedacht?«
»Erstens: keine Lügen mehr. Und dazu gehören auch Intrigen, verstanden?«, fing ich an.
»Ok, zweite Regel: mit keinem anderen schlafen.«
Ich hob eine Braue und sah zu Adam, der schon fast weggedämmert war.
»Nein, das war eine einmalige Sache, Babe.«
Zur Bestätigung nickte ich.
Auch wenn ich nicht darauf bestehen würde, es zu wiederholen, musste ich zugeben, dass es ein heißes und unvergessliches Erlebnis gewesen war. Wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, wie sich ein Dreier
anfühlen konnte, hätte ich sicher schon einige hinter mir. Aber was Adam anging, so musste ich mir eingestehen, dass ich Dean mehr wollte und das für mich allein. Nur bereuen würde ich den heutigen Tag niemals. Adam und Dean gleichzeitig auf diese Art zu haben, war eine neue, irgendwie befremdliche und doch so heiße Erfahrung, dass ich es nie bereuen könnte. Das leichte Brennen zwischen meinen Beinen und am Hintern versprachen zudem, dass ich mich die nächsten Tage bei jedem Schritt an diese Aktion erinnern würde. Ob mich wohl zukünftig öfter Schmerzen und ein ramponierter Körper an den Sex mit Colt erinnern würde? Ein interessanter Gedanke und doch machte sich ein Hauch Angst in mir breit, der mich kurz schaudern ließ, unmittelbar, bevor ich die nächste Regel verkündete:
»Drittens: Wir beschützen einander auch vor dem jeweils anderen.«
»Ich werde dich immer beschützen, allerdings nicht vor mir.« Er nahm meine Hand und hauchte einen einzelnen Kuss in meine Handfläche. »Viertens: Du flüchtest nie wieder vor mir.«
»Fünftens: Wir gehören nur einander.«
»Sechstens: Es wird auch nicht aus Spaß mit anderen geflirtet.« Er hob bedeutungsvoll eine Braue. »Oder als Provokation.«
Oh, die Regel würde schwer umzusetzen sein. Denn ich kannte nur eine Sprache. Was er Flirtversuch nennen würde, wäre für mich ganz normal. Was das Provozieren anging, so lag das an ihm. Solange er mir keinen Grund dafür liefern würde, ginge das klar. Das brachte mich zur nächsten und wichtigsten Regel.
»Siebtens: Wir lassen uns nicht von anderen anfassen.«
Er deutete ein Lächeln an, das sogleich ein warmes Gefühl in mir aufsteigen ließ. Es war kein Wunder, dass ihm diese Regel gefiel. Denn er dachte genauso. Schließlich war es eine seiner Regeln und das von Anfang an. Nun konnte ich dem ausnahmslos zustimmen.
»Achtens: Jey gehört zu uns.« Da klappte mir fast die Kinnlade auf den Boden. Er sollte zu uns gehören? Er dachte doch genauso, wie alle anderen, dass ein siebenjähriger Junge nicht in unsere Welt gehörte. Womit er sicher recht hatte. Colts kleine Entführungsaktion hatte mir gezeigt, dass ich den unschuldigen Jungen gar nicht beschützen konnte. So sehr ich es auch wollte. Außerdem hatte Colt doch jemanden gefunden.
Ich hatte mich noch nie so geborgen gefühlt, aber etwas in mir schrie unheilvoll. Also betrachtete ich den heißen Mistkerl genauer und wurde misstrauisch, als mir seine Augen etwas verrieten, dass ich nicht recht deuten konnte, aber meine Skepsis bestätigte.
»Es hört sich unerwartet schön an, diese Worte aus deinem Mund zu hören, obwohl wir beide wissen, dass es eine Fehlentscheidung wäre, wenn er bei uns bliebe.«
»Warum denkst du das?«
»Dean!«, schimpfte ich, weil er doch genau wusste, was ich meinte. »Bei uns wäre er verloren!«
»Warum bist du gleich so pessimistisch, Jenny?«
Daraufhin schüttelte ich ungläubig den Kopf, um seine Worte zu vertreiben, und ergänzte: »Das spielt keine Rolle mehr, denn du hast seine Tante ausfindig gemacht, die ihm sicher ein besseres Leben bieten kann als ich.«
Indem er sich kurz auf die Wange biss und verloren mit einem
Finger auf mein Bein tippte, bestätigte er unweigerlich alle Zweifel in mir. Er hatte mich verarscht, ganz klar, aber was hatte er vor?
»Was hast du getan?«, fragte ich knurriger, als beabsichtigt, da die Alarmglocken in meinem Kopf immer lauter wurden.
»Was die Tante angeht …«, er brach ab und lächelte mich an. Dieses Fake-Lächeln hatte ich noch nie zuvor an ihm gesehen. Mit dem schlimmsten Gefühl aller Zeiten in der Magengegend schob ich meine Beine von seinem Schoß, richtete mich auf und suchte die Antworten in seinen Augen. Bevor ich fündig werden konnte, schnaubte Adam und klärte mich auf: »Er hat keinen ausfindig gemacht. Der Junge ist allein und weil D sich kein Kind an den Hals hängen lassen wollte, hat er eine seiner Frauen beauftragt, Jey vorerst aufzunehmen.«
Schockiert sah ich zwischen Colt und Adam hin und her. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich gerade gehört hatte. Langsam drangen die Worte zu mir durch. Sie mischten sich mit dem Schmerz und dem Hass, dass er mich nicht nur belogen und wiederholt verarscht hatte, sondern auch noch einen hilflosen Jungen bei einer verdammten Nutte in Obhut geben wollte?!
Mir fehlten die Worte. Eine eiserne Faust schlug mir geradewegs in den Magen und ich spürte Galle in mir aufsteigen. Bewegungsunfähig konnte ich meinen Blick nicht mehr von dem heißen, verlogenen Mistkerl abwenden und fragte mich zugleich, wie es sein konnte, dass ein so gutaussehender, zärtlicher, beschützender und vor allem erfolgreicher Mann so ein Arsch war?!
Dieser Gedanke beförderte mich zurück in Colts Keller. Den Ort, an dem meine Männer gefoltert worden waren, bis von ihnen nicht
mehr viel übrig gewesen war. Colt war die Ausgeburt des Bösen und weitaus gnadenloser und sadistischer, als man es bei seiner wunderschönen Hülle vermuten könnte.
»Babe, bevor du jetzt ausflippst und mich verfluchst, lass es mich erklären«, begann er, doch ich schüttelte nur langsam, wie in Zeitlupe, meinen Kopf und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
Er war es. Colt.
Er war derjenige, der mir vor Augen gehalten hatte, dass ich auf jegliche Macht, die ich besaß, gut und gerne verzichten konnte, weil ich nicht so enden wollte wie seine Opfer. Ich niemals so gequält werden wollte, dass man mich nicht einmal mehr wiedererkannte. So oft bin ich schon gefoltert worden. Nie hatte ich mich unterkriegen lassen oder etwas Preis gegeben. Einmal hatte ich verloren. Dabei war nicht nur mein Körper geschändet, sondern auch mein Inneres gebrochen worden. Verletzungen, die nur Colt wieder heilen konnte. Und doch war ich noch lange nicht genesen. Aber mich komplett zerstören zu lassen? Von jemandem, der mein Herz zusammengefügt hatte? Das ging zu weit. Und wenn ich recht überlegte, so konnte ich froh sein, dass er Jey nur einer Nutte überlassen wollte und ihn nicht gleich qualvoll beseitigt hatte. Lachhaft, surreal, aber die grausame Wahrheit.
»Ich meinte es nur gut.«
»Für wen?«, flüsterte ich, noch immer in Schockstarre.
»Für ihn. Für dich. Für uns.«
»Für deinen Plan, wolltest du doch sagen«, stieß ich die Wahrheit, die ich in seinen Augen lesen konnte, heiser hervor.
»Ich würde nichts tun oder planen, was deinen Tod zur Folge
hätte, Jenny. Ich will dich und ihn. Wir gehören zusammen und egal, wie sehr du dich nach dieser Offenbarung auch wehrst, du wirst mir nicht entkommen. Ich lasse nicht zu, dass du fliehst und das zwischen uns beendest.« Bedeutungsvoll betrachtete er mich und nach einem langen Moment ergänzte er flüsternd: »Ich habe es nicht durchgezogen, Jenny, weil er zu uns gehört. Ihr beide gehört mir.«
Mit vielem hätte ich gerechnet, aber nicht mit diesen Worten. Auch nicht mit meiner Reaktion darauf, die alles andere als hasserfüllt ausfiel. Denn jeglicher Schmerz wich von mir. Allein seine letzten Worte erfüllten mich, wie nur er es konnte. Wenn nur ein Funken Wahrheit darin steckte, so konnte ich mich darauf einlassen. Mein Herz hoffte es, als ich nickte.
Allerdings brauchte ich einige Minuten, um auch meinen Verstand von dem zu überzeugen, Colt wieder zuzulassen, was mein Herz bereits entschieden hatte.
Dann hauchte ich: »Neuntens: Er muss mit allem beschützt werden, was wir haben.«
»Selbstverständlich.« Er nickte und kam zu unserem eigentlichen Thema zurück: »Zehntens: Wir werden einander immer hassen.«
Er machte das Liebe-Hass-Ding zu unserem Ding. Ich kletterte auf seinen Schoß, küsste ihn kurz und sanft und nahm mir von ihm, was ich in jenem Moment am meisten brauchte.
Eine verdammte Umarmung!
Fest schlang ich meine Arme um seinen Hals und atmete seinen Mistkerl-Duft tief ein. Mit jeder Sekunde, die er unser anderes Ding mit seinen muskulösen Armen um meinen Körper erwiderte, beruhigte sich mein Puls und meine Ängste verschwanden an einen
Ort, wo ich sie vorerst nicht finden konnte. Oder sie mich.
»Ich hasse dich, du verflucht heißer Mister Verlogen-sexy-und-viel-zu-heiß-um-auf-ihn-böse-zu-sein-Mistkerl.«
»Ich hasse dich auch, du süße, verrückte Miss Provokant-und-verführerisch-die-nur-mir-gehört-Miststück«, erwiderte er schmunzelnd und küsste mich so zärtlich und liebevoll, dass sich mein Herz zusammenzog und alles, was er darin zerstört hatte, mal wieder fest zusammenschweißte.
Das war es.
Wir hatten eine Zukunft.
Ich wusste es ganz sicher. Und wenn wir uns beide an die neuen Regeln halten würden, könnte es wirklich funktionieren. Wir brauchten einander.
»Ihr braucht anständige Kosenamen. Die Namen, die ihr euch gegeben habt, sind eindeutig zu lang«, meinte Adam müde.
Ich ignorierte ihn, genau wie der verflucht heiße Mister Verlogen-sexy-und-viel-zu-heiß-um-auf-ihn-böse-zu-sein-Mistkerl und unsere Lippen trafen erneut aufeinander. Zärtlich und darauf bedacht, uns gegenseitig zu heilen.
Wobei ich mich fragte, was ihn wohl zerstört haben mochte, war er doch noch so viel schlimmer als ich und jeder andere, dem ich je begegnet war. Was in seinem Leben schiefgelaufen war, dass er so sadistisch und blutrünstig geworden war. Und ob ich überhaupt die Kraft besaß, ihn soweit zu heilen, dass er mich nicht irgendwann ins Messer laufen ließ.
Gerade als mir klar wurde, dass es Zeit war, Colt mit Fragen zu löchern, so wie er es bei mir immer tat, unterbrach Adam meine
Gedanken.
»Und euer Ich-hasse-dich-Ding ist wirklich krank.«
»Klappe!«, knurrte ich zwischen den Küssen und Dean drückte mich enger an sich. Plötzlich ging die Schiebetür auf und ich erschrak, als Riley umgehend fragte: »Können wir jetzt essen?«
Stimmt, ja, wir saßen im Auto. Trick stand ja auch noch draußen. Das könnte peinlich werden, wenn es mir nicht so egal wäre.
Wurde es aber ganz schnell, als ich mich von Dean löste und ausstieg. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, und machte mir auch keine Gedanken darüber. Erst als ich sah, wo genau wir geparkt hatten. Beim Aussteigen schüttelte ich ungläubig den Kopf. Wir standen mitten in der Stadt vor einem Restaurant. Als mir bewusst wurde, wie der Vito eben geschaukelt haben musste, als diese beiden Männer noch vor wenigen Minuten in mir waren, schluckte ich kurz.
»Mister …«, fing ich betonend an.
»Ja?« Colt, der natürlich wusste, wo wir waren, stieg hinter mir aus.
»Alter, never!« Niemals könnte ich mich in das Restaurant setzen und essen. Die Menschen in unserer Umgebung hatten mich bestimmt gehört und den Koloss eines PKWs auf und ab bewegen sehen.
Verflucht!
Im Normalfall wäre es mir egal. Aber das war dann selbst für meinen Geschmack too much!
»Du siehst ja richtig durchgefickt aus«, meinte Trick und sah mich amüsiert an.
Haha, bist du lustig. Ich lache mich weg! Bastard!
, dachte ich.
Aber ich sagte … nichts … Ich hob nur eine Braue. Und drehte mich zu Dean.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Du brauchst auch eher einen Zettel und einen Stift, um dir die neuen Regeln aufzuschreiben«, mischte sich Adam ein. Genervt drehte ich mich zu ihm um.
»Adam, ernsthaft, das ist eine Sache zwischen mir und Colt, klar?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf und trat einen Schritt auf ihn zu. »Du durftest mal mitspielen, aber das hier …« Ich zeigte zwischen uns, »… wird keine Polyamorie-Geschichte.«
»Und wird einmalig bleiben«, ergänzte Dean bestimmt. Ich schaute zu ihm und seine schwarzen Iriden strahlten mich wissend an. Das Wissen, dass unsere Verbindung so viel mehr war.
Mit nur einem Schritt verkürzte er den Abstand zwischen uns und zog mich an sich. Mit seiner Hand an meinem Nacken drückte er seine Lippen sanft auf meine. Innerhalb von Sekunden hüllte uns Dean wieder in seinen Kokon. Sofort wurde die Außenwelt für uns weggesperrt und hier drin war alles zum Erbrechen rosarot.
Vergessen war unser Schatten aus Geheimnissen, Lügen und perfiden Plänen. Vergessen waren der ganze Schmerz, die Angst und unsere verdrehten Regeln, an die wir uns hoffentlich von nun an halten würden. Niemals mehr wollte ich diesen Raum, den er für uns erschuf, verlassen. Seine Lippen, seine Zunge und sein restlicher Körper beförderten mich zurück auf die rosarote Scheißzuckerwattewolke. Es war wie ein abgefuckter Teenie-Film. Alles war so süß und rosa und vor allem perfekt. Wenn ein scheiß schmetterlingepupsender Bär um die Ecke kommen würde, käme ich
noch nicht einmal auf die Idee, mich zu wundern. Aber das würden wir eh nicht mitbekommen, weil wir flogen. Nicht auf Wolke sieben. Dean beförderte uns mit seiner atemberaubenden Präsenz und seinen einzigartigen, sanften Küssen noch viel höher. Wir flogen so hoch, dass eins klar wurde – wenn wir abstürzten, fielen wir tief. Sehr tief. Wir würden in einem Krater aus vielen verrückten Emotionen, verletztem Stolz und krankhafter Besessenheit landen und uns darin suhlen.
Ein richtiger Höllenentzug, der nur tödlich enden konnte.
Und das wussten wir beide.
»Und wenn sie wieder bestraft werden muss?« Es war Adam, der dafür sorgte, dass Dean sich mit einem angedeuteten Lächeln wieder von mir löste und ich blickte seinen blonden Loserfreund grimmig an …
Warum gehst du nicht und stirbst einfach?
Er sah mich an, als würde er tatsächliche eine Antwort erwarten. Da Dean ihn aber nur anstarrte, als würde er einen Stein imitieren, fühlte ich mich verpflichtet, Adam erneut in Kenntnis zu setzen.
»Da gibt es noch Riley, Greg, Trick …« Ich zählte an den Fingern ab. »Und ich habe auch noch ganz viele Leute.« Frech zwinkerte ich ihm zu. Dabei drehte ich mich zu Dean um, während alle anderen Anwesenden lächelten, außer natürlich Adam. Der schüttelte den Kopf.
Ich lehnte meinen Kopf an Deans Brust und nahm seinen Mistkerl-Geruch in mich auf. »Wo ist Jey?«, fragte ich an seinem Körper.
»Bei Blade zu Hause und schläft hoffentlich schon«, erwiderte Dean und ich atmete erleichtert auf.
»Ich will zu Hause essen«, sagte ich nur, weil ich mich nicht ins Restaurant setzen wollte. Dean reagierte sofort, öffnete die Tür, drückte mich in den Van und sagte den Männern, was sie zu essen mitbringen sollten. Alle Männer verschwanden. Nur Dean kehrte zu mir zurück.
Er und seine ätzenden Bestrafungen. Aber mich wunderte etwas. Ich wartete, bis er sich neben mich setzte, und fragte:
»Woher wusstest du, wo du mich finden würdest und dass ich verschwinden wollte?«
Wenn Saltos mich verraten hatte, wüsste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es war ein Verrat und ich wollte weg. Anderseits war ich froh, dass Dean nun neben mir saß, wir eine weitere Erfahrung miteinander geteilt hatten und dass wir Regeln aufstellen konnten, die uns einander näherbrachten.
»Jenny, ich weiß alles.«
»Aber woher?«
»Ich sah in deinen Augen, dass du verschwinden wolltest, und wir sind dir direkt gefolgt.« Er log, definitiv. Ich konnte es ihm ansehen.
»Warum lügst du, Dean. Wir haben neue Regeln«, erinnerte ich ihn.
Er hob eine Braue. »Das ist die Wahrheit, glaubst du nicht, dass ich dich kenne?«
»Nicht nach der kurzen Zeit«, entgegnete ich bestimmt.
»Das tue ich aber.« Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Misstrauisch betrachtete ich ihn genauer und in jenem Moment fiel mir etwas ein – sein Handy. Nicht Saltos hatte mich verraten. Oder vielleicht doch, ohne dass er es wusste. Denn ich
könnte darauf wetten, dass Dean mich stalkte und mein Handy präpariert hatte, sodass er alles mitbekam. Zuzutrauen war es ihm.
Shit, ich würde glatt meinen Arsch darauf verwetten, dass es so war! Er wusste zu viel und ich brauchte eindeutig ein neues Handy. Eins, von dem er nichts erfahren würde.
»Woher wusstest du, dass ich dich entführt habe, obwohl du es nicht sehen konntest?«, fragte er und ich musste schmunzeln.
»Ich wusste es eben.«
»Ja, aber woher? Wenn du mich doch nicht kennst, wie du es eben behauptet hast.«
Ich lächelte. »Ich habe dich gerochen.« Er starrte mir in die Augen und ich konnte in seinen Iriden die Verwunderung sehen. »Dean, du hast diesen ganz eigenen, besonderen Geruch, den ich so mag und sofort überall erkennen würde. Ich fokussiere mich oft auf Gerüche. Augen und Worte können einen irritieren, aber die Nase …«, ich zeigte auf meine Nasenspitze, »lügt selten.«
Er hob eine Braue. »Damals in der Bar… «, fing er an und ich nickte direkt.
»Ja, ich habe die Schießerei gerochen.«
»Aber das kann man doch nicht riechen. Zumindest nicht so stark.«
»Ich habe einen empfindlichen Geruchssinn. Und so konnte ich nicht nur die Schießerei wahrnehmen, sondern auch dich.«
»Also stinke ich.« Er hob eine Braue und ich lachte laut los.
»Nein, ganz im Gegenteil. Du riechst nach Freiheit, Sehnsucht und ein bisschen nach dieser Gefahr, die ich so mag. Du riechst wie ein verbotener Kuss an meiner empfindlichsten Stelle und nach all dem,
wonach ich mich verzehre, und nach Hoffnung. Es erwärmt mich so tief, dass ich es am liebsten für immer in mir verschließen möchte.«
Er sah mich überrascht an.
Oh, Kit! Zuckerscheiße aus deinem Mund? Was nimmst du nur für Drogen? Ach ja, stimmt: Dean. Die schlimmste Droge von allen!
»Guck nicht so peinlich berührt.« Er hauchte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. »Ich mag deinen Fliedergeruch auch.«
Flieder? Das konnte er wahrnehmen?
»Das ist mein Körperöl. Ich rieche das schon gar nicht mehr«, tat ich es ab und schämte mich noch immer für meine ehrlichen Worte.